Ab/ seit Anwendung

Hallo community,
es kommt mir recht häufig vor, dass ich bei anderen im Sprachgebrauch bemerke, dass „ab“ bzw. „seit“ auf eine Art genutzt werden, welche ich so nicht anwenden würde bzw. manchmal dann sogar Verständnisprobleme habe, ob die Angelegenheit abgeschlossen ist oder noch stattfinden wird.
Ich würde „ab“ nur für Zeitangaben nutzen, welche in der Gegenwart oder in der Zukunft liegen und „seit“ nur die Vergangenheit betreffend.
Selbst im Fernsehen wurde eine Biografie vorgestellt, wobei gesagt wurde, „Ab 1965 arbeitete er in… , ab 1970 wechselte er in die Branche…“
Gibt es dafür doch keine klaren Regeln??
Gruß pucky

Hallo Pucky,

ich sehe das genauso:
„ab“ für die Gegenwart und Zukunft, „seit“ für die Vergangenheit.
Ob es da „offizielle“ Regeln gibt, weiß ich gar nicht, mir sind keine bekannt, aber ich finde, dass es dem natürlichen Sprachempfinden entspricht.

LGGoldmarie

Hallo, pucky,

Ich würde „ab“ nur für Zeitangaben nutzen, welche in der
Gegenwart oder in der Zukunft liegen und „seit“ nur die
Vergangenheit betreffend.

Das stimmt so nicht ganz genau.

„Seit“ bezeichnet eine Zeit, die in der Vergangenheit begonnen hat und bis heute oder darüber hinaus geht.

„Ab“ gibt einen gegenwärtigen oder zukünftigen Zeitraum an, der einen festen Beginn und ein offenes Ende hat. Das gilt auch für die Form „von…an“.

Wenn du mit „temporale Präposition“ im Netz suchst, wirst du jede Menge dazu finden.

Gruß, Maresa

Hallo pucky!

Ich bin völlig Ihrer Meinung. Es schleicht sich im Sprachgebrauch immer wieder Unsinn ein. Leider wird in Filmen und Theater nirgends mehr einwandfreies Deutsch gesprochen, nicht einmal mehr bei uns im Burgtheater wo dies pflicht war und bei der Integration ist man schon zufrieden wenn der Deliquent sich mitteilen kann. Die Regel haben Sie in Ihrem zweiten Absatz schon genannt.

Lgr aus Österreich

Gibt es dafür doch keine klaren Regeln??

Wenn wir uns auf die Frage beschränken, welche Präposition man braucht, um über Vorgänge und Zustände zu reden, die in der Vergangenheit begonnen haben, dann muss man eines wissen: Ist der Vorgang noch aktuell? Für Vorgänge (und Zustände), die vor der Gegenwart begonnen haben und nach wie vor anhalten, verwendet man ›seit‹ und setzt das Verb ins Präsens: »Seit 1960 arbeitet er bei Volkswagen.« bedeutet, dass er nach wie vor Mitarbeiter dieses Unternehmens ist. Für Vorgänge (und Zustände), die vor der Gegenwart begonnen und auch geendet haben, verwendet man ›ab‹ und setzt das Verb in ein Tempus der Vergangenheit: »Ab 1960 arbeitete er bei Volkswagen.« bedeutet, dass er heute nicht mehr Mitarbeiter von Volkswagen ist. Wir erfahren bei dieser Konstruktion in der Regel nicht, wann der Vorgang endete (siehe unten). Konstruktionen wie »Seit 1960 arbeitete bei Volkswagen« (aber er ist längst tot oder arbeitet inzwischen bei Opel, der Zustand ist jedenfalls beendet) würde ich vermeiden, weil sie mit dem Aspekt »noch anhaltender Zustand, Vorgang« in der Definition von ›seit‹ unvereinbar sind. In einem Nachruf etwa sollte das Wort ›seit‹ nach meinem Verständnis in Bezug auf den Verstorbenen also nur in Sonderfällen vorkommen, da derjenige alle Funktionen, die er bis zu seinem Tod innehatte, wohl nicht mehr weiterführen kann.

Abgesehen davon kann ›ab‹ auch verwendet werden, um den Beginn von Vorgängen und Zuständen in der Gegenwart oder Vergangenheit zu bezeichnen, deren Ende noch offen ist: »Ab jetzt ist das verboten« oder »Ab nächstem Jahr wird er mehr Sport machen« wären Beispiele hierfür. Ist der Endpunkt bekannt, kann man ›von … bis‹ verwenden, übrigens für Zukunft und Vergangenheit (in letzterem Fall anstelle von ›ab‹, bei dem der Endpunkt meist nicht genannt wird): »Ich werde morgen von 8:30 Uhr bis 11:30 Uhr beim Arzt sein.« geht genauso gut wie »Er hat von 1960 bis zu seiner Pensionierung 1983 bei Volkswagen gearbeitet.«.

Gruß
Christopher

Servus,

dass eine der Burg ebenfalls nicht so ganz Fremde hier bereits die richtige, aber von Deinem Standpunkt deutlich abweichende Antwort gegeben und auch mit dem einschlägigen Begriff garniert hat, mit dem man in Grammatiken fündig wird, hast Du aber schon gemerkt, hoffe ich?

Kurz nochmal: Der Unterschied in der Anwendung liegt nicht im Tempus, sondern bloß darin, ob der datierte Zustand andauert oder abgeschlossen ist. Der Bezugszeitpunkt, zu dem das beurteilt wird, kann dabei in der Vergangenheit liegen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

2 „Gefällt mir“