20. Juli 1944: Aussage von Henning van Tresckow

Hallo!

Ich habe neulich ein Dokumentation gesehen über den Anschlag und den Putsch vom 20. Juli 1944. Dort entgegnet der Putschist Henning van Tresckow im Vorfeld zu dem Attentat auf Hitler einem Offizier auf die Aussage „Preußische Offiziere meutern nicht“, dass es in der preußischen Geschichte sehr wohl Situationen gegeben habe, in denen die Offiziere sehr wohl dem Regierenden dazu gezwungen hätten, etwas zu tun, was dieser nicht wollte. Meine Frage lautet: Was sind denn konkrete Beispiele für solche Meutereien in der preußischen Militärgeschichte?

Vielen Dank

Mit freundlichen Grüßen

Carsten

Hallo,
Leider kann ich Dir nicht weiterhelfen, da mein Sachgebiet die Panzerwaffe ist.

Gruß
Klaus

Hallo Carsten!
Da muß ich Dich leider enttäuschen. Mein Gebiet ist Militärgeschichte, dier sich auf das militärische direkt bezieght. Ob es die von Dir genannten Situationen gegeben hat, kann ich Dir leider nicht sagen
Gruß, Andreas

Hallo.

Meine Antwort wurde, das entdeckte ich gerade, nicht zugestellt; - ich sende sie daher ein zweites Mal:

Danke für die Frage bzgl. „Befehlsverweigerung aufgrund des Gewissens.“ - Aus der Hüfte beantwortet: - Friedrich der Große befahl einem Leutnant, ein Gehöft im Siebenjährigen Krieg niederzubrennen. Der Leutnant verweigerte den Befehl mit dem Hinweis, er sei kein Brandstifter - die Antwort ist sinngemäß wiedergegeben und verkürzt. Friedrich der Große hielt inne, salutierte dem Leutnant, gab ihm recht und beförderte ihn zum Rittmeister. Für Näheres müsste ich selbst in die Regale geben.

  1. David von Yorck (später Yorck von Wartenburg) schloss in der Konvention von Tauroggen entgegen des Befehls von Friedrich Wilhelm III. mit General Diebitsch (in russ Diensten) mit Rußland einen Seperatfrieden / Waffenstillstand währen des Rückmarsches der napoleonischen Grande Armee. Friedrich Wilhelm III. verurteilte von Yorck dafür - wenigstens offiziell zum Tode, nahm die Entscheidung später zurück. Berlin, wo der preuss. König damals seinen Sitz hatte, war zur gleichen Zeit von französ. Truppen besetzt. York, später York von Wartenburg, war seinem preuß. König und der Koalition im weiteren Verlauf der Befreiungskriege 1813 - 1815 ein wichtiger militärischer Truppenführer.

  2. Es gibt natürlich mehr Beispiele, z. B. 1914 die Waffenruhe deutscher und britischer / französ. Truppen während der Weihnachtszeit, die ohne Billigung der Generalstäbe sowohl der deutschen, britischen und französischen Genralstäbe stattfand.

Frage: Genügt die „Antwort auf die schnelle?“

Klaus

Guten Tag,

Hallo Carsten, ich schaue nur zufällig hier rein und sehe Deine Frage. Wenn auch spät, will ich doch antworten:

Das populärste Beispiel ist überliefert vom Alten Fritz, der seinem Reitergeneral Seydlitz einen Befehl erteilte, dieser dürfe den Feind nicht mit der Kavallerie angreifen. Als Seydlitz aber die größten Erfolgsaussichten auf dem Schlachtfeld sah, befahl er dennoch den Angriff. Draufhin forderte der König von Seydlitz seinen Kopf nach der Schlacht, wegen Befehlsverweigerung. Seydlitz ließt antworten: „Nach der Schlacht gehört mein Kopf dem König, aber bis dahin brauche ich ihn noch!“

Der Hintergrund ist die deutsche Auftragstaktik, die jedem militärischen Führer den Auftrag gibt, als zwingend erkannte Notwendigkeit auch einen bestehenden Befehl nicht auszuführen, wenn dieser als unsinnig (oder verbrecherisch) erkannt wird und dem militärischen Auftrag entgegensteht. Er ist verpflichtet, sich hinterher notfalls jedem Militärgericht zu stellen und seine Begründung der Befehlsverweigerung abzugeben.
Diese Auftragstaktik besteht noch heute im deutschen Militär. Sie wurde im Verlauf des II.WK mit dessen Fortdauer durch die NS-Führung (NSFO usw.) planmäßig ausgehöhlt und in Verruf geführt, sodaß eine Berufung hierauf höchst gefährlich wurde.

Vielleicht hilft dieser Hinweis insgesamt.

Mit kameradschaftlichem Gruß
Martin Aigner