Nicht von sich auf andere schließen, ist ja schön und recht,
aber ich glaube, dass es (zumindest dauerhaft gesehen),
tatsächlich objektiv negativ ist, eine „Beziehung“ zu führen,
in der man nicht auf Augenhöhe ist.
Selbst wenn der eine es
schön findet, einen Partner zu haben, zu dem er aufblicken und
von dem er lernen kann, und der andere es toll findet, wenn
sein Partner zu ihm aufblickt und er ihm was beibringen kann,
dass so eine Beziehung für keinen von beiden dauerhaft gut für
die Persönlichkeitsentwicklung ist.
Das mit der Persönlichkeitsentwicklung … das klingt für mich ehrlich gesagt viel zu sehr nach dem, was Psychologen und auch diverse (teilweise auch religiös-motivierte) Jugendschützer sagen. Zudem ändern sich die Ansichten, was gut und schlecht für ein Kind oder einen Jugendlichen ist, immer wieder. Die Psychologie von vor 100 Jahren hatte teilweise völlig andere Vorstellungen davon, was gut und was schädlich ist.
Aber natürlich sollte so eine Beziehung, egal wie groß der Alterunterschied ist, nicht so sein, dass einer aufblickt und der andere das schön findet … idealerweise wäre es so, wie du unten schon schreibst: man ergänzt sich gegenseitig. Ich glaube, sobald dieses ergänzen passt, ist es eigentlich egal, wie alt die beiden sind.
Vielleicht wäre es für die ältere Frau (darum gehts ja in diesem Thread) auch schön, jemanden zu haben, der „frischer“ ist, lebhafter, neugieriger, während ältere Männer dann vielleicht schon „müder“ sind. Das war jetzt nur ein Beispiel natürlich.
Alles andere ist in meinen Augen nicht
das, was ich Beziehung oder Liebe nennen würde, sondern
Abhängigkeit.
Das stimmt natürlich - Abhängigkeit sollte NIE sein, weil das mit einer Beziehung oder mit Liebe nicht mehr viel zu tun hat; speziell, wenn der ältere (oder auch jüngere, ältere können ja auch von jüngeren abhängig sein!) das auch noch ausnutzt.
Aber gibt es diese Abhängigkeit nicht auch allzu oft in „normalen“ Beziehungen, in gleich alten Beziehungen, wo beide auf einer Augenhöhe sind?
Grade als Teenager ist man ja dabei, sich von
der Abhängigkeit zu seinen Eltern nach und nach immer mehr zu
lösen. Das ist auch gut so, und ganz wichtig. Sich dann aber
direkt in eine neue Abhängigkeit zu begeben, hemmt m. E. die
Entwicklung. Wobei ich nicht ausschließen will, dass es
Teenager gibt, für die so eine zwischenzeitliche Abhängigkeit
von jemand anders als den Eltern ganz hilfreich sein kann.
Da stimme ich dir großteils zu.
Wenn man sich von den Eltern löst, dann ist es für den Jugendlichen, der ältere Frauen mag, sicher etwas anderes, mit einer Frau in die Zukunft zu gehen, die schon gefestigter im Leben steht, und nicht mit jemandem, der selbst unsicher ist und „keinen Plan“ hat.
Außerdem befürchte ich, dass es eine ganze Reihe von
Erwachsenen gibt, die unbewusst immer wieder solche
Abhängigkeitsverhältnisse suchen (und mit Liebe verwechseln),
weil sie nie gelernt haben, wirklich unabhängig zu sein.
Und welchen solchen Leuten kommen dann die in Verruf, bei denen es passt.
Das erinnert mich ein bisschen an eine Dokumentation, die letztes Jahr auf MDR oder einem dieser Sender lief, wo es um Mütter ging, die ihre Kinder ungewöhnlich lange stillen. Dabei wurden aber AUSSCHLIEßLICH Frauen gezeigt, die, nach eigener Aussage, irgendwelche psychischen Probleme haben und durch das lange Stillen davon loskommen wollen und ähnliche Geschichten.
Das Problem dabei: die Leute sehen das, und denken dadurch, dass automatisch ALLE Mütter, die ihre Kinder länger stillen als üblich, einen „Dachschaden“ haben oder psychische Probleme.
Und ich glaube, das selbe ist auch hier der Fall. Es gibt schlechte Beziehungen mit großem Altersunterschied, wo jemand den anderen ausnutzt, wo es Abhängigkeit etc. gibt, aber sowas ist eigentlich die Ausnahme, und, ehrlich gesagt: ist sowas überhaupt noch eine Beziehung?
Aber mal abgesehen von diesem Thema: ist der Mensch überhaupt für das Modell „Beziehung“ gemacht? Sind wir von der Natur so geschaffen, dass wir mit EINER Person ein ganzes Leben verbringen? Ich weiß, das klingt völlig unromantisch und hart. Ich denke nämlich, dass die Natur uns Menschen teilweise geschickt manipuliert.
Die erste Verliebtheit ist da, man hat Sex, vermehrt sich und geht dann nach einziger Zeit getrennte Weg, um sich in jemand anderen zu verlieben.
Wenn nun der Menschen dagegen handelt, dann ist die Verliebtheit irgendwann weg, der graue Alltag stellt sich ein, man findet Macken am Partner, über die man sich aufregt, er ist nicht mehr der Traumtyp, zeigt sich auch nicht mehr von seiner Schokoladenseite etc.
LG,
Stefan