Acht sprachliche Unsicherheiten

Hallo.

Kämpfe mit acht Grenzfällen, bei denen ich nicht ganz sicher bin. Ich vermute, dass immer die „Oder-Lösung“ richtig ist! Stimmt es? Danke!

Hin- und her gerissen

oder

Hin- und hergerissen

das normalste auf der Welt

oder

das Normalste auf der Welt

ein Verhältnis mit einem anderen hatte

oder

ein Verhältnis mit einem Anderen hatte

geschicktes ineinander weben

oder

geschicktes Ineinanderweben

etwas langweiliges und für mich sinnloses machen

oder

etwas Langweiliges und für mich Sinnloses machen

Die wenigsten denken

oder

Die Wenigsten denken

verloren gegangener Ohrring

oder

verlorengegangener Ohrring

Teller groß
tellergroß

Danke!

MfG
SAB

Bei 7 dürfte nach der neuen (hässlichen, oft unlogischen) Rechtschreibung die erste Variante stimmen, ich bleibe gerade bei den Zusammenschreibungen lieber bei der alten :smile:

Bei allen anderen stimmen die „oders“.

Gruß, Dietmar

Hallo

Kämpfe mit acht Grenzfällen, bei denen ich nicht ganz sicher
bin. Ich vermute, dass immer die „Oder-Lösung“ richtig ist!
Stimmt es? Danke!

Stimmt nicht immer :wink:

Hin- und her gerissen

oder

Hin- und hergerissen

die Odervariante

das normalste auf der Welt

oder

das Normalste auf der Welt

Der Norm entsprechend, auch das Normal, wird zu normal und erreicht im Fall das Normalste wieder den Ursprung.
Die Odervariante ist richtig.

ein Verhältnis mit einem anderen hatte

oder

ein Verhältnis mit einem Anderen hatte

Bei Substantivierung nicht nur Großschreibung; beides richtig.

geschicktes ineinander weben

oder

geschicktes Ineinanderweben

Man schreibt ineinander immer vom folgenden Verb getrennt; Ausnahme Substantivierung:
Schau den Leuten zu, wie sie die Fäden ineinander weben, aber
durch geschicktes Ineinanderweben ereichten sie eine unglaubliche Dichte.
Also, die Odervariante.

etwas langweiliges und für mich sinnloses machen

oder

etwas Langweiliges und für mich Sinnloses machen

Hier stehe ich auch auf dem Schlauch. Habe ich das (substantivierte) Langweilige gemacht? Dann wird es groß geschrieben. Habe ich das Undefinierte gemacht, und es war (adjektivisch) langweilig? Dann ist klein richtig. Sinnlos in diesem Fall effektiv klein.
Ich tippe: etwas langweiliges und für mich sinnloses machen

Bedeutete dieses Mal a).

Die wenigsten denken

oder

Die Wenigsten denken

Und wieder einmal b).

verloren gegangener Ohrring

oder

verlorengegangener Ohrring

Nach neuer Orthografienorm auseinander, so wie allein erziehend.

Teller groß
tellergroß

Ganz klar die Odervariante.

Danke!

MfG
SAB

Bitte :wink:
Ich hoffe, ich liege auch überall richtig; puuh.
Du hast mich ganz schön zum Schwitzen gebracht.
Mit freundlichen Grüßen
B.

Hallo nochmals.

Schau den Leuten zu, wie sie die Fäden ineinander weben, aber
durch geschicktes Ineinanderweben ereichten sie eine
unglaubliche Dichte.

erreichten sie natürlich, … Schock

Gruß
B.

Folgende Schreibweisen stimmen nach der derzeitig gültigen Orthografie:

hin- und hergerissen (von hinreißen)

das Normalste auf der Welt (Substantivierung)

ein Verhältnis mit einem anderen (auch mit einem Anderen, wenn die Substantivierung betont werden soll)

das Ineinanderweben (mehrteilige Substantivierung, daher zusammen)

etwas Langweiliges und für mich Sinnloses (Substantivierung)

die wenigsten (auch die Wenigsten, wenn die Substantivierung betont werden soll)

verloren gegangener Ohrring (nach neuer Rechtschreibung auch verlorengegangener)

tellergroß

Gruß
Christopher

[ot] neue Bücher braucht das Land
Moin, Christopher,

verloren gegangener Ohrring (nach neuer Rechtschreibung
auch verlorengegangener)

leiser Widerspruch: Heute und früher verlorengegangen; verloren gegangen galt nur zwischendurch als regelgerecht, inzwischen als erlaubte Variante.

Gruß Ralf

Moin, Christopher,

verloren gegangener Ohrring (nach neuer Rechtschreibung
auch verlorengegangener)

leiser Widerspruch: Heute und früher verlorengegangen;
verloren gegangen galt nur zwischendurch als
regelgerecht, inzwischen als erlaubte Variante.

Hallo Ralf

Das ist meines Erachtens leider falsch, und heute nur noch in auseinander geschriebener Version erlaubt; also keine Variante mehr.
Aber vielleicht muss diese Frage Länderspezifisch beantwortet werden.

Gruß B.

leiser Widerspruch: Heute und früher verlorengegangen;
verloren gegangen galt nur zwischendurch als
regelgerecht, inzwischen als erlaubte Variante.

den ich sekundiere, Ralf,
denn nach meiner Ansicht ist der Ohrring nicht gegangen. Er kann gar nicht gehen. Er ist verlorengegangen.
Gruß
Eckard

Hallo Ralf,

verloren gegangener Ohrring (nach neuer Rechtschreibung auch verlorengegangener)

leiser Widerspruch: Heute und früher verlorengegangen; verloren gegangen
galt nur zwischendurch als regelgerecht, inzwischen als erlaubte Variante.

ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe und gebe daher eine kurze Chronologie der Schreibweisen, soweit ich sie rekonstruieren kann:

vor 1996: verlorengegangen

bis 2004: verloren gegangen (das nennst du wohl »regelgerecht«)

seit 2004: verlorengegangen oder verloren gegangen (das nennst du wohl »erlaubte Variante«)

Explizit heißt es in § 36 E1 des Amtlichen Regelwerks von 2004 (Unterstreichung von mir):

  • In den Fällen, die nicht durch § 36(1) bis (6) geregelt sind, schreibt man getrennt. […] Dies betrifft […] Fälle, bei denen das dem Partizip zugrunde liegende Verb vom ersten Bestandteil getrennt geschrieben wird […].

In § 36 E2(2) wird diese Regelung relativiert:

  • Bei Verbindungen aus Einzelwort und adjektivisch gebrauchtem Partizip ist neben der Getrenntschreibung nach § 36 E1(1) auch Zusammenschreibung möglich, wenn die Verbindung der beiden Wörter als Einheit aufgefasst werden soll […].

In der überarbeiteten Fassung des Regelwerks von 2006 heißt es nun in § 36 (2):

Zusammen- wie auch getrennt geschrieben werden kann, wenn der entsprechende Ausdruck sowohl als Zusammensetzung als auch als syntaktische Fügung angesehen werden kann. Dies betrifft […] Verbindungen von Substantiven, Adjektiven, Verben, Adverbien oder Partikeln mit adjektivisch gebrauchten Partizipien […].

Mein erstes Posting war gewissermaßen die Kurzfassung der derzeit gültigen Varianten, die hier ausführlicher dargestellt sind. Von den beiden Schreibweisen, mit denen Schüler derzeit ungestraft durchkommen, gibt es keine »bessere« oder »schlechtere«. Es gibt eine sogenannte (oder so genannte) DUDEN-Empfehlung, die jedoch lediglich die private Einschätzung eines Verlages darstellt, auch wenn ich sie hier zuerst angegeben habe.

Gruß
Christopher

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Moin, Christopher,

den Laien möchte ich sehen, der mit syntaktischer Fügung etwas anfangen kann! Deine Zitate bestätigen aufs Schönste meine Vorurteile: Anstatt zu sagen „schreib, wie du magst“, werden Trivialitäten so lange plattgeklopft, bis sie als Paragraph verkauft werden können.

Die Regel, die mir mein verehrter Oberlehrer Anders 1956 beigebracht hat, lautete: Wenn jeder der fraglichen Teile einzeln stehen kann, dann schreib sie gefälligst auch einzeln, ansonsten zusammen. Damit vermeide ich mühelos Allein stehende und die Grübelei, ob es nicht Allein Stehende heißen müsste. Oder das Sinnieren über die Frage, ob ein Ring gegangen sein kann.

Gruß Ralf

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