14 Tage Krieg

Wie sieht die Lage nach 14 Tagen Irak-Krieg aus?

Nordirak:
Ich denke positiv für die Koalition. Mossul und Kerbala werden früher oder später fallen. Allerdings möchte ich nicht wissen, wie es dort aussieht. Nach 14 Tagen Bombardierung. Und es wird noch zu sehen sein, wer die Städte erobert. Die kurdische Bevölkerung will natürlich rein. Die USA will das nicht, denn dann könnten die Türken doch noch auf den Plan kommen. Aber können die USA die Kurden wirklich zurückhalten? Und wenn ja, mit welchen Soldaten wollen die USA dann die Städte und Ölquellen erobern? Im Norden hat die Koalition ja kaum Soldaten. Die Gefahr, dass die Lage dort wieder kippt und die Türken doch noch eingreifen, ist nicht vorbei. Powell hat ja nur eine „Vorwarnstufe“ mit den Türken ausgehandelt. Die Türken haben nicht ausgeschlossen, doch noch einzugreifen, wenn die Lage sich ändert.

Bagdad:
Weiterhin unklar. Einerseits rückt die Koalition immer weiter vor (25 km?), andererseits bleibt unklar, wie sie Bagdad ohne gigantische zivile Opfer erobern wollen. Das System will einfach nicht zusammenbrechen. Möglich, dass Hussein nicht mehr lebt (dass er die Rede nicht gehalten hat, war tatsächlich interessant. Andererseits soll es doch so viele „Kopien“ von Hussein geben. Warum haben die nicht gesprochen? Oder war das auch eine Lüge? Wenn, warum gibt es dann eigentlich den Bestseller „Ich war Saddams Sohn“ über einen, der mal eine solche „Kopie“ war?), aber dann ist es eher noch schlimmer. Denn dann hält das System auch ohne Hussein unter diesem Druck.

Südirak:
Mit einem Wort: beschissen für die Koalition. Keine Stadt wirklich erobert. Die Schiiten wollen einfach nicht jubeln. Selbst aus dem endlich befreiten Städtchen „UmmKasr“ kommen keine Jubelbilder. Aus Basra fliehen immer wieder Leute. Warum jubeln die nicht nach ihrer Flucht? Und das, obwohl ich bei den Briten tatsächlich glaube, dass sie so human wie möglich vorgehen (Lebensmittelversorgung wenn möglich, Wasserversorgung). Nur das Volk feiert sie dennoch als Befreier sondern hasst sie als Besatzer.

Ausland:
Südkorea schickt Soldaten gegen den Willen des Volkes. Ansonsten aber rücken viele Regierungen immer stärker von der Koalition ab. Zumal Gräultaten (neuestes Beispiel Splitterbomben, wohl weil den USA die „smart bombs“ ausgehen) auch von Seiten der Koalition nicht mehr zu verheimlichen sind. Neuestes Umfrage in GBR zeigen, dass nur noch 48% für den Krieg sind. Also zum ersten Mal seit Kriegsbeginn unter 50%.
In den islamischen Staaten solidarisieren sich immer mehr Menschen mit dem Irak und damit auch mit Hussein, der wohl verlieren wird, aber als islamischer Held. Und Syrien hat sich sogar - trotz oder wohl eher wegen - der US-Drohung mit dem Irak solidarisiert. Man kann nur froh sein, dass Frankreich und Deutschland und der Papst(!) so reagiert haben. Denn so kann man nicht wirklich von einem Christen-Islam Krieg sprechen. Aber natürlich werden diese Pille arabische Fanatiker drehen und schwer wird das nicht.

Nachkriegsordnung:
Die Drohung gegen Iran und Syrien ist aber da. Straw hat schon gesagt, dass Großbritannien „absolut keine Pläne“ für eine Invasion in Syrien und Iran habe und dass Großbritannien damit nichts zu tun haben wolle. Von den USA hat er hier nicht gesprochen. Dass diese diese Pläne haben, ist ja klar. Bricht hier den USA auch noch der letzte Verbündete weg?
Auch will GBR ja den Irak unter UN-Aufsicht stellen. Die USA wollen, dass die die Aufsicht haben, die den Krieg geführt haben. Auch hier ein gewaltiger Dissenz. Bleiben die USA hart, ist es durchaus denkbar, dass GBR näher an Europa heranrückt.
Und wie soll die Ordnung nach dem Krieg im Irak aussehen? Das ist weiterhin unklar. Irgendein NIcht-Iraker (ob es UN- oder US-Aufsicht sei mal dahingestellt) soll wohl zuerst regieren. Und dann die Demokratie aufbauen? Das glaubt wohl ernsthaft niemand. Die Schiiten sind nun fanatisiert. Eine islamisch-schiitische Regierung wird dann sicherlich den Irak regieren. Die Minderheit der Sunniten wird das sicherlich nicht erfreuen (auch die Kurden gehören ja dazu).
Im Kosovo, Bosnien-Herzegowina und Afghanistan klappt das ja auch nur - teil besser, teils weniger gut - weil westliche Soldaten dort seit Jahren im Land sind. Das ist beim Irak nach dem Krieg wohl kaum möglich (auch keine Blauhelme).

Sehr gute Zusammenfassung, vielen Dank (owT)
Würd´ man hier Sternchen geben können, würd´ ich´s tun. :smile:

Gruss, Joachim