Hallo,
Dau muss man den Sehwinkel wissen. Zitat aus http://www.3doro.de/persp/persp3.htm:
Bei einem Mensch ist mit dem Sehfeld etwas komplizierter. Beidäugiges Gesichtsfeld (horizontal) hängt vom Alter ab und bei jungen Menschen beträgt etwa 180° und nur etwa 140° bei älteren Menschen. Sehfeld vom jedem einzelnen Auge ist kleiner und asymmetrisch. So z. B. für das rechte Auge beträgt der Sehwinkel waagerecht etwa 150° (60° an der Nasenseite und 90° and der rechten Seite) und senkrecht ca. 120°.
In der geometrischen Perspektive ist der Sehwinkel theoretisch 360°, da es auf eine unendlich große Ebene projiziert wird (man kann auch Punkte die sich hinter des Auges befinden projizieren). Erst beim Auswählen des Ausschnittes bestimmen wir den Sehwinkel.
Also gehen wir mal von 160° aus.
Vereinfachend lassen wir erstmal die Erdkrümmung weg.
Die gesuchte Höhe ist die Höhe eines gleichschenkligen Dreiecks mit der Grundseite 876km. Die Höhe sitzt senkrecht auf der Grundseiten-Mitte und teilt das Dreieck in zwei rechtwinklige Dreiecke. Der „obere“ Winkel ist 160°/2 = 80°, die „untere“ Seite (=Gegenkathete) ist 876km/2 = 438km lang, die andere Kathete ist die gesuchte Höhe.
Der Tangens-Satz bringt die Katheten und einen Winkel im rechtwinklichen Dreieck miteinander in Beziehung:
Tan(Winkel) = Gegenkathete/Ankathete
also
Höhe = Ankathete = Gegenkathete/Tan(Winkel) = 438km/Tan(80°) = 77km und 231m.
So, berücksichtigt man auch die Erdkrümmung, kann man erstmal die räumliche Distanz von List und Oberstdorf berechnen (ich gehe davon aus, dass die 876km die Entfernung entlang der gekümmten Erdoberfläche ist). Hier kann man wieder rechtwinklige Dreiecke konstruieren, wobei jetzt aber die Hypothenuse gegeben ist (Erdradius). Die gesuchte Kathete bekommen wir über den Sinus-Satz
Sin(Winkel) = Gegenkathete/Hypothenuse
Den Winkel bekommen wir aus dem Teil des Umfangs. Der Gesamtumfang ist 2*Pi*Erdradius, der gesuchte Winkel überstreicht aber nur eine Bogenlänge von 876km. Also ist der Winkel gleich 360° * 876km/39941km = 7.9°. In den beiden rechtwinkligen Dreiecken haben wir dann zweimal den halben Winkel für den Sinussatz.
Die gesuchte Kathete hat somit eine Länge von 437,65km, mach eine Distanz von 2*437,65km = 875,31km. Das sind nur ein paar m weniger als die „flach gerechneten“ 876km, also groß was ändert sich nicht.
Der Blickwinkel muss also „nur“ 875,31km überspannen, allerdings nicht von der Oberfläche, sondern von der geraden Verbindungslinie zwischen List und Oberstdorf. Zunächst kann man die Höhe erstmal genau so rechnen wie oben und kommt auf 77km und 170m. Dann muss man davon noch die Höhe der Erdwölbung abziehen, welche sich für den Winkel ergibt. Diese Höhe ist der Erdradius minus der Länge anderen Kathete in unseren rechtwinkligen „Erddreiecken“. Da wir von diesen Dreiecken einen Winkel, die Hypothenuse und eine Kathete kennen, gibt es verschiedene Wege, die uns ans Ziel führen. Ich nehme mal den satz des Pythagoras: Hypothenuse² = Kathete1²+Kathete2² bzw. Kathete2 = Wurzel(Hypothenuse² - Kathete1²):
Wurzel(39941km²-437,65km²) = 6341,668km
Und der „Erdbuckel“ zwischen List und Oberstdorf ist damit 6356,752km-6341,668km = 15,084km. Die sind von der oben berechneten Höhe noch abzuziehen, um die Höhe über dem Erdboden zu bekommen:
77,170km - 15,084km = 62,086km.
Tatsächlich hat die Berücksichtigung des „Buckels“ den deutlich größeren Effekt.
Gaaaanz genau könnte man jetzt noch die Höhen der Orte berücksichtigen. Da die nicht gleich hoch liegen, ergibt sich für den niedrigsten Beobachtungspunkt ein schiefer Blickwinkel und das wird’s haarig, weil nicht mehr so einfach rechtwinklige Dreiecke zu konstruieren sind. Die bessere Genauigkeit ist aber viel kleiner als die (grobe) Schätzung über den Blickwinkel und die Tatsache, dass man am Rande des Gesichtsfeldes ja nicht mehr scharf sieht usw.
VG
Jochen