Abrechnung Wurzelbehandlung - unverständlich

Liebe Leser,

bei mir wurde heute eine WB durchgeführt, bzw. hatte ich die erste Sitzung.

Es ist der 26er, der sich in einer ansonsten vollständigen Zahnreihe vitaler Zähne befindet.

Leider habe ich es versäumt, mich nach den Gesamtkosten für die Behandlung zu erkundigen. Lediglich wurde mir ein Kostenvoranschlag über den privat zu leistenden Teil vorgelegt. Dieser schlüsselt sich wie folgt auf:

Position 241 - Photodynamische Therapie, 3 Kanäle, Satz: 2.3. Daneben: Photodynamische Therapie - Farbstoff und Arbeitsspritze.

Privat abgerechnet werden sollen laut Kostenvoranschlag ca. 115 Euro.

Nun meine Fragen:

  1. Ist denn bei meiner Situation sicher, dass die (gesetzliche) Kasse den Rest trägt (man liest im Internet von Gesamtkosten einer WB von ca. 1000 Euro)?
  2. Klingt es, als würde es sich um eine hochwertige WB handeln, sofern man das durch diese eine Position sagen kann?
  3. Sind Schmerzen einen halben Tag nach der ersten Etappe der Behandlung normal? Nachdem ich anfangs noch eine Ibu400 genommen habe, sind die Schmerzen nun vorhanden, aber ohne Mittel erträglich. Zur Info: Ich hatte davor lediglich Druckschmerzen und eine leichte Schwellung oben am Knochen. Ein Kanal war abgestorben (Verletzung), die anderen noch vital.

Danke für Hilfe und Erfahrungen!

Zu 1: Da die Zahnreihe geschlossen ist und durch die WB diese als geschlossene Zahnreihe erhalten werden kann (Vermeidung von Zahnersatz/Freiendsituation) übernimmt die Kasse die nach den gesetzlichen Anforderungen anfallenden Kosten der WB gemäß Richtlinie B III/9.
Bei der Füllung wird es wahrscheinlich so sein, dass hier eine sogenannte Aufbaufüllung gemacht wird, damit der Zahn später mit einer Krone versorgt werden kann. Hier könnten auch Zusatzkosten entstehen, wenn der Zahnarzt hier keine einfache Zementfüllung einsetzt, sondern - aus Verträglichkeitsgründen- eine Schmelz-Dentin-Adhäsive Füllung. Fragen Sie da nochmal nach.
Wurzelbehandlungen im Rahmen von 1000 EURO Selbstbeteiligung können dann entstehen, wenn der Zahn, der aufbereitet werden muss, nach Kassenrichtlinien nicht mehr erhaltungswürdig ist. Dann muss die Behandlung privat liquidiert werden. (Nach GOZ)

Zu 2) Ob die abgerechneten Positionen einen „höherwertigen Behandlungsfall“ beschreiben lasse ich mal dahingestellt. Der Hinweis innerhalb der Position Leistungsbeschreibung) zeigt, dass der Behandler sehr umsichtig und professionell therapiert.
Die Photodynamische Therapie wird mittels Softlaser durchgeführt und dient dazu, die Bakterien im Kanal abzutöten. Diese Methode hat sich sehr gut bewährt, wird nur leider nicht von der Kasse übernommen, weil sie „nicht wirtschaftlich ist“, da zu teuer. Aber – sehr effektiv. Das bekommt man so mit den „kassenwirtschaftlichen Methoden“ (Austrocknen der Kanäle) überhaupt nicht hin. Ich denke die 115 EURO sind gut angelegtes Geld in dem Fall. Würde ich auch tun.
Zu 3) Schmerzen am ersten Tag (bis zu 2 Tagen) nach einer Wurzelkanalbehandlung sind völlig normal. Man muss sich dazu vorstellen, wie so ein Zahn aufgebaut ist. Im Wurzelkanal sitzt ja der „Nerv“ – also die Wurzelpulpa, die durchzogen ist von Blutgefäßen und Nervengewebe. Bei einer Entzündung pumpt der Körper ja viel mehr Blut dadurch und deswegen versuchen die Blutgefäße sich auszudehnen. Das geht aber in diesem Bereich nicht, weil Nerv und Blutgefäße fest vom Kanaldentin umschlossen sind. Sie sind also in einer festen Höhle drin. Die Ausdehnung kann so nicht passieren und deswegen haben wir entsetzliche Zahnschmerzen. Es pocht und tuckert wie verrückt. Irgendwann „stranguliert“ sich der Nerv durch die mangelnde Möglichkeit, sich auszudehnen, selbst. Und dann zerfällt er in der Regel faulig, weil dann die Bakterien den „Rest“ erledigen. Dann gibt es die Nekrose.
Dieser „Nerv“ hält über das sogenannte Foramen apicale (Loch in der Wurzelspitze) Kontakt zum Kiefer und zu dessen Nerven und Blutgefäßgeflecht. Bei einer Wurzelkanalaufbereitung wird diese Gewebe ziemlich gereizt, auch wenn man das durch die örtliche Betäubung nicht merkt.
In früheren Zeiten war es aber oftmals so, dass Bakterien über die aufbereiteten Kanäle aktiviert wurden (Bakterien waren da schon drin, sonst wäre das Gewebe nicht nekrotisch (also faulig) zerfallen). Und die treiben dann ihr „Unwesen“ und führen zu Schmerzen oder gar Schwellungen.
Da der Zahnarzt aber die Photodynamische Lasertherapie einsetzt, ist hier der Schaden, den Bakterien anrichten können, ganz minimal, da durch die Lasertherapie die Bakterien nahezu unschädlich gemacht werden. Und deswegen waren die Schmerzen im Rahmen von ½ Tag mit IBU 600 und danach abklingend völlig normal. Das ist nichts schlimmes und wird besser werden.

Alles in allem kann man sagen, dass ihr Zahnarzt sehr professionell und umsichtig therapiert. Die 115 EURO als Mehrkosten (Zuzahlung) sind hier sicherlich gut angelegt, wenn man davon ausgeht, dass mit dieser Maßnahme die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr hoch ist, dass der Zahn auf Dauer erhalten werden kann.

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen.