Hallo Claudia,
ich bin nicht sicher, ob ich verstanden habe, worauf Du mit Deiner Frage hinaus willst.
mir stellt sich gerade eine knifflige Frage zum Namensrecht im
Falle der Konversion einer Jüdin zum Christentum.
Folgender Fall: Eine Jüdin namens Rebekka lässt sich um 1820
in Berlin auf den Namen Christine taufen, heiratet dann einen
Christen, dessen Nachnamen sie auch annimmt.
Eine ziemlich gängige Konstellation unter wohlhabenden Jüdinnen der Oberschicht. Von zwanzig Jüdinnen, die Salons geführt haben, sind 17 zum Christentum konvertiert und die meisten von ihnen haben christliche Männer geheiratet.
Trotzdem
unterschreibt sie bis zu ihrem Tod ihre Briefe nach wie vor
mit „Rebekka“.
Private Briefe kann sie und jede/r unterschreiben wie er / sie will, ob mit „Rebekka“, Mausi, Schatzi oder was auch immer. Da ist es gleichgültig, was in jüdischen Gemeindeakten, Kirchenbüchern, Taufurkunden oder staatlichen Dokumenten steht. Wobei „Rebekka“ eh schon zeigt, daß man auf den Weg in die Assimilierung ist, denn die jüdische Form wäre „Rivka“.
In Preußen gab es bis 1846 keine standesamtlichen Eheschließungen. Also war Konversion unvermeidbar, wenn die jüdische Frau einen christlichen Mann heiraten wollte.
Meine Frage ist nun, ob es aus jüdischer Sicht die Person
„Rebekka“ nach der Taufe überhaupt noch gegeben hat bzw. wie
von Seiten der jüdischen Gemeinde im zeitgenössischen Kontext
mit dieser Konversion umgegangen worden ist/ sein könnte?
Die Sicht der jüdischen Gemeinde dürfte für Rebekka-Christiane nicht relevant sein, denn diejenigen, die zu dieser Zeit konvertierten waren nicht-praktizierende Jüdinnen und wurden - bis auf wenige Ausnahmen - nicht-praktizierende Christinnen.
Jüdischerseits bedauerte man die Konversionen, polemisierte stellenweise dagegen wie der Historiker Heinrich Graetz aber so what?
Vielleicht hat ja auch jemand ein paar Tipps für gute
weiterführende Literatur!
Deborah Hertz: Die jüdischen Salons im alten Berlin 1780 - 1806 bei dtv, Kapitel: Taufe und Mischehe, S. 209 - 245
Elon, Amos: The Pity of Us All, im Register unter „Christianity and Conversion“ schauen. Das Buch gibt es auch auf deutsch, aber ich habe nur die englische Ausgabe. Es ist das beste Überblicksbuch über deutsch-jüdische Geschichte von Moses Mendelssohn bis Hannah Arendt.
Viele Grüße
Iris