Schönen Abend,
die letzte Woche habe ich ein eher unfreiwilliges Experiment durchlebt: Auf je eine Nacht mit etwa 8 Stunden Schlaf folgte eine ohne Schlaf. Das ging jetzt bereits den 4. Umlauf so durch und so langsam weiß ich nicht recht, ob man sich daran nicht auch dauerhaft gewöhnen könnte. Ich strebe es nicht an, aber bringt mich zu meiner Frage:
Unser Lebensrhythmus wird zweifelsohne vom Tag/Nacht-Wechsel bestimmt. Angenommen, das wären nicht 24 Stunden, sondern 30, 40, 50 oder was weiß ich wie viele Stunden - lässt sich der menschliche Körper dahingehend konditionieren, dass er mit einer längeren Wachphase klarkommt? Wie lange könnte die maximal auf Dauer sein? Hat man das mal versucht irgendwie herauszufinden, auch die Methodik fände ich interessant zu wissen.
Zusatzfrage: Würde sich dann auch der Schlafbedarf im selben Maß erhöhen? zB 48h statt 24h Rhythmus, dafür aber dann auch 16h Schlaf am Stück statt 8h.
Neugierig und mit vielen Grüßen
Jerry
Hallo Jerry,
Unser Lebensrhythmus wird zweifelsohne vom Tag/Nacht-Wechsel
bestimmt. Angenommen, das wären nicht 24 Stunden, sondern 30,
40, 50 oder was weiß ich wie viele Stunden - lässt sich der
menschliche Körper dahingehend konditionieren, dass er mit
einer längeren Wachphase klarkommt?
JAIN.
Hier auf der Erde hat sich die Tageslänge in den letzten paar Millionen nicht wesentlich verändert (die Tage werden zwar immer länger, weil sich die Erde immer langsamer dreht, aber seit es Lebewesen gibt hat sich das nur um 1 oder 2 Stunden verändert). Insofern gab es für die meisten Lebewesen gar keine andere Wahl als mit den 24h zurechtzukommen. Einzig in der Tiefsee gibt es keinen Tagesrhythmus.
Praktisch ist es so, dass die inneren Uhren bei den meisten Menschen auf 25h eingestellt sind.
Dazu gab es Versuche in Schlafbunkern. Die Leute waren da drin vom Tagesrhythmus abgeschotet, also kein Uhren, Radio, Fernsehen, Tageszeitung und keine Möglichkeit herauszufinden ob es jetzt Tag oder Nacht ist. Die sind dann einfach ins Bett wenn sie müde waren, aufgestanden wenn sich aufgewacht sind und haben gegessen wenn sie Hunger hatten. Bei den Meisten stellt sich dann ein Tag mit 25h ein.
Die inneren Uhren werden also durch das (Sonnen)Licht gestellt.
Deshalb hilft es bei Jet Lag auch sich in die pralle Sonne zu setzen. Der Körper erkennt dann, dass der Stand der Sonne nicht zum Stand der inneren Uhren passt und synchronisiert dann die inneren Uhren mit dem Sonnenstand.
Die inneren Uhren jeden Tag auf einen kürzeren Zeitraum zu synchronisieren ist technisch einfach und es kommen dabei auch die Abläufe nicht durcheinander, das wird auch der Grund sein, wieso die Natur diesen Mechanismus gewählt hat.
Bei einer internen 25h Uhr wird einfach jeden Tag ein Teil des Tagesprogramms nicht ausgeführt.
Möchte man jetzt aber einen 25h Ablauf auf z.B. 26h ausdehnen, muss man dazu eine Tagesphase zweimal durchleben oder für 1h anhalten.
Ende Monat kannst du das Ganze studieren, dann wird wieder auf Winterzeit umgestellt und wir habe eine Stunde doppelt.
MfG Peter(TOO)
Hallo,
die „innere Uhr“, der sog. circadiane Rhythmus ist eine Anpassung sehr vieler Lebewesen an den Tag-Nacht-Rhythmus, der seit Beginn der biologischen Evolution hier schon etwa 24h beträgt. Der Vorteil liegt darin, dass der gesamte Stoffwechsel schonmal auf die folgende Aktivitäts-Periode vorbereitet werden kann. Wir zB. kommen dadurch nicht (bzw. eher selten) auf die Idee, dann jagen zu wollen, wenn wir die Beute nicht sehen können. Unser Immunsystem genehmigt sich genau dann mehr „Systemresourcen“, wenn wir selbst nicht mehr so sehr Gefahr laufen, von unseren Feinden geschlagen zu werden. Wir fahren den Blutdruck und Puls schon vor dem Wachwerden hoch, damit wir (relativ) zügig aufstehen können, wenn wir schonmal wach sind, usw.
Der Rhythmus ist nur circadian (hat also nur ungefähre Tageslänge), wodurch es die Natur schafft, den genauen Rhythmus immer schön mit natürlichen Schwankungen (zB. Sommer/Winter) zu synchronisieren. Das ganze ist also flexibel und würde sich nicht an einem 22h-Tag oder einem 26h-Tag stören. Größere (periodische) Abweichungen werden das System aber aus den Fugen bringen.
LG
Jochen
Hallo Peter
Hier auf der Erde hat sich die Tageslänge in den letzten paar
Millionen nicht wesentlich verändert (die Tage werden zwar
immer länger, weil sich die Erde immer langsamer dreht,
soweit O.K.
aber
seit es Lebewesen gibt hat sich das nur um 1 oder 2 Stunden
verändert).
Das Leben gibt es auf der Erde nicht seit Millionen, sondern schon seit 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren. http://de.wikipedia.org/wiki/Leben#Naturwissenschaft
Hat sich da die Erde nicht etwas schneller gedreht?
Grüße
Ulf
Hallo Ulf,
Das Leben gibt es auf der Erde nicht seit Millionen, sondern
schon seit 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren.
http://de.wikipedia.org/wiki/Leben#Naturwissenschaft
Hat sich da die Erde nicht etwas schneller gedreht?
Das waren aber erst ein paar sich replizierende Moleküle.
Uhren braucht es erst bei komplizierteren Strukturen.
Zudem laufen auch die heutigen inneren Uhren nicht bei jedem Individuum gleich, sodass die Evolution den Rest tun kann wenn sich die Tage verlängern.
MfG Peter(TOO)