5. Symphonie Tschaikowsky

Mojjen, Gemeinde,

gestern abernd (3.6.04, 22:45 Uhr) kam auf „rbb“ eine klasse Sendung über Claudio Abbado. Höchst interessant und inspirierend.
Neben vielen anderen wurde ein Ausschnitt aus Tschaikowskys Fünfter gespielt, dezente Streicher, und dann ein feines Horn-Thema, welches ich wohl schon irgendwann mal erlebt haben muß.

Und jetzt die Frage:
Wer kann eine (CD-)Aufnahme von dieser Symphonie empfehlen, und wenn, warum dann gerade diese ?

Der Ausschnitt mit Abbado hat mir’s schon angetan, aber vielleicht geht’s ja noch besser…

Von Abbado gibt es wohl nur eine Aufnahme mit dem Chigago Symphony Orchestra, die noch erhältlich ist. Eine Aufnahme mit den Berlinern von 1994 scheint’s nicht mehr zu geben.

Dank! Dank!! Dank!!!
Herm

Hallo Herm,

Der Ausschnitt mit Abbado hat mir’s schon angetan, aber
vielleicht geht’s ja noch besser…

Gaaanz sicher …
Russen spielen russische Musik am einfühlsamsten. (No na! :wink:) )
Konkret suchen würde ich nach Dirigenten wie Wladimir Fedossejew, Kyrill Kondraschin oder Dimitri Kitaenko.
Und nach Orchestern aus Moskau oder St. Petersburg (bzw. Leningrad, Kondraschin ist schon gestorben, aber vielleicht gibt’s ja dennoch etwas aus der UdSSR-Zeit).

Dank! Dank!! Dank!!!

Hoffentlich findest Du was Adäquates.

Herm

Gruß
Barney

Hi Herm,

die ultimative Aufnahme der späten Tschaikowsky-Symphonien ist nach wie vor die von Jewgenij Mrawinsky mit den Leningrader Philharmonikern aus dem Jahr 1960.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B000001G8B

Das Problem mit Tschaikowsky ist, dass die Musik sehr gefühlsbetont ist, und bei den westlichen Dirigenten hatte sich im letzten Jahrhundert eine bestimmte Schule herausgebildet, die der Meinung war, noch mehr Gefühl durch die Interpretation zugeben zu müssen, und die Musik damit gefährlich in die Nähe von Kitsch rückte.
Die russischen Interpreten hingegen führen Tschaikowsky oft mit einer kühleren, strukturalistischeren Sichtweise auf - und siehe da, die Musik enthält auch so genügend Gefühl, aber die Interpretationen bleiben unheimlich frisch dabei, man kann sie immer wieder hören.

Mrawinsky vertrat diesen Ansatz am konsequentesten. Seine Einspielung ist bis heute eine Referenzaufnahme geblieben.

Grüße
Wolfgang

Das Problem mit Tschaikowsky ist, dass die Musik sehr
gefühlsbetont ist, und bei den westlichen Dirigenten hatte
sich im letzten Jahrhundert eine bestimmte Schule
herausgebildet, die der Meinung war, noch mehr Gefühl durch
die Interpretation zugeben zu müssen, und die Musik damit
gefährlich in die Nähe von Kitsch rückte.
Die russischen Interpreten hingegen führen Tschaikowsky oft
mit einer kühleren, strukturalistischeren Sichtweise auf - und
siehe da, die Musik enthält auch so genügend Gefühl, aber die
Interpretationen bleiben unheimlich frisch dabei, man kann sie
immer wieder hören.

Mrawinsky vertrat diesen Ansatz am konsequentesten. Seine
Einspielung ist bis heute eine Referenzaufnahme geblieben.

Hallo Wolfgang!

Das stimmt aus meiner Sicht so nicht.

Mrawinski steht für sich und nicht für eine russische Schule. Seine Aufnahme, das stimmt absolut, ist viel kühler als die anderen, auch russischen sowie „westlichen“. Ausserdem gibt es in diesem Sinne auch keine einheitliche „russische“ Schule wie auch keine einheitliche „westliche“.

Der Fragesteller wollte aber mehr Gefühle, mehr als bei Abbado, meinte er. :smile:

Da würde ich solche Dirigenten wie Mengelberg, Stokowski (z.B.: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B000025MPY/ein…), Rachlin, Solti nennen.

Eine ausgewogene Interpretation hat seinerzeit Furtwängler angeboten.

Liebe Grüße

Hallo peet,

Das stimmt aus meiner Sicht so nicht.

Ich nehm’ den Fehdehandschuh gerne auf :wink:

Mrawinski steht für sich und nicht für eine russische Schule.

Er nimmt eine Extremposition ein, völlig klar. Gerade deswegen finde ja viele Musikkritiker diese Aufnahme ja auch heute noch so gut (ich befinde mich mit meiner Meinung in guter Gesellschaft, soweit ich das beurteilen kann).

Seine Aufnahme, das stimmt absolut, ist viel kühler als die
anderen, auch russischen sowie „westlichen“.

So weit also kein Problem zwischen uns …

Ausserdem gibt es
in diesem Sinne auch keine einheitliche „russische“ Schule wie
auch keine einheitliche „westliche“.

Es gibt in meiner Sicht eine „Schule“ einer eher romantischen Tschaikowsky-Auffassung, und eine eher nüchterne, strukturalistischere „Schule“ (und alle möglichen Zwischenpositionen). Ich wollte aber nicht behaupten, dass es sich dabei um nationale Schulen handelt - sorry, wenn mein Posting insoweit missverständlich war.
Otto Klemperer z.B. hatte schon vor Mrawinsky sehr gute Tschaikowsky-Einspielungen abgeliefert, die tendenziell auch in die kühlere Ecke gehen. Andererseits spielte Tremirkanow, Mrawinskys (glückloser) Nachfolger bei den Leningradern, die Symphonien relativ gefühlsbetont ein.

Der Fragesteller wollte aber mehr Gefühle, mehr als bei
Abbado, meinte er. :smile:

Das habe ich wohl verstanden, und gerade deswegen war es mir ein Anliegen, auf eine herausragende Aufnahme hinzuweisen, die eine Gegenposition vertritt. Schließlich habe ich meinen Tipp (wie von Herm gewünscht) zu begründen versucht, so dass er sich hoffentlich sein eigenes Urteil bilden kann.

Schöne Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang, hallo peet,

erst mal vielen Dank, ihr helft mir alle durchaus weiter (auch Barney natürlich).
Ich finde es immer wieder spannend, welche Reaktionen eine einfache (im Sinne von „eine praktisch orientierte“) Frage hervorruft.
Allein mehrere Aufnahmen dieser (ja nicht sooo gängigen) Sinfonie zu kennen… derweil ich mir meine erste Aufnahme davon zulegen möchte…

Seine Aufnahme, das stimmt absolut, ist viel kühler als die
anderen, auch russischen sowie „westlichen“.

Immerhin darf ich mich nun entscheiden, zwischen

einer eher romantischen Tschaikowsky-Auffassung, und eine eher nüchterne,

… wobei ich augenblicklich eher zur nüchternen (*hick*) Version tendiere.

Der Fragesteller wollte aber mehr Gefühle, mehr als bei
Abbado, meinte er. :smile:

Meinte ich nicht!

Der Ausschnitt mit Abbado hat mir’s schon angetan, aber vielleicht geht’s ja noch besser…

Genau so meinte ich’s: Besser!
Ohne den Genius von Abbado ernsthaft anzuzweifeln, wollte ich eben nur Expertenmeinungen zur Qualität anderer Aufnahmen hören (die ja auch dankenswerterweise kamen).
Mehr Gefühl als bei Abbado braucht’s glaub’ ich, wirklich nicht.

Schließlich habe ich meinen Tipp
(wie von Herm gewünscht) zu begründen versucht, so dass er
sich hoffentlich sein eigenes Urteil bilden kann.

Ich bemühe mich.

Herm