Ich denke, dass deine beiden Fragen im Kern dieselbe Antwort haben: Das christlich geprägte Mittelalter sah den Menschen eher gering an. Schriften und Dichtung (wenn überhaupt) waren dem Glauben und vielleicht noch dem weltlichen Herrscher gewidmet, sicher aber nicht den Tiefen des menschlichen Schicksals. So etwas wie elegische Dichtung hatte da keinen Platz.
Die (Wieder-) Entdeckung des Individuums und damit des individuellen Leids und der mit ihr befassten Dichtung fand erst statt, nachdem man dank Reformation und Aufklärung erkannt hatte, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Mit antiker Versdichtung „feierte“ und erhob man gewissermaßen das Individuum und die Emotionalität wieder zu neuer Bedeutung …
… wäre mein Denkansatz für dich.
Hallo!
Tut mir leid, da kann ich nicht wirklich weiterhelfen. Aber generell gibt es ja den Trend, dass während des sog. „finsteren Mittelalters“ viele, in der Antike wertgeschätzte Dinge in Vergessenheit gerieten (Das Aufkommen des Christentums mit allen „Begleiterscheinungen“ hat vieles verdrängt). Erst in der Renaissance und später besann man sich wieder auf dieses kulturelle Erbe.
Aber wie gesagt: Nur so eine Idee.
Also, ich kann jetzt nur Vermutungen anstellen, weil ich mich selbst nicht sooo gut mit Elegien auskenne, aber vielleicht ist ja was Sinnvolles dabei.
Zu deiner ersten Frage kann ich mir vorstellen, dass die Elegie nicht zur Jenseitsvorstellubg passt. Gerade im Mittelalter wurde der Tod häufig als Erlösung und sogar als Ziel des Lebens angesehen, was auch schon auf deine zweite Frage eingeht: Die Vorstellung von Leben und Tod war eine andere als sie später wieder aufkam. Es gibt sicherlich noch andere Gründe, aber dafür bin ich in der Geschichte nicht gut genug informiert. Viele Dinge sind auch einfach Modeerscheinungen, gerade antike Formen des Schreibens und der Künste waren lange in Vergessenheit geraten und wurden dann ab der Renaissance wiederentdeckt (für die Empfindsamkeit wäre das allerdings etwas früh), weil es dann wieder in das Weltbild passte.