40-jährige Bäume verpflanzen?

Hallo,

der Bürgermeister von Minden in Westfalen lässt 25 Platanen von einer städtischen Fläche auf eine andere umsetzen, weil sie seine Planungen behindern.

Die Bäume sollen nach Presseberichten 1982 gepflanzt und 40 Jahre alt sein. Bei einigen haben wir den Stammumfang gemessen und Werte zwischen 71 und 87 cm ermittelt. Die Höhe schätze ich auf 8 Meter. Die Platanen wurden wohl regelmäßig stark zurückgeschnitten, sodass sie jetzt relativ „handlich“ sind. Sie stehen offensichtlich in unterirdischen Brunnenringen von etwa 1 Meter Durchmesser. Trotzdem werden natürlich beim Umsetzen Wurzeln verletzt und durchtrennt.

Die meisten der 25 Bäume dürften inzwischen umgesetzt worden sein. Politisch ist die Aktion umstritten. Was haltet Ihr aus fachlicher Sicht davon?

Freundliche Grüße

Martin

Der Mann spinnt
Servus,

wenn es denn unbedingt Platanen sein müssen, wäre das die Chance gewesen, welche von den französischen Hybriden zu beschaffen, die gegen Ceratocystis Platani resistent sind. Der Klon wurde wohl 2004 selektiert und wird seither mit Hochdruck vermehrt, dürfte also schon bald in ausreichend multiplizierter Zahl zur Verfügung stehen.

Auf diese Weise, wie das jetzt gemacht wird, werden die Bäume, die die endlos teure Gewaltaktion überleben (wie viele das sind, lässt sich schwer schätzen), relativ bald dem Platanenkrebs Ceratocystis Platani zum Opfer fallen. Derzeit ist seine Ausbreitung von Südwestfrankreich Richtung Nordosten trotz großzügigen Abholzens der Platanenbestände (u.a. liegt der gesamte Canal Du Midi jetzt nackt da) nur etwas verlangsamt, aber nicht zum Stillstand gekommen.

In der Provence werden die sterbenden Platanen übrigens durch Zürgelbäume (Celtis australis) ersetzt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

In Hamburg sieht man von der A7 (In Fahrtrichtung Norden auf der rechten Seite) auf Höhe Altenwerder ebenfalls etwas größere Platanen. Diese wurden nach Bau der neuen Bahnhofsanlagen dort hingepflanzt. Sie dürften bei Anpflanzung dort auch schon - schätze ich - mindestens 30 Jahre alt gewesen sein. Sie sind, was man so sehen kann, alle eingegangen.

Ich mag Platanen, aber sie sind weiß Gott nicht ökologisch wertvoll. Sie sind in Münster ja gar nicht heimisch. Deswegen halte ich eine solche Aktion, ebenso wie Blumenpeter, für Unsinn. Neu pflanzen und darauf achten, dass die Bäume nicht gleich eingehen.

Link
Ergänzung: Es dürfte sich um diese Bäume hier handeln: https://maps.google.de/maps?q=altenwerder&ll=53.5097…

Ich meine, sie sind alle eingegangen. Sie dürften sogar bei Umpflanzung deutlich älter als 30 Jahre alt gewesen sein.

von Feigenblättern und anderen puplikumswirksamen Aktionen
Hi!
Ich unterstreiche, was die anderen beiden dazu schrieben.
Es gibt Fälle, da sind Großbaumverpflanzungen sinnvoll - aber in diesem Fall zweifle ich den Sinn auch an.
Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass die Bäume wahrscheinlich für die Aktion auch ziemlich beschnitten werden müssten und hinterher wenig natürlich aussehen würden…

Hört sich nach einer „schaut her, wie wir die Bäume schützen“ Aktion an. Schöne Bilder für die Presse und die toten Bäume später werden dezent entsorgt (ohne Pressetermin, nehme ich an).

Mit dem Geld, das diese Aktion (ein paar Bilder von ähnlichen Aktionen) kosten wird, könnte man an anderer Stelle etwas wirklich sinnvolles für die Umwelt tun.

Die meisten der 25 Bäume dürften inzwischen umgesetzt worden
sein. Politisch ist die Aktion umstritten. Was haltet Ihr aus
fachlicher Sicht davon?

Das zu beurteilen ist vor allem im Nachhinein recht einfach: Schau mal in 2 oder 3 Jahren nach den Bäumen…
Und eine fachliche Frage noch dazu: Wurden die Bäume 1 oder 2 Jahre vorher auf die Aktion vorbereitet?
Und auch die Nachsorge ist aufwändiger als der Laie sich das vorstellt.

Grüße
kernig

Hi,

Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass die Bäume
wahrscheinlich für die Aktion auch ziemlich beschnitten werden
müssten und hinterher wenig natürlich aussehen würden…

die Bäume wurden wohl bereits in der Vergangenheit regelmäßig stark zurückgeschnitten, wie das bei innerstädtischen Platanen oft gemacht wird.

Das zu beurteilen ist vor allem im Nachhinein recht einfach:
Schau mal in 2 oder 3 Jahren nach den Bäumen…

Das habe ich vor.

Und eine fachliche Frage noch dazu: Wurden die Bäume 1 oder 2
Jahre vorher auf die Aktion vorbereitet?

Nein. Ursprünglich war wohl vorgesehen, die Bäume wegen der geplanten Tiefbaumaßnahmen und Neupflasterung ganz zu beseitigen. Dagegen gab es Proteste. Dann hat der Stadtrat wohl auf Vorschlag der Verwaltung Ende 2013 beschlossen, die Bäume umsetzen zu lassen. Gegen dieses Vorhaben wollten die GRÜNEN ein Bürgerbegehren anstrengen. Und letzte Woche hat der Bürgermeister angeordnet, mit dem Umsetzen der Bäume zu beginnen, nach meinem Eindruck, um diesem Bürgerbegehren zuvorzukommen und weil die Witterung gerade günstig war.

Die Aktion wird von städtischem Personal durchgeführt. Sie wird, wenn sie nicht bereits abgeschlossen ist, vermutlich noch in dieser Woche abgeschlossen werden.

Freundliche Grüße

Martin