Hallo Susi,
zunächst: Dass ich dich verärgert habe, tut mir sehr leid. Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu kränken.
was verstehst du unter Esoterik?
„Östliche Weisheitslehren“
Also auch Buddhismus, Lao Tse, Konfuzius…
Nein, denn ich hatte ja bewusst gesagt, dass es in der Frühzeit Ausnahmen gibt, weil die Disziplin nicht gefestigt war. Außerdem handelt es sich bei den drei von dir genannten Richtungen/Personen - wie ich auch schon mehrfach hier betont habe - zwar um philosophieähnliche Standpunkte, nicht aber um Philosophie im engeren Sinne, denn diese geht auf die Griechen zurück und ist also ein europäisches Erbe.
Einstein hat seine Relativitätstheorie auch postuliert, obwohl sie
mit Newtons Gravitationsgesetz nicht kompatibel war.
Da bringst du einiges durcheinander, entschuldige bitte. Weder
wurde die Theorie postuliert, noch hat sie etwas mit
Gravitation zu tun,
Mir scheint eher, du bist etwas verwirrt! Die
Relativitätstheorie ist ein Postulat und sie vertrug sich
NICHT mit Newtons Gravitationsgesetz!
Das weiss heute jeder Realschüler!
Die spezielle Relativitätstheorie (1905) hat überhaupt nichts mit der Gravitation zu tun. In der allgemeinen Relativitätstheorie (1917) ist das anders, das weiß ich sehr wohl, weshalb ich ja das Wort „zunächst“ dazuschrieb. Ich finde es sehr bedauerlich, dass den Realschülern so ein Wissensbrei serviert wird. Was die Bezeichnung „Postulat“ angeht, so muss man sich vielleicht darüber unterhalten, was ein Postulat überhaupt ist, nämlich eine unbegründete Annahme. Einsteins Axiome sind aber sehr wohl begründet (wobei man sich über den Wert dieser Begründungen natürlich wieder unterhalten kann), also sind sie keine Postulate. Ich weiß nicht, ob du das wirklich vertiefen möchtest, da du ja - wie du zu Recht sagst - keinen Schulmeister benötigst. Ich möchte ja auch eigentlich keiner sein, nur scheint mir hier doch Klärungsbedarf vorzuliegen (hoffentlich habe ich mich jetzt vorsichtig genug ausgedrückt, denn es liegt mir fern - das möchte ich noch einmal betonen - dich zu kränken).
jedenfalls zunächst nicht. Darin sehe ich
auch eine wesentliche Eigenschaft esoterischer Denkweisen:
Ich bin keine Esoterikerin! Du wirst ausfallend und anmaßend.
Ist es dir nicht mehr möglich unvoreingenommen ein harmloses
Gespräch zu führen?
Ich entschuldige mich, weil ich mich anscheinend nicht so ausgedrückt habe, dass ich verständlich bin. Ich wollte dich nicht als Esoterikerin brandmarken und habe das auch mit diesem Satz eigentlich nicht behauptet. Ich sehe nur, dass es nicht um die Genauigkeit von Fakten geht, und darin sah ich eine gewisse Ähnlichkeit.
Es
wird nicht gefragt, wie es sich wirklich verhält, sondern die
Dinge werden so genommen, wie sie am besten passen,
gleichgültig ob es stimmt oder nicht.
Selten habe ich so einen Unsinn gelesen! Ich habe ausdrücklich
geschrieben, dass ich keine Analogie herbeizwingen will,
geschweige denn irgend etwas passend machen!
Ja, dieser Satz hat von dir hat mir auch Kopfschmerzen bereitet, weil ich nicht genau wusste, wie ich darauf reagieren sollte. Ich bezog mich auf die Diskussion bezüglich Plotin und Spinoza - jedenfalls hauptsächlich. Im Hinterkopf hatte ich - zugegeben - deine Wittgensteininterpretation, die einen Teil der Biographie Wittgensteins aus dem Ganzen herauslöste und anscheinend zur Richtschnur erklärte, indem sowohl die mittlere Periode mit der frühen gleichgesetzt bzw. ihr angepasst wurde und die späte Periode ignoriert.
Ist es denn in deinen Kreisen verpönt sich selbstkritische
Fragen zu stellen? Wenn du halbwegs aufmerksam gelesen
hättest, dürfte dir der
selbstkritische Charakter meiner Argumentation nicht entgangen
sein, es geht auch und vor allem um mich selbst!
Ja, da hast du Recht, das ist mir entgangen, wohl deshalb weil wir die ganze Zeit über objektive Erkenntnisse und deren mögliche Fundierung diskutiert haben und ich den Umschwung nicht herausgelesen habe.
Dann willst du wohl behaupten, dass du alles was es gibt und
alles was von Esoterikern kommen wird schon kennst? Du
urteilst a priori über unbekannte Dinge und ausgerechnet du
willst anderen Weisheit verkaufen!
Davon bist du meilenweit entfernt!
Ich habe nie behauptet, alles zu kennen, schon gar nicht apriori. Sehr wohl aber kenne ich mich in der Esoterikszene etwas aus, jedenfalls bis vor einigen Jahren (da auch ich älter werde, bleibt es nicht aus, dass einige Gebiete auf der Strecke bleiben). Aber das, was ich von heutigen Esoterikern gelesen habe, lässt mich meine Bewertung nicht ändern.
Außerdem ist mir hier ganz wichtig - weshalb ich hier einen Absatz mache -, dass ich keine Weisheit verkaufe und das auch nie behauptet habe. Philosophie ist (auch als Philosophische Praxis, und auf die spielst du ja anscheinend an) gerade keine Weisheit, sondern allerhöchstens „Liebe zur Weisheit“ (wie das Wort ja sagt) und als solche gerade den Weisheitslehren oder den Lehren, die sich als solche ausgeben, kritisch gegenüber eingestellt. Das scheint mir die eigentliche Verwechslung zu sein.
Richtig ist allerdings, dass wir vor
Fehlurteilen nicht sicher sind, aber das sind weder
Philosophen noch Esoteriker,
Das sehe ich auch so, aus diesem und aus keinem anderen Grund
glaube ich, dass wir in der Verantwortung sind, mit dem was
wir lehren!
Fein, das ist doch ein Anfang für eine Einigung. Alle Philosophie (mit ganz wenigen Ausnahmen, die man wie gesagt ausführlich begründen muss und auch kann) hat als Grundlehre die Kritik an Denkansätzen, die einen Richtungen mehr, die anderen weniger. Insofern ist Philosophie die Lehre davon, wie Vorurteile entstehen. Alle weitergehenden Lehren können noch so verschieden sein, sie bauen auf diesem Fundament auf. Und genau in diesem Grundansatz liegt die Verantwortung, die Philosophie hat; es geht darum, allzuschnell gefasste Urteile als Vorurteile zu entlarven. Davon darf man - das ist wohl dein zu Recht geäußerter Impetus - auch bei seinen eigenen Vorstellungen nicht abweichen. Und ich bin der letzte, der für sich keine Entwicklung in den Denkprozessen zulassen würde, was ich auch hier mehrfach gezeigt habe.
Aber - und das ist entscheidend für unseren Disput - Änderungen in den Einstellungen muss man begründen können bzw. mindestens plausibel machen können. Wittgenstein ist da ein schönes Beispiel mit seinen drei Phasen. Es ist schon richtig, dass es keine endgültigen Erkenntnisse gibt, aber ich bin ja auch nicht der, der sie behauptet.
Du redest dauernd von der „Philosophie“, als ob es sich hier
um eine in allem einige Disziplin handelte! Nirgends wird doch
mehr gestritten!
Das ist geradezu der Beweis dafür, dass das kritische Element in der Philosophie das wesentliche ist. Es geht in der Philosophie nicht vorrangig um die Aufstellung von Theorien. Natürlich werden auch Theorien aufgestellt, aber sie sind selten endgültig, auch wenn sie oft so formuliert werden (Wittgenstein z. B.: „Ich bin der Meinung, die Probleme im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben.“ im Vorwort des Tractatus). Wittgenstein hat daraus, dass es dieser Meinung war, den richtigen Schluss gezogen und die Philosophie für beendet erklärt. Nur hat er einige Jahre später gemerkt, dass seine Prämisse, aus der er den berechtigten Schluss gezogen hat, falsch war. In der formalen Logik gilt der Schluss, dass - wenn die Prämisse stimmt - die Konklusion zwingend ist. Aber über die Frage nach der Berechtigung der Prämisse ist natürlich auch das Ergebnis veränderbar, obwohl trotzdem der Schluss als solcher mit der alten Prämisse richtig war.
Wittgenstein
Ich beweifle ob du ihn verstanden hast!?
Ich habe meine Darstellung jetzt etwas vollständiger gegeben. An welcher Stelle habe ich denn Wittgenstein deiner Meinung nach nicht verstanden bzw. nicht richtig verstanden?
Siehst du zwischen dem Tractatus und den Philosophischen
Untersuchungen keinen Unterschied?
Doch, und genau diesen Unterschied habe ich betont. Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst, dass ich keinen Unterschied sehe.
Meine Denkweise ist mitunter künstlerisch, das stimmt absolut ich
will die Individualität und Komplexität meines Denkens nicht zu
einem fremdgesteuerten Fragment mutieren lassen!
Ich denke nicht, dass uns die Philosophie fremdsteuert, sondern eher, dass sie gerade die Individualität und Komplexität erst ermöglicht, indem sie kritisches Denken überhaupt erst ermöglicht.
Wie du unschwer erkennen kannst hast du mich verärgert,
Das tut mir - wie gesagt - sehr leid. Und dass du daraus die Konsequenz ziehen möchtest, das Forum zu meiden, halte ich nicht für eine glückliche Entscheidung. Ich würde dich also bitten, die Diskussion fortzusetzen, denn wie du vielleicht siehst, habe ich mich bemüht, keine Urteile über dich zu formulieren, sondern mich neutral auszudrücken. Ob mir das gelungen ist, weiß ich nicht, aber jedenfalls habe ich es versucht.
Gib dir einen Ruck und komm zurück! 
Herzliche Grüße
Thomas Miller