Hallo DSTIER,
so wie du die Sache beschreibst, denke ich, es sind tatsächlich Bockanfälle. Meist können Personen, die das Kind gut kennen, deutlich erkennen, ob es sich um Bockanfälle oder Krämpfe o.ä. handelt, die Kinder reagieren deutlich anders, wenn sie krank sind (z.B. wimmern eher, leiden deutlich sichtbar, etc.). Ich vermute also, dass du dir bzgl. der Gesundheit keine Sorgen zu machen brauchst. (Wenn du dir trotzdem Sorgen machst, oder Anhaltspunkte für eine Erkrankung hast: zum Arzt).
Aber was tun, bei Bockanfällen?
Zunächst einmal: diese Anfälle sind normal, auch wenn nicht alle Kinder so extrem reagieren. Sobald die Kinder laufen lernen, wird ihr Radius größer und sie beginnen die Grenzen auszudehnen, in denen sie die Welt selbstbestimmt entdecken wollen. Und das geht leider mit so manchem Wutanfall einher. Ich kann mich an die meiner Tochter noch gut erinnern (*seufz*).
Aus pädagogischer Sicht kann ich nur empfehlen: aushalten und so weit als irgend möglich ignorieren. Je mehr du darauf eingehst, desto mehr Erfolg hat deine Tochter und desto eher wird sie diese Strategie weiter verfolgen um sich durchzusetzen. Dabei kann Erfolg zweierlei sein: wenn du nachgibst und deine Tochter bekommt, was sie will, hat sie natürlich Erfolg und lernt schnell, wie sie dich zwingen kann nach ihrer Pfeife zu tanzen. Wenn du NICHT nachgibst und mit Schimpfen oder Gut-Zureden o.ä. reagierst, dann hat sie die Aufmerksamkeit auf ihrer Seite und hat damit auch einen gewissen Erfolg. Mit Schimpfen und Schreien oder Zureden verfestigt man also eher dieses Verhalten.
Daher: so schwer es ist, möglichst ignorieren, es sei denn, sie läuft Gefahr vor Wut sich zu ernstlich verletzen (z.B. die Treppe runter zu fallen o.ä.). Belohne sie mit Aufmerksamkeit oder wohl dosierter Nachgiebigkeit, wenn sie ruhig bleibt.
Ich weiß, das ist extrem schwer, besonders, wenn diese Wutanfälle in der Öffentlichkeit geschehen. Ich erinnere noch 3 solche Anfälle in Supermärkten und Spielzeugläden. Damals habe ich die Sachen, die ich nicht unbedingt brauchte, wieder zurück gelegt und bin ganz ohne Einkauf nach Hause zurück gegangen, begleitet vom Geschrei meiner Tochter. Nicht lustig und dazu geeignet, Mama an ihre Grenzen zu bringen. Aber meines erachtens der einzige Weg.
Und: auch diese Phase geht vorüber!
Wichtig auch: möglichst in diesem Alter klare Vorgaben und Ansagen machen, deutlich sagen, was sie darf und was nicht, dabei möglichst konsequent sein. Um die Selbständigkeit zu fördern in kleinem Rahmen das Kind selbst entscheiden lassen, dabei das Kind aber nicht überfordern.
Z.B.:Mit 13 Monaten können Kinder noch nicht entscheiden, was es zum Mittagessen geben soll oder was sie in die Brotzeitbox für die Kita haben wollen, also da gar nicht nachfragen, einfach machen. Andererseits können sie durchaus nachmittags sagen, ob sie lieber ein Stück Banane oder etwas Apfel haben mögen. Und wenn sie bei schönem Wetter mit Winterstiefeln raus wollen, ruhig mal schwitzen lassen, aber sagen, was man davon hält. Umgekehrt ist es schwieriger, aber evtl. durchaus auch machbar, wenn man nur vor die Tür muss und auch schnell die kalten Füßchen ins Warme bringen kann.
Ich wünsche viel Geduld und Ruhe und gute Nerven. Und genieße die schönen Stunden mit deiner Tochter. Die Kinder wachsen leider viel zu schnell…
Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Falls du noch Fragen hast, schreib einfach nochmal.
Liebe Grüße,
Sabine