Ein Versuch
Hallo Elke,
zunächst als Vorbemerkung: wir sind eine fünfköpfige Familie, zwei unserer Kinder haben seriös diagnostiziertes ADHS, das dritte Kind ist noch zu jung für eine gesicherte Diagnose, aber sehr hyperaktiv (die Großen sind Träumer). Ich selbst habe meine Diagnose erst kürzlich erhalten. Mein Mann kämpft noch mit sich, ob er sich untersuchen lassen soll, es gibt auffallend viele Parallelen.
Ich habe also sehr, sehr, sehr vieles dazu gelesen und in einem ausführlichen Elterntraining gelernt.
ADHS’ler sind meistens sehr impulsiv. Bei den Träumern fällt das zwar nach außen hin nicht so auf, aber innerlich wechselt auch bei ihnen die Stimmung blitzartig. Das könnte eine Ursache dafür sein, dass ADHS-Frauen laut einer Statistik (von der ich im Moment leider nicht weiß, in welchem Fachbuch ich sie gefunden habe, aber ich denke weiter darüber nach) überdurchschnittlich oft ungeplant schwanger werden. Auch Teenagerschwangerschaften sind häufiger als bei nicht betroffenen Gleichaltrigen. Über Männer, die ungeplante Kinder zeugen, habe ich nichts gelesen, denke aber, die Zahlen würden ähnlich sein. Diese Menschen leben im HIER und JETZT, da ist Verhütung wohl noch schwieriger als bei Normalos.
Dazu kommt, dass der Lebenslauf von ADHS’lern häufig über Umwege geht. Die ungeplanten Kinder kommen also auch in einer komplizierten Situation: keine Ausbildung, keine Wohnung, die werdenden Eltern sind selbst noch ohne Plan…
Diese beiden Faktoren könnten meiner Laienmeinung nach durchaus dazu führen, dass Kinder von ADHS’lern zur Welt kommen, die sofort oder später zur Adoption gegeben werden (ist diese Formulierung so richtig ?).
ADHS ist vererbbar, in welchem Maße, ist wohl noch unklar, aber eine genetische Komponente bestreitet heutzutage kaum noch ein Fachmensch. Ich selbst kenne inzwischen so viele ADHS-Familien, dass ich keinerlei Zweifel an der Vererbbarkeit von ADHS habe.
Eine der Muetter
sagte ,sie habe vor kurzem einen Artikel gelesen, der Adoption
mit ADS in Verbindung setzt (die Schlussfolgerung sei in etwa
so gewesen, dass ADS bzw. AHDH AUCH von Faktoren bestimmt
wird, die waehrend der Schwangerschaft und/oder Geburt
vorkommen, und deshalb ein groesserer Prozentsatz von
Adoptierten diese Probleme aufweisen.
Da habe ich gewisse Zweifel. ADHS ist eine neurobiologische Störung, aber wohl auch durch die Umwelt ein wenig (!!!) beeinflussbar. Ich würde daher die umgekehrte Schlußfolgerung ziehen: Das Kind hat auch schön als Ungeborenes ADHS, aber bei einem Umfeld, das (unbewußt) einiges davon auffängt, fallen die Symptome weniger auf, so dass möglicherweise die ADHS nicht oder erst Jahre später überhaupt auffällt. Deshalb gibt es ja auch diese Behauptung, ADHS sei reine Mode. „Früher“ gab es ganz sicher genau so viele Hypies wie heute, aber sie konnten sich sehr viel mehr ausleben als heute und waren deshalb auch nicht gleich „auffällig“, sondern eben „wild“ - stark vereinfacht gesagt.
Wenn aber die Schwangere selbst ADHS hat, in einer unsicheren Situation lebt, dann kommt das eben schon von Anfang an dazu. Eine unsichere Mutter trifft auf ein womöglich schwieriges Baby, ist selbst überfordert, das Baby wird noch schwieriger - eine Abwärtsspirale beginnt.
Ich will nun nicht die
Diskussion um falschdiagnostiziertem ADS ausloesen, sagen wir
mal einfach, dass ein groesserer Prozentsatz von Adoptierten
verhaltensauffaellig genug sind, um ein Kind zum
Arzt/Psychologen/Psychiater zu bringen.
Die Diagnosediskussion erspare ich uns auch gerne
. Was mich interessieren würde, wäre aber schon die Frage, ob adoptierte Kinder nicht generell ein erhöhtes Risiko haben, auffällig zu werden, ob also ADHS nur ein Teil der häufigen Probleme ist ?
Ueber Google bin ich nicht fuendig geworden. Hat jemand
vielleicht eigene Erfahrungen oder kennt eine diesbezuegliche
Studie?
Falls mir die erwähnte Statistik nochmal unterkommt, reiche ich sie nach *versprochen*.
Danke schonmal,
Danke für den sehr interessanten Aspekt 
Viele Grüße,
Sylvia
P.S.: Es soll auch ADHS-Frauen mit geplanten Kindern geben, gelle !!!