Hallo peet,
Das stimmt aus meiner Sicht so nicht.
Ich nehm’ den Fehdehandschuh gerne auf 
Mrawinski steht für sich und nicht für eine russische Schule.
Er nimmt eine Extremposition ein, völlig klar. Gerade deswegen finde ja viele Musikkritiker diese Aufnahme ja auch heute noch so gut (ich befinde mich mit meiner Meinung in guter Gesellschaft, soweit ich das beurteilen kann).
Seine Aufnahme, das stimmt absolut, ist viel kühler als die
anderen, auch russischen sowie „westlichen“.
So weit also kein Problem zwischen uns …
Ausserdem gibt es
in diesem Sinne auch keine einheitliche „russische“ Schule wie
auch keine einheitliche „westliche“.
Es gibt in meiner Sicht eine „Schule“ einer eher romantischen Tschaikowsky-Auffassung, und eine eher nüchterne, strukturalistischere „Schule“ (und alle möglichen Zwischenpositionen). Ich wollte aber nicht behaupten, dass es sich dabei um nationale Schulen handelt - sorry, wenn mein Posting insoweit missverständlich war.
Otto Klemperer z.B. hatte schon vor Mrawinsky sehr gute Tschaikowsky-Einspielungen abgeliefert, die tendenziell auch in die kühlere Ecke gehen. Andererseits spielte Tremirkanow, Mrawinskys (glückloser) Nachfolger bei den Leningradern, die Symphonien relativ gefühlsbetont ein.
Der Fragesteller wollte aber mehr Gefühle, mehr als bei
Abbado, meinte er. 
Das habe ich wohl verstanden, und gerade deswegen war es mir ein Anliegen, auf eine herausragende Aufnahme hinzuweisen, die eine Gegenposition vertritt. Schließlich habe ich meinen Tipp (wie von Herm gewünscht) zu begründen versucht, so dass er sich hoffentlich sein eigenes Urteil bilden kann.
Schöne Grüße
Wolfgang