Absolute Höhe

Hallo,

der Meeresspiegel steigt, Kontinentalteile werden angehoben bzw. abgesenkt etc. ppp.

Von welchem Bezugspunkt aus misst man diese Angaben überhaupt ?

Ciao maxet.

Hallo,

Von welchem Bezugspunkt aus misst man diese Angaben überhaupt

Für Deutschland ist der mittlere Pegel von Amsterdam der Referenzwert für Normalnull. Allerdings ist das von Land zu Land unterschiedlich, für Österreich gilt z.B. der Pegel von Triest an der Adria, weshalb die Höhenangaben in Österreich um 25 cm höher sind als die in Deutschland.

Das kann auch zu Problemen führen, was hier auch schon mal zur Sprache kam, siehe http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

mfg
deconstruct

Hallo,

gleich noch Einen, weil’s so schön ist:

Alles erklären kann man mit GPS - deswegen heißt es ja GLOBALES-Positionierungssystem. Man kann damit Punkthöhen über dem WGS84-Ellipsoid bei entsprechender Beobachtungsanordnung fast (oder sicher? ist denn schon Weihnachten?) millimetergenau messen.

Da kontinentale Hebungen/Senkungen nur über längere Zeiträume beobachtet werden können, braucht man die Verbindung zu alten Nivellementsergebnissen, die sich aber auf bestimmte eigene Höhenbezugsflächen beziehen. Die Höhenbezugsflächen haben an einer bestimmten Stelle (Pegel, s.o.) ihren Nullpunkt. Die Verbindung WGS84-Ellipsoid-Höhenbezugsfläche muß dann noch berechnet werden und ist regional auch schon besser als 1 Zentimeter bekannt (Brandenburg, Österreich …,Deutschland, hier bin ich nicht auf dem laufenden?).

Die Hebung des nordöstlichen Ostseeraumes wurde m.W. noch mit den klassischen Nivellements festgestellt, verbunden mit der diffizilen Aufgabe, die ‚festen‘ Bezugspunkte von den sich hebenden Messpunkten zu unterscheiden.

An der St.Andreas-Verwerfung (z.B.) werden aber sicher auch Relativmessungen von der einen zur anderen Seite durchgeführt.

Vom 14.Juni d.J. gibt es im www.faz.net einen Artikel ‚Die Vereinigten Staaten versinken‘. Das ist doch wohl eindeutig vermessungstechnisch gemeint …

Gruß Roland

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Danke an beide Poster !
Hallo,

Die Hebung des nordöstlichen Ostseeraumes wurde m.W. noch mit
den klassischen Nivellements festgestellt, verbunden mit der
diffizilen Aufgabe, die ‚festen‘ Bezugspunkte von den sich
hebenden Messpunkten zu unterscheiden.

dies war eine Frage, die nach der Antwort von deconstruct (?) aufgetaucht ist. Wie macht man dies (Schema) ?

Ciao maxet.

Hallo maxet!

Deiner Nachfrage kann ich nur eingeschränkt nachgehen, Geodynamik und Deformationsanalyse ist wirklich etwas für Experten.

Ich war davon ausgegangen, dass die Pegel der Ostsee so um 1880 nivelliert und analysiert wurden, Helmert hatte 1900 Erdkrustenbewegungen als Forschungsziel erwähnt. In meinen dürftigen Unterlagen finde ich dann einen Hinweis von 1973 auf einen Beitrag „Über den Ausbau eines allgemeinen Modells zur Beschreibung von Landhebungen auf Grund von Wiederholungs-Nivellements“. Ab 1986 wahrscheinlich Einbinden von GPS-Messungen „Newest results obtained in studying the Fennoscandian land uplift phenomen“.

Zur Frage:
Beim klassischen Nivellieren wächst der Fehler mit der Wurzel aus der Stecke, und die Strecken vom festen Inland zu Punkten an der Küste können halt Hunderte von Km sein, so dass man Punktänderungen von 10 mm mit Standardabweichungen von 20 mm (Beispiel)erhalten würde.
Man hat aber nicht nur eine Linie sondern ein Netz von Linien.

Gestern: Beim klassischen Durchrechnen (Ausgleichen) wurden Linienschlüsse gerechnet bis sie bestmöglich passten und ausgesuchte Punkte dabei festgehalten. (Hm, besser kann ich’s jetzt nicht Simplifizieren).

Heute schmeisst man alles in einen Programm-Topf, köchelt es kurz über einem P4-Prozessor und trennt das Feste vom Flüssigen mit statistischen Tests: Punktänderungen im Verhältnis zur Standardabweichung. Feste Punkte raus, alles nochmal kurz Aufkochen lassen usw.

Viele Kollegen bieten ihr ganzes Können auf, um solche sog. Deformationsanalysen weiter zu entwickeln und Analysen und Prognosen noch aussagekräftiger und zuverlässiger zu machen.

Hier vielleicht nochwas
http://www.tu-dresden.de/fghgipg/Forschung/Forschung…

Dass Du danach fragst rührt mich: *ikds* ich küsse Deine Stirn
Roland

P.S. Einer hat sich daraufhin nie wieder gemeldet …

Hallo,

ein bisschen einfach, das mit GPS. Weil die Zeit eine Rolle spielt, sind schon ein paar Meter Abweichung drin. Einfach mal bei Google mit Normal Null versuchen.
Da ist der (ein) feste® Bezugspunkt (was der Amsterdamer Pegel nicht ist) angegeben.

Hallo Silvaplana

Freitag abend, Zeit für Vermessung. Aber Google gibt 10.700 Hinweise zu ‚Normal Null‘.

Gib Du noch noch ein paar Hinweise, was Du mit festem Bezugspunkt und ‚Metern‘ meinst. Ich weiß auch nicht, ob das, was ich zwischen zwei Bier und zwei Katzen hier reinpacke, immer richtig ankommt (es kann auch ein Rotwein sein… :wink:

Ich will/muß noch sagen, mit GPS meine ich nicht einen 200 EURO Handheld-Empfänger und eine Ablesung. Für Krustenbewegungen von 1cm/Jahr werden Beobachtungspunkte betoniert und 20.000 EURO-Empfänger stunden-/tagelang eingesetzt.

Es sollen m.W. auch Schwerewerte gemessen werden, um auszuschließen, dass Bezugsflächenschwankungen -durch Veränderungen im Erdinneren - Höhenänderungen vortäuschen.

OK, ich mache sowas nicht, aber einen Vortrag (vom GFZ?) habe ich darüber gehört und mal was gelesen - und schon kann ich hier mitreden.

(Ich mache das irgendwie in der diffusen Hoffnung, das Interesse für Geowissenschaften bzw. Geodäsie bei irgendeinem Unbekannten zu wecken.)

Gruß Roland

Hallo Roland,

die Sache ist eigentlich gegessen – die Frage beantwortet. Trotzdem:

Wir sind uns einig, es lohnt das – vielleicht zufällig – ausgelöste Interesse an Geodäsie und Geowissenschaften zu fördern. Ich bin vermessungstechnischer Laie und stehe mit sinus und cosinus gewiss nicht auf du und du. Aber die Beschäftigung damit führt in eine wunderbar präzise Welt voller erstaunlicher Zusammenhänge.

Deshalb mein Hinweis auf GOOGLE. Die Zahl der Verweise mag Interessenten ein bisschen abschrecken. Das sollte sie nicht. Beweist sie doch nur, es gibt viel zu entdecken. Meine Erfahrung mit der Zahl: Nach geduldigem Aufruf von – sagen wir 60 links – und deren selektiver Speicherung nach grobem Lesen, hat man eine Fülle verwertbaren Materials. Grafisch noch dazu in einigen Fällen erstaunlich ansprechend. Und von Liebe zur Sache geprägt (!).

Die Frage ist zu schade, um mit zwei, drei Sätzen abgehandelt zu werden. Es war also keine besserwisserische Kritik beabsichtigt. Man muss, will man was gescheites Finden, bei der Wahl der Suchworte ein bisschen kreativ sein (NN führt auch in die Tiefen des Netzes).

Aber nun zur Sache: Der „Amsterdamer Pegel“ ist nicht direkt beobachtbar, sondern eine berechnete Größe. Für Deutschland (West) gbit es nahe Berlin (Hoppegarten) einen davon abgeleiteten verbindlichen Festpunkt NH – Normalhöhenpunkt – mit 54,638 m über NN. Das Land ist davon ausgehend mit einem Netz von Höhenfestpunkten überzogen, die den Vermessern praktisch überall verfügbar sind (im Handbetrieb ermittelt - GPS und Konsorten können es nicht besser).

Das mit dem Bier hat mir gefallen (kenne das). Die erwähnten Katzen kann ich nicht einordnen. Zu GPS gilt das vorgesagte: Google ist Surfers Freund. Das hat mich auf die Seite der PTB gebracht. Dort kann man einen richtigen, papierenen Newsletter abonnieren. Da stand z.B. vor ca. einem Jahr zu lesen, die automatische Landung von Flugzeugen erfordert milliardstel-genaue Zeitmesser in den Satelliten.

Andernfalls führt die Lichtlaufzeit zu Messfehlern in der Größenordnung von z.B. 10 m. Das kann schon mal das Verfehlen der Landebahn bedeuten (das Konkurrenzsystem der EU wird im Netz auch sehr schön beschrieben).

Übrigend: Der Freund von HEIDI – wer kennt sie nicht – wurde Landvermesser.

Gruß
Helmut