7jähriger Sohn haut großen Bruder

Hallo Ihr Lieben,
mein fast 7 Jahre alter Sohn Lenny schlägt ständig seinen großen Bruder, der bald 10 Jahre alt wird.
Der Große (Louis) ist in dem Punkt äußerst friedfertig und schlägt zum Glück nie zurück. Aber er stichelt den Kleinen auch oft so lange, bis dieser ausrastet und drauf haut. Dann kommt der Große zum Petzen zu uns. Wir sind wirklich ratlos mittlerweile, weil das Problem immer häufiger auftritt und alles Reden mit den Beiden nichts hilft!
Ich habe Louis geduldig erklärt, dass er den Kleinen einfach in Ruhe lassen soll, es hat jeder sein eigenes Zimmer, wir haben ein großes Haus, es ist genug Platz da, sich aus dem Weg zu gehen.
Ich habe Lenny immer und immer wieder erklärt, dass man mit Gewalt keine Probleme löst, dass er Louis nicht schlagen darf und… ja, dass das einfach nicht geht!
Ich habe es mit Geduld, mit Einfühlungsvermögen und Liebe, aber auch mit Strenge und Strafe versucht - nichts fruchtet!
Ich bin selbst Erzieherin und erziehe meine Kinder vernab jeglicher Gewalt. Wir schlagen nicht, wir demütigen nicht - jegliche Form von Gewalt, sei sie körperlich oder seelisch, verabscheue ich zutiefst.

Natürlich halte ich nichts von Laissez-faire-Erziehung (machen-lassen-Erziehung). Sind meine Kinder ungezogen, tun verbotenes o.ä. gibt es natürlich Ärger! Aber eben solche Sachen wie TV-Verbot, früher Schlafengehn, Taschengeldentzug o.ä. Und eine ordentliche Standpauke von Mama - vor der fürchten sie sich am Meisten ;o)

Wie treibe ich Lenny diese Gewalttätigkeiten aus?
Dazu muss ich noch sagen, dass er ein „etwas anderes“ Kind ist. Er hat eine mathematische Hochbegabung und das verbunden mit leicht authistischen Zügen. D.h. wenn es nicht nach seinen Vorstellungen läuft, dann ist der Tag gelaufen. Dann ist er stinkig, heult, motzt und ist zu nichts zu gebrauchen.
Er hat kaum Freunde, weil er mit Gleichaltrigen einfach wenig anfangen kann und weil Große ihn immer nur von oben herab belächeln (er ist auch noch dazu recht klein für sein Alter). Das frustet zusätzlich.

Alles in Allem habe ich schon Verständnis für den Kleinen - auch für den Großen - und ich liebe meine Kinder sehr. Aber manchmal ist es wirklich sehr nervenaufreibend, ständig diese Streitereien regeln zu müssen und doch nichts zu erreichen.

Ich bitte hier nicht um Analysen, warum wer wie handelt. Dessen bin ich mir (wie gesagt auch Erzieherin und sehr belesene Mama) schon bewusst und ich kenne die Hintergründe ja besser als jeder Fremde. Ich bitte hier um Rat, um einen super Tip oder eine bombastische Idee, mit dem/der unser Alltag wesentlich erleichtert werden könnte.

Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße
Simone

Hallo liebe Simone,

eine gute Freundin von mir hat eine Tochter (10) und zwei Jungs (5 und 8 Jahre) und die Tochter hat das Asperger Syndrom.
Sie hat früher (zu der Zeit als sie in die Schule kam) auch derartige Sachen gemacht, den größeren der beiden Brüder gehauen, manchmal auch gebissen. Der Kinderpsychologe meinte, das käme wahrscheinlich durch die Umstellung vom KIGA in die Schule.
Die Tochter war im Nachhinein selbst entsetzt über ihr Verhalten, sagte aber, sie hätte in dem Moment nicht darüber nachgedacht, dass sie ihm weh tut. Die fehlende Empathie ist ja ein charakteristisches Merkmal bei Authismus - wie Du ja weißt.
Meine Freundin hatte immer eine Menge Probleme mit der Tochter und das legte sich erst, als sie zusammen mit ihr (alleine, ohne Brüder und Mann) 2 Wochen in Kur ging.
Dort war die Tochter nach ein paar Tagen ungemein entspannt, sie redeten viel miteinander und konnten viele Spannungen klären, an denen meine Freundin vorher beinahe verzweifelt wäre. Jedenfalls ist es seitdem sehr viel besser geworden und sie ist auch nicht mehr oft aggressiv, schlagen tut sie nun gar nicht mehr.
Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit - wenn nicht zur Kur - mit Deinem Sohn zusammen mal einen Kurzurlaub zu unternehmen. Wo Du Dich nur mit ihm beschäftigst und vielleicht Dinge erfährst, die er Dir sonst evtl. nicht erzählen würde.
Da Du ja als Erzieherin Bescheid weißt, hast Du sämtliche Mittel ausgeschöpft, wie Du ja auch geschrieben hast und viele Gespräche mit ihm geführt. Gewalt ist für Dich - ebenso wie für mich - kein Erziehungsmittel, aber ich weiß selbst, wie verzweifelt und manchmal auch aggressiv man dann werden kann, wenn man wirklich alles versucht hat und bei den eigenen Kindern (ich habe selbst zwei) scheint nichts davon anzukommen oder zu fruchten.

Ich hoffe für Euch, ihr findet einen Draht, wie Ihr das Problem mit dem Hauen gemeinsam aus der Welt schaffen könnt.
Freue mich, wenn Du mal wieder schreibst und mir über die weitere Entwicklung berichten würdest.

Liebe Grüße und alles Gute für Euch!
Nicole

Wie treibe ich Lenny diese Gewalttätigkeiten aus?

Liebe Simone,

Deine beiden Söhne sind reif für den Einstieg in die Gesellschaft der Kampfsportler.

  1. Der Drang nach „Gewalttätigkeiten“ wird in eine sportlich nützliche Aktivität kanalisiert. Dabei hat ein „hyperaktives“ Individuum sogar den Vorteil, immer selbst aktiv werden zu wollen.

  2. Durch das Erlangen einer bestimmten körperlichen Überlegenheit wird die Gelassenheit gefördert.

  3. Im Sport, und im Kampfsport überhaupt erlernt man fürs Leben die Fairness. Man lernt, mit seiner Überlegenheit angemessen umzugehen.

  4. Erschöpft nach dem Training kommt man weniger auf dumme Gedanken.

Ich würde Ringen empfehlen, weil es die sanfteste Kampfsportart ist: Schläge, Tritte, Stöße und Würgen sind verboten (siehe Abschnitt „Regeln“ http://de.wikipedia.org/wiki/Ringen). Dabei ist Freistilringen wesentlich vielseitiger.

Nicht zu vernachlässigen ist das unvergleichliche Vergnügen, seinen eigenen Sprösslingen auf der Matte zuzuschauen.

Also, packen wir´s an!
Peter