Adjektiv-Varianten - oder doch nicht?

Hai, Ihr nicht-nur-einfach-Sprachbegabten-sondern-auch-noch-erklären-Könner,

Ihr könnt mir doch sicher auch verraten, warum ich alles mögliche sein kann, was mir sein kann, aber nicht umgekehrt (außer manchmal)…
Also z.B.:
Ich bin langweilig. - Mir ist langweilig. (passt)
Ich bin grün. - Mir ist grün. (passt nicht)
Ich bin unwohl. - Mir ist unwohl. (passt auch nicht, aber „andersrum“)

Obwohl ich „langweilig“, „grün“ und „unwohl“ alle in die Kategorie Abjektiv stopfen würde, gibt es da einen Unterschied - nur welchen?

Könntet ihr bitte mal nachholen, was meine Deutschlehrer mich nicht zu lehren im Stande waren?

Gruß
Sibylle
PS: über was man so nachdenkt, wenn die Weihnachts-Familien-Essen-Gespräche weniger interessant werden…)

Ist dir wohl unwohl?
Aber mir bist du sehr wohl grün mit dieser Anregung!
Grüß den ailigen Kleus!
M´Ahnt, Jomanna
P.S.: sagt man: „mir denkt“, „mir denkt sich“, „ich denke“,
oder „du wirst wohl denken“?

„ist mir schlecht“, kann ich aber schlecht sagen.
Eher die annere Version.

Hallo!

Ich wage mich mal vor, auch wenn ich möglicherweise nicht richtig liege.

Ich denke, dass es keinen grammatikalischen Unterschied zwischen diesen drei genannten Beispielen gibt. Grün ist noch nicht einmal eines der Farbadjektive wie rosa oder orange, die undeklinierbar sind. Du wunderst Dich anscheinend nur über einige der Sätze, weil sie Dir als semantisch, also von der Satz-/Wortbedeutung her, unsinnig erscheinen.

Bei Sätze wie „Ich bin langweilig/grün/unwohl“ wird eine Eigenschaft beschrieben, wobei ich noch nicht einmal finde, dass einer der Sätze völliger Unsinn ist – mal abgesehen davon, dass ich mich selbst lieber in dunkelblau anstreichen würde. Bei den zweiten Sätzen „Mir ist langweilig/grün/unwohl“ wird ein Gemütszustand beschrieben. Auch OK, semantisch nur mit Hängen und Würgen, aber grammatikalisch meines Erachtens in Gänze.

So ist nunmal die Sprache, dass sie die Möglichkeit bietet, grammatikalisch durchaus akzeptable Sätze zu formen, die aber jeden halbwegs vernünftigen Menschen sich an den Kopf fassen lassen. Dass es sich hier nicht um Adverbien handelt, will ich für alle Fälle auch noch einflechten, denn sonst müssten hier Sätze stehen wie „Mann, hier geht’s aber grün zu!“ oder „Wir haben wirklich langweilig herumgeschwafelt.“

Ich hoffe, Dir geholfen und die Deutsch-Experten nicht verärgert zu haben.

Beste Grüße!
Christopher

Das ist glaub ich kein grammatisches Problem, sondern ausschließlich eine Frage des Sinns und der Gewohnheit.
Die Ausdrücke, die „nicht gehen“, ergeben keinen Sinn.
„Mir ist …“ beschreibt ein Gefühl, das man selbst hat, deshalb verwendet man dafür auch Adjektive, die Gefühle beschreiben. „Ich bin …“ beschreibt die eigene Person.
Es gibt aber kein grünes Gefühl, bzw. man hat den Ausdruck noch mit keinem Sinn belegt.
Andererseits verwendet man „unwohl“ nur, um ein Gefühl zu beschreiben, nicht einen Menschen.
Grammatikalisch gibts da aber kein Problem, bzw. es verstößt gegen keine grammatikalische Regel.

Das ist das Gleiche wie z. B. „die gerade Kurve“ oder „Ich verrichte meine Uhr“.

Hallo Sibylle,

Ihr könnt mir doch sicher auch verraten, warum ich alles
mögliche sein kann, was mir sein kann, aber nicht umgekehrt
(außer manchmal)…
Also z.B.:
Ich bin langweilig. - Mir ist langweilig. (passt)
Ich bin grün. - Mir ist grün. (passt nicht)
Ich bin unwohl. - Mir ist unwohl. (passt auch nicht, aber
„andersrum“)

Obwohl ich „langweilig“, „grün“ und „unwohl“ alle in die
Kategorie Abjektiv stopfen würde, gibt es da einen Unterschied

  • nur welchen?

Ok, ich probier’s mal, obwohl ich da auch nicht so sattelfest bin.
Du hast Recht, daß „langweilig“, „grün“ und „unwohl“ Adjektive sind. Allerdings können diese innerhalb eines Satzes auf unterschiedliche Weise angewendet werden (attributiv, substantiviert, prädikativ oder adverbial)
Gerade prädikativer und adverbialer Gebrauch, und darum geht es hier, sind nicht immer einfach zu unterscheiden. Bezieht sich das Adjektiv auf das Subjekt, so spricht man vom prädikativen Adjektiv.

Beispiele: Ich bin langweilig. Ich bin grün.
Man kann fragen: wer oder was ist langweilig (oder grün).

Beim adverbialem Gebrauch bezieht sich das Adjektiv auf das Verb.
Mir ist langweilig. Mir ist unwohl.
Das Adjektiv beschreibt hier einen Zustand, also wie jemand (oder etwas) ist.

Das Adjektiv „langweilig“ kann sowohl prädikativ als auch adverbial gebraucht werden. Es kann sich auf die Person beziehen „die langweilige Sibylle“ als auch auf ihren Zustand, ihr Sein.
Farbadjektive werden i.d.R. prädikativ gebraucht. Sie beschreiben das Subjekt (oder auch das Akkusativobjekt).
„Unwohl“ wird wiederum adverbial gebraucht, denn es beschreibt nicht das Subjekt, sondern das Verb „sein“.

Könntet ihr bitte mal nachholen, was meine Deutschlehrer mich
nicht zu lehren im Stande waren?

Ich habs nach bestem Wissen und Gewissen probiert. Vielleicht kommt noch jemand, der das Ganze zerrupft oder bestätigt.

Gruß
Sibylle
PS: über was man so nachdenkt, wenn die
Weihnachts-Familien-Essen-Gespräche weniger interessant
werden…)

Beim nächsten Fest wünsche ich dir wieder interessantere Gespräche :wink:

Gruß
Roland

Adjektiv-Varianten!
Hai, Orlando,

Allerdings können diese innerhalb eines Satzes auf
unterschiedliche Weise angewendet werden (attributiv,
substantiviert, prädikativ oder adverbial)

Aaaahhh…

Bezieht
sich das Adjektiv auf das Subjekt, so spricht man vom
prädikativen Adjektiv.

Beispiele: Ich bin langweilig. Ich bin grün.
Man kann fragen: wer oder was ist langweilig (oder grün).

Jut, einfach und verständlich…(will sagen: ich komm noch mit…)

Beim adverbialem Gebrauch bezieht sich das Adjektiv auf das
Verb.
Mir ist langweilig. Mir ist unwohl.
Das Adjektiv beschreibt hier einen Zustand, also wie jemand
(oder etwas) ist.

*grmblgrmbl - denkdenk - Rauchwölkchen-aus-den-Ohren-komm*
Also: Ich bin schnell. - schnell ist ein adverbiales Adjektiv…
Wenn ich aber Ich renne schnell. schreibe, dann ist schnell doch ein Adverb?!?!?
Woraus ich jetzt schließen würde, daß die Verwendung eines Hilfsverbes ein adverbiales Adjektiv anzeigt… (irgendwie hab ich aber das Gefühl, daß das falsch ist…)

Ein attributives Adjektiv wäre dann Die kluge Sibylle oder Der nette Roland, ja? *Boah - wat bin ick stolz auf mich*

Und ein substantiviertes Adjektiv wäre es, wenn ich z.B. aus All die lieben Leute… All die Lieben… machen würde?

Was bin ich froh, daß ich mit Deutsch aufgewachsen bin und nicht versuchen brauch, anhand dieser Regeln „richtiges“ Deutsch zu erlernen…

Ich habs nach bestem Wissen und Gewissen probiert. Vielleicht
kommt noch jemand, der das Ganze zerrupft oder bestätigt.

Auf alle Fälle schon mal ein Danke

Gruß
Sibylle

Hi Sibylle,

Aaaahhh…

Das hört Mann doch gerne :wink:

Beim adverbialem Gebrauch bezieht sich das Adjektiv auf das
Verb.
Mir ist langweilig. Mir ist unwohl.
Das Adjektiv beschreibt hier einen Zustand, also wie jemand
(oder etwas) ist.

*grmblgrmbl - denkdenk - Rauchwölkchen-aus-den-Ohren-komm*

Also: Ich bin schnell. - schnell ist ein adverbiales
Adjektiv…

Nein, es ist ein prädikatives Adjektiv. Diese stehen meist im Zusammenhang mit sein oder bleiben und beziehen sich auf das Subjekt. Dein Zustand ist ja nicht „schnell“, sondern die Sibylle ist schnell. Du kannst dich in einem „langweiligen“ oder „unwohlen“ Zustand befinden (s. deine Beispiele).
Aaaaber, wenn jemand sagt „Sibylle ist schnell müde“, dann besteht wieder ein adverbialer Gebrauch. Hier bezieht sich schnell nicht auf die Sibylle, sondern auf „müde“ und beschreibt ja den Zustand „müde sein“.

Wenn ich aber Ich renne schnell. schreibe, dann ist
schnell doch ein Adverb?!?!?

Jawollja.

Woraus ich jetzt schließen würde, daß die Verwendung eines
Hilfsverbes ein adverbiales Adjektiv anzeigt… (irgendwie hab
ich aber das Gefühl, daß das falsch ist…)

Dein Gefühl wird sich gleich bestätigen :wink:

Es sind die Hilfsverben sein, werden und bleiben, die ein prädikatives Adjektiv anzeigen, wenn das Subjekt beschrieben wird. Wenn das Hilfsverb „sein“ einen Zustand beschreibt, dann ist es adverbial: Wie ist mir (in welchem Zustand befinde ich mich)? Antwort: Unwohl, in einem Zustand „schneller Müdigkeit“ usw.
Aber ich habe es ja schon erwähnt, die Viehcher lassen sich nicht immer eindeutig unterscheiden.

Ein attributives Adjektiv wäre dann Die kluge Sibylle
oder Der nette Roland, ja?

Jaaah, wat sind wir beide doch klug und nett :smile:

*Boah - wat bin ick stolz

auf mich*

Da hast du auch allen Grund zu :wink:

Und ein substantiviertes Adjektiv wäre es, wenn ich z.B. aus
All die lieben Leute… All die Lieben… machen
würde?

Geeeenau! Und manchmal nennt man das dann auch „nominalisiertes“ Adjektiv.

Und nu laß doch noch mal ein deutliches *aaahh* und *ooohhhh* hören :smile:

Einen attributiven Gruß vom
Roland

1 „Gefällt mir“

'morjen, Roland,

Und nu laß doch noch mal ein deutliches *aaahh* und *ooohhhh*
hören :smile:

Da ich’s jetzt kapiert habe: Aaaaahhh - Ooooooooohhhhhhh - Mmmmmmmmmhh… :wink:

Ich dank Dir allerherzlichst für die Erklärungen.

Dicken Gruß
Sibylle

Was ist mit „mir ist kalt“? Hier beschriebt „kalt“ keine Gefühle. Ich als Deutschlehrer glaube, Roland hat das Ding schon ganz richtig dargelegt.

Hallo Roland!
Ich hoffe, du bist nach all den Jahren noch am Start…?!
Ich finde deine Erklärung, dass das Adjektiv „langweilig“ sowohl prädikativ als auch adverbial verwendet werden kann (eben in „er ist langweilig“ und „mir ist langweilig“), sehr aufschlussreich und interessant. Hast du dafür irgendwelche Belege? Hier im Internet finde ich dazu NUR deine Erklärung.
Ich frage mich, ob der syntaktische Unterschied zwischen „er ist langweilig“ und „mir ist langweilig“ wirklich im prädiaktiven bzw. adverbialen Gebrauch liegt. Oder hat es nicht tatsächlich etwas mit semantischen Rollen zu tun, wie z.B. Agens, Patiens, Benefikant usw.?
Herzliche Grüße
Arne