um herauszufinden, ob man das Verb „abstoßen“ mit „sein“ oder „haben“ bildet, habe ich im Duden nachgeschlagen(s.u.) Irgendwo steht, dass man beide verwenden darf.
Er hat etwas abgestoßen
Etwas ist abgestoßen ( Das wäre aber Passivzustand und keine Perfektbildung)
Das Beispiel aus dem Duden:
die Stelle, von der das Boot abgestoßen war/hatte
Ist dieser Satz nicht Passivzustand? Dann „hatte“ wäre doch falsch, oder?
Ich hatte das Boot abgestoßen
Das Boot war abgestoßen
Das Boot hatte abgestoßen ( Das wäre aber falsch, oder?)
mit einem kräftigen Stoß von etwas wegbewegen
Grammatik
Perfektbildung mit »hat«
Beispiele
er hat das Boot, hat sich vom Ufer abgestoßen
ich stieß mich mit den Füßen [vom Boden] ab
sich mit einem kräftigen Stoß von etwas entfernen
Grammatik
Perfektbildung mit »ist« oder »hat«
Beispiele
die Boote, die Segler stoßen ab
die Stelle, von der das Boot abgestoßen **war/hatte**
Ich finde das Duden-Beispiel etwas merkwürdig, da ich einen Bedeutungsunterschied sehe, je nachdem, ob haben oder sein verwendet wird.
Ein unbelebter Gegenstand ist allerdings ein schlechtes Beispiel für den Unterschied zwischen abgestoßen sein und abgestoßen haben, denn das eine (haben) ist m.E. eine Perfektkonstruktion und das andere (sein) verwendet abgestoßen adjektivisch.
Frau Meier hat das Boot vom Ufer abgestoßen. --> Frau Meier hat dem Boot einen kräftigen Stoß gegeben, so dass es sich nun auf dem Wasser bewegt.
Frau Meier ist von dem ungewaschenen Kapitän abgestoßen. --> Frau Meier findet den ungewaschenen Kapitän eklig.
an deinen Beispielen kann ich die Bedeutungsunterschiede feststellen. Aber ich sehe diese Verwendung des Wortes nicht als adjektivisch, sondern passivisch und zwar Zustandspassiv
Frau Meier ist von dem ungewaschenen Kapitän abgestoßen.
Schon die Präposition „von“ deutet darauf hin.
Frau Meier ist abgestoßen (von allen und nicht nur vom Kapitän) . Das Adjektiv „abgestoßen“ ist ein Teil von ihrer Natur geworden
Frau Meier ist vom Kapitän abgestoßen ( nur vom Kapitän und nicht von allen) Hier ist „abgestoßen“ Partizip mit „sein“. Das „abgetoßen-sein“ ist nicht Teil von ihrer Natur geworden und bezeichnet ein vorübergehendes Phänomen
stimmt, „abstoßen/abgestoßen“ kann sowohl mit „haben“ als auch mit „sein“ gebildet werden. Außerdem hat „abstoßen“ eine direkte, mechanische Konnotation, aber es kann auch metaphorisch gebraucht werden.
Metaphorisch:
„Etwas/jemand stößt mich ab“ → syn. : „Ich empfinde jmd/etwas als abstoßend“.
„abstoßend“ → syn. „widerwärtig, ekelhaft“ ( @KamikazeKatze wies bereits darauf hin)
Dazu:
„Ich bin (von jmd/etwas) abgestoßen“. Das ist Zustandspassiv.
Aber:
„Jmd/etw. hat mich abgestoßen“. Das ist ganz normales Perfekt.
Mechanisch:
die Stelle, von der das Boot abgestoßen war/hatte
Ist dieser Satz nicht Passivzustand?
Nein.
„Das Boot hat/hatte abgestoßen“ ist ein ganz normales Perfekt/Plusquamperfekt. Das Verb ist „etwas von etwas abstoßen.“
„Das Boot“ ist hier ein Metonym (genauer: eine Synekdoche) für „den Kapitän“. So wie „Frankreich ist Weltmeister“ steht für „die frz. Mannschaft ist Weltmeister“
„Der Kapität hat/hatte (das Boot vom Ufer) abgestoßen“
„Das Boot ist/war abgestoßen.“ Das ist etwas komplizierter, aber nur, wenn man unnötig allzu genau hinsieht. Hier vermischt sich „das Boot“ als Metonym für „der Kapitän“ mit der grammatischen Form „Zustandspassiv“: Das Boot befindet/befand sich im „abgestoßenen“ Zustand.
„Zustandspassiv“ bedeutet ja generell: Das Hilfsverb „werden, wird/wurde“ eines ursprünglichen Passivs wird durch das Hilfsverb „sein, ist/war“ ersetzt. Dadurch gerät das eigentliche Partizip Perfekt, mit dem ja das Präsens/Präteritum Passiv gebildet wird (hier „abgestoßen“) in die Wortform eines bloßen Adjektivs und wird als Satzteil dann zum Prädikativ.
„Ich bin erfeut“ (Zustandspassiv) ← „Ich werde erfeut“ (Präsens Passiv).