2 Fragen über Partituren

Guten Tag wünsche ich!

Ich hätte bitte 2 Fragen, was Partituren angeht.

  1. gibt es vielleicht gute Lektüre zum Selbststudium, in dem erläutert wird, wie man am besten Partituren liest, wie man schnell das Notenbild erfasst etc?
    Ich war nämlich gestern beim Doblinger, und habe ein buch mit dem vielversprechenden Titel „Partituren lesen“ gesehen, eine Seite aufgeschlage, steht oben ein Notenbeispiel, und darunter eine Erklärung, dass der Komponist dadurch einen besondern Effekt erzielt, dass die Holzbläser und die Streicher das gleiche spielen.
    Dann eine andere Seite aufgeschlagen, steht da leider schon was über umgreifen mit der linken Hand etc, deswegen glaube ich, dass das buch mehr für Geiger etc, geeignet ist, denn für Dirigenten.

  2. Ich habe folgenden Satz entdeckt, der mich interressiert, den ich aber leider nicht ganz verstehe:

„Leider werden auch kompositorische Elemente, die entweder eindeutig sind oder direkt als Regieanweisungen in der Partitur stehen, nicht umgesetzt.“

Würde mich sehr über Hilfe freuen!
Liebe Grüße :smile:

Hallo,

  1. gibt es vielleicht gute Lektüre zum Selbststudium, in dem
    erläutert wird, wie man am besten Partituren liest, wie man
    schnell das Notenbild erfasst etc?

Ja, hier: ISBN: 978-3-7957-8701-1 Buch anschauen
Aber keine Ahnung, ob das vielleicht genau das Buch ist, auf das du sowieso schon gestoßen bist.

Ich war nämlich gestern beim Doblinger, und habe ein buch mit
dem vielversprechenden Titel „Partituren lesen“ gesehen, eine
Seite aufgeschlage, steht oben ein Notenbeispiel, und darunter
eine Erklärung, dass der Komponist dadurch einen besondern
Effekt erzielt, dass die Holzbläser und die Streicher das
gleiche spielen.

Wo ist das Problem?

Dann eine andere Seite aufgeschlagen, steht da leider schon
was über umgreifen mit der linken Hand etc, deswegen glaube
ich, dass das buch mehr für Geiger etc, geeignet ist, denn für
Dirigenten.

Glaubst du, Dirigenten müssten nicht umblättern? Außerdem spielen Geiger nie aus der Partitur, sondern aus ihren Einzelstimmen. Eine Partitur hat bei der Aufführung in der Regel nur der Dirigent zur Hand.

Das oben angeführte Buch ist übrigens weder in erster Linie für Dirigenten, noch für Instrumentalisten geschrieben, sondern für Tontechniker und musikinteressierte Laien, die Partituren lesen wollen oder müssen, ohne selbst zu musizieren.

Willst du Dirigent werden? Dann musst du sowieso etwas tiefer einsteigen. So wie ich deine Fragen aus dem Forum hier kenne, wäre dir schon sehr gedient, wenn du endlich mal eine Allgemeine Musiklehre durcharbeiten würdest, z.B. ISBN: 978-3765103094 Buch anschauen

Für Fortgeschrittene gibt es dann natürlich Lehrbücher des Dirigierens, in denen dann auch auf Partituren eingegangen wird, z.B. ISBN: 978-3795723330 Buch anschauen, ISBN: 978-3795727802 Buch anschauen

  1. Ich habe folgenden Satz entdeckt, der mich interressiert,
    den ich aber leider nicht ganz verstehe:

„Leider werden auch kompositorische Elemente, die entweder
eindeutig sind oder direkt als Regieanweisungen in der
Partitur stehen, nicht umgesetzt.“

Schwer zu deuten, so aus dem Zusammenhang gerissen. Ist der Satz aus dem Buch, das du in der Hand hattest, oder evtl. aus einer Aufführungskritik?

Grüße
Wolfgang

Hallo,

  1. gibt es vielleicht gute Lektüre zum Selbststudium, in dem
    erläutert wird, wie man am besten Partituren liest, wie man
    schnell das Notenbild erfasst etc?

Ja, hier: ISBN: 978-3-7957-8701-1 Buch anschauen
Aber keine Ahnung, ob das vielleicht genau das Buch ist, auf
das du sowieso schon gestoßen bist.

Ich war nämlich gestern beim Doblinger, und habe ein buch mit
dem vielversprechenden Titel „Partituren lesen“ gesehen, eine
Seite aufgeschlage, steht oben ein Notenbeispiel, und darunter
eine Erklärung, dass der Komponist dadurch einen besondern
Effekt erzielt, dass die Holzbläser und die Streicher das
gleiche spielen.

Wo ist das Problem?

Dann eine andere Seite aufgeschlagen, steht da leider schon
was über umgreifen mit der linken Hand etc, deswegen glaube
ich, dass das buch mehr für Geiger etc, geeignet ist, denn für
Dirigenten.

Glaubst du, Dirigenten müssten nicht umblättern?

Achso nein, das mit dem Umgreifen bezog sich auf das Umgreifen auf einem Instrument. Sorry wenn ich mich undeutlich ausgedrückt habe :frowning:

Außerdem

spielen Geiger nie aus der Partitur, sondern aus ihren
Einzelstimmen. Eine Partitur hat bei der Aufführung in der
Regel nur der Dirigent zur Hand.

Oh!! Bisher habe ich geglaubt, jedes Instrument hat die ganze Partitur vor sich liegen und liest eben nur in der Zeile für SEIN Instrument ab, was er zu spielen hat.
Wie funktioniert das mit den Einzelstimmen, dass jeder nur seines liegen hat? Wird das aus der Partitur rauskopiert oder so?

Willst du Dirigent werden?

Auf jeden Fall kein Berufsdirigent, das könnte ich nicht.
Abgesehen davon ginge das auch nicht, weil mir längst nicht alles gefällt, dirigieren würde ich auf jeden Fall die Oper, die nicht genannt werden soll, den Freischütz, aber sonst solche Sachen wie das 1. Mendelssohn und Tschaikovsky Klavierkonzert, den Bolero, Bilder einer Ausstellung und solche Sachen.

Aber mein absoluter Traum wäre es, einmal ein Orchester (es gibt ja viele, Laienorchester, Schulorchester etc.) zu dirigieren. Und damit meine ich nicht nur dazustehen und herumzufuchteln, damit es gut aussieht, sondern das Stück vorher zu erarbeiten, weil ich ja auch eigene Vorstellungen habe, wie es klingen soll, auch wenn das arrogant klingt jetzt.

Obwohl ich weiss, dass es dazu nie kommen wird, versuche ich möglichst viel übers dirigieren (und natürlich auch die Musiktheorie selbst) zu lernen, also sämtliche Notenbezeichnungen, Schlüssel, Vortragsbezeichnungen (piano, sforzando, rallentando, ritartando, crescendo, poco a poco, subito, con fuoco, allegro, usw. usw.) zu lernen. Das ist denke ich mal, die Grundvoraussetzung.
Dazu besuche ich hin und wieder Proben, bei denen es die Dirigenten erlauben, dabei zu sein, um zu sehen, wie Dirigenten arbeiten, wie lange die Probe dauert etc. Dazu frage ich einfach Dirigenten nach Aufführungen in der Volksoper.

Auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen: Ich kaufe mir auch die Partituren der betreffenden Stücke, eben beim Doblinger, und gehe jede Stimme einzeln durch. Bei der CD funktioniert das super: Wenn ich z.B. 2 Seiten der Partitur studieren will, nehme ich mir die A-B Funktion, und lasse die entsprechenden Takte immer wiederholen. Und dann gehe ich die einzelnen Stimmen durch, von oben nach unten (meistens ganz oben kl. Flöte, Flöte, Clarinette etc.) und versuche, die entsprechenden Instrumente rauszuhören, und dazu schaue ich, wie der jeweilige Dirigent die Stelle umgesetzt hat, ob nichts zu laut oder zu leise klingt, wie die Dynamik beim crescendo oder diminuendo ist usw.

In den meisten Fällen sieht (und hört) man dadurch z.B. Melodien, die man sonst nicht gehört hätte. Deswegen empfehle ich auch jedem, Noten zu lernen und sich die Partituren der Werke zu besorgen, dann macht das ganze viel mehr Spaß, wenn man Feinheiten entdeckt, die man meistens überhört (oft auch wegen der schlechten Tontechnik und Abmischung)
Erst vorgestern habe ich mir einen echten Dirigentenstab gekauft, mit dem ich jetzt die Aufnahmen dirigiere, jedoch nicht um cool auszusehen, sondern um bestimmte Bewegungen zu üben, den Takt zu halten. Wenn ich eine Stelle in der Partitur finde, die ich nicht verstehe, z.B. Noten, die ich nicht lesen kann, dann frage ich einfach, kümmere mich halt darum, dass ich möglichst viel lerne.

In dem Zusammenhang wollte ich noch fragen, wie man beim Dirigieren am besten anzeigt, lauter und leiser zu werden?? gibt es da eine spezielle Handbewegung?

„Leider werden auch kompositorische Elemente, die entweder
eindeutig sind oder direkt als Regieanweisungen in der
Partitur stehen, nicht umgesetzt.“

Schwer zu deuten, so aus dem Zusammenhang gerissen. Ist der
Satz aus dem Buch, das du in der Hand hattest, oder evtl. aus
einer Aufführungskritik?

Nochmal sorry, es fehlte leider ein Stück, dass ich auch reinkopieren wollte. Ja, es ging um eine Opern DVD, die eine Live-Aufführung zeigt. Offenbar geht es (weil derjenige sagt „Regieanweisungen“) um das Geschehen auf der Bühne. Wenn Anweisungen in der Partitur stehen (z.B. geht nach links ab, haut auf den Tisch, läuft nach dem Hintergrunde etc.) ist das klar, aber was hat das mit kompositorischen Elementen zu tun?!

Hallo,

Wie funktioniert das mit den Einzelstimmen, dass jeder nur
seines liegen hat? Wird das aus der Partitur rauskopiert oder
so?

Also, nicht fotokopiert, wenn du das meinst. Die Einzelstimmen werden für jedes Instrument separat gestochen. Und im moderneren Computernotensatz ist das Ausdrucken von Einzelstimmen aus der Partitur Standardfunktion aller besseren Notensatzprogramme.

Wenn du das nächste Mal beim Musikalienhändler bist, frag doch mal ob du einen Satz Aufführungsmaterial von irgendeinem Werk sehen kannst, dann hast du eine bessere Vorstellung.

In dem Zusammenhang wollte ich noch fragen, wie man beim
Dirigieren am besten anzeigt, lauter und leiser zu werden??
gibt es da eine spezielle Handbewegung?

Nun, intuitiv werden kleinere Schlagbewegungen als „leiser“, größere als „lauter“ gedeutet und umgesetzt. Man kann auch mit den Händen bzw. dem ganzen Oberkörper zurückweichen bzw. umgekehrt nach vorne gehen.

„Leider werden auch kompositorische Elemente, die entweder
eindeutig sind oder direkt als Regieanweisungen in der
Partitur stehen, nicht umgesetzt.“

Nochmal sorry, es fehlte leider ein Stück, dass ich auch
reinkopieren wollte. Ja, es ging um eine Opern DVD, die eine
Live-Aufführung zeigt. Offenbar geht es (weil derjenige sagt
„Regieanweisungen“) um das Geschehen auf der Bühne. Wenn
Anweisungen in der Partitur stehen (z.B. geht nach links ab,
haut auf den Tisch, läuft nach dem Hintergrunde etc.) ist das
klar, aber was hat das mit kompositorischen Elementen zu tun?!

Dann hatte ich dich richtig verstanden.

Ein kleines Beispiel, das mir dazu einfällt: im „Tannhäuser“ gibt es eine Szene mit einem Hirten und einer Herde, Richard Wagner notierte dazu als Regieanweisung:
„Von der Höhe links vernimmt man das Geläute von Herde-Glocken“.
Nun sind Kuhglocken natürlich ein akustisches, letztlich also musikalisches Element, man könnte sich also auf den Standpunkt stellen, dass Wagner sie aus musikalischen Gründen gefordert hat. Dagegen werden Regieanweisungen ja oft eher als etwas optionales aufgefasst und je nach den Anforderungen der Inszenierung auch ignoriert. Die Herdenglocken werden denn auch in den meisten Tannhäuser-Inszenierungen weggelassen.

Ich finde das bemerkenswert, weil Gustav Mahler in seiner 6. Sinfonie ebenfalls Herdenglocken verwendet (er hatte die Anregung offenbar vom Tannhäuser), bei ihm sind sie allerdings direkt in der Partitur als Instrument ausnotiert, so dass keine Unklarheit darüber besteht, dass die Glocken tatsächlich gespielt werden müssen.

Grüße
Wolfgang

Was sagst du zu meinen Bemühungen, besser zu werden?
Mache ich das alles richtig, das mit dem zu Aufnahmen dirigieren, und mir einen Stock zu kaufen?

Was sagst du zu meinen Bemühungen, besser zu werden?
Mache ich das alles richtig, das mit dem zu Aufnahmen
dirigieren, und mir einen Stock zu kaufen?

Hallo Eric,

ohne dir jetz zu nahe zu treten wollen.
DEN STOCK BRAUCHST DU ALS LETZTES!!!
Dirigent wird man nicht durch einen Stock. Ich dirigiere regelmässig und das geht auch mit den Händen recht deutlich. Ich habe keine klassische Dirigatsausbildung sondern komme mehr aus dem Musical/Jazzbereich und da wird oft ohne Stock gearbeitet.

Das du danach strebst dein musikalisches Wissen zu erweitern ist schon eher der richtige Weg.
Ich denke mal aber das du ohne praktische Instrumentenerfahrung nicht über das Niveau eines Diletanten hinauskommst.
Wenn du dirigieren willst, lerne eine Instrument, vorzugsweise Klavier. Nach einigen Jahren kannst du ja zusätzlich noch Unterricht in Dirigieren nehmen.
Alles andere wird nur lächerlich. Stell dich mal vor z.b. ein 20 köpfiges Ensemble mit Instrumentalisten welche alle so gut spielen können das sie auch einem Dirigat folgen können und versuch als blutiger Laie denen zu erzählen wie das Stück gespielt wird. Die nehmen dich nicht ernst. Zumal du wahrscheinlich auch nur sehr ungenaue Angaben zu Intonation, rhythmischen Ausführung etc machen kannst. Das gehört ja auch zur Arbeit eines Dirigenten. Es sei den du dirigierst gleich die Berliner Symphoniker oder der WDR-Bigband. Da hast du solche Probleme nicht *g*

Wenn du natürlch Spass daran hast in den eigenen vier Wänden beim CD hören in der Partitur mitzulesen oder ein wenig Schlagtechniken zu üben. Wunderbar. Musik soll Freude machen, wenn das dir Freude bereitet ist da gegen natürlich nix zu sagen.
Ich will nur warnen, das du das deutlich unterschätzt.
Ich z.b. bin Handwerklich recht unbegabt. Selbst wenn ich mir 5 Bücher übers Tapezieren kaufe, bin ich trotzdem kein Tapezierer.

Ich hoffe du bist mir jetzt nicht böse.

Gruss Mark

P.S. das Staatstheater Darmstadt hatte mal vor Jahren so eine Aktion. Das Laiendirigenten ein kurzes Stück (Radetzky Marsch ?) dirigieren durften. Das ganze kostete ca 150 Steine, dauerte ca ne Minute und war dazu gedacht irgendwelches Geld aufzutreiben. (Renovierung etc).
Witzige Idee und einige Teilnehmer äusserten sich in der Lokalzeitung sehr positiv.

Mache ich das alles richtig, das mit dem zu Aufnahmen
dirigieren, und mir einen Stock zu kaufen?

was genau dirigierst du bei einer aufnahme?

weißt du, was der dirigent alles machen muß? das dirigieren bei einem konzert ist eigentlich fast der unwesentlichste teil seiner arbeit, viel wichtiger ist, was in den proben passiert. der dirigent trifft entscheidungen, die der notentext offenläßt (genaues tempo bzw. temposchwankungen/wechsel, genaue lautstärke und balance, phrasierung, hervortreten einzelner instrumente oder gruppen, fehler ausbessern, …) und studiert das stück so mit dem orchester ein, daß es seinen künstlerischen vorstellungen entspricht.

das rumfuchteln bei der aufführung dient auch nicht in erster linie dazu, das tempo anzugeben oder das orchester anzutreiben. viel wichtiger sind zb. die richtigen einsätze, feinabstufungen bei der balance, erinnerungshilfen für phrasierung und all das andere, was man gemeinsam erarbeitet hat.

du mußt, um halbwegs dirigieren zu können, sehr viel ahnung von künstlerischer gestaltung haben. du brauchst die fachausdrücke, um deine vorstellungen in worte fassen und eine gewisse technik am klavier, um sie notfalls auch vorspielen zu können. du mußt dein gehör schulen und jede stimme genau hören. du brauchst eine gewisse routine, um bei eventuellen fehlern (irgendwer setzt zb. zu früh oder zu spät ein) korrigieren zu können. und und und.

wenn du die grundlagen lernen möchtest, leg deinen stock weg und mach die CD aus, und versuche stattdessen lieber, 2-3 leute dazuzubringen, genau gleichzeitig und im selben tempo hänschen klein zu singen. wenn man weiß, wie es funktioniert, braucht man dazu nicht mal die hände, sondern nur eine kleine kopfbewegung und den atem. solange du das nicht beherrschst, kann man es nicht mal ansatzweise dirigieren nennen.

Hi!

Zuerst muss ich mich einmal für deine Freundlichkeit bedanken!

was genau dirigierst du bei einer Aufnahme?

In erster Linie erleichtert mir das Dirigieren beim Mitzählen der Noten. Ansonsten schaue ich, wie der jeweilige Dirigent das Stück erarbeitet hat, versuche nachzuvollziehen, auf was er geachtet hat usw.
Keineswegs will ich irgendwie cool aussehen oder „posen“. Sowas machen wirklich (wenn überhaupt) nur die, die keine Ahnung haben, was dirigieren bedeutet.

weißt du, was der Dirigent alles machen muss?

Bevor ich mich für das Dirigieren interessiert habe, wusste ich es nicht. Jetzt weiß ich es. Alle die Sachen, die du aufgezählt hast weiß ich, und ich kann auch ziemlich gut (wenn auch nicht perfekt) Noten lesen, habe Partituren, die ich lese.
Ich habe schon ein paar mal erwähnt, dass ich mir die einzelnen Stimmen genau ansehe, notfalls auch nachspiele um zu hören, wie die Melodie klingt. Ich empfehle das auch jedem, denn dann entdeckt man viel mehr Melodien, die man so vielleicht nicht gehört hätte.

Und ich habe auch schon gesagt, dass ich bereits weiß, dass Dirigieren nicht nur bedeutet, dazustehen und mit einem Stock herumzufuchteln. Vielmehr bin ich daran interessiert, meine eigenen Vorstellungen, wie ein bestimmtes Stück zu klingen hat, zu verwirklichen.

das dirigieren bei einem Konzert ist eigentlich fast der unwesentlichste :teil seiner arbeit, viel wichtiger ist, was in den proben passiert.

Absolut! Und auch wesentlich interessanter.

Der Dirigent trifft Entscheidungen, die der Notentext offenlässt (genaues :tempo bzw. Temposchwankungen/Wechsel, genaue Lautstärke und :Balance, Phrasierung, hervortreten einzelner Instrumente oder :Gruppen, :fehler ausbessern, …) und studiert das Stück so mit dem :open_mouth:rchester ein, dass es seinen künstlerischen Vorstellungen entspricht.

Was gibt es schöneres? Mit ein Grund, warum ich mich für das Erarbeiten von Stücken interessiere, ist der, dass ich Aufnahmen der verschiedenen Stücke sammle, und immer wieder gibt es Stellen, wo ich mir denke „Das klingt jetzt aber nicht so toll, das würde ich besser machen“ oder so ähnlich.

Das rumfuchteln bei der Aufführung dient auch nicht in erster Linie dazu, :das tempo anzugeben oder das Orchester anzutreiben. viel wichtiger :sind z.B. die richtigen Einsätze, Feinabstufungen bei der Balance, :Erinnerungshilfen für Phrasierung und all das andere, was man :gemeinsam erarbeitet hat.

Diese Punkte machen ja gerade die Musik aus.
Du erzählst mir nichts neues.

du musst, um halbwegs dirigieren zu können, sehr viel Ahnung von :künstlerischer Gestaltung haben.

Da gebe ich dir GROßTEILS sogar recht. Warum großteils? Weil die meisten Leute im Publikum bei Aufführungen sowieso alles beklatschen, und auch keine Fehler raushören, weil sie die Partitur nicht kennen und sich damit gar nicht beschäftigen.

Ein kleines Beispiel: Ich habe eine Opern DVD einer jetzt ungenannten Oper, und habe die Partitur mitgelesen. Der Dirigent war Franz Welser Möst. Aber 2 Sachen haben mich gestört: 1: Hat er die Tempi meistens maßlos übertrieben, obwohl es in der Partitur geheißen hat „wuchtig, aber nicht schleppend“, und 2. gab es mehrere Fehler vom Orchester, wie etwa eine große Trommel m. Becken, die über mehrere Takte auf völlig falschen Zählzeiten gespielt hat. Aber gemerkt hat das keiner. Außer die, die die Partitur mitlesen, oder zumindest andere Aufnahmen vergleichen und dann merken, dass die Zählzeiten nicht korrekt sind.

Ein anderes kleines Beispiel: Ich habe von der gleichen Oper eine Aufnahme unter Sir Georg Solti von der Decca. Ganz am Ende der Oper heißt es in der Partitur, dass die letzten Takte „wiederum sehr rasch“ gespielt werden müssen. Was macht Solti mit den Wr. Philharmonikern? Er spielt das ganze in solch einem langsamen Tempo, dass man hier schon von einer Bearbeitung reden muss, denn die Partitur verlangt EINDEUTIG etwas anderes, und der Komponist hat sich ja auch etwas dabei gedacht, denn die vorangegangenen Takte waren relativ langsam gespielt, und dann kommt noch ein rascher, wuchtiger Schluss.

Und wer hat dieses Tempo, diese Bearbeitung verbrochen? Nicht irgendeiner wie ich, nicht irgendein Laiendirigent, sondern der große, berühmte Sir Georg Solti!
ICH hingegen würde (und falls ich einmal die Chance hätte zu erarbeiten und zu dirigieren, werde) mich penibel an die Partitur halten, ich werde den Schluss vorschriftsmäßig sehr rasch spielen.
Da ich aber weiß, dass es dazu nie kommen wird, ist das halt ein Hobby von mir, mir die Partituren zu erarbeiten, als wenn ich bald eine Aufführung hätte, mir das vorzustellen.

du brauchst die Fachausdrücke, um deine Vorstellungen in Worte fassen

Das stimmt absolut, alle Noten in allen Schlüsseln, sämtliche Bezeichnungen müssen gelernt werden, ich bin auch eifrig dabei.

und eine gewisse Technik am Klavier, um sie notfalls auch vorspielen zu :können.

Auch richtig. Da nehme ich halt Klavierunterricht, wenn es notwendig ist. Klavierauszüge für die betreffenden Stücke habe ich ja. Da ich aber kein professioneller (was heißt das schon, wenn auch weltberühmte Profis Stücke verbauen?) Dirigent werden will und es auch nicht könnte, glaube ich, dass ich bei einer Probe, weil ich schon Vorstellungen im Kopf habe, auch mit Worten zurechtkommen kann. Sicher ist das aber nicht.

du musst dein gehör schulen und jede stimme genau hören.

Mit ein Punkt, warum ich dirigieren will, weil oft die Transparenz bei Aufnahmen (was aber oft auch an der schlechten Tontechnik liegt) zu wünschen übrig lässt. Oft entdecke ich Melodien in der Partitur, die sehr schön klingen, die ich aber nicht höre auf meinen Aufnahmen, weil die anderen Instrumente viel zu laut sind!! Ich finde das sehr ärgerlich. Ich will, dass man alle Instrumente jederzeit hören kann, schließlich hat der Compositeur sich ja auch die Mühe gemacht, sich die Melodien auszudenken. Wenn ich die Partitur durchgehe, dann nehme ich mir z.B. 10 Takte her, und gehe jede Stimme durch, und durch hin und her spulen versuche ich, die jeweiligen Instrumente herauszuhören. Wenn ich das Instrument gehört habe, dann höre ich mir die gleichen 10 Takte wieder an, nur diesmal konzentriere ich mich auf ein anderes Instrument.
Ich finde, das sind ehrbare Absichten, die ich da habe.

du brauchst eine gewisse routine, um bei eventuellen fehlern (irgendwer :setzt zb. zu früh oder zu spät ein) korrigieren zu können. und und und.

Richtig. Wobei man so was, wenn man die Partitur kennt, ja auch so hören kann (wie bei meinem Beispiel oben mit der großen Trommel, die auf falschen Zählzeiten spielt.

wenn du die Grundlagen lernen möchtest, leg deinen stock weg und :mach die CD aus, und versuche stattdessen lieber, 2-3 Leute :dazuzubringen, genau gleichzeitig und im selben tempo Hänschen klein :zu singen.

Die Grundlagen lerne ich ja gerade, aber ich mag weder Gesang, noch solche Übungen, die FÜR MICH UND MEINE ABSICHTEN sinnlos sind, und nur einen Sinn haben, wenn man das beruflich machen will.
Außerdem sind Menschen, die singen, doch etwas anderes als Menschen, die auf einem Instrument spielen.
Was aber nicht heißt, dass ich diese Übung für sinnlos und blöd halte, nur für mich persönlich hätte sie nicht viel Sinn.

wenn man weiß, wie es funktioniert, braucht man dazu nicht mal die :hände, sondern nur eine kleine kopfbewegung und den atem. solange :du das nicht beherrschst, kann man es nicht mal ansatzweise dirigieren :nennen.

Dirigenten machen auch nicht alles richtig.

Ich habe eine Freischütz Ouvertüre vom Karajan gehört, und obwohl ich die Ouvertüre liebe, höre ich mir diese Version nie wieder an, weil sie einfach zu langsam und zu langweilig ist, ohne jegliche Dynamik, lauter, leiser, schneller, langsamer, das alles fehlt in dieser Aufnahme.

Hi Eric,
ich geh mal nur auf ein paar wenige Sachen ein.

Vielmehr bin ich daran interessiert, meine
eigenen Vorstellungen, wie ein bestimmtes Stück zu klingen
hat, zu verwirklichen.

Ein Dirigent hat meistens, bevor er Dirigent wurde, ein Instrument
„richtig“ spielen gelernt. Studiert. Auch ein „Laiendirigent“. Wobei
es davon glaub ich sehr wenige gibt. Auch ein Laienorchester wird
meistens von einem Profi dirigiert. Der Dirigent ist nun mal der Boss
und muss der professionellste von allen sein.
Ein Stück gestalten lernt auch der Dirigent erst mal für sich selbst
am Instrument. Wenn er für sich selber gestalten kann, dann kann er
auch andere anleiten.

Weil
die meisten Leute im Publikum bei Aufführungen sowieso alles
beklatschen, und auch keine Fehler raushören, weil sie die
Partitur nicht kennen und sich damit gar nicht beschäftigen.

Du magst da recht haben, nur:
Die Musiker hören sehr wohl Fehler. Die Musiker sind nicht einfach
deine Instrumente, die haben alle sehr lange ihr Instrument gelernt,
auch Laienmusiker! Und sie haben nicht nur spielen gelernt, sondern
auch künstlerisches Gestalten. Sie sind die ersten, die du von deiner
Auffassung des Stücks überzeugen musst.

Ein kleines Beispiel: Ich habe eine Opern DVD einer jetzt
ungenannten Oper, und habe die Partitur mitgelesen. Der
Dirigent war Franz Welser Möst. Aber 2 Sachen haben mich
gestört: 1: Hat er die Tempi meistens maßlos übertrieben,
obwohl es in der Partitur geheißen hat „wuchtig, aber nicht
schleppend“,

Es gibt da den Ausdruck „künstlerische Freiheit“. Der übrigens nicht
bedeutet, dass man einfach machen kann, was man will!
Es braucht Jahre für einen Musiker, um herauszufinden, wo er sich
Freiheiten nehmen will und MUSS, und wo er’s nicht darf. Er darf z.b.
keine Noten verändern. Er darf allerdings mit Tempi und auch Dynamik
in besonderen Fällen (!) frei umgehen. Das macht die Interpretation
aus.
Es wird tausend Aufnahmen mit anderen Dirigenten geben, in dem das
Tempo „richtig“ ist. Möst hat sich dem bewusst widersetzt. Das ist
kein Fehler, das ist Absicht.

Es gibt da einen tollen Spruch vom Dalai Lama (der sicher dabei nicht
ans Musikmachen gedacht hat, aber warum auch nicht?): „Lerne die
Regeln, damit du weißt, wie man sie richtig bricht.“ Das ist, grob
gesagt, die Hauptarbeit eines Musikers.

etwa eine große Trommel m. Becken, die über mehrere Takte auf
völlig falschen Zählzeiten gespielt hat. Aber gemerkt hat das
keiner.

Kann ich mir nicht vorstellen. Zuallererst gemerkt haben muss es der
Schlagzeuger, der hat nämlich u.a. im Studium richtig zählen gelernt.
Du vergisst schon wieder, dass das Menschen sind hinter den
Instrumenten.

ICH hingegen würde (und falls ich einmal die Chance hätte zu
erarbeiten und zu dirigieren, werde) mich penibel an die
Partitur halten, ich werde den Schluss vorschriftsmäßig sehr
rasch spielen.

Aber vorschriftsmäßig spielen kann jeder Musiker, Eric. Jeder
Interpret möchte seine Aufnahme zu etwas besonderem machen, und dazu
muss er ein paar „Vorschriften“ brechen! (sagen wir zu den
Tempobezeichnungen lieber „Empfehlungen“).

Oft entdecke ich
Melodien in der Partitur, die sehr schön klingen, die ich aber
nicht höre auf meinen Aufnahmen, weil die anderen Instrumente
viel zu laut sind!! Ich finde das sehr ärgerlich. Ich will,
dass man alle Instrumente jederzeit hören kann, schließlich
hat der Compositeur sich ja auch die Mühe gemacht, sich die
Melodien auszudenken.

Wenn jedes Instrument seine Melodie laut hervorbringen will, gibt es
ein Klangwirrwarr sondergleichen. Das tolle an einem Großteil der
klassischen Musik ist doch, dass sie so komponiert ist, dass sie
immer wieder aufs neue und immer wieder anders interpretiert werden
kann. Der eine kann diese Melodie rausholen, der andere zeigt uns das
Gegenthema, der dritte entdeckt eine Stimmführung, die bisher kaum
jemand wahrgenommen hat…

Außerdem sind Menschen, die singen, doch etwas anderes als
Menschen, die auf einem Instrument spielen.
Was aber nicht heißt, dass ich diese Übung für sinnlos und
blöd halte, nur für mich persönlich hätte sie nicht viel Sinn.

Wenn du meinst…

Gruß
Judy

Hi Eric,
ich geh mal nur auf ein paar wenige Sachen ein.

Aber schnell!

Ein Dirigent hat meistens, bevor er Dirigent wurde, ein Instrument
„richtig“ spielen gelernt. Studiert. Auch ein „Laiendirigent“. Wobei
es davon glaub ich sehr wenige gibt. Auch ein Laienorchester wird
meistens von einem Profi dirigiert. Der Dirigent ist nun mal der Boss
und muss der professionellste von allen sein.

Oh, das wusste ich natürlich nicht. (sarkasmus)

Ein Stück gestalten lernt auch der Dirigent erst mal für sich selbst
am Instrument. Wenn er für sich selber gestalten kann, dann kann er
auch andere anleiten.

Ein Stück gestalten. Ich habe nichts dagegen, ein Instrument zu lernen, aber zwingend erforderlich ist das auch nicht, für meine bescheidenen Zwecke. Freilich ist es praktischer, wenn man den Leuten etwas vorspielen kann, was ich auch tun würde, notfalls, aber ich habe meine Vorstellungen, wie alles klingen muss, bereits im Kopf (und jetzt sag mir bitte nicht, dass das nur echte Dirigenten können), nicht nur, weil ich unzählige Aufnahmen der betreffenden Stücke mein Eigen nenne.

Die Musiker hören sehr wohl Fehler.

Hört mir keiner zu? Ich sagte, die „normalen“ Leute, die nur in Konzerte gehen um gesehen zu werden, bzw. die, die sich nicht wirklich mit Partituren etc. beschäftigen, DENEN fällt das nicht auf. Solchen wie dir und mir natürlich schon, weil wir eine Ahnung davon haben, du sogar noch mehr als ich.

Die Musiker sind nicht einfach
deine Instrumente, die haben alle sehr lange ihr Instrument gelernt,
auch Laienmusiker!

Das will ich hoffen!

Und sie haben nicht nur spielen gelernt, sondern
auch künstlerisches Gestalten. Sie sind die ersten, die du von deiner
Auffassung des Stücks überzeugen musst.

Das werde ich!

Es gibt da den Ausdruck „künstlerische Freiheit“. Der übrigens nicht
bedeutet, dass man einfach machen kann, was man will!

Ach so? Nun, genau dieser Fall liegt aber vor! Auch hier habe ich schon gesagt, dass es natürlich einen gewissen Spielraum (in diesem Fall beim Tempo) gibt, es muss nicht alles die exakt gleiche Metronomgeschwindigkeit haben, aber wenn in der Partitur zuerst zwei lang auszuhaltende Fermaten stehen, und dann ein wuchtiger Schluss, der mit „wiederum sehr rasch!“ bezeichnet ist, hat sich der Komponist doch etwas dabei gedacht! Das Thema, das hier so schnell sein soll, wird meistens in der Oper langsamer gespielt, nur am Schluss (Tutti!) muss es rasch gehen.

Franz Welser Möst hat den Schluss so schnell gespielt, dass die meisten Instrumente nicht mehr sauber spielen konnten (besonders die Bläser, die dauernd 16tel Noten bringen müssen) Bei diesem Tempo geht das einfach nicht mehr. Wenn du die Stelle hören würdest, würdest du mir recht geben.
Und Solti hat offenbar überhaupt nicht begriffen, dass rasch gespielt werden muss. Was er mit seinem SCHLEPPENDEN Schluss, der auch nicht mehr sauber klingt (hören müsstest du es!!!) macht, liegt nicht mehr im Bereich der künstlerischen Freiheit, das ist schon eine Verschandelung, nichts weiter.
Interessanterweise hat Solti das selber auch gemerkt, denn 2 Jahre später hat er, für eine Verfilmung derselben Oper, alles mit den Philharmonikern nocheinmal eingespielt, und da war der Schluss dann „richtig“, also tatsächlich in einem erhöhten Tempo. Das zeigt, dass sogar Solti selbst der alte Schluss zu langsam war.
Das macht ja gerade den Reiz aus, dass dieses Thema, wenn es in der Oper vorkommt, normal recht langsam gespielt wird, doch am Ende gibt es eine Variation davon, und die Post geht ab!

Es braucht Jahre für einen Musiker, um herauszufinden, wo er sich
Freiheiten nehmen will und MUSS,

Wenn das so ist, dann können Komponisten gleich nur Noten hinschreiben, ohne jegliche Lautstärke oder Tempo oder Ausdrucksbezeichnungen. Weg mit den Letaturbögen (heißen die so?), weg mit „poco a poco crescendo“ etc. Braucht sich der Komponist gar keine Mühe damit machen, wenn es eh ignoriert wird.

und wo er’s nicht darf. Er darf z.b.
keine Noten verändern.

Das war mir klar. Er darf allerdings mit Tempi und auch Dynamik
in besonderen Fällen (!)

Und wann sind diese besonderen Fälle? Ich habe in noch keiner Partitur gelesen „wiederum sehr rasch, oder aber sehr langsam, oder vielleicht auch wahnsinnig schnell, ganz nach Belieben“.

frei umgehen. Das macht die Interpretation
aus.

Maurice Ravel hat einmal gesagt, sein Bolero (auch ein Stück, von dem ich möglichst viele Aufnahmen sammle) dauert, wenn er richtig gespielt wird, 17 Minuten. Es gibt Versionen, die dauern 13 oder 14 Minuten. Rate mal, warum. Ich habe Aufnahmen, die total zerballert wurden. Da gab es seitens der Musiker keine Tonschönheit, wenn ich das mal so nennen darf, jeder hat nur seine Töne geblasen, ohne Ausdruck, lediglich die Noten haben gestimmt.

Es wird tausend Aufnahmen mit anderen Dirigenten geben, in dem das
Tempo „richtig“ ist.

Frag mich.

Möst hat sich dem bewusst widersetzt. Das ist
kein Fehler, das ist Absicht.

Völlig klar, dass das Absicht war.

Es gibt da einen tollen Spruch vom Dalai Lama (der sicher dabei nicht
ans Musikmachen gedacht hat, aber warum auch nicht?): „Lerne die
Regeln, damit du weißt, wie man sie richtig bricht.“ Das ist, grob
gesagt, die Hauptarbeit eines Musikers.

Der Satz gefällt mir auch sehr gut, aber in Bezug aufs Musikmachen passt er überhaupt nicht!
Noch einmal, wozu macht der Komponist sich überhaupt die Mühe, etwas zu komponieren. Wozu sitzt er da und ringt darum, seine teilweise undeutlichen Ideen, Gedanken, auszuarbeiten?? Damit solche Leute wie Möst oder Solti alles umarbeiten?

: etwa eine große Trommel m. Becken, die über mehrere Takte auf
:völlig falschen Zählzeiten gespielt hat. Aber gemerkt hat das
:keiner.

Kann ich mir nicht vorstellen.

Ich gebe dir die Partitur in die Hand und spiele dir die Stelle geloopt vor, dann gibt’s du mir recht. Ich weiss auch warum er die Stelle falsch gespielt hat. Das (wiedermal) viel zu hohe Tempo. Das wird dem Trommler ein bisschen zu schnell gewesen sein, und/oder er hat vergessen, wie die Stelle richtig geht.

Ich will kurz sagen wo der Fehler war. Es geht um einen 2/4 Takt.

Richtig gespielt hätte die Trommel ihre Einsätze so (die großen Buchstaben sind die Trommelschläge):

„eins U zwei U eins U zwei U“

jetzt die hier vorliegende falsche Version:

„eins U ZWEI und eins UND ZWEI und“

Zuallererst gemerkt haben muss es der
Schlagzeuger, der hat nämlich u.a. im Studium richtig zählen gelernt.

Gemerkt hat er es sicher, aber ändern hat er es auch nicht mehr können. Das Tempo war zu hoch.

Du vergisst schon wieder, dass das Menschen sind hinter den
Instrumenten.

… die es natürlich schwer haben, wenn sie in einer dermaßen bearbeiteten und falschen Version richtig spielen müssen.

Aber vorschriftsmäßig spielen kann jeder Musiker, Eric. Jeder
Interpret möchte seine Aufnahme zu etwas besonderem machen,

Und das geht nur, wenn man alles bearbeitet und sich nicht an die Partitur hält? Dann ist der Dirigent schon ziemlich arm dran, wenn er solche Mittel verwenden muss, damit seine Aufnahme einzigartig ist.

und dazu
muss er ein paar „Vorschriften“ brechen! (sagen wir zu den
Tempobezeichnungen lieber „Empfehlungen“).

Wenn ich dirigieren würde, ich wollte auch, dass meine Aufnahme was besonderes wird. Aber ich werde das hinbekommen OHNE Bearbeitungen. Die Kunst liegt doch darin, aus dem vorgegebenen Material etwas tolles zu zaubern.
Wenn das so weitergeht mit dem Bearbeiten, sich Freiheiten nehmen, dann sind die einzigartigen Aufnahmen wirklich nur mehr die, die sich an die Partitur halten.

Als Fan dieser einen bestimmten Oper bin ich immer froh, wenn Aufnahmen immer anders klingen. Wenn das Tempo mal ein bisschen schneller ist, der andere macht es etwas langsamer, schaut noch mehr auf einen schönen Ton etc. Aber wenn einer einfach nur Gas gibt, der Klarinettist einfach nur gehetzt in sein Instrument bläst und somit keinen Spielraum hat, um den Ton schön klingen zu lassen (ganz leicht vibrieren vielleicht, oder ein wenig lauter werden, oder auch den Ton minimal länger oder kürzer Auszuhalten) dann ist und klingt das nicht mehr schön.

Wenn jedes Instrument seine Melodie laut hervorbringen will, gibt es
ein Klangwirrwarr sondergleichen.

Von dem war ja auch nicht die Rede. Ich rede von Transparenz, dass die Bläser die Streicher nicht übertönen etc.

Das tolle an einem Großteil der
klassischen Musik ist doch, dass sie so komponiert ist, dass sie
immer wieder aufs neue und immer wieder anders interpretiert werden
kann.

Solange das keine schwerwiegenden Veränderungen sind, die dem Charakter des Stückes
Abträglich sind, ist das voll und ganz meine Meinung! Spiel mir aus irgendeiner meiner Opern CDs ein kleines Fragment vor, und ich sage dir, welche Aufnahme das ist :smile:

Der eine kann diese Melodie rausholen, der andere zeigt uns das
Gegenthema, der dritte entdeckt eine Stimmführung, die bisher kaum
jemand wahrgenommen hat…

Absolut. Trotzdem sollte man leise gespielte Streicher genauso hören können wie die Bläser, die dazu spielen, was nicht bedeutet, dass alle gleich laut sind.

Oft hapert es halt auch an der Tontechnik der Aufnahme, wo es dann schon egal ist, was der Dirigent heraushebt, weil man sowieso nichts hört, außer z.B. die Bläser, und von denen vielleicht auch nur die Posaunen.

Abschließend will ich noch sagen, dass ich es gemein finde, dass ich hier, nur weil ich sage, dass mir das Dirigieren gefallen würde, jeder meiner Sätze herausgenommen und niedergemacht wird. Es wird doch eh nie dazu kommen, weswegen macht ihr mich dann noch so fertig, lest gar nicht was ich zu sagen habe und erzählt mir, dass ich doch eh nichts kann und was ich alles können muss und dass ich keine Ahnung von irgendwas habe? Noch dazu, ich habe nie gesagt ich will Berufsdirigent werden, ich würde nur gerne mal ein paar Stücke mit einem Orchester erarbeiten.

Ein Stück gestalten. Ich habe nichts dagegen, ein Instrument
zu lernen, aber zwingend erforderlich ist das auch nicht, für
meine bescheidenen Zwecke.

ein instrument lernt man nicht nur, um was vorzuspielen. du hast sicher schon von meisterkursen gehört, die große künstler für andere, noch nicht ganz so große künstler geben. da geht es natürlich nicht mehr in erster linie darum, welchen finger man für den einen oder anderen ton nehmen oder wie man den anschlag oder den strich ausführen soll, sondern um die gestaltung. berufsmusiker studieren lange jahre und lernen sehr viel über gestaltung. und du meinst, du hast es alles schon im kopf?

und wenn man etwas gestalten kann, muß man es immer noch tatsächlich auf das instrument bringen. als dirigent mußt du ja deine vorstellungen auch irgendwie rüberbringen, und nur durch reden geht das eben nicht. und gerade wenn du es doch in ermangelung anderer möglichkeiten in erster linie übers reden machst, mußt du ganz genau wissen, was deine musiker brauchen, um deine vorstellungen auf ihren instrumenten verwirklichen zu können. da geht es nicht nur um das fachvokabular, das du selbstverständlich auf einem ganz anderen niveau beherrschen mußt als du es tust (ich sage nur „letaturbögen“), sondern auch darum, daß du wissen mußt, wie das instrument funktioniert und wie der musiker denkt und spielt, um ihm die richtigen schlüsselwörter zu liefern.

ein wuchtiger Schluss, der mit „wiederum sehr rasch!“
bezeichnet ist

ich gebe dir recht, daß „wiederum sehr rasch“ einigermaßen eindeutig zu sein scheint. andere angaben sind allerdings nicht nur nicht immer eindeutig, sondern aus einer (sprach)historischen distanz heraus auch leicht mißzuverstehen. wenn zb. bei schubert „ziemlich schnell“ steht, wie würdest du das interpretieren? schneller als „schnell“ oder langsamer? oder genauso?

hat sich der Komponist doch etwas dabei gedacht!

ist schon richtig. der komponist denkt sich was dabei. allerdings denkt sich der komponist die dinge bezogen auf die möglichkeiten seiner zeit, auf sein publikum und auf die umstände, die er gewohnt ist. das kann man zb. in mozarts briefen an seinen vater sehr schön lesen, er kalkuliert immer wieder gewisse effekte ein, von denen er weiß, daß sie bei dem speziellen publikum, für das das stück gedacht ist, gut ankommen, oder, wenn er so will, für eine gewisse irritation sorgen.

und daher kommt es vor, daß ein komponist etwas, was er komponiert und mehrfach aufgeführt hat, nachträglich überarbeitet. es gibt einige wichtige werke der musikliteratur, die es in diversen, zum teil recht unterschiedlichen fassungen gibt (händels messias wäre ein beispiel), die aber in der hinsicht, daß sie dem willen des komponisten entsprechen, alle gleichwertig sind - nur daß sie eben den jeweils momentanen willen des komponisten widerspiegeln.

wer weiß, wie ein komponist heute, in anbetracht der heutigen möglichkeiten und rezeptionsbegebenheiten, seine stücke umarbeiten würde. daher ist, wenn einem studierten musiker bestimmte tendenzen bekannt sind, es durchaus im rahmen der künstlerischen freiheit, zur verwirklichung dieser tendenzen gewisse änderungen in dynamik oder tempo vorzunehmen. ob das im sinne des komponisten gewesen wäre, kann man heute natürlich nicht mehr beweisen.

Wenn das so ist, dann können Komponisten gleich nur Noten
hinschreiben, ohne jegliche Lautstärke oder Tempo oder
Ausdrucksbezeichnungen.

tatsächlich ist es so, daß komponisten nur das hinschreiben, was sie nicht ohnehin voraussetzen können. zu mozarts zeiten war es zb. selbstverständlich, in einer kadenz die spannung (dominantseptakkord) und entspannung (tonika) dynamisch mit laut (spannung) - leise (entspannung) zu unterstützen. deswegen stehen dynamische angaben bei mozart nur dann im urtext, wenn sie davon abweichen. der laie könnte natürlich meinen, wenn in 3 von 100 stücken bei der kadenz genau das gegenteil (leise - laut) vorgeschrieben steht, müsse es immer so sein, aber tatsächlich ist es eben genau andersrum.

in der romantik hingegen war der schluß oft die strahlende krönung, die man durch einen titanischen kampf mit den tonarten erreicht und daher natürlich ganz anders präsentiert hat. wenn man das weiß, sieht man nicht nur die dynamischen angaben in einem anderen licht, sondern in erster linie auch das fehlen selbiger. es gibt genug musik ohne dynamische angaben, und niemand würde annehmen, daß man in diesen stücken keine dynamik machen darf. oder?

Und wann sind diese besonderen Fälle?

tja, um das zu wissen, muß man sich eben umfassender mit musik (-geschichte, -theorie, stilkunde, …) beschäftigen als nur ein paar CDs anzuhören.

Der Satz gefällt mir auch sehr gut, aber in Bezug aufs
Musikmachen passt er überhaupt nicht!

wieso denn?

wenn du ein rezept von bocuse vor dir hast und der meinung bist, daß in diesem moment für deine bedürfnisse eine leichte änderung das gericht noch aufwerten würde, wirst du diese auch vornehmen. kein komponist ist allwissend und kann festschreiben, was einem publikum hundert jahre später unter gänzlich anderen umständen wie gefallen kann. künstlerische freiheit ist eben freiheit, besonders wenn sie von einer fundierten bildung gespeist wird.

Ich gebe dir die Partitur in die Hand und spiele dir die
Stelle geloopt vor, dann gibt’s du mir recht. Ich weiss auch
warum er die Stelle falsch gespielt hat.

ich habe eine andere idee. kann es sein, daß es von dieser oper auch verschiedene fassungen gibt?

Von dem war ja auch nicht die Rede. Ich rede von Transparenz,
dass die Bläser die Streicher nicht übertönen etc.

ist natürlich ein schöner vorsatz. und genau um das live verwirklichen können, brauchst du das handwerkszeug, das ein dirigent in jahrelangem studium erwirbt. du kannst in den proben noch so viel ausdiskutieren, erstens hat der saal eine andere akustik, wenn das publikum da ist, zweitens hat vielleicht der zweite tubist belegte ohren und merkt nicht, daß er etwas leiser spielt als geprobt, drittens singt der tenor vielleicht vor lauter aufregung, weil seine geliebte in der zweiten reihe sitzt, etwas lauter, und du mußt das ganze orchester ein wenig mitziehen, was natürlich die balance auch wieder durcheinanderbringt - jedenfalls mußt du ganz genau wissen, wie du deine musiker in sekundenbruchteilen dazu bringst, deine vorstellungen umzusetzen. da kannst du nicht mehr reden, nichts mehr vorspielen, und du bist der einzige, der das hört, was du hörst.

Absolut. Trotzdem sollte man leise gespielte Streicher genauso
hören können wie die Bläser, die dazu spielen, was nicht
bedeutet, dass alle gleich laut sind.

vielleicht nicht. vielleicht hat der komponist die streicher absichtlich diffus hinter dem bläserklang versteckt, und du nimmst einfach nur an, daß man sie genau hören müßte. in diesem fall hättest du der intention des komponisten zuwidergehandelt, und das auch noch im glauben, es richtig zu machen.

Oft hapert es halt auch an der Tontechnik der Aufnahme, wo es
dann schon egal ist, was der Dirigent heraushebt, weil man
sowieso nichts hört, außer z.B. die Bläser, und von denen
vielleicht auch nur die Posaunen.

eventuell wäre es für dich mal interessant, dich mit der aufnahmeleitung zu befassen, nicht nur mit dem dirigieren. der aufnahmeleiter ist in vielen fällen selbst großartiger musiker und dirigent und hat eben auch noch von der tontechnik eine gewisse ahnung. er trifft zwar weniger künstlerische entscheidungen, kontrolliert aber, ob die vorgaben und vorstellungen erreicht werden. von all dem, was du schreibst, scheint mir das eher die position zu sein, die du bekleiden könntest.

Abschließend will ich noch sagen, dass ich es gemein finde,
dass ich hier, nur weil ich sage, dass mir das Dirigieren
gefallen würde, jeder meiner Sätze herausgenommen und
niedergemacht wird.

du hast zuerst gefragt, ob du es richtig angehst, indem du zu einer CD dirigierst. wir haben dich darauf hingewiesen, daß wir das nicht für richtig halten. du hast widersprochen und tausend beispiele gebracht. niemand macht dich hier nieder, wir möchten dir nur deine illusionen nehmen und dich darauf hinweisen, daß dirigieren wesentlich mehr aspekte hat, als du darin siehst.

Es wird doch eh nie dazu kommen, weswegen
macht ihr mich dann noch so fertig

niemand will dich fertigmachen. ich würde dich sogar dazu ermutigen, es zu probieren, nur ist es halt nicht ganz einfach, wenn man mit einer gewissen nicht näher genannten oper beginnen will. es gibt genug möglichkeiten, laiendirigent zu werden, nur scheinen die die nicht zu interessieren. abgesehen davon, daß sie erreichbar wären, würdest du auch noch was dabei lernen, aber wenn du das nicht willst, ist das nicht unser problem.

es gibt einen typen, hab den namen leider vergessen, der ist eigentlich manager oder sonst was, hat ziemlich viel geld und ein faible für irgendeine bestimmte mahler-symphonie. er kann es sich leisten, sich ein orchester zu erkaufen und mit ihm diese symphonie zu erarbeiten und aufzuführen. er dirigiert meines wissens sonst nichts. natürlich garantiert ihm diese geschichte ein gewisses interesse und damit auch erfolg, auch wenn die künstlerische qualität vielleicht nicht so hoch ist wie bei „richtigen“ dirigenten. aber selbst er ist meines wissens ein fleißiger instrumentalist und hat sich wesentlich mehr angetan als nur zur CD herumzufuchteln.

ich würde nur gerne mal ein paar Stücke
mit einem Orchester erarbeiten.

gut, dann konzentrieren wir uns darauf. welche möglichkeiten fallen uns ein?

  • professionelles orchester mieten
  • laienorchester suchen und deine dienste anbieten
  • klein beginnen (chor? arbeit mit einem ensemble?) und langsam zum orchester hocharbeiten
  • studieren (kommt ja für dich nicht in frage)

welche der möglichkeiten gefällt dir am besten?

Gilbert Kaplan
Moin

es gibt einen typen …

Nana… etwas mehr Respekt bitte :wink:
Gilbert Kaplan heißt der Mann und hat mich damals ziemlich beeindruckt. Habe mir nach den hervorragenden CD-Besprechung seine Einspielung gekauft und sie gefällt mir gut.
(Übrigens Mahlers 2. Sinfonie „Auferstehung“)

Lesestoff (besonders für Eric):
http://www.merkur-online.de/mm_alt/nachrichten/kultu…
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828…
Der Mann hat schwer dafür ge arbeitet , Eric.

Gruß
Herm