1 Monat nach Kriegsbeginn

Der eigentliche Krieg ist ja nun aus. Ein kurzes Resumee: Bis auf die Länge (3 Wochen) habe ich mich in vielem geirrt. Dass es im Süden so lange dauerte, hätte ich nicht gedacht. Dass es dann in Bagdad so schnell ging auch nicht. Auch im Nordirak sind bislang die grossen Probleme (Türken-Kurden) ausgeblieben. Und im arabischen Ausland hat es keine grossen Aufstände gegeben. Und es gab auch keine grossen Flüchtlingsströme oder Epidemien. Und der Diktator ist weg.

Dies zum Positiven.

Negativ: Die vielen Plünderungen (vor allem der Museen). Die vielen Toten. Denn man muss davon ausgehen, dass uns heute nur ein Teil der Toten bekannt sind. Auch in Afghanistan sind die schlimmsten Grausamkeiten erst später bekannt geworden. Hussein ist nicht gefasst (das Video bestätigt ja, dass er noch lebt und die wichtigen Figuren aus seiner Adminstration konnten ja alle nicht verhaftet werden). Er kann und wird wohl noch für Unruhe sorgen.

Dennoch - wie zu erwarten - war der Krieg erfolgreich. Die Probleme beginnen erst jetzt. Wie wird dieser Monat aussehen (bevor jetzt unsinnige Angriffe kommen, ist natürlich Spekulation. Bin ja kein Hellseher):

  1. Die Lage im Irak wird besser werden. Jetzt in Bezug auf Medizin, Lebensmittel, Strom. Auch innere Ordnung. Das müssen die USA schaffen und das traue ich ihnen zu.

  2. Gleichzeitig wird aber die innere Sicherheit problematisch bleiben. Vor allem in Bezug auf die USA. In Basra hat die „Koalition“ ja schon im Krieg gemerkt, dass sie nicht beliebt sind. Wären sie dort erwünscht gewesen, hätte sich der Widerstand nicht so lange halten können. Nun fordern die Schiiten schon den Abzug der USA. Erste grosse Demonstrationen gibt es schon. Gewalttätiger Widerstand wird entstehen. Das was die Israelis schon kennen, werden auch die USA erleben. Ein „Herumspazieren“ in einem befreiten und befriedeten werden sich die Soldaten nicht erlauben können.

  3. In der UNO wird man sich einigen. Die USA können nicht ohne die UNO (Aufhebung der Sanktionen, Senkung der Verschuldung etc.). Wie die Kompromisse ausfallen werden, kann ich natürlich nicht sagen. Aber die USA werden von ihren Wünschen runterkommen müssen, zumal auch die Briten auf die europäische Linie einschwenken.

  4. Der Druck in Arabien wird weiter hoch bleiben. Der Irak wird wohl in Europa aus den Schlagzeilen verschwinden, in den arabischen Ländern aber sicherlich nicht. Das merkt man ja schon heute, in dem selbst arabische Regierungen, die für den Krieg waren, nun den Abzug der USA fordern. Auch die Forderungen Gegenmassnahmen zu ergreifen, werden bleiben (z.B. Einführung des Euro als „Ölwährung“). Ich glaube nicht, dass die OPEC so weit gehen wird, würde mich aber nicht wundern, wenn sie erstmals diese Drohung aussprechen wird.

  5. In Syrien werden sich die USA nicht durchsetzen. Ein Krieg ist unmöglich, vor allem solange der Irak nicht wirklich befriedet ist und das bekommen die USA nicht hin. Politischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Druck gegen Syrien wird es geben. Nur damit erhöht sich der Widerstand in Arabien gegen die USA. Und den wirtschaftlichen Druck gegen Syrien können und werden die Araber kontern. Zumal ja auch die Europäer da nicht mitmachen werden. Und die Hauptexportländer sind Italien, Frankreich, Türkei, Libanon, Saudi-Arabien, Spanien, Deutschland (1,8%). Die USA können also höchstens dann mit 1,7% kommen. Ausser der Pipelinesperrung haben die USA also nicht viel Möglichkeiten. Und sollte es da zu ernsthaften Problemen für die syrische Volkswirtschaft kommen, rechne ich damit, dass vor allem Saudi-Arabien einspringen wird. Oder auch Iran.

Wie man heute,am Ostersonntag, lesen konnte, haben sich die an diesem durch kein Recht der Welt legitimierten Raubüberfall auf ein souveränes Land teilgenommenen Länder zu „Siegern“ erklärt.Zu Siegern über ein an sich reiches Land, welches durch inhumane Sanktionen seit vielen Jahren in Armut und Elend gehalten wurde.Nachdem die UNO mitgeholfen hatte, den Irak vollends zu entwaffnen, war es natürlich ein Leichtes für die „Koalition der Mutwilligen“
ihr illegales Handwerk blutig zuende zu bringen.Was ist letztendlich ereicht worden? Ein Diktator ist vertrieben worden und ein Dutzend neue wartet auf ihre Chance; ein unter mehr als merkwürdigen Umständen „gewählter“ amerikanischer Präsident hat für eine kleine Weile von seinen inländischen Problemen abgelenkt und die Frage, wie kommt amerikanisches Öl unter irakischen Sand, ist auch noch nicht beantwortet.
ansonsten frohe Ostern

noch ein paar Anmerkungen und Fakten
Hallo Ralf,

Fakt ist, dass dieser Krieg, begonnen nach 1991, bewiesen hat, dass Saddam ein zahnloser Tiger war. Bagdad war lediglich ein Tomahawktestgelände und Saddam hätte auch durchs A-Team gestürzt werden können. Mehr als eine handvoll Panzer und Zweiteweltkriegshaubitzen konnte er nicht an Großwaffen aufbieten. Was die mit 250.000 Mann dort unten suchen, stimmt mich fraglich.
Ein Militärdiktator wird durch einen anderen ersetzt. US-Demokratie bedeutet u.a. Erschiessung von Nichtgegenern und Zivilisten und Aufruf zu Plünderungen (siehe entsprechende Artikel auf http://de.indymedia.org)

Fakt ist weiterhin, dass die US-Staatsverschuldung an der Defizitgrenze angekommen ist (die schonmal höhergesetzt wurde, dächte von 60 auf 63% BIP). Die USA haben derzeit eine Lobby in der Regierung, welche ihre Finger in der Öl- und Rüstungsindustrie hat. Ich bin mir recht sicher, dass dieser Krieg inszeniert wurde, um deren Profite abzusichern. Woher die 80 Mrd. Kriegskosten kommen wollen, frage ich mich ebenso. Man kann nur hoffen, dass dieses Land nicht noch in eine Militärdiktatur umschlägt.

Fakt ist weiterhin, dass unsere liebe Regierung ihr Volk als Bekloppte abstempelt. Öffentlich tun sie so, als würde sie alles zur Verhinderung des Krieges tun, tatsächlich wurde er mit allen Möglichkeiten unterstützt, die eventuell noch öffentlich tragbar waren. 7000 US-Soldaten wurde freigestellt, Überflugrechte gewährt, Waffentechnik geliefert, Logistik an den US-Basen in D. unterstützt. Auch wenn es sich dabei nur um eher rückwärtige Dienste hadelt, ist das für mein Verständnis eine direkte deutsche Kriegsbeteiligung. Ein Krieg wurde auf deutschem Boden mitorganisiert und durchgeführt. Ähnlich in Frankreich.

Ich weiss nicht, wieso es in diesem Land offenbar keine wahrhaben will, dass er von einer CDU/FDP oder SPD/Grünen geführten Regierung nur verarscht wird.
Der Innenkrieg in D genauso. Durch Sozialabbau soll Wachstum simuliert werden, durch Bildungsabbau ein doofes Volk gezüchtet werden, welches dann wahrscheinlich noch einfacher zu lenken ist. Deutsches Großkapital kann aber so weiterhin fettlebe machen und für ca. 6,5 Mio Bürger fällt noch Staatssozialismus dabei ab.
Wenn ich mir die Zahlen in der Sonntagsfrage ansehe, krausen sich mir die Haare. Erkläre mir bitte einer, was er von einer CDU-Regierung für sich an positivem abgewinnen kann? Ich kann es nicht nachvollziehen. Wahrscheinlich ist es der Wunsch, selbst mal mit der Waffe im Irak etwas kämpfwen zu dürfen.

Gruß
Frank

Nie mehr wieder darf von deutschem Boden…
Hallo Frank,

…aus Krieg geführt werden!

Wie schnell die Zeit Gras wachsen lässt!
Grüße
Raimund

Hallo Frank!

Zustimmung für den ersten Teil Deines Postings, aber die Anmerkungen zur Innenpolitik verdienen nicht mehr die Überschrift, derzufolge es um Fakten geht.

Durch Abbau sozialer Leistungen läßt sich an den Staatsausgaben drehen, aber kein (Wirtschafts-)Wachstum darstellen. Mit der Vernachlässigung der Bildungspolitik kann „Deutsches Großkapital“ keine Fettlebe machen. Realisierte Produktideen, die Kapital erfordern und Gewinn bringen, lassen Kapitalgeber gut leben. Dafür braucht man möglichst gut ausgebildete breite Schichten. Das gilt für jedes Land, das kein Geld mit Bodenschätzen oder billigen Massenprodukten verdienen kann, sondern auf know-how-lastige Produkte angewiesen ist. Diesen Vorwurf mache ich allerdings der Politik aller Farben, daß ein 10-Milliarden-Beschaffungsprogramm fürs Militär möglich ist, aber solche Größenordnung für Bildung ist nicht drin. Wir brauchen dringend mehr Selbständige, aber die Förderprogramme erschöpfen sich im wesentlichen in Peanuts zur Bezahlung einer Krankenversicherung. Wir brauchen an jeder technischen Hochschule und Fachhochschule ein Kurangebot zur Betriebsführung in kleinen Unternehmen. Und dieses Land braucht neben einer schlanken Verwaltung mit nur einem Bruchteil der heute Beschäftigten für Arbeitsfähige als soziale Sicherung nur den Katastrophenschutz vor dem Verhungern. Was darüber hinaus geht, treibt die Menschen in die abwartende Trägheit statt in die Eigeninitiantive.

Gruß
Wolfgang

Hi!

Fakt ist weiterhin, dass die US-Staatsverschuldung an der
Defizitgrenze angekommen ist (die schonmal höhergesetzt wurde,
dächte von 60 auf 63% BIP). Die USA haben derzeit eine Lobby
in der Regierung, welche ihre Finger in der Öl- und
Rüstungsindustrie hat. Ich bin mir recht sicher, dass dieser
Krieg inszeniert wurde, um deren Profite abzusichern. Woher
die 80 Mrd. Kriegskosten kommen wollen, frage ich mich ebenso.
Man kann nur hoffen, dass dieses Land nicht noch in eine
Militärdiktatur umschlägt.

Langer Anlauf, und doch zu kurz gesprungen. :wink:

Die USA haben momentan ganz andere Probleme, als sich um mögliche Profite der Öl- und Rüstungsindustrie zu kümmern.

  1. Die USA haben sich in den letzten zehn Jahren von einem Öl-Exporteur zu einem Öl-Importeur entwickelt. Überhaupt sind die USA extrem abhängig geworden von Importen. Das macht sie sowohl wirtschaftlich wie auch politisch anfällig.

  2. Das Handelsbilanzdefizit der USA überschreitet die zumutbare Grenze. Es gibt mittlerweile erste Stimmen, die von einer notwendigen Abwertung des US-Dollars von 25 bis 50 % sprechen. Das Leistungsbilanzdefizit der USA macht jetzt schon 5,2% des BSP der USA aus - ein historischer Höchststand. Das Staatsdefizit beträgt 400 Milliarden Dollar!

  3. Die Wirtschaft der USA lebt fast ausschließlich von der Binnennachfrage (US-Waren sind am internationalen Markt zweitrangig in Qualität und Nachfrage). Ein Großteil der amerikanischen Konsumenten ist aber bereits jetzt hoch verschuldet. Daher erwartet man in Kürze einen Einbruch der US-Konjunktur.

  4. Die Pensionskassen - die Quelle der amerikanischen Rentenabsicherung schlechthin - können die gemachten Pensionszusagen nicht einhalten, weil nach dem Börsenboom der 90er jetzt die Kapitalvernichtung eingesetzt hat.

  5. Das politische Ansehen der USA ist auf Jahre ramponiert. Nach 1989/90 haben die USA ihre Funktion als Schutzmacht gegenüber dem Kommunismus verloren. Spielchen wie in Afghanistan oder im Irak sind nur noch Schauspiele für die Kulisse. Theaterdonner eben. Damit soll der Niedergang kaschiert werden.

Meine Erwartungen sehen so aus:

  • Einbruch der Wirtschaft in den USA aufgrund des hohen Defizits.
  • starke Abwertung des US-Dollar bei gleichzeitigem Anziehen der Zinssätze, um die Staatsverschuldung in den Griff zu kriegen
  • weltweite Rezession mit mehr Pleiten und höheren Arbeitslosenzahlen
  • George W. Bush verliert die nächste Wahl wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten
  • Abstieg der USA von der „Supermacht“ zu einem „Staat unter vielen“
  • Rückzug der amerikanischen Militärpräsenz weltweit mit gleichzeitig vermehrten ethnologischen Konflikten (es gibt eben keine primäre Ordnungsmacht mehr)

Damit sollte sich das „Problem USA“ in den nächsten zwei bis fünf Jahren von selbst erledigt haben. Ob die Zeiten dann aber besser werden?

Grüße
Heinrich

Hallo Wolfgang!

Zustimmung für den ersten Teil Deines Postings, aber die
Anmerkungen zur Innenpolitik verdienen nicht mehr die
Überschrift, derzufolge es um Fakten geht.

Ob du es mir nun glauben möchtest oder nicht - eine verkürzte Kapitalismuskritik (etwas anderes ist dein stetes Statement zu mehr Selbständigen und weniger Zettelsortierern nicht) löst die Probleme nicht. Entweder können wir uns damit abfinden, dass Wirtschaft ausschließlich als Mittel zum Zweck betrieben wird, um uns zu kleiden, zu ernähren, zu befördern… und auf der anderen Seite soziale Projekte durchgeführt werden können, welche derzeit als unprofitabel gelten (Bildung, Kindererziehung, Kultur…).
Oder wir betrachten sie weiterhin als das Nonplusultra um die gesellschaftlichen Geschicke zu lenken und legen damit einigen, wenigen Machtgeilen das Werkzeug in die Hand, welches für die derzeitigen Probleme verantwortlich ist. Zweiteres hat mit Demokratie nicht viel zu tun.
http://www.buko.info/asww/attacbrief.html

Das kann dann aber so wie in Argentinien enden:

Kapitalismus ist Krieg

"Den kriegerischen Zustand gibt es nicht nur im Krieg. Im Alltag stolpern wir andauernd über patriarchale, manchmal „nur“ subtil gewalttätige Verhaltensweisen. Weltweit sterben täglich Zehntausende an den Folgen von Hunger bzw. Unterernährung. Unzählige Kinder haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sterben an vermeidbaren Krankheiten, Menschen in den Ländern des Südens können Medikamente nicht bezahlen die ihre Krankheit lindern könnten, die Krankenhäuser sind unterversorgt.

American way of life

Im Irak wird unter anderem auch der Zugang zu Erdölreserven gesichert, und ein Kampf gegen Widerstand auf der ganzen Welt geführt. Vielerorts überlegen sich Menschen Alternativen zum Kapitalismus. Wir leisten uns eine rohstoffintensive Wirtschaftsweise, und Gandhi sagte einmal wir bräuchten etwa fünf Planeten (einen davon für den Müll) um die Gier des Menschen zu befriedigen. Dieser Kapitalismus (das Patriarchat in seiner kapitalistischen Phase) wird mit Gewalt durchgesetzt, wenn auch oft versteckt durch Zwang, Entfremdung. Der Krieg ist eine Fortsetzung des Friedens mit brutaleren Mitteln, in Friedenszeiten ist die Ausbeutung für die Ausgebeuteten kaum angenehmer. In Kolumbien, Bolivien, und anderswo werden ständig Menschen ermordet, doch es herrscht bitterer Frieden. Und dennoch besteht Hoffnung angesichts des tagtäglichen massenhaften Mordens: Nicht nur in Argentinien, auch hier, gibt es trotz Repression Versuche, sich selbstbestimmt zu organisieren und Alternativen zur Wirtschaftskrise zu entwickeln."

aus:http://de.indymedia.org/2003/04/48352.shtml

Gruß und schöne Restostern
Frank

mehr Selbständigen und weniger Zettelsortierern nicht löst
die Probleme nicht. Entweder können wir uns damit abfinden,
dass Wirtschaft ausschließlich als Mittel zum Zweck betrieben
wird, um uns zu kleiden, zu ernähren, zu befördern…

Hallo Frank,

genau das sind die Aufgaben der Wirtschaft. Dabei vermag ich nicht zu entdecken, was daran sozial oder vernünftig ist, viele Menschen mit überflüssigen Tätigkeiten zu beschäftigen. Tätigkeiten, die niemandem nützen, mit denen nichts hergestellt oder befördert wird, die aber die Arbeit anderer Menschen belastet und verteuert. Ein großer Teil aller Abgaben ist nur dafür zu leisten, um Menschen zu ernähren, deren „Dienstleistung“ keiner braucht. Wir brauchen schlanke Effizienz für unverzichtbare Dienstleistungen und keine aufgeblähten Verwaltungen. Und wir brauchen möglichst viele Menschen, die selbst erdenken, vermarkten und produzieren, statt darauf zu warten, daß ihnen jemand Arbeit gibt.

Solche Bestrebungen halte ich für zutiefst sozial. Im Gegensatz dazu halte ich es für asozial, gesunde Menschen mit überflüssigen Tätigkeiten zu beschäftigen.

Wer nicht weiß, wovon ich rede, sehe sich z. B. die Betriebsnummernstelle eines beliebigen Arbeitsamtes an. Ersatzweise tut es auch ein beliebiges statistisches Landesamt, das die Gewerbetreibenden vom Automechaniker bis zum Zahntechniker regelmäßig befragt, wieviele Festmeter Holz sie einschlagen.

Die Existenz solcher Beschäftigungen halte ich für asozial. Für die Bezahlung solchen Unfugs müssen viele Menschen hart arbeiten.

Gruß
Wolfgang

Hallo Heinrich,

Damit sollte sich das „Problem USA“ in den nächsten zwei bis
fünf Jahren von selbst erledigt haben. Ob die Zeiten dann aber
besser werden?

Das liegt an allen. Das Problem heißt nicht USA sondern Kapitalismus als solcher. In Deutschland oder Frankreich sieht es nur unwesentlich anders aus.
Ob staatsmonopolistischer Kapitalismus a la Sowjetsystem oder der jetzige Neoliberalismus im modernen Imperialismus - beides funktionierte nicht. Das erstere - meiner bescheidenen Ansicht nach - weil man auf moderaters Wachstum mit sozoialem Ausglweich gesetzt hat, was ggüber einer ausschließlich auf Wirtschaft ausgerichteten Gesellschaft wirtschaftlich zwangsweise unterlegen, sozialpolitisch aber weit überlegen war.
Wir sollten hier tatsächlich mal anfangen, tiefgründig über alternativen nachzudenken. Weiter als bis Rürupp oder Hartz und GATS schafft es eine bürgerliche Regierung nicht.

Gruß, ebenso schöne Restostern
Frank

…aber schlecht geträumt!

nicki

Meine Erwartungen sehen so aus:

  • Einbruch der Wirtschaft in den USA aufgrund des hohen
    Defizits.
  • starke Abwertung des US-Dollar bei gleichzeitigem Anziehen
    der Zinssätze, um die Staatsverschuldung in den Griff zu
    kriegen
  • weltweite Rezession mit mehr Pleiten und höheren
    Arbeitslosenzahlen
  • George W. Bush verliert die nächste Wahl wegen der
    wirtschaftlichen Schwierigkeiten
  • Abstieg der USA von der „Supermacht“ zu einem „Staat unter
    vielen“
  • Rückzug der amerikanischen Militärpräsenz weltweit mit
    gleichzeitig vermehrten ethnologischen Konflikten (es gibt
    eben keine primäre Ordnungsmacht mehr)

Damit sollte sich das „Problem USA“ in den nächsten zwei bis
fünf Jahren von selbst erledigt haben. Ob die Zeiten dann aber
besser werden?

Grüße
Heinrich

Hallo Wolfgang,

ich gebe dir ja prinzipiell recht - nur ist das doch hierzulande gewollt!
Es wird dir verboten, auf deinem Grundstück einen Brunnen zu bohren, damit du dir Wasser vom Zweckverband zu völlig übertriebenen Preisen kaufen mußt, dem ein Bürgermeister und andere „Würdenträger“ im Aufsichtsrat vorstehen und damit ein lukratives Zusatzeinkommen haben.
Eine Krankenkasse hat auch nichts mehr mit einer Versicherung zu tun, wenn 1/3 der Beiträge (!!!) ausschließlich für den Verwaltungsaufwand draufgehen.
Beim Arbeitsamt dasselbe: http://marx-forum.de/geschichte/deutschland/arbeitsa…
In diesem Land sind diese Institutionen dazu da, Rechte für Großkonzerne zu sichern und die Staatsbediensteten bei Laune zu halten. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Warum sortieren die dan in den Krankenkassen Zettel und hüten nicht sinnvoller Kinder, bilden sie aus oder kümmern sich um Alte oder sonstige Aufgaben? Zu tun gibts genug.

Gruß
Frank

Ein Schreckensszenario…
Hallo Heinrich,:
… das Du hier zeichnest.
Doch vermutlich wahr.
Ich bin ja bekanntermaßen kein Freund der US-Regierung. Doch ein Zusammenbrechen der US-Wirtschaft hat auch schmerzhafte Folgen für uns. Wir haben uns (gezwungernermassen) zu stark an die USA gebunden.
ein Lösen dauert Jahre. Und soviel Zeit haben wir nicht mehr.
Was tun?

Grüße
Raimund

Hallo Heinrich!

Das Eintreffen Deiner Erwartungen halte ich für wahrscheinlich. Das chronische Handelsbilanzdefizit und die schon aufgelaufene Verschuldung sind der Stoff, aus dem Vertrauensverlust entsteht. Wenn Anleger das Vertrauen verlieren, wird es schwer, neue Schulden zu machen oder auch nur die Zinsen für die vorhandenen Schulden aufzubringen. Zusammen mit einer Politik, die das Geld in 100-Mrd-Schüben buchstäblich verpulvert, den Dollar entwertet und gleichzeitig für Rechtsunsicherheit sorgt, ist der Stoff für wirtschaftlichen Niedergang.

Gruß
Wolfgang

Guten Morgen,

… Überhaupt sind
die USA extrem abhängig geworden von Importen. Das macht sie
sowohl wirtschaftlich wie auch politisch anfällig.

Das waren sie schon immer! Vielleicht nicht so stark wie jetzt, aber auf Pump vom Rest der Welt haben die USA schon schon Jahrzehnt gelebt! Die Frage ist: Warum macht die Welt das mit?

… die von einer notwendigen Abwertung des US-Dollars von
25 bis 50 % sprechen.

Dann bezahlen alle die das, die für ihre Importe Dollars bekommen haben und dann weniger dafür bekommen.

Nach 1989/90 haben die USA ihre Funktion als Schutzmacht
gegenüber dem Kommunismus verloren.

Ketzerische Frage: Waren sie wirklich Schutzmacht oder haben sie sich lediglich selbst möglichst weit vorne, möglichst weit weg vom heimischen Territorium gegen dem Kommunismus verteidigt?
Mir kommt dabei immer wieder die (in diesem Forum auch schon von mir erwähnte) Aussage von Robert McNamara, ehemaliger Verteidigungsmiister der USA, in den Sinn: „Die Deutschen müssen wissen, dass ihr Wohngebiet im Falle eines Ost-West-Krieges völlig verwüstet wird.“ Dann wären wir wieder (endgültig) „befreit“ worden.

  • Einbruch der Wirtschaft in den USA aufgrund des hohen Defizits.
  • starke Abwertung des US-Dollar bei gleichzeitigem Anziehen
    der Zinssätze, um die Staatsverschuldung in den Griff zu kriegen
  • weltweite Rezession mit mehr Pleiten und höheren Arbeitslosenzahlen

Leider ist das so. Die US-Wirtschaft ist immer noch die leistungsfähigste und daher maßgebende. Die Pro-Kopf-Leistung ist immer noch deutlich höher als in allen anderen Industriestaaten!

  • George W. Bush verliert die nächste Wahl wegen der
    wirtschaftlichen Schwierigkeiten

Aber was kommt dann? Bisher ist’s immer nur schlimmert geworden …

Damit sollte sich das „Problem USA“ in den nächsten zwei bis
fünf Jahren von selbst erledigt haben. Ob die Zeiten dann aber
besser werden?

Wohl kaum … wenn ein Riese umfällt, ruft das ziemlich viel Verwüstung in der Umgebung hervor …

Gruß, Stucki

Hallo,

ob ihr beide, Wolfgang und Frank, es wollt oder nicht: wir werden uns auf amerikanische Verhältnisse zubewegen. Das sind mehr Kleinselbständige, Billiglohnjobs u.ä. - mit allen Folgen für die gesellschaftlichen Verhältnisse: Armut, Kriminalität, Dreck auf den Strßen, Verwahrlosung usw. Wenn ihr wissen wollt, wie es solchen Leuten geht, lest mal Bücher und Artikel von Barbara Ehrenreich, Kolumnisten der New York Times, Wall Street Journal u.a., die sich ähnlich Günter Wallraff nach „ganz unten“ begeben und (unerkannt) als Kellnerin, Putzfrau usw. gearbeitet hatte: „Im Trailer-Park wohnen diese Leute wie in Dosen“, „wenn ich nicht in mein Auto (als Wohnung) einziehen will, bleibt mir nur, noch einen zweiten Job zu finden“, „eine Gesellschaft, in der ein Mensch, der 10 Stunden am Tag hart arbeitet und sich nicht davon ernähren kann, ist krank“ usw. Seit 1992 wurden laut OECD 16 Mill. neue Arbeitsplätze in den USA geschaffen, doch sechs von zehn Berufsfeldern, in denen neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstanden, gehören zum Billiglohn-Dienstleistungssektor. Übrigens: Die Niederlande sind ja auch unser großes Vorbild - da ist es schon ganz genau so.

Wie gesagt, wir gehen mit Riesenschritten auch auf solche Zustände zu, die Forderung mehr Billiglohnjobs einzurichten, ist derzeit ja das Non-plus-ultra.

Gruß, Stucki

Zustände zu, die Forderung mehr Billiglohnjobs einzurichten,
ist derzeit ja das Non-plus-ultra.

Hallo Stucki,

entweder gibt es einen Bedarf nach Billiglohnjobs oder nicht. Mit Forderungen erreicht dabei keiner etwas. Man kann allenfalls fordern, solche Jobs mit nur möglichst geringen Abgaben zu belasten, weil dieser Bereich andernfalls automatisch in die Schwarzarbeit abgleitet.

Ich erinnere mich noch gut an die beinahe allmorgendliche Aufforderung im Norddeutschen Rundfunk, Hafenarbeiter mögen sich zu einer bestimmten Schicht beim Arbeitsamt in der Admiralitätsstraße in Hamburg einfinden. Es spielte keine Rolle, ob und was man gelernt hatte. Gesund und kräftig reichte. Wer mehr Geld brauchte, machte eine Doppelschicht. Etwas besser war dran, wer einen Führerschein besaß. Das war schon fast eine Existenzgrundlage. Fahrer wurden überall gebraucht. Ungelernte Arbeiter wurden auch überall eingestellt. Wenn ich als Schüler und später als Student einen Job brauchte, taperte ich entweder zur Möbelfabrik Lundia oder zur Paechbrot-Fabrik. Mechanikbetriebe, Kunststoffverarbeiter - Arbeit gabs überall. Was man können mußte, hatte man binnen einer Viertelstunde drauf. Nach wenigen Tagen war man ein alter Hase.

Die Anforderungen haben sich geändert, oohne daß dies in breiten Schichten zur Kenntnis genommen wird. Wenn Kinder nach 9 Schuljahren nicht lesen und schreiben können, die Grundrechenarten nicht beherrschen, vom Aufbau unseres Gemeinwesens nichts wissen und sich feinmotorische Fähigkeiten auf die Bedienung von Videospielen beschränken, haben Elternhaus und Schule versagt. Wenn ein Azubi am Ende einer Mechanikerausbildung eine Flex eingeschränkt bedienen kann (eingeschränkt deshalb, weil man aufpassen muß, daß der Mensch wenigstens die Schutzbrille benutzt), ansonsten wurden aber keine nennenswerten Fähigkeiten erworben, hat die Ausbildungsstätte ihren Namen nicht verdient.

Einem Menschen jenseits des 40sten Lebensjahres wird erzählt, er sei zu alt für eine Vermittlung. Das wird i. d. R. auch nur zu gerne geglaubt und dann wird gewartet, nötigenfalls bis in die Sozialhilfe. Die Idee, ganz neu anzufangen, etwas zu lernen, selbst etwas auf die Füße zu stellen, liegt außerhalb des Vorstellbaren.

Die Beschaffung von Flugzeugen fürs Militär für 10 Milliarden Euro stellt uns vor keine größeren Probleme. Für Kinderkrippen fehlt angeblich das Geld. Schulgebäude sind aus Geldmangel oft in einem bejammernwerten Zustand und die Schulbücher sind manchmal älter als die Schüler.

Quer durch Politik und viele Gesellschaftsgruppen beobachte ich eine Schieflage von Werten und Prioritäten. Zumindest der Einzelne kann die Schieflage für sich in Grenzen verändern. Ältere, ein Leben lang abhängig beschäftigte Menschen, werden aus eigenem Antrieb kaum etwas bewegen. Bei den jungen Menschen muß man mit bestmöglicher Schule und Ausbildung ansetzen. Und mit einer Kultur der Selbständigkeit. Die eigenständige berufliche Existenz sollte eher zum Normalfall werden und die abhängige Beschäftigung zum Notnagel. Bisher ist es genau umgekehrt.

Gruß
Wolfgang