Hallo!
Ich habe gelesen, dass die Juden in der Diaspora zwei Sederabende feiern.
Wie wird der zweite Sederabend begangen? Wird das Ritual vom Vortag wiederholt?
Hanna
*neugierig*
Hallo!
Ich habe gelesen, dass die Juden in der Diaspora zwei Sederabende feiern.
Wie wird der zweite Sederabend begangen? Wird das Ritual vom Vortag wiederholt?
Hanna
*neugierig*
BS"D
Ich habe gelesen, dass die Juden in der Diaspora zwei
Sederabende feiern.
Das ist richtig und kommt noch aus der Zeit wo es keinen jüdischen Kalander gab und Monatsanfänge noch per Zeugen bestimmt wurde, wenn diese einen Neumond gesehen haben. Da diese Festsetzung beim Sitz des Sanhedrins erfolgt, dauerte es seine Zeit bis diese in die Diaspora gelangte und darum war teilweise zur Mitte des Monats noch nicht klar, wann nun Pessach begint. Später haben dann die Weisen festgelegt, dass trotz Kalenderbestimmung an diesem zweiten Feiertag festgehalten wird.
Wie wird der zweite Sederabend begangen? Wird das Ritual vom
Vortag wiederholt?
Ja, es ist genau gleich, mit dem kleinen Unterschied das am Ende noch der Omer gezählt wird.
Gruss,
Eli
Hallo Elimelech!
BS"D
Ähm … *michamkopfkratz* … Ich muss zugeben, ich lese im Religionsbrett nicht mehr mit - hilf mir auf die Sprünge, was heißt „BS"D“?
Ich habe gelesen, dass die Juden in der Diaspora zwei
Sederabende feiern.Das ist richtig und kommt noch aus der Zeit wo es keinen
jüdischen Kalander gab und Monatsanfänge noch per Zeugen
bestimmt wurde, wenn diese einen Neumond gesehen haben.
Ah, ja; diese Erklärung hab ich schon mal gehört, und zwar im Zusammenhang mit Neujahr! Gibt es nicht aus diesem Grund auch zwei Neujahrstage?
Ja, es ist genau gleich, mit dem kleinen Unterschied das am
Ende noch der Omer gezählt wird.
Da habe ich jetzt noch eine ganz neugierige Frage. Ich kenne das Judentum ja bis jetzt leider nur aus der Theorie, ich kenne keinen einzigen Juden in meiner Stadt persönlich (ich habe vor rund 30 Jahren einmal einen auf der Straße gesehen, und letztens bei der Generalversammlung der Freunde von Yad Vashem habe ich den Synagogenvorsteher von Linz aus der Ferne gesehen), jetzt muss ich halt hier im Forum fragen
))
Ich habe gelesen, dass die Juden beim Seder nicht einfach alte Bräuche in starren Formen wiederholen sondern sehr lebendig gestalten, indem sie einen aktuellen Bezug herstellen, das damalige Geschehen aus verschiedenen Perspektiven betrachten und das persönliche Erleben in die Diskussionen mit einfließen lassen, sodass zwar die Haggada jedesmal die gleiche ist, das Fest aber doch jedesmal wieder etwas anders aussehen kann.
Wenn das nun so ist: Werden dann die Sederfeiern eines Jahres unter das selbe Motto gestellt und die Diskussionen auf zwei Abende aufgeteilt? Oder bereitet der Hausvater für zwei Abende verschiedene Gesprächsanregungen vor? Oder verläuft der zweite Seder ohne Diskussionen und wird nur die Haggada straff durchgezogen?
Vielleicht kannst Du das nicht generell beantworten, aber vielleicht weißt Du doch wenigstens, in welche Richtung die Tendenz geht
))
Oder Du sagst mir wenigstens, wie das bei Euch gehandhabt wird
))
Oder finden sich vielleicht hier noch andere Juden, die mir sagen können, wie sie persönlich es pflegen …
))
Viele (leider viel zu neugierige) Grüße
Hanna
Ähm … *michamkopfkratz* … Ich muss zugeben, ich lese im
Religionsbrett nicht mehr mit - hilf mir auf die Sprünge, was
heißt „BS"D“?
Ja, habe mittlerweile angefangen zum Schutz von Kopfläusen in allgemeinen Foren darauf zu verzichten. Ansonsten bedeutet es auf aramäisch nur „Mit Hilfe der Himmel“ 
Gibt es nicht aus diesem Grund auch zwei Neujahrstage?
Ja und zwar auch in Israel, da das jüdische Neujahr auf den Monatsanfang fällt, zu Beginn also früher niemand wusste, ob heute oder morgen nun das neue Jahr beginnt.
sodass zwar die Haggada jedesmal die gleiche ist, das
Fest aber doch jedesmal wieder etwas anders aussehen kann.
Nach meinen Erfahrungen trifft dieses hauptsächlich nur dann zu, wenn dahinter eine religiöse Motivation steckt, wodurch der Seder dann aber auch hier meistens die ganze Nacht dauert. Wenn der Seder nur aus Tradition gehalten wird, dann wird darauf meistens verzichtet und sich strikt an die Hagada gehalten.
Wenn das nun so ist: Werden dann die Sederfeiern eines Jahres
unter das selbe Motto gestellt und die Diskussionen auf zwei
Abende aufgeteilt? Oder bereitet der Hausvater für zwei Abende
verschiedene Gesprächsanregungen vor? Oder verläuft der zweite
Seder ohne Diskussionen und wird nur die Haggada straff
durchgezogen?
Das hängt ja ganz vom Einzelfall ab (siehe oben). Aber eigentlich sollte der Leiter schon in der Lage sein, zwei verschiedene Anmerkungen etc. vorzubereiten bzw. einzubringen. Quellen dafür gibt es auch genügend. Ausserdem kommen ja noch die Fragen der Kinder hinzu, welche sich selten nur auf die vier aus der Hagada beschränken 
Vielleicht kannst Du das nicht generell beantworten, aber
vielleicht weißt Du doch wenigstens, in welche Richtung die
Tendenz geht))
Als Tendenz würde ich leider das strikte abbeten der Hagada nehmen.
Oder Du sagst mir wenigstens, wie das bei Euch gehandhabt wird
-)))
Wir waren dieses Jahr beide Seder eingeladen, somit war ich weitesgehend davon befreit, die Kommentare vorzubereiten
Ansonsten waren beide Seder morgends um 5:30 zu ende, was schon darauf schliessen lässt, dass neben der Hagada es zu vielen Diskussionen, weiteren Geschichten und Liedern kam. Ursprung hierfür waren neue Kommentare zur Hagada und das was die Kinder aktuell in der Schule/Cheider gelernt hatten.
Gruss,
Eli
Seder mit Kindern
Hallo Eli!
Ausserdem kommen ja noch
die Fragen der Kinder hinzu, welche sich selten nur auf die
vier aus der Hagada beschränken
Tolle Kinder.
))
Für mich ist absolut faszinierend, dass die Kinder da tatsächlich Zwischenfragen stellen, und zwar eigene. Das ist sicher auf die jüdische Kultur zurückzuführen, die (mit den vier Fragen) schon die Jüngsten lehrt, sich am Gedankenaustausch zu beteiligen.
Ursprung hierfür waren neue Kommentare zur Hagada und das was
die Kinder aktuell in der Schule/Cheider gelernt hatten.
Und auch hier werden die Kinder als Mitglieder der Gesellschaft aktiv in das Geschehen eingebunden.
Beeindruckend.
Meine religiöse Erziehung hat im Frontalunterricht stattgefunden, und wenn auch Fragen nicht definitiv verboten waren, so wurden wir doch nicht angehalten dazu, etwas im Dialog zu erarbeiten.
Dadurch habe ich den Bibelunterricht langweilig gefunden (besonders, wenn ich die Geschichte spätestens im dritten Satz wiedererkannt habe und wieder kein neuer Aspekt eingebracht wurde).
Hanna
Hallo Hanna,
Ich habe gelesen, dass die Juden beim Seder nicht einfach alte
Bräuche in starren Formen wiederholen sondern sehr lebendig
gestalten, indem sie einen aktuellen Bezug herstellen, das
damalige Geschehen aus verschiedenen Perspektiven betrachten
und das persönliche Erleben in die Diskussionen mit einfließen
lassen, sodass zwar die Haggada jedesmal die gleiche ist, das
Fest aber doch jedesmal wieder etwas anders aussehen kann.
Das muß nicht so sein. Es kommt sehr darauf an, in welchem jüdischen Umfeld man sich bewegt. Es ist durchaus denkbar, am ersten Seder ganz traditionell zu feiern und eine entsprechend traditionelle Haggada zu verwenden und am zweiten Seder beispielsweise an einem Frauenseder teilzunehmen, wo eine Haggada verwendet wird, die einen speziellen Blickwinkel aus Frauensicht einnimmt.
Im Zeitalter von Internet und Kopierer ist es nicht mehr schwierig, in einem angemessenen Zeitaufwand selber eine Haggada zusammenzustellen. Das tun unzählige jüdische Gruppen. Hier findest Du beispielsweise eine Haggada, die 1999 für eine schwul-lesbische Gruppe entwickelt worden ist:
http://www.hagalil.com/deutschland/berlin/gruppen/pe…
Viele Grüße
Iris