Abschreckende Schwerter

Hallo Wissende,

kürzlich im Museum sah ich eine Schwertersammlung, wobei mich Einzelstücke doch sehr erstaunt haben: Zweihänder, Klingen geschweift, Sägezahnklingen - fürchterliche Apparate. Der Führer erklärte, diese Waffen seien dazu da gewesen, dem Gegner Angst einzuflössen, damit er davor möglichst noch vor der Schlacht reisaus nimmt. Klang sehr plausibel - bloß der Gegner wußte doch auch, dass diese Trümmer nur Schau sind, und für einen Schwertkampf zu unhandlich, klobig und eher nachteilig.
Was meint ihr?

Wolfgang D.

Hi,

kürzlich im Museum sah ich eine Schwertersammlung, wobei mich
Einzelstücke doch sehr erstaunt haben: Zweihänder, Klingen
geschweift, Sägezahnklingen - fürchterliche Apparate. Der
Führer erklärte, diese Waffen seien dazu da gewesen, dem
Gegner Angst einzuflössen, damit er davor möglichst noch vor
der Schlacht reisaus nimmt. Klang sehr plausibel - bloß der
Gegner wußte doch auch, dass diese Trümmer nur Schau sind, und
für einen Schwertkampf zu unhandlich, klobig und eher
nachteilig.
Was meint ihr?

ich weiß natürlich jetzt nicht, welche Schwerter Du im Einzelnen gesehen hast, aber z.B. Zweihänder mit enormen Ausmaßen (bis zu 1,5 Meter Klingenlänge, Gewicht bis zu 7 kg, siehe z.B. Flamberge) wurden durchaus eingesetzt um die gegnerischen Reihen aufzubrechen
(vgl. Doppelsöldner).

Gruß,

Hi,

psychologische Kriegsführung hat eben nichts mit Rationalität zu tun, sondern appelliert an die Urängste.
Denke an die „Jerichosirene“ der Stukas. Oder die heulenden/pfeifenden Bomben im WW2. Da wurden extra Metallstifte o.ä. an den Bombenkörper geschweisst, damit dieser Ton erzeugt wurde. Die Liste ist lang, aufgemalte Zähne an Flugzeugnasen, Propagandaradio, Flugblätter usw.

Dient der Demoralisierung.
Der Erfolg ist allerdings kaum nachweissbar.

Schönen Gruss,
C.

Sicherlich war auch psychologische Kriegsführung dabei, doch wird wohl in erster Linie ein praktischer Nutzen gestanden haben. Wenn man den enormen Aufwand und die Kosten zur Herstellung solcher Waffen in Betracht zieht, erscheint ein reiner ps. Sinn eher sinnlos. Und ob ein Schwert rational oder nicht, kannst du erst erkennen, wenn du dich mit Schwertkampf beschäftigt hast.

Es kommt auch immer darauf an, aus welcher Zeit diese Dinger stammen (in diesem Fall nehme ich jetzt einfach mal Mittelalter an). Mittelalterliche Schwerter waren weniger Klingen denn eiserne Knüppel; es fehlte an geeigneten Verfahren, die Klingen angemessen scharf zu bekommen, und wenn es diese Verfahren dann gab, waren sie a) zu aufwändig und teuer, um sie für ein ganzes Heer anzuwenden und b) durch die Verwendung eher „weichen“ Metalles wurden die Klingen nach einigen Anwendungen sowieso wieder stumpf wie ein Bügelbrett. Die häufigsten Kampfverletzungen aus dieser Zeit sind übrigens auch keine Schnittverletzungen, sondern Knochenbrüche (der Zusammenhang sollte klar sein). Somit kommt es sowieso nicht darauf an, wie handlich die Waffe war, oder wie gut man damit fechten konnte, sondern eher, wie dolle man draufkloppen konnte, wobei ein größeres Gerät sicherlich vorteilhaft war.

Hallo

es fehlte an geeigneten Verfahren, die Klingen angemessen
scharf zu bekommen, und wenn es diese Verfahren dann gab,
waren sie a) zu aufwändig und teuer, um sie für ein ganzes
Heer anzuwenden und b) durch die Verwendung eher „weichen“
Metalles wurden die Klingen nach einigen Anwendungen sowieso
wieder stumpf wie ein Bügelbrett.

IMHO soweit richtig. Allerdings verfügte man schon über diese
Verfahren, siehe:
http://www.theregister.co.uk/2009/01/06/viking_sword…

 ...
 The results showed that the swords were made of imperfectly 
 melted steel - consisting of a mixture of iron and carbonaceous
 materials heated together to give high-carbon steel. NPL's results
 match descriptions of ancient sword making in Herat (now in 
 Afghanistan) described by ninth century Arab philosopher and writer 
 Al-Kindi. This links to a known Viking trade route down the Volga 
 and across the Caspian Sea to Iran ... until now it was not known 
 that <u>Vikings had brought crucible steel back to Scandinavia</u> and 
 integrated ancient Arab steelmaking methods with their own 
 swordsmithing.
 ... 

Ansonsten beziehst Du Dich vielleicht darauf:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,605…

Grüße

CMБ

1 Like

Naja, die Araber waren zu dieser Zeit nochmal ganz was anderes. Die waren technologisch so weit voraus, die hatten bestimmt entsprechende Methoden (bin kein Experte), das will ich auch gar nicht anzweifeln. Ich nahm nur an, der Originalartikel bezog sich hauptsächlich auf den europäischen Bereich…

Hallo Wissende,

Servus

kürzlich im Museum sah ich eine Schwertersammlung, wobei mich
Einzelstücke doch sehr erstaunt haben: Zweihänder, Klingen
geschweift, Sägezahnklingen - fürchterliche Apparate. Der
Führer erklärte, diese Waffen seien dazu da gewesen, dem
Gegner Angst einzuflössen, damit er davor möglichst noch vor
der Schlacht reisaus nimmt. Klang sehr plausibel - bloß der
Gegner wußte doch auch, dass diese Trümmer nur Schau sind, und
für einen Schwertkampf zu unhandlich, klobig und eher
nachteilig.
Was meint ihr?

Also zunächst mal ist Schwert ja nicht gleich Schwert. Per Definition hat ein Schwert eine gerade, zweischneidige Klinge. Da gibt es dann je nach Anwendungszweck Abwandlungen. Der Zweihänder zB wurde dazu verwendet Formationen von Speerträgern aufzubrechen usw.

Wenn du geschweift schreibst meinst du dann gebogen? Schwerter mit gebogener und einseitig geschärtfer Klinge nennt man im allgemeinen Säbel. Das war dann die bevorzugte Waffe der leichten Kavallerie aber auch das Katana der Samurai fällt in diese Kategorie.

Sägezahnklingen kenne ich eigentlich nur von der Marine wo diese Waffen dazu verwendet wurden, Taue und ähnliches zu kappen. Im Kampf waren diese Waffen eber eher unpraktisch.

Prinzipiell muss man auch sagen, dass in diesen Waffenkammern der Herrscher vieles nur gesammelt wurde weil es ungewöhnlich war. Es gibt zB auch Schilde mit integrierter Laterne, Klingen mit Pistole und Griffen aus Koralle oder auch Handschuhe mit diversen Klingen (ala Wolverine). Die meisten Waffen in solchen Sammlungen waren zudem auch eher für repräsentative Zwecke gedacht und nur die wenigsten wurden jemals im Kampf verwedent.

Zu der Behauptung des Führers dass das Aussehen der Waffen den Gegner einschüchtern und zur Flucht veranlassen sollen kann ich nur so viel sagen, dass ich bisher noch von keiner einzigen Schlacht gehört habe wo das der Fall gewesen sein soll. Erstens ist es ziemlich egal wie die Waffe aussieht die mich eventuell töten kann. Tot ist schließlich tot. Und es stellt sich auch die Frage wie gut man die Waffe des anderen sehen soll wenn man sich vor der Schlacht in ein paar 100 Meter Entfernung gegenüber stellt.

Wolfgang D.

Mfg
Christoph

Moin,
viele Armeen führten ja auch ganze Scharen von Trommlern mit sich um den Gegner somit einzuschüchtern. Der Psychologische Teil der Kriegsführung war nicht unerheblich.

Gruss Leo