Ärger mit dem Nachbar

Hallo zusammen,

ich muss mir dringend Frust von der Seele schreiben. Mich würde die Meinung außenstehender interessieren.

Wir wohnen in einem 10-Parteien Mehrfamilienhaus im 2. OG mit Balkon. Im Erdgeschoss hat eine Nachbarin eine nach außen (weit über Balkonhöhe) ausgerichtete Terrasse. Seit Jahren stehen wir in Konflikt mit ihr. Und dieses Jahr treibt sie es immer wieder auf die Spitze.
Das Problem grob beschrieben:
Wir (wie auch die 2 Nachbarn über uns) haben nach innen ausgerichtete Blumenkästen mit Geranien. Unsere Blüten verschmutzen ihre Terrasse.
Jetzt detailliert:
Als wir vor 9 1/2 Jahren hierhergezogen sind, haben wir die Kästen nach außen gehängt, weil es keine Regelung in der Hausordnung gibt. Der Hausmeister und auch diese Nachbarin haben uns gebeten, diese bitte nach innen zu hängen. War kein Problem, gesagt getan.
Im nächsten Jahr gefielen ihr unsere Blumen nicht. Es waren Hängegeranien. Sie bat eindringlich darum, die Geranien zurückzuschneiden.
Das nächste Jahr habe ich Petunien gepflanzt. Das passte ihr auch nicht. Sie beschwerte sich mehrfach bei der Hausverwaltung. Die baten uns in Briefen darum, darauf zu achten, dass nichts runterfällt. Das würde bedeuten, ich müssten quasi ständig beobachten, ob was runterfallen könnte, und ggf. auffangen.
Ich muss dazu sagen, dass ich immer wieder verblühte Blüten abzupfe, sofern es möglich ist.
So geht es nun die letzten Jahre. Die Frau ist wahrscheinlich Mitte 50 Anfang 60, ihr Mann über 70. Kinderlos.
Letztes Jahr hat sie es geschafft, dass wir einen Draht mit einer Rankpflanze von der Balkonsäule abmachen mussten. Wir haben es ohne Widerworte gemacht.
Außerdem hat sie letztes Jahr einen Anwalt eingeschalten. Er hat behauptet, dass unsere Pflanzen ihre Terrasse derart verschmutzt haben, dass die Terrasse nun professionell gereinigt werden muss. Kostenvorschlag war im Anhang. Außerdem stellten sie Behauptungen auf, dass mein Mann sie bedrohen würde. Was absolut nicht stimmt.
Unser Anwalt hat Schriftwechsel geführt und plötzlich kam nichts mehr. Wir dachten, endlich haben wir Ruhe.
Das Problem an der ganzen Sache ist, dass sie der festen Überzeugung sind, dass es nur unsere Geranien sind, die den Schmutz machen. Über uns sind zwei Parteien mit noch viel üppigeren Geranien, in den selben Farben wohlgemerkt. Unser Hausverwalter hat auch die Schnauze voll inzwischen, und hat denen gesagt, die sollen aufhören, solche Behauptungen aufzustellen. Es können alle möglichen Pflanzen sein. Nicht nur von uns. Dass soll sie erstmal beweisen.

Als letztes Jahr im Sommer ein heftiger Sturm war, in der Zeit waren wir für eine Woche im Urlaub, scheint ziemlich viel Dreck entstanden zu sein. Sie selbst hat ja auch Pflanzen und riesige Büsche um ihre Terrasse herum. Sie hat sich dermaßen aufgeregt und hat die Hausverwaltung dazu bewegt, Fotos zu machen. Auch Außenaufnahmen von den Balkonen. Kopien hat sie an unsere Vermieterin geschickt, die sie leider auch immer wieder mit diesem Thema belästigt. Die steht aber Gott sei Dank vollkommen hinter uns. Auf den Fotos war aber klar und deutlich zu sehen, dass es nicht unsere Blüten waren. Es waren nämlich Geranien und wir hatten nur Petunien.

Dieses Jahr dreht sie vollkommen durch. Sie behauptet wieder, dass es nur unsere Geranien sind, die runterfallen. Bzw. Sie behauptet teilweise sogar, dass wir die mit Absicht runterwerfen.
Es gab daher einen Aushang von der Hausverwaltung, der allgemein darum bittet, dass man möglichst vorsichtig sein soll.
Der Witz ist nun, dass seit nun über 3 Wochen ständig, Blütendreck vor unserer Haustür haben. Sie sammelt die Blüten von der Terrasse auf und bringt sie hoch und legt sie auf unserer Fußmatte ab. Wir haben ihr aus Witz eine Schüssel hingelegt, damit sie sie Blüten da rein wirft. Hat ihr nicht gefallen. Die Schüssel hat sie einfach in unsere danebenstehende Pflanze geworfen.
Zu dem Zeitpunkt haben wir sie dabei nicht selbst gesehen, aber es ist ja klar, dass sie es ist. Den Nachbarn unter uns haben wir angesprochen, der ist es nicht.
Die Hausverwaltung hat in unserem Namen auch einen Aushang veranlasst, in dem steht, dass irgendjemand Dreck vor unserer Haustür ablegt. Die Familie hat sofort bei der Hausverwaltung angerufen und sich drüber fürchterlich aufgeregt, was das soll. Sie haben sich scheinbar angesprochen gefühlt. Denn Namen oder Anspielungen gibt es in dem Aushang nicht.
Als der Hausmeister den Aushang im EG angepinnt hat, wurde der Aushang abgemacht und vor unsere Haustür geworfen. Der Hausmeister hat es gesehen und unten wieder dran gemacht. Als nächstes wurde unser Name bekritzelt. Wie peinlich.
So verdreckt sie fast alle zwei Tage unseren Fußabtreter.
Die Spitze war allerdings, als sie dann an einem nachmittag, wo mein Mann nicht zu Hause war, die Polizei gerufen hat. Die stand plötzlich vor meiner Haustür. Mein Herz ist in meine Hose gerutscht, weil ich im ersten Moment nicht wußte, was los war. Mein Mann war ja unterwegs. Hätte ja was passiert sein können. Dazu muss ich sagen, dass ich auch noch im 9. Monat schwanger bin. Also wäre ich fast zusammengeklappt.
Der Vorwurf lautete, wir hätten mit Absicht Blüten runtergeschmissen und ihre Wäsche sei nun schmutzig, die sie nochmal waschen muss. Wie lächerlich. So sahen es die Polizisten eigentlich auch. Sie gingen nur ihrer Pflicht nach, sagten sie und gingen nach 3 Minuten. Aber mir ging es danach scheiße.

Damit hat sie auch nichts erreicht, außer dass ich mich in meiner Situation noch mehr aufrege.

Um sicher zu gehen, dass sie es wirklich ist, hängt eine Kamera am Türspion. Und wir haben sie tatsächlich gesehen. Sie ist es. Aber verwenden können wir das nicht. Das ist uns klar.

Nun schleppt sie spätestens alle zwei Tage eine kleine Schüssel mit schmutzigem Wasser uns Blüten hoch und kippt es auf unseren Fußabtreter.

Unser Anwalt ist schon informiert und hat eine tolle Bildersammlung der Beschmutzungen erhalten.
Wir wissen, dass wir nicht viel machen können. Aber das muss doch endlich mal ein Ende haben. Wir wollen nur unsere Ruhe.

Wenn jetzt jemand sagt, warum macht ihr die Blumen nicht einfach ab. Dann sage ich, wieso sollte ich? Ich bezahle auch für meinen Balkon. Wenn die durchsetzen, dass alle keine Blumen haben dürfen, dann beuge ich mich dem. Sonst nicht.
Uns ärgert nur, dass sie sich auch uns eingeschossen hat. So die genaue Wortwahl unseres Hausverwalters.
Sie versucht uns überall schlecht zu machen. Auch bei unserer alten betagten Vermieterin, die mir total leid tut. Wenn es nicht gerade unsere Blumen sind, dann findet sie ein anderes Thema. Hatten wir alles schon.
Inzwischen glauben wir, dass die ausländerfeindlich sind.
Man muss allerdings dazu sagen, dass die Herrschaften hier im ganzen Anwesen bekannt sind. Es gibt so gut wie niemanden, mit denen die keinen Konflikt hatten.
Unser Nachbar hat sogar gesagt, dass der Terror mit ihr aufgehört hat, nachdem wir in die Wohnung gezogen sind, weil wir nun die „Auserwählten“ sind.

Vor vielen Jahren gab es wohl schon großen Ärger wegen Geranien im obersten Stockwerk. Da waren wir aber noch nicht hier. Da hat sie sich auch nicht durchsetzen können. Die Geranien hängen auch da oben inzwischen wieder seit Jahren.

Ich habe mir etwas von der Seele geschrieben. Da sind sicher etliche Lücken. Und vielleicht ist es teilweise zusammenhanglos. Aber ich bin wirklich frustriert.
Ich bin gespannt, was unser Anwalt machen wird, aber dennoch würde mich interessieren, was ihr so denkt.

Vielen Dank schonmal fürs Lesen dieses ewig langen Textes.

Liebe Grüße

Hallo Vatanile,
das ist tatsächlich extrem aufreibend. Meine Meinung dazu: Man muss nun eine breitere Front bilden, denn das Verhalten ist absolut krankhaft. Es gibt doch schon mehrere Leute, die auf Ihrer Seite stehen. Das heißt nicht, dass die für sie kämpfen sollen! Aber wie wäre es, wenn es jetzt eine Gesprächsrunde gibt mit Ihnen, der Vermieterin, den Nachbarn, die auch schon gelitten haben (unten und ganz oben, …), dem Hausmeister, Ihrem Anwalt, dem Verwalter, etc.? In diesem Gespräch erarbeiten Sie zunächst alle Fakten und die Möglichkeiten. Vielleicht kann sich der Verwalter dazu bereit erklären, die zusammengetragenen Fakten der Streitpartei mündlich vorzutragen, dabei erwähnen, mit wem sie schon alles Streit angezettelt haben und (ganz wichtig!) ihnen klar machen, dass er nicht mehr die Streiitereien unterstützt durch Aushänge etc., weil er nach dem großen Gespräch jetzt weiß, was da abläuft. Sehr effektvoll stelle ich mir auch das Vorspielen des Türspion-Videos vor. Natürlich gleich mit dem Hinweis, dass das nicht gerichtsverwertbar ist. Aber in Ihrer Wohnung dürfen Sie ja wohl filmen. Wenn die spüren, dass sie keine Unterstützung mehr bekommen, dann ist das aus meiner Sicht die größte Chance, dass sie Ruhe geben.
Wenn der Verwalter das nicht machen will, so muss er mindestens künftig jede Unterstützung durch Aushänge etc. unterlassen! Das oben Genannte könnte dann vielleicht Ihr Anwalt bei einem von ihm angesetzten Termin durchziehen, ist aber weniger gut als durch den Verwalter.
Eine Mediation wie ich es anbiete, sehe ich nicht als sehr aussichtsreich an. Da muss erst Gegendruck auf breiter (!) Ebene her. Wenn es dann besser sein sollte, dann könnte Mediation im zweiten (!) Schritt ein Weg sein.
Viel Glück,
Jochen Lorenz