Hallo,
Da muss man jetzt bis 67 arbeiten und sein bischen Rente zu
bekommen und keine Firma will einem mehr. Nur weil man nach
dem Krieg aus Kostengründen nicht studieren konnte. Lehre und
Berufserfahrungen zählen heute nicht mehr.
Ich will nicht sagen, dass es einfach ist. Ich will dir auch jetzt nichts vorwerfen, weil du das vielleicht ja schon alles probiert hast. Aber wie wärs mit ein bisschen Eigeninitiative? Wenn du in deinem erlernten Beruf keinen Job findest, dann vielleicht woanders. Vielleicht ist der neue Beruf dann nicht so gut bezahlt wie der alte und vielleicht musst du dafür auch erst was lernen (z.B. im Eigenstudium). Aber probieren kostet nichts. Und dass wir es uns bei einer gestiegenen Lebenserwartung von 80 Jahren und einer schwindenden Zahl an Kindern nicht mehr leisten können, jemanden mit 60 in die Rente zu schicken, das war schon seit 20 Jahren absehbar. Nur wollte es keiner wahrhaben.
Nur, Wissen kann jeder erlernen, Erfahrung muss man sich
erarbeiten.
Wissen zu erlernen ist nicht weniger schlecht, wie Erfahrung zu sammeln. Schließlich ist beides gleich schwer. Erfahrung zu sammeln heisst ja auch, dass du Wissen angehäuft hast, wie du bestimmte Situationen meistern kannst. Im Prinzip also auch ein Lernprozess.
Nun habe ich in meiner Region versucht einen Verein zu
gründen, um uns „Nutzlosen ohne Job“ wieder eine Perspektive
zu bieten. Nur es gibt keine „Alten ohne Job“ und das, obwohl
mir der Arbeitsamtsdirektor etwas anderes mitteilte. Es gibt
mehr „Ältere“ die ihren Job verloren haben wie man glaubt und
nicht alle sind mit Vorruhestandsregelungen ausgestattet.
Habe die Alten vergessen wie man um sein Recht kämpft oder
lebt es sich von der Arbeitslosenhilfe besser? Dann habe ich
etwas falsch gemacht.
Hmm, das ist natürlich traurig. Ich glaube einfach, dass viele einfach resignieren und sich deswegen schon damit abgefunden haben, keinen Job mehr zu bekommen.
Da weder die Unterstützungen, noch die Renten an den
tatsächlichen Lebenshaltungskaosten angepasst werden, die
Miete und Nebenkosten ständig steigen, wird bei mir nur ein
Zimmer beheizt und alle überflüssigen Strom- und
Wasserverbraucher gekappt. Auch die letzte Verbindung zur
Aussenwelt, das Internet.
Die letzte Verbindung zur Aussenwelt sollte doch immer das persönliche Gespräch sein. Das kostet nichts, man lernt Leute kennen und man kann sich austauschen.
Haben wir dafür ein Lebenlang gearbeit?
Wenn ich jetzt fies wäre, würde ich sagen, dass die Generation, die heute diese Probleme hat, diese Probleme selbst geschaffen hat. Familienplanung, Rentenreformen, Bildungsoffensiven und wie die ganzen Schlagwörter heute heissen… all diese Dinge hätten sich vor 30 Jahren gemacht gehört.
Aber lernen tut der Mensch auch nichts davon, weils meine Generation vermutlich auch nicht besser machen wird.
Ich bisher nur Unverständnis gefunden, darum glaube ich, dass
ich senil und verkalkt bin.
Also wer wird denn gleich in Selbstmitleid zerfließen
Verständnis für deine Situation hat sicher jeder. Schließlich kenn man im Bekanntenkreis immer irgendwelche Leute die so um die 55 sind, ausgestellt wurden, und jetzt nicht wissen, wies weitergehen soll.
Aber es gibt sicherlich kein Patentrezept, was dir jetzt weiterhilft. Kopf hoch und ran an die Buletten. Wer nicht kämpft, geht unter. Auf den Staat allein kannst du nicht hoffen.
mfg
deconstruct
P.S: Falls es dich besser fühlen läßt. Wenn ich mal 60 bin, mein Leben lang gearbeitet hab, dann kann ich nur hoffen, dass ich bis dahin genug gespart hab, um meinen Lebensabend zu bestreiten, denn ich werd wahrscheinlich so gut wie gar keine Rente mehr kriegen…