Der eigentliche Krieg ist ja nun aus. Ein kurzes Resumee: Bis auf die Länge (3 Wochen) habe ich mich in vielem geirrt. Dass es im Süden so lange dauerte, hätte ich nicht gedacht. Dass es dann in Bagdad so schnell ging auch nicht. Auch im Nordirak sind bislang die grossen Probleme (Türken-Kurden) ausgeblieben. Und im arabischen Ausland hat es keine grossen Aufstände gegeben. Und es gab auch keine grossen Flüchtlingsströme oder Epidemien. Und der Diktator ist weg.
Dies zum Positiven.
Negativ: Die vielen Plünderungen (vor allem der Museen). Die vielen Toten. Denn man muss davon ausgehen, dass uns heute nur ein Teil der Toten bekannt sind. Auch in Afghanistan sind die schlimmsten Grausamkeiten erst später bekannt geworden. Hussein ist nicht gefasst (das Video bestätigt ja, dass er noch lebt und die wichtigen Figuren aus seiner Adminstration konnten ja alle nicht verhaftet werden). Er kann und wird wohl noch für Unruhe sorgen.
Dennoch - wie zu erwarten - war der Krieg erfolgreich. Die Probleme beginnen erst jetzt. Wie wird dieser Monat aussehen (bevor jetzt unsinnige Angriffe kommen, ist natürlich Spekulation. Bin ja kein Hellseher):
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Die Lage im Irak wird besser werden. Jetzt in Bezug auf Medizin, Lebensmittel, Strom. Auch innere Ordnung. Das müssen die USA schaffen und das traue ich ihnen zu.
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Gleichzeitig wird aber die innere Sicherheit problematisch bleiben. Vor allem in Bezug auf die USA. In Basra hat die „Koalition“ ja schon im Krieg gemerkt, dass sie nicht beliebt sind. Wären sie dort erwünscht gewesen, hätte sich der Widerstand nicht so lange halten können. Nun fordern die Schiiten schon den Abzug der USA. Erste grosse Demonstrationen gibt es schon. Gewalttätiger Widerstand wird entstehen. Das was die Israelis schon kennen, werden auch die USA erleben. Ein „Herumspazieren“ in einem befreiten und befriedeten werden sich die Soldaten nicht erlauben können.
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In der UNO wird man sich einigen. Die USA können nicht ohne die UNO (Aufhebung der Sanktionen, Senkung der Verschuldung etc.). Wie die Kompromisse ausfallen werden, kann ich natürlich nicht sagen. Aber die USA werden von ihren Wünschen runterkommen müssen, zumal auch die Briten auf die europäische Linie einschwenken.
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Der Druck in Arabien wird weiter hoch bleiben. Der Irak wird wohl in Europa aus den Schlagzeilen verschwinden, in den arabischen Ländern aber sicherlich nicht. Das merkt man ja schon heute, in dem selbst arabische Regierungen, die für den Krieg waren, nun den Abzug der USA fordern. Auch die Forderungen Gegenmassnahmen zu ergreifen, werden bleiben (z.B. Einführung des Euro als „Ölwährung“). Ich glaube nicht, dass die OPEC so weit gehen wird, würde mich aber nicht wundern, wenn sie erstmals diese Drohung aussprechen wird.
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In Syrien werden sich die USA nicht durchsetzen. Ein Krieg ist unmöglich, vor allem solange der Irak nicht wirklich befriedet ist und das bekommen die USA nicht hin. Politischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Druck gegen Syrien wird es geben. Nur damit erhöht sich der Widerstand in Arabien gegen die USA. Und den wirtschaftlichen Druck gegen Syrien können und werden die Araber kontern. Zumal ja auch die Europäer da nicht mitmachen werden. Und die Hauptexportländer sind Italien, Frankreich, Türkei, Libanon, Saudi-Arabien, Spanien, Deutschland (1,8%). Die USA können also höchstens dann mit 1,7% kommen. Ausser der Pipelinesperrung haben die USA also nicht viel Möglichkeiten. Und sollte es da zu ernsthaften Problemen für die syrische Volkswirtschaft kommen, rechne ich damit, dass vor allem Saudi-Arabien einspringen wird. Oder auch Iran.
