Ablehnung des Judentums

Hallo Laika,

Völlig klar!

ich hatte mich offen gesagt auch gewundert, dass das gerade von Dir kam …

Ich habe das hier erwähnt, da es doch die
Grundlage für die Jahrtausende alte Verurteilung und
Verfolgung der Juden ist - ob wahr oder falsch.

Das ärgerliche ist, dass dieser Unsinn immer noch geglaubt wird - immerhin hat Kitty das:

Ist es tatsächlich „nur“ damit zu erklären, daß Juden Jesus gekreuzigt haben

… doch offensichtlich als Tatsachenbehauptung in den Raum gestellt. Und das ist schlicht und einfach Unsinn und Petras Anmerkung

Also das waren immer noch die Römer!

… durchaus berechtigt, auch wenn der Garküchenbetreiber in Roms Subura-Viertel oder der Dockarbeiter in Ostia sicherlich an der Hinrichtung ebenso wenig beteiligt war wie irgendein jüdischer Ziegenhirte in Emmaus oder Olivenölbauer in Bethlehem.

Jedenfalls war und ist die Klarstellung angebracht, das die Aussage

daß Juden Jesus gekreuzigt haben

ein antijüdisches Klischee ohne historische Grundlage ist. Da sind wir sicher einer Meinung.

Freundliche Grüße,
Ralf

Um solche

„Kleinigkeiten“ haben sich die Hüter der reinen Lehre noch nie
gekümmert.

Standardwerk zu der Frage ist ISBN 3633541411 Buch anschauen. Zusammenfassung
auf dieser Webseite der Forschungsstelle für jüdisches Recht
an der Goethe-Universität Frankfurt.

Danke für den Hinweis, werde es mal durchlesen. Etwa das habe
ich schon vor div. Jahren gehört - Quintessenz damals: „Es
passt überhaupt nicht zum jüdischen Recht, dass Jesus so und
an dem Tag verurteilt und hingerichtet wurde.“ Ich meine, das
in einem (Radio-) Beitrag über den jüdischen Neutestamentler
Pinchas Lapide gehört zu haben. Aber ich wiederhole mich: Was
kümmert es die Hüter der reinen Lehre.

Gruss
Laika

Denn in
früheren zeiten hat man nicht wie heute zwischen Religiös
motivierten Texten und Historischen Tatsachenschilderungen
unterschieden.

Um so wichtiger ist es, dies heute zu tun. Und genau das scheint mir bei der Fagestellerin Kitty nicht der Fall gewesen zu sein. Laikas Widerspruch auf Petras Anmerkung war nicht geeignet, diesen Irrtum zu klären und insofern ohne weitere Erläuterung nicht hilfreich.

Dass die Evangelien - insbesonders Matthäus und Markus - bereits deutlich tendenziös antijüdisch sind und darüber hinaus diese Tendenz in der Exegese noch verstärkt wurde, ist richtig. Aber das ist keine Antwurt auf die Frage nach dem Ursprung des Antisemitismus. Nur ein Symptom des Antijudaismus, des historischen Vorläufers des Antisemitismus und seiner wichtigsten Quelle.

Frundliche Grüße,
Ralf

Hallo

… immerhin hat Kitty das:

Ist es tatsächlich „nur“ damit zu erklären, daß Juden Jesus gekreuzigt haben

… doch offensichtlich als Tatsachenbehauptung in den Raum gestellt.

Grammatikalisch schon. Aber es kann auch eine abgekürzte Formulierung eines allgemein bekannten Umstandes sein, mit dem man sich im Moment nicht wortreich befassen will.

Viele Grüße

Hallo

Grammatikalisch schon. Aber es kann auch eine abgekürzte
Formulierung eines allgemein bekannten Umstandes sein, mit dem
man sich im Moment nicht wortreich befassen will.

ein Wort weniger ist in Anbetracht des veränderten Sinns dann wohl doch zu viel „abgekürzt“, ebenso wie ein Wort mehr den Text nicht unbedingt „wortreich“ machen würde …

Ist es tatsächlich „nur“ damit zu erklären, daß Juden Jesus gekreuzigt haben sollen

Freundliche Grüße,
Ralf

Guten Tag, das Thema beschäftigt mich schon lange. Bei Flavius Josephus steht in seiner Jüdischen Geschichte ein Text, der es mir plausibel machte, wenn ich ihn jetzt auch nicht wörtlich zitieren kann (weil ich deshalb nicht extra in die UB gehe): Josephus erklärt die Tradition des Sündenbocks und des Jubeljahres damit, daß die Juden aller 50 Jahre einen alten (Ziegen?)Bock aus der Stadt trieben, nachdem sie alle ihre Verfehlungen auf ihn geworfen hatten. Dann waren sie gereinigt und konnten das Jubeljahr feiern. Und dort steht auch seine Erklärung, daß dem Menschen es zutiefst zuwider wäre, wenn er nicht auf jemanden zeigen könnte, der schlimmer wäre als er selbst. Dieser Brauch - und die Tatsache, daß die Juden nach Abraham immer mit ihren Nachbarn stritten und denen suspekt waren, weil sie den unsichtbaren Gott anbeteten (War der eine Erfindung Abrahams oder war schon Abraham eine Erfindung?) - dieser Brauch wurde auf die Juden als Sündenböcke übertragen. Sie waren schon ein infernalisch gescheites Volk. Entschuldigung, genauer weiß ich es auch nicht.
Hans-Ulrich

Hallo

wir hatten hier letztens eine Diskussion um die Ablehnung des Judentums- scheinbar doch- solange es diese Religion schon gibt.

Überall auf der Welt werden jedenfalls immer diejenigen Gruppierungen abgelehnt, denen man etwas wegnehmen oder die man ungerecht behandeln will. Die müssen ja abgelehnt werden, damit sie selber schuld sind, wenn man sie ungerecht behandelt. Und Gründe für eine Ablehnung zu finden, wenn man welche finden will, ist niemals schwer.

Viele Grüße

Hallo.

Ich bin der Ansicht, „Judenhaß“, bzw. „Antisemitismus“ als
solches gibt es eigentlich nicht - was es allerdings so
ziemlich überall gibt, das ist das Bedürfnis, Außenseitern und
Minderheiten die „Schuld“ an so ziemlich allen „negativen“
Zuständen und Ereignissen zuzuweisen, da es stets einfacher
ist, „Sündenböcke“ zu verdammen als nach dem tatsächlichen
Grund irgendeines Übels oder Mißstandes zu suchen und diesen
zu beheben.

Diese einfache Sicht sollte eigentlich nach dem Holocaust doch mehr als fragwürdig sein, da es eben in Deutschland keine Aussenseiter waren, keine Randgruppen, keine religiöse Gruppe, sondern ganz normale Deutsche, denen ein Stigma angeheftet wurde, später auch ganz konkret in Form des Sterns.

Ebenso fragwürdig ist dieses bezogen auf Regionen, wo überhaupt keine Juden leben, diese im Alltag und auch sonst eigentlich nirgends in der Form auftauchen. Dennoch kann auch dort Antisemitismus aufkommen.

So gibt es gerade im Bereich des Antisemitismus vieles, woherkömmliche Erklärungsmodelle bezüglich Rassismus und Aussenseitern nicht werken.

Der Anschein des „allgemein verbreiteten Judenhaßes“ ergibt
sich eher aus der Tatsache, daß „die Juden“ (oder vielmehr ein
Teil von ihnen, nämlich die „orthodoxen“) klar durch religiöse
Gebräuche und/oder Aüßerlichkeiten als Außenseiter und
(zumeist) Minderheit im jeweiligen Land erkennbar und, im
Gegensatz zu beinahe jeder anderen „Außenseiter- oder
Minderheitengruppe“ in fast jedem Land der Erde verbreitet
sind.

Aha. „Judenhass“ (!) ergibt sich daraus???

Sicherlich wird man durch ein anderers Äusseres, durch anderes Verhalten zum Aussenseiter. Warum aber dann eine viel grössere Gruppe hier „mithaften“ muss erklärt dieses nicht.

Vor allem werden diese orthodoxen Juden, dieser Äusserlichkeiten beim Judenhass selten thematisiert.

Gruss,
Eli

Diese einfache Sicht sollte eigentlich nach dem Holocaust doch
mehr als fragwürdig sein, da es eben in Deutschland keine
Aussenseiter waren, keine Randgruppen, keine religiöse Gruppe,
sondern ganz normale Deutsche, denen ein Stigma angeheftet
wurde, später auch ganz konkret in Form des Sterns.

Die nationalsozialistische Diktatur hier als „Beispiel“ anzuführen ist meiner Ansicht nach nicht zielführend, da sie, wie jede Diktatur nach den willkürlichen Wünschen und Vorstellungen des/der Machthaber agiert (hat). Wobei es in diesem Fall obendrein opportun erschien, dem „Volk“ einen passenden Sündenbock für die diversen herrschenden Mißstände anzubieten. Daß dabei primär einzelne (möglicherweise diese indirekt tatsächlich „mitverschuldenden“) Beispiele (etwa Großkapitalisten, bzw. „erreichbarer“ und „sichtbarer“ für´s „gemeine Volk“ wohlhabende Personen wie Intellektuelle und Geschäftsinhaber) präsentiert und als „gruppentypisch“ hingestellt wurden, liegt in der Natur des „verallgemeinernden Progromes“, das nicht differenziert, sondern im Sinne des „vereinfachten Erklärungsmodells“ und der „simplen Stereotyps“ (die Juden, die Ausländer, die Kommunisten, die Politiker, die Banken, etc.) einfach alle über einen Kamm schert und keine Spezifizierungen oder Differenzierungen gebrauchen kann (siehe auch --> weiter unten).
Daß dabei in vielen Fällen der „böse Jude von nebenan“ dem „hassenden Volk“ nicht einmal als solcher erkennbar und bekannt war (wie Du schon angemerkt hast, eben ganz normale Leute) und für viele „Arier“ einfach einen beliebigen Mitbürger dargestellt hat, ergo durch „Kennzeichnung“ seiner Person und seines Besitzes als „Angehöriger der zu hassenden Gruppe“ vom Regime hervorgehoben werden mußte, sollte die Korrektheit meiner Ansicht eher untermauern.

Sicherlich wird man durch ein anderers Äusseres, durch anderes
Verhalten zum Aussenseiter. Warum aber dann eine viel grössere
Gruppe hier „mithaften“ muss erklärt dieses nicht.

–> siehe oben

Vor allem werden diese orthodoxen Juden, dieser
Äusserlichkeiten beim Judenhass selten thematisiert.

Obschon anscheinend leichter zu „thematisieren“, stellen sie doch zumeist den eher kleineren Teil einer für die Annahme eines „generellen Verursachers“ unabdingbaren „mächtigen, verschwörerischen Gruppe“ (das Kennzeichen von „Verschwörern“ ist es ja, nicht als solche erkennbar zu sein, so wie es das Kennzeichen von „Verschwörungstheorien“ ist, weitestgehend unbestimmt und diffus zu bleiben) dar, und können also nur als „optischer Stereotypus“ dienen, fehlt ihnen doch aufgrund ihrer leichten Erkennbarkeit der Aspekt der „Heimlichkeit“.

Gruß
nicolai

p.s. : um hier keine Fehlinterpretationen aufkommen zu lassen, möchte ich feststellen, daß ich weder mit der nationalsozialistischen Ideologie noch mit rassistischem Gedankengut sympathisiere; allerdings denke ich, daß die gesamte Problematik etwas zu komplex ist, um hier in ein paar schnellen und kurzen Kommentaren wirklich abgehandelt zu werden (es gibt zu diesem Thema unzählige Publikationen, Dissertationen und ähnliche Untersuchungen, in denen versucht wird, dies ausführlicher abzuhandeln).

***

Mal nicht zu vergessen, daß insbesondere die Kath.Kirche immer wurde die Juden als diejenigen dargestellt haben, die alles „Unheil“ in die Welt gebracht haben.

Gruß
History55

Ich habe mich längere Zeit mit der Geschichte befasst, u.a. Studium Generale. Der folgende Inhalt stammt also aus den Vorlesungen und vielleicht doch für den einen und anderen interessant.

Thema: Juden in Europa
Im 5. JH (!!)lehnt Papst Gregor der Große die Taufe der Juden ab und sie gelten als Schutzlose.

1215 legte die kath. Kirche
Verhaltensweisen für Juden fest:
z. B.
wie viel Zinsen erhoben werden dürfen,

ein Ämterverbot für Juden wurde auferlegt,

die Kennzeichnungspflicht mit dem „Gelben Stoffring“

ein Minderstatus der Juden wird festgeschrieben,

den Juden wird die Schuld am Christusmord zugesprochen .
Schon der Apostel Paulus schrieb von den Juden “Diese haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen“.
( womit die christliche Judenfeindschaft entstand / theologische Begründung . Wie ein roter Faden zieht sich der Antijudaismus durch die Kirchengeschichte- oft auch als Blutspur.)

Im Gegensatz dazu die rassistische Begründung.

Im 13. JH wird die Erhebung allg. Judensteuer für den kaiserlichen Schutz eingeführt.
Herrscher liehen sich bei Juden Geld, um Kriege zu führen!

Oldenburg hatte 1345 eine Stadtrechtordnung ausgegeben:
Der Judenschutz war dem Grafen unterstellt und die Juden hatten einen Schutzbrief zu kaufen und dieser war somit gleichzeitig eine Geldquelle des Grafen.

1348 war eine Pest in Europa ausgebrochen. In 85 von 350 Städten lebten Juden und wurden vertrieben wegen der Schuld an dieser Pest. (Brunnenverpester)
Dabei hatten die Juden, die von der Pest weitgehend verschont blieben, sich nur reinlicher verhalten, wuschen sich und lebten „unter sich“ (außerhalb der Stadtmauer im „Ghetto“= italienisch / erstmals in Venedig erwähnt.)

Im 16. und 17. JH erfolgte die Schaffung von Judenordnungen auf Landesebene;
z.B. waren keine sexuellen Verbindungen zwischen Juden und Christen erlaubtTodesstrafe
Das Aufenthaltsrecht der Juden wurde zunehmend verschärft und nur noch für „reiche“ Juden und gegen Bezahlung gestattet.

Der Aktionskreis für Juden und die Aufenthaltsdauer wurde eingeschränkt.

Es bestand ein Verbot an Feiertagen Handel zu betreiben.

Es erfolgte die Ausweisung armer Juden.
Viele Juden sind nach Polen , Litauen ,Russland und in die Ukraine gezogen.
Polen mit seinen Ansiedlungsprivilegien war für Juden begehrt.
Aber auch dort nahm im Laufe der Zeit die Judenfeindlichkeit zu.
1648 fanden in Polen Pogrome (nicht nur da)mit bis zu 100 000 Opfern statt.
Darauf folgte die Migration nach Westen Hamburg, Altona, Wandsbek, Emden, Speyer, Wetzlar, Gelnhausen, London , Amsterdam.
( Holland war immer sehr tolerant gegenüber Juden! Bis 10% Bevölkerungsanteil vor dem 1. WK ).
In großen Städten entstehen die Judengassen , der Bau und Aufenthalt hat außerhalb der Stadtmauern zu erfolgen.

Im späten 18. JH werden Juden kulturell einbezogen (Berlin ist hierfür beispielhaft –Cafehäuser, Lesezirkel ). Aber es fand keine kulturelle Symbiose und Integration statt.

Jüdische Ärzte waren im 16. und 17. JH an den Höfen Europas willkommen.

Hofjuden waren wohlhabende Kreditgeber des Adels geworden.(insbesondere im 30jährigen Krieg und vielerorts später noch.)

Thema : Judenbilder, wie sah man den Juden und was verband man mit ihm?
z.B.
Das Wirtschaftsverhalten der Juden:
-Schacher und Wucher, (vom Vieh-, Wein- und Getreidehändler bis zum überhöhten Zins )

  • die Nähe zum Teufel wurde symbolisiert

  • der jüdische Münzverleih stand unter dem Ruf, dass der Silbergehalt manipuliert war.

  • die jüdische Kleidung in der Darstellung ; damals (Mittelalter ) mit dem „gelben Stoff - Ring“ gekennzeichnet, der außerhalb der Stadtmauern zu tragen war.
    ( in der Hitlerzeit mit dem David - Stern).

  • der Kindsmord als Ritualmord wurde von England aus im 13. JH verbreitet und den Juden angehängt

  • zum Osterfest: der Vorwurf der Christen an Juden den Christenmord begangen zu haben.

  • der Begriff der „Judensau“ aus dem 13. JH Ein Jude reitet rücklings auf einer Sau — aber : für Juden ist das Schwein „unrein“ (daher auch kein Verzehr von Schweinefleisch )Dieser Ritt auf der Sau wird an einigen Kirchen dargestellt (u.a. an der Kirche in Wittenberg)

…all diese negativen „Judenbilder“ wurde durch Predigten von der Kanzel und durch Bilder verbreitet.

►Antisemitismus
Schon um 1840 gab es Bestrebungen, die weltweite Rückkehr der Juden nach Palästina zu betreiben.
In vielen Ländern setzte der Antisemitismus ein. Im Ostblock –insbesondere in Russland und Rumänien war der Judenhass religiös begründet wegen dem Christenmord.

In Westeuropa 1886 in Frankreich , 1890 in Österreich – Ungarn und Deutschland wurde der Antisemitismus mit der Rasse begründet.
Verhalten von Kaiser Wilhem II. siehe Artikel in „Die Zeit“ vom 25.11.1994.
Ab 1880 !! wurden die ersten Siedler nach Palästina entsandt. Es entsteht die erste Einwanderungswelle. 1898 lebten 5200 Juden in Palästina.
1897 Theodor Herzl lädt zum 1. Zionistischen Weltkongress ein.
Es wurden aber auch Alternativen gesucht und unter den Juden diskutiert:
z.B. 1903 Uganda u.a. Ostafrika-Gebiete auf Vorschlag der englischen Regierung,
Argentinien war Vorschlag von Baron Rothschild sowie Zypern und die Türkei.

Natürlich war der größte Wunsch die Rückkehr nach Palästina – in ihr „Gelobtes Land“- Erez Israel.

Mehr und mehr Juden zogen um die Jahrhundertwende nach Palästina.