Abbruchquoten Studium aufgeschlüsselt

Ihr kennt das sicher alle: da sitzt man so gemütlich mit den Kollegen beim Mittagstisch und dann fängt man an zu prahlen, dass im eigenen Studium von den Leuten im ersten Semester nur die Hälfte den Abschluss gemacht hat. Der Kollege überbietet einen dann meistens und sagt, dass es bei ihm sogar nur ein Drittel war. Meist kommt dann noch einer, der sagt, er war von 1200 Studienanfängern der einzige Absolvent. Gut, den haben wir immer dabei, den lassen wir mal außen vor.

Ja und dann, dann kommt die Anwältin und mosert: Ja, Ihr Intschinöhre, Ihr habt’s ja noch gut, Ihr werdet wenigstens in den ersten paar Semestern ausgesiebt. Aber wir armen Juristen, wir haben nur unser zweites Staatsexamen und das kommt ganz am Ende und wenn man das versemmelt, dann war’s das.

Und die Ärztin, nun die murmelt ganz verschämt „inscribare est approbare“ (oder sinngemässes, die alten Lateiner mögen mich korrigieren)

Soweit zum Stammtisch- bzw. Mittagstisch-Talk. Aber kann man das irgendwie mit Zahlen belegen? Klar, Statista teilt mir mit, dass im Jahr 2012 an FHs 20% der Intsche „Schwund“ waren, an Unis 47% (was sich ja auch noch halbwegs mit den Aussagen der Kollegen deckt). Wobei der „Schwund“ wirklich nur die berücksichtigt, die dann ganz weg sind, nicht die die von Studiengang a zu b gewechselt sind.

Aber wo zur Hölle kriege ich da belastbares Material her? Dabei will ich das nur in grobe Gruppen (Ingenieurswissenschaften, Jura, Medizin, Geisteswissenschaften) aufgegliedert haben. Also wieviele Studienanfänger hören effektiv auf? Und wann tun die das? Vielleicht noch ein paar Highlights, also vielleicht dass 98% der Medizinstudienanfänger auch absolvieren, während das bei Atombombenbau nur 2 Promille sind.

Natürlich könnte ich mir jetzt die gesamten Studienanfängerzahlen holen und auch die Absolventenzahlen - aber hey, das hat doch bestimmt schon jemand für mich gemacht, oder? Vor allem krieg ich da nicht die Info, wie früh oder spät im Studium die Kandidaten ausgeschieden sind.

Kann jemand besser googeln bzw. Statista als ich?

Hallo!

Schau mal hier rein:

und übrigens, hier kamen „deine Intsche“ sehr schlecht weg.

ganz unten im BR-Beitrag hat es noch einen Link auf eine ausführliche Ausarbeitung zum Thema Studienabbruch.

mfG
duck313

In der Tat ist die Sache bei den Juristen schon eine recht spezielle, da die Staatsexamina nicht von den Unis sondern von den Prüfungsämtern der Bundesländer abgenommen werden. D.h. die Unis bekommen AFIK gar nichts davon mit, was aus einem erfolgreichen „Studienabschließer“ dann wird. D.h. ob er das 1. Examen schafft, ob/wann er ins Referendariat geht, ob/wann er das 2. Examen besteht. Zumal man dann auch weiter sehen muss, dass es durchaus Juristen gibt, die das 2. Examen gar nicht anstreben.

Zudem kann ich bzgl. des Staatsexamens nur unterstreichen, dass bei den Juristen wirklich bis zum letzten Tag noch ganz massiv gesiebt wird. Denn für das Bestehen der Examina spielen die während des Studiums erzielten Noten genau gar keine Rolle. So zumindest bei uns damals, k.A. ob sich da inzwischen in anderen Bundesländern ggf. etwas getan hat. Zumindest kann man heute ja auch noch auf B.A/M.A machen, damals stand man dann komplett nackt da, nur weil man in der Klausurwoche des Examens gescheitert war.

Und angesichts des massiven Drucks da in wenigen Tagen eine mehrstündige Klausur nach der anderen schreiben zu müssen, sind die nicht unerheblichen Durchfallquoten nicht überraschend. Ich habe jetzt auf die Schnelle keine ganz aktuellen und umfassenden Daten gefunden, aber z.B. den Spitzenreiter Meck Pom mit 40% im Jahre 2011 und die Spitzenreiter mit „nur“ 16% muss man sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen. Und das sind ja alles keine dummen Vollpfosten, die sich dem Examen stellen! Auf dem Weg bis zur Examenszulassung gab es ja schon mehr als genug anspruchsvolle Klausuren und Co, mit bei Juristen traditionell saumäßiger Benotung. Nicht weil Jurastudenten alles soviel blöder als andere Studenten wären, sondern weil es offenbar „dazu gehört“, dass man üblicherweise nur einstellige Punkte vergibt, und alles im zweistelligen Bereich schon außergewöhnlich ist.

Begründet ist das alles mit der nach wie vor vorherrschenden Meinung, dass alle Jurastudenten unbedingt auf eine der wenigen Richterstellen oder sonst wie in den öffentlichen Dienst wollen. Und da kann man sich den Ärger mit Leuten, die trotz guter Examina keine Stelle bekommen, natürlich wunderbar damit ersparen, dass man erst gar nicht so viele Leute zum Examen kommen lässt/durch die Examina fallen lässt/sie dort so grausam benotet, dass diese sich dann mit ihren schlechten Noten nicht trauen, den Mund aufzumachen.