Adjektiv vs. Partizip

Hallo zusammen,

„Mein Vater ist mit seinem Nachbarn befreundet“.

Ist das Wort "befreundet ein Adjektiv oder ein Partizip Perfekt?
Man könnte ja fragen: Wie ist mein Vater?

Analog dazu wäre der Satz: „Ich bin begeistert!“ Ist „begeistert“ ein Adjektiv oder ein Partizip Perfekt?

Gruß LARS

Hallo,

„Mein Vater ist mit seinem Nachbarn befreundet“.

Ist das Wort "befreundet ein Adjektiv oder ein Partizip
Perfekt?

Man könnte ja fragen: Wie ist mein Vater?

Eher: Was ist mein Vater. Aber solche Fragen helfen bei der Satzgliedbestimmung, nicht bei der Wortartbestimmung. (Hier kann man rauskriegen, dass befreundet Prädikatsnomen ist)

Analog dazu wäre der Satz: „Ich bin begeistert!“ Ist
„begeistert“ ein Adjektiv oder ein Partizip Perfekt?

die Antwort ist einfach: beides! begeistert ist Perfektpartizip, und Partizipien kann man auch als Adjektive verwenden. Sprachhistorisch gesehen ist unser Perfektpartizip einfach nur ein Verbaladjektiv (also ein Adjektiv, das von einem Verbstamm abgeleitet wurde), das im Laufe der Zeit zur Verbbeugung verwendet wurde, z.B. um das Perfekt zu bilden: Das hat mich begeistert (hat begeistert = Perfekt). In deinem Beispiel ist begeistert aber als Adjektiv gebraucht (nämlich wieder als Prädikatsnomen), und es ist völlig unerheblich, ob du begeistert als Partizip oder als Adjektiv auffasst. Wenn du willst, sag: adjektivisch gebrauchtes Partizip, dann bist du fein raus.

Bei befreundet ist die Sache leicht anders, weil das zugehörige Verb „befreunden“, von dem „befreundet“ offensichtlich als Perfektpartizip gebildet wurde, nicht mehr gebräuchlich ist, aber das Partizip überlebt hat. Man kann es heute nicht mehr verbal gebrauchen (also man kann heute nicht mehr sagen „Ich habe mich mit dir befreundet“, was man vermutlich mal konnte), sondern nur noch als Adjektiv gebrauchen. Ich vermute, dass der Duden dieses Wort als Adjektiv verzeichnet hat. Wenn man will, kann man solche Wörter Partizipialadjektive nennen.

Gruß

Marco

Hallo Marco,
So in der Art hätt ich’s auch geschrieben. Sinn macht die Antwort (also „beides!“) auch, wenn man sich die Urbedeutung von Partizip anguckt, die kommt nämlich von participare, was „teilnehmen“ bedeutet — denn Partizipien nehmen an zwei Grundwortarten teil: der verbalen und der nominalen Wortklasse.

Grüße,

  • André

…Wenn du
willst, sag: adjektivisch gebrauchtes Partizip, dann bist du
fein raus.

…er vielleicht, aber wenn ich ein Linguist wäre, würde mein Herz nach Aufklärung dürsten:
Partizipien sind neuerdings wohl Adjektive, zumindest laut Canoo. In meiner Grammatik von 1982 wird gesagt, dass manche Partizipien wie Adjektive gebraucht werden. Man hat da noch unterschieden und soweit ich mich erinnern kann, haben wir in der Schule die Partizipien eigentlich immer zum Verb gezählt, was auch nicht unlogisch ist.
Mittlerweile scheint man aber alle Partizipien in die Wortart Adjektiv integriert zu haben. Vermutlich hat man sich an andere europäische Sprachen angelehnt. Das vereinfacht die Wortartbestimmung natürlich enorm, auch wenn es Lernende dann wohl bei der Satzgliedbestimmung in den Wahnsinn oder zum Germanistikstudium treibt, aber das ist ja eh nicht verwunderlich.

…Wenn du
willst, sag: adjektivisch gebrauchtes Partizip, dann bist du
fein raus.

…er vielleicht, aber wenn ich ein Linguist wäre, würde mein
Herz nach Aufklärung dürsten:
Partizipien sind neuerdings wohl Adjektive, zumindest laut
Canoo.

partizipien sind wohl als adjektive einsetzbare verbformen.

In meiner Grammatik von 1982 wird gesagt, dass manche
Partizipien wie Adjektive gebraucht werden. Man hat da noch
unterschieden und soweit ich mich erinnern kann, haben wir in
der Schule die Partizipien eigentlich immer zum Verb gezählt,
was auch nicht unlogisch ist.

wer partizipien zu adjektiven erklärt, erweitert den deutschen wortschatz beträchtlich. es müssen dann praktisch für jedes verb 2 neue adjektive ins wörterbuch übernommen werden. das ist nicht ökonomisch.

m.

wer partizipien zu adjektiven erklärt, erweitert den deutschen
wortschatz beträchtlich. es müssen dann praktisch für jedes
verb 2 neue adjektive ins wörterbuch übernommen werden. das
ist nicht ökonomisch.

Wenn man es konsequent macht, wären alle Partizipien einfach nicht/ komparierbare Adjektive ohne wenn und aber. Gäb es es da ein Regelverstoß gegen irgendwas?
Bei Canoo scheint es schon so zu sein. Ich war überrascht.

Ich meine, man untergräbt damit die Satzglieder ja nicht - man ändert nur die Wortarten - so wie man das beim Substantivieren macht. Es gibt zu jeden Adjektiv oder Verb eine Substantivierte Form. Sobald man diese schreibt, verändert man die Wortart.

Somit könnte man im Falle der Zeitformen von einem partizipial verwendeten Adjektiv sprechen.

Wenn man bei Canoo oben „beX“ oder „geX“ eingibt(X für irgendeinen Buchstaben), öffnet sich immer eine Palette voller Wörter. Alle Partizipien sind da Adjektive - auch Part. I.

Also ich fänds gut, denn wenn bei „der bewegte Mann“ „bewegt“ ein Adjektiv ist, wieso dann bei „hat sich bewegt“ nicht. Im Grunde ist es ja nur ein anderes Satzglied - nicht aber ein anderes Wort.

Ich fänd´s nicht unlogisch.

hi,

Ich fänd´s nicht unlogisch.

unlogisch isses nicht. unökonomisch für die gestaltung eines wörterbuchs.

m.

Grüß Gott!
Oh. da sprichst du ein Riesen-Thema an, das auch mich verschiedentlich beschäftigt und das scheint’s noch nicht genügend theoretisch geklärt ist.
Es gibt den grundsätzlichen Unterschied zwischen Benennung und Bedeutung. Ganz klar: Wenn etwas „kompliziert“ ist, ist es formal ein Mittelwort der Vergangenheit, in der Praxis aber ein Eigenschaftswort. Darum wird ja auch etwas „verkompliziert“ (eindeutig ein Partizip), obwohl „kompliziert“ aus „komplizieren*“ theoretisch reichen müsste.
Ebenso das Thema „Imperfekt“: Einmal steht es für die deutsche einfache Vergangenheit („ich ging, war, hatte, machte“) als Erzählvergangenheit, andererseits aber korrekt für die imperfektive Vergangenheit: "Die Sonne schien (Imperfekt, nach der Bedeutung), als ich hereinkam (perfektiv, oder, nach dem Altgriechischen, Aorist, oder, nach dem Lateinischen, historisches Perfekt).
Oder einfacher: „Ich gehe morgen.“ ist formal Gegenwart/Präsens, sinngemäß aber Zukunft/Futur.
Gruß
Sepp

hi,

„verkompliziert“ (eindeutig ein Partizip),

…und was für eine Wortart?

Prädikatsnomen vs. prädikatives Adjektiv
Hallo Marco!

Eher: Was ist mein Vater. Aber solche Fragen helfen bei der
Satzgliedbestimmung, nicht bei der Wortartbestimmung. (Hier
kann man rauskriegen, dass befreundet Prädikatsnomen ist)

Nein, dabei bekommt man raus, dass befreundet ein prädikatives Adjektiv ist.
http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Inflecti…

Was aber den Satz „Mein Vater ist ein Freund meines Deutschlehrers” angeht, so bekommt man raus, dass „Freund” hier ein Prädikatsnomen ist.
http://www.canoo.net/services/Controller?lang=de&cou…

Da kann ich sebastianW aus dem Leo-Forum nur zustimmen: http://dict.leo.org/forum/viewGeneraldiscussion.php?..

Gruß Gernot

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