3 Fragen zum Drehen

Hallo!

Als Anfänger habe ich hier schon sehr viel Hilfe bekommen,
für die ich sehr dankbar bin.
Ich habe nun auch schon einige Sachen ordentlich hinbekommen, und bringe nun auch meine Drehmeissel ohne fremde Hilfe scharf.

Nun meine 3 neuen Fragen:

  1. Die Drehbank vibriert bei hohen Drehzahl stark, also nicht unbedingt nur die Drehbank selbst, sondern der ganze Fussboden. Der Boden besteht sicher nur aus 5 cm Magerbeton, und ist uralt.
    Ich dachte erst, das ist die Drehbank. Dann habe ich noch eine grosse Schleifmaschine daneben gestellt, wenn die läuft wackelt alles noch viel schlimmer. Diese Schleifmaschine lief vorher auf ordentlichen Betonboden völlig ruhig.
    Ist es ratsam, da einen ordentlichen, 30 cm dicken neuen Betonboden einzubauen?

  2. Ich habe heute einen 24 mm Bolzen, richtig festes Material, ein Stück weit auf 20 mm abgedreht. Mit einem HM-Meissel, das ging richtig gut und leicht.
    Ich habe dann in der sozusagen neuen Oberfläche so eine Art diagonales Streifenmuster gesehen.
    Das ist kaum fühlbar, aber gut sichtbar.
    Kann das mit Problem 1 zusammenhängen, oder was ist da los?

  3. Ich weiss nicht so genau, mit welchen Drehzahlen ich arbeite.
    Kann nur schätzen.
    Ich kenne die Motordrehzahl nicht, und die ganzen Keilriemenscheiben könnte ich zwar ausmessen und viel rechnen,
    vielleicht gibt es aber so eine Art Drehzahlmesser für Drehbänke?
    Irgendwas mit einer Rolle, die man an das Werkstück drückt, wo vielleicht gleich die Schnittgeschwindigkeit angezeigt wird? Hat jemand sowas schon erfunden?

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen

Ich habe nun auch schon einige Sachen ordentlich hinbekommen,
und bringe nun auch meine Drehmeissel ohne fremde Hilfe
scharf.

Das ist lobenswert.

Nun meine 3 neuen Fragen:

  1. Die Drehbank vibriert bei hohen Drehzahl stark, also nicht
    unbedingt nur die Drehbank selbst, sondern der ganze
    Fussboden. Der Boden besteht sicher nur aus 5 cm Magerbeton,
    und ist uralt.

Es liegt nicht nur am Boden; z.B. die Schleifmaschine kann beim Transport durchaus eine Unwucht bekommen haben.
Aber grundsätzlich ist das Verankern, nicht nur Aufstellen, von solchen Maschinen auf bewehrtem Boden mind. 12 cm dich, richtig.
Dann sollten alle Unwuchten gefunden und ausgewuchtet werden. Das werden bei der Schleifmaschine die Schleifscheiben sein, bei der Drehmaschine kann das Problem im Antriebsstrang liegen oder auch in der Hauptspindel.
Wenn die Spindel zuviel Spiel hat, weicht das Werkstück vor dem Stahl aus und kommt wieder zurück.

Ich habe dann in der sozusagen neuen Oberfläche so eine Art
diagonales Streifenmuster gesehen.

Das sind dann die „Rattermarken“ aus der Vibration.

Das ist kaum fühlbar, aber gut sichtbar.
Kann das mit Problem 1 zusammenhängen, oder was ist da los?

ja.

  1. Ich weiss nicht so genau, mit welchen Drehzahlen ich
    arbeite.
    Kann nur schätzen.
    Ich kenne die Motordrehzahl nicht, und die ganzen
    Keilriemenscheiben könnte ich zwar ausmessen und viel rechnen,
    vielleicht gibt es aber so eine Art Drehzahlmesser für
    Drehbänke?

Es gibt digitale und analoge Drehzahlmesser, die entweder fest an die Hauptspindel angebaut werden oder von einer umlaufenden Marke ablesen, wenn Du die Stellung der Marke mit einem Strompuls verbindest, kannst Du dein Zündpunkt Einstellgerät benutzen.

Irgendwas mit einer Rolle, die man an das Werkstück drückt, wo
vielleicht gleich die Schnittgeschwindigkeit angezeigt wird?

Die Schnittgeschwindigkeit hängt ausser von der Drehzahl auch vom Durchmesser ab !
Dazu müsstest Du in Deinen Vs Rechner, dem die jeweilige Drehzahl eingespeist wird, den Werkstückdurchmesser eingeben. Eleganter ist, die Stellung des Stahlsupports einzuspeisen, dafür muss aber die Stahlspitze immer an der gleichen Stelle sitzen.
Damit hast Du aber noch nicht die passende Schniottgeschwindigkeit, die richtet sich auch nach Werkstoff, Oberfläche und Drehstahl.

Gruß
Rochus

Hallo
Ja es macht Sinn, einen stabilen Betonboden zu haben.
Es liegt wohl irgendwo eine Unwucht vor, die man aber online nicht gut ermitteln kann.
Wegen der Drehzahl: Die Drehzahl und den Vorschub mußt Du selbst einstellen, je nach Erfahrungswerten oder auch nach brauchbarer Tabelle.
Alles andere ist extrem unfachmännisch und es macht überhaupt keinen Sinn, eine Einstellung zu wählen, um dann zu spekulieren, wie schnell sich das ganze wohl dreht.
Ist das Lager der Hauptspindel in Ordnung? Ist der Drehmeißel richtig angeschliffen und mittig?
Also viel mehr kann ich Dir so nicht sagen, außer, das ich eine „Ausbildung“ über dieses Forum auch nicht empfehlen kann.
Und Dein Rundstahl „richtig stabil“ kann auch alles mögliche sein.
Vielleicht sind der Weg über Fachbücher und ein Reitstock mir Bohrfutter und Zentrierspitze zu empfehlen.
MfG
Matthias

Hi
also der Boden sollte schon etwas dicker als 5cm sein :stuck_out_tongue:
Befestigen wurde ich das ganze nachher mit Industrie Schwerlastankern. Dann sollte das mit deiner Vibration besser sein.
Es könne auch noch sein das du einen Lagerschaden oder ähnliches hast aber da du das Problem mit der Schleifmaschine ja auch hast würde ich das mit ordendlich aufstellen zuerst probieren!

Das zweite Problem kann alles sein oder durch das erste Verursacht werden.

Drehzahl ist eine gute Frage gibt es vom Hersteller keine unterlagen mehr mit welcher einstellund die Derhzahl wie ist?
Wenn du das wirklich brauchst kannste dir mit einem Initiator und etwas basteln auch selber einen bauen, ist aber keine sache von 5 min.

Bei Fragen bitte melden
MFG Christoph

Hallo Steffen

  1. Die Drehbank vibriert bei hohen Drehzahlen stark, also nicht unbedingt nur die Drehbank selbst, sondern der ganze Fussboden. Der Boden besteht sicher nur aus 5 cm Magerbeton, und ist uralt… Dann habe ich noch eine grosse Schleifmaschine daneben gestellt, wenn die läuft wackelt alles noch viel schlimmer.

Bei einer mit hoher Drehzahl umlaufenden Maschine genügt eine an sich bedeutungslose Unwucht, die Maschine in Schwingungen zu versetzen. Außerdem erzeugt der Schnittvorgang am Drehmeißel ebenfalls Vibrationen, diese sind sehr stark (aber nicht nur) davon abhängig, wie weit der Drehmeißel über seine Auflagefläche herausragt.

Dieser Effekt wird natürlich verstärkt, wenn der Untergrund ebenfalls in Schwingungen versetzt werden kann. Deshalb verankert man z.B. Drehbänke, Fräs- und große Schleifmaschinen auf massiven Betonfundamenten – und zwar so, dass die Masse des Fundaments die Masse der Maschine vergrößert und damit nicht in höherfrequente Schwingungen versetzt werden kann.

Ich habe mal an der Aufstellung einer Drehbank mit 2m Spitzenweite und ca. 600mm Spitzenhöhe mitgewirkt. Deren Fundament nahm die gesamte Höhe des darunter liegenden Kellers ein bei einer Grundfläche von 2x4m.

Ist es ratsam, da einen ordentlichen, 30 cm dicken neuen Betonboden einzubauen?

Auf jeden Fall.

  1. Ich habe heute einen 24 mm Bolzen, richtig festes Material, ein Stück weit auf 20 mm abgedreht. Mit einem HM-Meißel, das ging richtig gut und leicht.
    Ich habe dann in der sozusagen neuen Oberfläche so eine Art diagonales Streifenmuster gesehen. Das ist kaum fühlbar, aber gut sichtbar.
    Kann das mit Problem 1 zusammenhängen…?

Diese Rattermarken werden nicht in erster Linie durch eine Unwucht der Arbeitsspindel erzeugt, sondern sie treten auf, wenn sich beim Drehen eine Resonanzschwingung ausgebildet hat. Du kannst das Problem entschärfen, wenn Du die Schnitttiefe verringerst und mit der Drehzahl heruntergehst.

Das Problem 1 spielt natürlich insoweit eine Rolle, als sich eine Resonanzschwingung bei einer auf schwingfähigem Untergrund aufgebauten Maschine viel leichter aufbauen kann

  1. Ich weiss nicht so genau, mit welchen Drehzahlen ich arbeite…

Ich kenne die Motordrehzahl nicht, und die ganzen Keilriemenscheiben könnte ich zwar ausmessen und viel rechnen… vielleicht gibt es aber so eine Art Drehzahlmesser für Drehbänke?

Berührungslos, z.B.
http://www.conrad.de/goto.php?artikel=122624

Ich selber, da ich das Drehen nur im Rahmen meines Hobbys und nicht professionell betreibe und deshalb nicht an die Leistungsgrenzen der Maschine herangehen muss, stelle Drehzahl und Schnitttiefe bei meiner Maschine nach Gefühl ein.

Da ich meine Maschine über einen Frequenzumrichter betreibe, kenne ich ebenfalls nicht die aktuelle Drehzahl der Arbeitsspindel, sondern nur die maximale Drehzahl in jeder Drehzahlstufe. Und selbst wenn ich die Drehzahl kennen würde, müsste ich die Schnittgeschwindigkeit über den Durchmesser des Werkstücks berechnen. Dazu bin ich – wie Du – zu faul.

Ich stelle die Drehzahl nach Gefühl ein, und wenn die Maschine anfängt zu „heulen“ (Resonanzerscheinungen) , gehe ich mit der Drehzahl herunter bzw. ich verringere die Spantiefe.

Gruß merimies

Hallo,

zu den Drehzahlen:

Ich gehe mal von HSS-Drehstählen aus, und Werkstück normalem Stahl (kein VA)

Die Schnittgeschwindigkeit sollte bei 20-25 m/min liegen.

Faustregel:

Durchmesser 8mm mit 800 U/min entspricht 20 m/min

Je härter das Material, desto kleiner die Schnittgeschwindigkeit.

Gruß,
Woody

Danke an Euch alle!
Hallo!

Ich habe mir alle Antworten gut duchgelesen, und darüber nachgedacht.
Den Fussboden werde ich im Winter rausreissen, und eine richtig dicke, armierte Bodenplatte reinbauen.

Diese Drehbank, die ich jetzt habe, war eh nie so das was ich wollte, aber einem geschenkten Gaul…
Die hat weder Z oder L-Spindel. Die Hauptspindellager sind OK, denke ich, weil ich das alles schon auseinander hatte. Das sah richtig gut aus.

Vielleicht ist das Problem ehr an den Teilen zu suchen, wo der Drehmeissel aufgespannt wird, die Gleitbahnen und Gewinde sind etwas verschlissen.
Ich habe das zwar alles richtig sauber gemacht, und geschmiert, denke aber, dass sich dort was aufschwingen könnte. Oder die Maschine ist für grössere Arbeiten garnicht ausgelegt. Das sieht auch alles etwas klein aus…
Ich habe noch die komplette Maschinenakte, da steht drin, dass die für die Serienproduktion von Kleinteilen konzipiert ist.

Nun, ich werde erstmal so weitermachen wie bisher, für paar Kleinigkeiten und Bastelarbeiten reicht es ja.
Und dann halt versuchen, eine für meine Zwecke besser geeignete Drehbank zu finden. Meine derzeitige wird bestimmt gern jemand zum Drechseln benutzen.

Vielen Dank für die zahlreichen nützlichen Antworten, will das Thema hiermit aber nicht beenden.
Weitere Antworten / Kommentare / Hinweise lese ich gern.

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen,

nachdem ja bereits sehr viel Feedback kam noch ein kleiner Tipp in die Runde. Die Beta von automationBC einem Industrienetzwerk in der Art von Xing hat jetzt schon über 44.000 Fachartikel online. Die kommen zum Großteil aus Fachzeitschriften wie maschine+werkzeug und sind kostenlos abrufbar. Man muss sich halt vorher schnell kostenlos registrieren.

Wenn ich da nach „Drehen“ suche, erhalte ich da über 1000 Artikel. Viele davon sind aber zu Industriethemen…

Hier der Link: http://www.automationbc.de

VG,
BSK

Hallo Steffen,

zu 1: 5cm Beton sind wirklich nicht viel, da helfen auch keine Schwerlastanker; als ersten Ansatz würde ich sagen sollte das Maschinenfundament mindesten so schwer wie die Maschine sein, tendenziell noch schwerer und dann halten auch die Schwerlastanker
Vibratione könne von der Maschine an sich kommen, defekte Lager etc. könnte man feststellen wenn die Maschine leer läuft
ein weiterer Punkt ist die richtige Einstellung der Drehmeißel, d.h. Meißel kurz spannen, grosseauskraglängen vermeiden, mit dem Support dicht an Werstückfahren und den Drehmeißel sehr gut auf Mitte ausrichten, die Abweichung sollte unter 0,1mm betragen, wird vorzugsweise an der Spitze des Reitstockes gemacht.

zu2: nach dem Schnitt immer den Meißel radial vom Teil zurück kurbeln und dann den Support nach hinten fahren.
der Degner"Spanende Formgebung" schlägt Schnittgeschwindigkeiten von 180m/min vor und Vorschübe von 0,05-0,1 mm/U

zu3: einfach beim Hersteller erfragen mit Maschinentyp oder Foto und so

mfg