Ab wann spricht man in Frankreich Französisch?

Hallo!
Klingt ein bissl dusselig die Frage, aber beim Übersetzen eines Romans hat sie sich mir gestellt. Die Handlung spielt ca. 1516 in Paris und ich bin schon über das Zahlmittel „Franc“ gestolpert, das historisch nicht ganz korrekt ist, wie ich auch hier bei werweisswas erfahren habe. Nun plagen mich Zweifel, ob man zu der Zeit schon von einem „schauderhaften Französisch“ (das ein Engländer spricht :smile:reden konnte, und auch noch in einem Bordellviertel, wo vermutlich ohnehin niemand sich einer Hochsprache bedient.

Was wurde denn zu der o.a. Zeit im Volke gesprochen, speziell in jolie Pari?

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

Klingt ein bissl dusselig die Frage, aber beim Übersetzen
eines Romans hat sie sich mir gestellt. Die Handlung spielt
ca. 1516 in Paris und ich bin schon über das Zahlmittel
„Franc“ gestolpert, das historisch nicht ganz korrekt ist, wie
ich auch hier bei werweisswas erfahren habe. Nun plagen mich
Zweifel, ob man zu der Zeit schon von einem „schauderhaften
Französisch“ (das ein Engländer spricht :smile:reden konnte, und
auch noch in einem Bordellviertel, wo vermutlich ohnehin
niemand sich einer Hochsprache bedient.

nur fragt sich, ob die Gosse und der Palast damals sprachlich so weit getrennt waren wie heute Ey, Alder und Guten Abend meine sehr vereehrten Damen und Herren.

Was wurde denn zu der o.a. Zeit im Volke gesprochen, speziell
in jolie Pari?

ohne hier das Gescheiterle herauskehren zu wollen: Schon die Normannen sprachen in England … Altfranzösisch.

Muss wohl bis Jeanne d’Arc und darüber hinaus Lingua Franca zwischen beiden Völkern gewesen sein; außerdem neben Latein Wissenschaftssprache (und das blieb es ja bis fast ins 19. Jh).
Englisch sprachen zuerst nur die besiegten Sachsen …

In sofern wundert das „schauderhafte“ F. im Roman. Es hätte eher ein „ausgezeichnetes“ F. sein müssen.
Es sei denn, die Figur kommt aus der Unterschicht der Engländer :wink:

Vielleicht versuchst Du die zu fragen:

http://www.deaf-page.de/afr.htm

Dein Zeitrahmen liegt zwar später, aber ich hoffe, die Damen und Herren können Dir zu dieser speziellen Frage trotzdem helfen

viele grüße
Geli

Hallo, Geli!
Habe noch ein bisschen gesucht (hätte ich gleich tun sollen, aber die Zeit rennt mir davon …) und:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChneuenglisch

Ich könnte mir schon vorstellen, dass der „einfache Engländer“ (deutet der Name Merritt eigentlich auf sächsische Abstammung hin? Hm …)schon ein frühes Englisch gesprochen hat, bestenfalls ein verballhorntes Insel-Französisch :smile:)), das den „richtigen“ Franzosen durchaus schauderhaft in den Ohren geklungen haben mag.

Habe an die Herrschaften von deaf (ich dachte erst an engl. „taub“ *g*)gemailt und bin mal gespannt - danke für den Link!

Gruß,
Eva

großer Quatsch!
Hallo!
Obigen habe ich geschrieben!
„Auszug aus Le Morte d’Arthur von Sir Thomas Malory (ca. 1470 ): Thenne after the seruyse was done / the kyng Wold wete how many had vndertake the queste of the holy graylle / and to accompte them he prayed them all / Thenne fond they by the tale and honderd and fyfty / and alle were knygthes of the table round.“

Natürlich sprachen die Engländer Englisch und ein schauderhaftes Französisch. Da wollte ich oberschlau sein :frowning:((

Gruß,
Eva

Moin Eva,

das Wort français bezeichnet ursprünglich die galloromanische Sprache, die sich in Paris und der weiteren Umgebung entwickelt hat und aus der das heutige Französisch entstanden ist. In der deutschen Romanistik wird sie bei sprachhistorischen Betrachtungen oft Franzisch genannt, um Verwechslungen mit dem aktuellen Gebrauch des Worts Französisch zu vermeiden.
Bis in die frühe Neuzeit dab es in Frankreich noch weitere galloromanische Sprachen, die sich vom Franzischen teilweise gewaltig unterschieden.
Dieses Franzisch hatte sich als Verkehrssprache in Frankreich durchgesetzt, wurde aber erst 1539 offizielle Amtssprache http://de.wikipedia.org/wiki/Edikt_von_Villers-Cotte…
Es könnte sein, dass der Engländer nun entweder tatsächlich ein schauderhaftes Franz(ös)isch sprach, oder aber das Normannische jener Zeit, was in den Ohren der Pariser ebenfalls schauderhaft geklungen haben wird.

Grüße
Pit

P.S.:
Die nördlichen galloromanischen Sprachen werden als langues d’oil bezeichnet und sind untereinander enger verwandt als mit den langues d’oc im Süden; Unterschiede gibt es aber auch zwischen diesen langues d’oil.
Das gelbe Gebiet auf der Karte markiert die ursprüngliche Verbreitung des Franz(ös)ischen.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Langues_d%27o%C…

Information aus informierter Quelle :smile:
Hallo!
Nochmal Danke, geli, für deinen Link, hierr in Auszügen die Antwort auf meine Frage (tolle Leute dort!):
"Ein standardisiertes Französisch gibt es bereits seit dem 12. Jahrhundert, und schon in der altfranzösischen Literatur (die für uns Mitte 14. Jh. endet, danach kommt, bis ca.1600, das Mittelfranzösische) gibt es einige Stellen, in denen Engländer zu Wort kommen, die ein schlechtes Französisch sprechen.

In England wurde Französisch nach 1066 Kultursprache und hielt sich
als solche bis ins 15. Jahrhundert, es gibt aber auch einige Beispiele dafür, dass sich ein Autor im Prolog für sein Französisch
entschuldigt, das nicht so gut sei, da er es ‚nur‘ in England gelernt habe."

Gruß,
Eva

Nachfrage ot
Hallo Eva,

immer wieder mal frage ich mich (und jetzt Dich): Was tust Du eigentlich, wenn Du in einem Roman auf Fehler, Anachronismen o.ä. stößt? Hast Du die Freiheit, so etwas zu verbessern, oder musst Du texttreu übersetzen und denkst Dir dann Dein Teil dazu?

Interessiert,

Jule