Abgrenzung von Kurzgeschichte & Short Story

Hallo!

Ich habe die Aufgabe ein Referat zu diesem Thema zu schreiben, finde aber nicht wirklich Material dazu.
Gelesen habe ich jetzt schon öfters, dass es genaue Abgrenzungen dazwischen geben solle, habe aber bis jetzt nur ziemlich diffuse Ansätze gefunden, also z.B. über die Textlänge.

Weiss jemand woher ich ‚gute‘ Informationen bekommen kann? Ich würde mich sehr über jeden Hinweis oder Link dazu freuen.

fg
Matze

PS: Ich habe versucht einigermassen korrekt zu schreiben… bitte nicht steinigen ; )

Hi Matze,
versuch es doch einfach mal bei http://www.journalismus.com . Da gibt es ettliche Links zu allen Themen, die einen Schreiberling interessieren könnten. Wenn es nicht klappen sollte, haben die auch ein Expertenforum bzw. die Möglichkeit, eine Suche zu starten.
Die sind sehr lieb und helfen Dir sicher.
Liebe Grüße
Ricarda

MOD: Link klickbar gemacht

Hi!

Ich habe die Aufgabe ein Referat zu diesem Thema zu schreiben,
finde aber nicht wirklich Material dazu.
Gelesen habe ich jetzt schon öfters, dass es genaue
Abgrenzungen dazwischen geben solle, habe aber bis jetzt nur
ziemlich diffuse Ansätze gefunden, also z.B. über die
Textlänge.

Weiss jemand woher ich ‚gute‘ Informationen bekommen kann? Ich
würde mich sehr über jeden Hinweis oder Link dazu freuen.

Eigentlich ist so etwas in jedem Literaturlexikon oder besserem Lexikon des Allgemeimwissens zu finden (online oder öffentliche Bibliothek).

Ein Short Story ist eine kurze Geschichte (im Gegensatz zur „Novel“, dem Roman). Strukturell folgt die Short Story aber dem Grundprinzip des Romans: Exposition von Figuren und Handlung, kontinuierlicher Aufbau des Spannungsbogens, Klimax der Handlung und Schluß. Eine Short Story ist so gesehen ein „kleiner Roman“ oder eine „kleine Novelle“. Inhaltlich können Short Storys alle bekannten Genres abdecken (Drama, Krimi, SF, Horror usw.). Als Begründer der Short Story gilt vor allem E.A. Poe.

Im Gegensatz dazu gilt für die Kurzgeschichte eine klare Formvorgabe. Es gibt keine Exposition der Figuren und Handlung, sondern den direkten Einstieg in die Handlung, zumeist mit einem markanten Ereignis. Die Kurzgeschichte ist in sich abgeschlossen, d.h. die Einheit von Zeit und Ort wird gewahrt (man könnte auch sagen: Kurzgeschichten sind szenisch). Typisch ist ein abruptes, meist überraschendes und pointiertes Ende, das dem Leser vielschichtige Interpretationsmöglichkeiten offen lässt. Inhaltlich befassen sich Kurzgeschichten nahezu ausnahmslos mit Alltagsgeschichten, was sich situativ und sprachlich zeigt.
Als bekannteste Kurzgeschichtenschreiber gelten Wolfgang Borchert und Heinrich Böll.

Grüße
Heinrich

off topic - Science Fiction

…Inhaltlich können Short Storys alle bekannten Genres abdecken (Drama, Krimi, SF,Horror usw.)…

Bitte sehr, ich als SF-Fan möchte erwähnen, daß SF kein Genre im herkömmlichen Sinne ist, sondern eine Art Über-Genre. Es gibt sehr gute SF-Krimis und auch SF-Horror - Bücher.

Gruß vom Mars
Gerald

…Inhaltlich können Short Storys alle bekannten Genres abdecken (Drama, Krimi, SF,Horror usw.)…

Bitte sehr, ich als SF-Fan möchte erwähnen, daß SF kein Genre
im herkömmlichen Sinne ist, sondern eine Art Über-Genre. Es
gibt sehr gute SF-Krimis und auch SF-Horror - Bücher.

Ich kenne Leute, die dir an dieser Stelle ganz massiv widersprechen würden. Denn
a) SF-Krimi und SF-Horror sind Mischungen aus zwei verschiedenen Genres

und

b) halten viele Leute bestimmte Texte aufgrund ihres Inhaltes für SF, die aber gar kein SF sind (Zutaten wie Raumschiffe, Weltall und Außerirdische sind inhaltlich vielleicht SF, aber nicht formal).

Als Beispiel wurde mir mal ein Text mit folgendem Inhalt vorgelegt:

Ein Raumschiff ist mit einem Gefangenentransport unterwegs durchs Weltall. Das Raumschiff stürzt durch einen technischen Defekt auf einen öden Planeten ab. Dabei kommen alle Mitglieder der Crew und alle Gefangenen um - bis auf einen Wächter und einen Gefangenen. Der Planet hat eine Atmosphäre, die für Menschen tödlich ist. Nun gibt es im Raumschiff ein paar Räume mit einer intakten Sauerstoffversorgung. Die beiden Überlebenden konnten sich hierher flüchten. Sie setzen nach etwas Basteln ein Notsignal ab, doch bis die Retter eintreffen, dürften zwei Wochen vergehen. Der vorhandene Sauerstoff im Raumschiff reicht für zwei Personen jedoch gerade mal für zehn Tage. Eine Person könnte problemlos drei Wochen über die Runden kommen. Also entbrennt ein mörderischer Kampf. Und dann gibt es da auf dem Planeten auch noch recht feindselige Bewohner, von denen die beiden im Raumschiff nichts wissen.

Wir haben ein Raumschiff, das Weltall, einen fremden Planeten, vermutlich auch noch Laserwaffen und Hi-Tech-Installationen. Also: SF oder nicht SF?

Im Ursprung ist diese Gschichte ein Western mit einem Sheriff und einem Gefangenentransport, der in der Wüste steckenbleibt. Statt um Sauerstoff geht es um das letzte Trinkwasser, statt Laserwaffen haben sie Revolver, die feindseligen Bewohner sind Indianer, und die Rettung ist die Postkutsche, die alle 14 Tage vorbei kommt.

Die Geschichte ist transponierbar und somit nicht „genre-rein“ (auch westernmäßig nicht). Echte SF ist nicht oder nur äußerst schwer transponierbar. So habe ich es jedenfalls mal gelernt:

„Der Begriff Science-Fiction wird heute allgemein für Werke verwendet, die über die bekannte Wirklichkeit hinausgehen, und sich gleichzeitig nicht im rein Übernatürlichen befinden. Letztere Thematik wird unter Horror oder Fantasy gefasst. Als übergeordneter Begriff mag die Phantastik gelten.
[…]
Viele unter dem Überbegriff SF laufende Werke nutzen den Weltraum oder eine zukünftige Welt allerdings nicht, um über Fragen menschlicher Entwicklungen zu spekulieren, sonden als exotische Kulisse, vor der traditionelle Genres (Abenteuer, Romanze) ablaufen. In diesem Sinne kann man auch Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise (Star Trek) oder Krieg der Sterne (Star Wars) als Fantasy verstehen.“

mehr dazu siehe auch hier:
http://www.net-lexikon.de/Science-Fiction.html

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich!
Ich habe begeistert deine druckreifen Charakterisierungen zum Thema gelesen, möchte aber doch eine kleine kritische Ergänzung machen. Textgattungen lassen sich immer nur idealtypisch sauber von einander trennen. In Wirklichkeit gibt es in der Fülle der Literatur permanent fließende Übergänge von einer Gattung zur anderen. Es gibt Kurzgeschichten, die durchaus auch Kennzeichen der Short Story aufweisen, und andere, bei denen man nicht weiß, ob man sie als „Erzählungen“ oder schon als Novellen bezeichnen soll (gleiches Problem bei der Trennung von Novelle - Roman)!
Viele Grüße!
Christian

Vielmals Danke! owt