… und deshalb kann in der Kategorie ‚Deutsche Sprache‘ bei Fragen nach idiomatischen Wendungen bzw. geltenden Rechtschreib- und Grammatikregeln im aktuellen Sprachgebrauch munter drauflosgeplaudert werden, was nach dem „Sprachgefühl“ oder der „Intuition“ einzelner Nutzer „ja auch möglich“ wäre?
Das Wesen von sog. „festen Wendungen“ ist, daß sie „fest“ sind. Das bedeutet, man kann weder grammatisch noch morphologisch an ihnen nach gusto herumbasteln.
Und überflüssigerweise zur Erklärung:
„erblühen“, synonym zu „aufblühen“, kann der Flieder in deinem Garten oder auch ein → Mädchen. Aber nicht jemandem. Es ist die ingressive Aktionsart im Ggs. zur durativen Aktionsart von „blühen“. Auch „blühen“ tut aber etwas nicht jemandem. Daraus folgt „etwas blüht jemandem“ ist eine unverönderbare Wendung.
ich frage mich immer wieder und wieder, ob „grammatisch“ oder „grammatikalisch“ die richtige Verwendung /der richtige Ausdruck ist. Wie kann ich diese zwei Termini auseinanderhalten?
erblühen ist ingressiv — ergo mit dem Präfix „er“
blühen ist durativ —ergo ohne Präfix
Es ging aber nicht allgemein um „das/etwas blüht ihm“ als genannte feste Wortwendung,
sondern wörtlich bezogen auf Schwierigkeiten, welche ihm „erblühen“, auch im Sinne von beginnen.
Warum sollte man es somit nicht sinnbildlich (oder als Metapher ) in Anführungszeichen verwenden können?
Ich sehe gerade förmlich, wie die Konflikte „erblühen/aufblühen“
Im Vordergrund von „jemandem blüht etwas“ steht nicht, dass sich etwas entwickelt/eine Entwicklung ihren Anfang genommen hat, sondern dass ihm in mehr oder weniger großer zeitlicher Entfernung etwas droht oder dräut.
Mein Gott! Muss man hier alles und jedes immer so sauertöpfisch angehen?
Der, den ich damit direkt angesprochen habe, hat doch genau in der richtigen Tonlage reagiert.
No ja - sauertöpfisch täte ich es nicht grad nennen, wenn wenigstens ein oder drei Bretter noch nicht zur Pli-Pla-Plapperkiste mutiert sind. Ich finde es sehr erfrischend, dass hier im Brett „Deutsche Sprache“ noch seriös diskutiert wird. Dass ich dabei schon auch mal mein Teil abkriege, ist es mir wert.
Es gab mal wundervolle Zeiten, wo man hier herum z.B. über Wein oder über Kladruber Pferde in genau dieser sauertöpfischen Weise diskutieren und dabei viel innewerden konnte.
Funktioniert aber nach einem im Deutschen verbreiteten Muster, etwa die Einführung zum Kasperletheater mit „Tri-Tra-Trallala, der Kasper ist schon da!“ oder Abzählreimen mit „Lirum - Larum - Löffelstiel“ (dabei die lateinischen Genitiv-Plural-Endungen, die an das Latein in der Messe denken lassen, ungefähr wie bei der Verballhornung „Hokuspokus“ für „Hoc est corpus meum…“) oder dem Kinderliedchen „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann in unsrem Haus herum…“
Ach, und dazu kommt bei solchen sinnlosen, nur mit Lauten malenden Schöpfungen noch eine kleine Erinnerung an meine schwäbisch-alemannische Heimat, wo die Fasnacht (auch Karneval oder Fasching genannt) auf eine sehr besondere und nur ziemlich oberflächlich getaufte Weise gefeiert wird, ungefähr so:
und wo bei den einzelnen Hexen- und Narrenzünften die Begrüßung mit dem „Narrenruf“ sehr wichtig ist: Ritualisierten Formeln, oft ohne tiefere Bedeutung - angefangen mit dem ganz einfachen „Narri - Narro!“, aber auch solchen Sachen wie bei den im Bild gezeigten Aulendorfer Eckhexen „Joooo - was saischt au!“ (Ja, was sagst Du denn dazu?) oder dem sinnlosen, nur von dem Bild der Laute lebenden „Schnarregagges - Heidenei!“ …
Mit vier oder fünf „fetten“ (= 5 Vol % oder mehr) Halben im Kopf hat man viele Ideen zu dieser Art von Poesie. Die Narren von Eberhardzell haben ein ganzes Poem als Narrenruf:
Hoorig - hoorig - hoorig ischt dia Katz! Ond wenn die Katz it hoorig wär’ noch wiist ma it, wer hoorig wär’ Hoorig - hoorig - hoorig ischt dia Katz!
(Haarig, haarig, haarig ist die Katze -
und wenn die Katze nicht haarig wäre,
dann wüßte man nicht, wer haarig wäre -
Haarig, haarig, haarig ist die Katze!)
im streng katholischen Oberschwaben wird die Anspielung leicht verstanden…