Hallo,
mein Mann (40) hat AD(H)S. Seit wann unbekannt. In seiner Kindheit und Jugendzeit war er eher der Stille, wusste zwar schon immer, was er will, er war aber nie ein sog. Zappelphilipp. Er hatte vor 20 Jahren einen schweren Autounfall mit SHT 3, Blutgerinnsel, sinus cavernosus-Fistel. Er meint, dass er erst danach und im Laufe der Jahre danach seine große Klappe bekommen hat. Er kann echt super lustig, witzig, humorvoll sein. Ist sehr schlagfertig, hat sozusagen immer einen passenden Spruch auf den Lippen, aber sehr oft leider auch unpassende Sprüche bzw. Anmerkungen, die er besser für sich behalten hätte. Seine Impulsivität, so meint er, hat er schon als Jugendlicher und junger Erwachsener vor dem Unfall gehabt. Er nimmt seit gewisser Zeit täglich Strattera 80 mg. Seine Impulsivität hat er dadurch merklich besser im Griff, wenn auch nicht zu 100 %. Aber er hat auch Konzentrationsstörungen. Ein Buch zu lesen, geht für ihn gar nicht. Er weiß im dritten Satz schon oft nicht mehr, was im ersten stand. Filme mit komplizierterem Inhalt sind für ihn verdammt schwierig. Videospiele mit einer gewissen Geschichte, mit Dialogen ist für ihn zu viel. Es geht ihm dann nur darum, die Aufgaben zu erledigen, ohne aber groß die Geschichte zu verstehen, den Dialogen folgen zu können. Auch redet er sehr gerne und hat Schwierigkeiten, anderen beim Reden zuzuhören und das Gesprochene zu verstehen.
Es geht mir um zwei Sachen:
er knibbelt an der Haut rund um die Daumennägel und kaut diese Daumennägel. Entsprechend bescheiden sehen seine Daumen aus. Er meint, er hätte bis ins junge Erwachsenenalter seine kompletten Nägel gekaut. Ob er damit aber (fast) komplett aufgehört hat bis dem Unfall oder danach, weiß er nicht mehr. Ihn stört das selbst, kann aber nicht von seinen Daumen lassen. Besonders, wenn er unter Spannung steht, etwas Spannendes guckt (Film, Fußball …), müssen die Daumen dran glauben. Wie könnte er es schaffen, von seinen Daumen zu lassen?
Mir gehen seine ständigen Sprüche und Anmerkungen beim Shoppen, Spazieren gehen … über andere oft tierisch auf die Nerven. Sind meiner Meinung nach oft Dinge, die andere beleidigen. Er ist der Typ, lieber aussprechen, als für sich behalten. Er ist auch sein sehr gerechtigkeitsfanatischer Typ, besonders an der Arbeit. Da hat er auch schon seit Beginn seiner Berufslaufbahn erhebliche Probleme mit KollegInnen und besonders mit Vorgesetzten und Regeln. Legt diese sehr gerne für sich aus, regt sich aber tierisch auf, wenn andere sich nicht an Regeln halten, besonders im Straßenverkehr. Wie kann er bitte lernen, Dinge einfach mal runterzuschlucken, nichts zu sagen, Dinge einfach mal hinnehmen und sich denken „Ist mir doch egal!“. Er treibt so 2 - 3 Mal in der Woche Sport. Tut ihm auch gut. Aber er müsste meiner Meinung nach noch viel öfter Sport treiben, um sich abzureagieren.
Was meint ihr? Was könnte da Dinge sein, die ihm helfen könnten?
Danke euch.
LG