11.9.woher kommt das Übel der Menschen?

Die Wurzel des Übels ist die Art und Weise, wie wir uns als menschliche Wesen fühlen und begreifen, wie unsere Empfindung des Lebendigseins, der individuellen Existenz und Identität beschaffen ist. Wir leiden unter einer Halluzination, unter einer falschen und verzerrten Sichtweise unseres organismisch-lebendigen Seins. Die meisten von uns haben das Gefühl, daß ihr „Selbst“ ein von der Hülle des Körpers umschlossenes, isoliertes Gefühls- und Handlungszentrum ist, dem eine „äußere“ Welt von Personen und Dingen „gegenübersteht“ und das durch die Sinne Kontakt mit einem fremden und seltsamen Universum unterhält. In der Alltagssprache finden sich Beispiele, in der diese Illusion ausgedrückt wird: „Ich bin auf die Welt gekommen“, „Du mußt der Realität ins Auge sehen“ oder „Die Eroberung der Natur“.
Das Gefühl, einsame und kurzlebige Besucher im Universum zu sein, steht in einem absoluten Gegensatz zu allem, was die Wissenschaften über den Menschen (und alle anderen lebenden Organismen) wissen. Wir sind nicht "auf die Welt

gekommen", wir sind „aus ihr hervorgegangen“, wie Blätter aus einem Baum. Wie der Ozean „wogt“, so „bevölkert“ sich das Universum. Jeder einzelne ist ein Ausdruck des ganzen Reichs der Natur, eine einmalige Handlung des gesamten Universums. Diese Tatsache wird von den meisten Menschen selten, wenn überhaupt, erfahren. Sogar diejenigen, die wissen, daß diese Tatsache theoretisch richtig ist, fühlen oder empfinden sie nicht, sondern nehmen sich weiterhin als isolierte „Ichs“ innerhalb der Grenzen ihrer Haut wahr.
Das erste Ergebnis dieser Illusion besteht darin, daß unsere Einstellung gegenüber der Welt „außerhalb“ von uns größtenteils feindselig gefärbt ist. Wir sind immer dabei, die Natur, das Weltall, die Berge, die Wüsten zu „erobern“ bzw. die Bakterien und Insekten zu „bekämpfen“, statt zu lernen, mit ihnen in Harmonie zusammenzuleben. In vielen Ländern sind die markantesten Symbole für diese Eroberung der Bulldozer und die Rakete, also das Instrument, mit dem in Hügeln gewaltsam Platz für Häuser gemacht wird, und jenes gigantische phallische Projektil, das die Luft versengt (wir haben aber auch feinsinnige Architekten, die es verstehen, Häuser in Hügel zu bauen, ohne die Landschaft zu ruinieren, und Astronomen, die wissen, daß sich die Erde bereits im Weltall befindet und daß das erste, was zur Erforschung anderer Welten notwendig ist, empfindliche elektronische Instrumente sind, die - gleich unserem Auge - die entferntesten Objekte an uns heranholen und sie dadurch unserer Wahrnehmung zugänglich machen. Die feindselige Einstellung, die sich in der Eroberung der Natur äußert, ignoriert die grundlegende gegenseitige Abhängigkeit aller Dinge und Ereignisse, den Umstand, daß die Welt jenseits unserer Körperoberfläche eigentlich eine Erweiterung unseres eigenen Körpers ist, und wird im Endeffekt zur Zerstörung der Umwelt führen, aus der wir hervorgegangen sind und von der unser ganzes Leben abhängt.
Das zweite Ergebnis des Empfindens, wir seien isolierte Geister in einem fremden und größtenteils sinnlosen Universum, besteht darin, daß wir uns in keinerlei Hinsicht darüber einigen können, welchen Sinn wir der Welt geben wollen. Eine Meinung steht gegen die andere, und deshalb trifft derjenige, der seine Meinung in der aggressivsten und gewalttätigsten Form verficht - also ausgerechnet der Unsensibelste - die Entscheidungen. Ein Mischmasch von widersprüchlichen Meinungen, das mit der Gewalt der Propaganda zusammengehalten wird, ist wohl die schlechteste Grundlage für die Kontrolle einer mächtigen Technologie.
Es hat also den Anschein, als ob wir ein Genie brauchten, das eine neue Religion, eine neue Lebensphilosophie oder eine neue Weltanschauung erfindet, die plausibel ist, für das späte 20. Jahrhundert im allgemeinen akzeptabel erscheint und die jedem einzelnen zu dem Empfinden verhilft, daß die Welt als Ganzes und sein eigenes Leben im besonderen einen Sinn haben. Wie aber die Geschichte immer wieder lehrt, genügt dies allein nicht. Die Religionen möchten sich voneinander klar abgegrenzt wissen und sind streitsüchtig. Auch in ihnen werden Werturteile über Menschen gefällt, weil sie trennen müssen zwischen den „Erlösten“ und den „Verdammten“, den Rechtgläubigen und den Ketzern, den „In-Groups“ und den „Out-Groups“. Sogar religiös liberal eingestellte Personen spielen das Spiel: „Wir sind toleranter als ihr“. Da außerdem Religionen Doktrinen, Symbole und Verhaltensmaßregeln beinhalten, verhärten sie sich zu Institutionen, die Loyalität befehlen, verteidigt werden und „rein“ gehalten werden müssen. Zudem ist jeder Glaube gleichbedeutend mit inbrünstiger Hoffnung und somit ein Deckmantel für Zweifel und Unsicherheit;
deswegen müssen Religionen Menschen bekehren. Je mehr Menschen einer Religion angehören, um so geringer der Zweifel über ihre Position. Schließlich ist man verpflichtet,
Christ, Moslem oder Buddhist zu sein, egal, was auch in der Form neues Wissens kommen mag. Neue und schwer verdauliche Gedanken müssen erst einmal unabhängig davon, wie wenig sie mit den ursprünglichen Doktrinen vereinbar sein mögen, mit den religiösen Traditionen in Einklang gebracht werden, damit der Gläubige weiterhin seine Stellung behaupten und sagen kann:
„Ich bin in allererster Linie ein Nachfolger von Christus/Mohammed/Buddha oder wem auch immer“. Eine starre Bindung an irgendeine Religion kommt aber nicht nur einem intellektuellen Selbstmord gleich, sondern ist tatsächlich eine Form des Unglaubens, da sie den Verstand vor jeder neuen Weltsicht verschließt. Glauben heißt vor allen Dingen Offen-Sein - Vertrauen in das Unbekannte zeigen.
Der Text ist von Alan Watts, natürlich kann man ihn zerhacken und als Schwachsinn darstellen. Ich betrachte ihn als guten Denkansatz. Auch weiss ich das er keinen direkten Zusammenhang zum 11.9. darstellt. Es gibt ebend auch ein Verständnis der Dinge ohne permanente Denkanalyse, meines Erachtens vielleicht der einzige Weg zu „wirklicher Einsicht und Erfahrung“
möchte mich auch gleich entschuldigen das der Text wieder so lang ist.
gruß
heraklin

Hallo heraklin

Die Wurzel des Übels ist die Art und Weise, wie wir uns als
menschliche Wesen fühlen und begreifen, wie unsere Empfindung
des Lebendigseins, der individuellen Existenz und Identität
beschaffen ist. Wir leiden unter einer Halluzination, unter
einer falschen und verzerrten Sichtweise unseres
organismisch-lebendigen Seins. Die meisten von uns haben das
Gefühl, daß ihr „Selbst“ ein von der Hülle des Körpers
umschlossenes, isoliertes Gefühls- und Handlungszentrum ist,
dem eine „äußere“ Welt von Personen und Dingen
„gegenübersteht“ und das durch die Sinne Kontakt mit einem
fremden und seltsamen Universum unterhält.

Haben die meisten sicher nicht, hat wohl der Autor.
Ist sicher nicht repräsentativ, wirft aber ein interessantes Schlaglicht auf seine Persönlichkeit.
Er leidet offensichrlich.
Gruß
Rainer

Mensch, Rainer,
jetzt hammern vier Tag hängen lassen, und jetzt gehst du auf ihn ein.
Fritz

MOD: Bitte keine Lesung veranstalten
Hallo!

Die Frage im Titel war keine Frage.

Es ist einfach, eine Textpassage zwischenzukopieren und sie ins Brett zu stellen. Aber mit Sinn und Zweck des Forums hat es nichts zu tun, wenn sich keine Frage dahinter verbirgt, kein wunder Punkt, kein strittiger Sachverhalt, kein Problem, keine Meinungsverschiedenheit, kein offener oder versteckter Fehler ect.

Ich bitte darum, das Philosophiebrett nicht zur Lesung umzufunktionieren.

Gruß!
Tino