Hallo!
warum ist in Afganistan dauernd Krieg? Hab irgendwo gelesen,
dass die Russen da auch mal einmarschiert sind.
Nicht nur Russen, vorher waren’s Briten.
Aber die Amis haben da nicht eingegriffen…
Von wegen. Die mischten zusammen mit den Saudis tüchtig mit. Damals galten die Religösen Afghanistans noch als die Guten. Was als gut und böse verkauft wird, wechselt eben je nach Interessenlage. Hier http://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan findest du eine Zusammenfassung der Geschichte Afghanistans.
Beim Mischen und Mitmschen waren zu Zeiten des russischen Kriegs auch Deutsche mit von der Partie. Wenn auch nur mit schierer Empörung, was u. a. durch Boykott der Olympischen Spiele in Moskau zum Ausdruck gebracht wurde.
Natürlich ist jeder Vergleich mit dem aktuellen deutschen Mädcheneinschulungs-, Brunnenbohr- und Demokratisierungskampfeinsatz völlig abwegig. Immerhin muß ja der Terrorismus bekämpft werden. Nur dummerweise hatten die Taliban mit den Anschlägen von 2001 auf das WTC ungefähr so viel zu tun wie grönländische Eskimos. Die Ausführenden lernten ihr Handwerk in Deutschland und in den USA und die Hintermänner waren nach allem Anschein Saudis, möglicherweise war Herr Bin Laden ihr Anführer. Aber dazu kann man ihn nach einer absolut heroischen Aktion amerikanischen Militärs in Pakistan ja nicht mehr befragen. Was für ein Pech aber auch.
Die einzige Verbindung zu Afghanistan bestand im dort vermuteten Versteck Bin Ladens. Ist nicht neu: Wer unbedingt Krieg führen will, findet auch einen Anlaß und er findet willige Vollpfosten (damals in in D in Gestalt der Herren Schröder, Fischer und Struck „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“, der Mehrheit der Bundestagsabgeordneten sowie der Bild-Zeitung), die als Verbündete mitmachen. Komm’ mir da keiner mit UN-Resolutionen. Die machen den Hirnriß nicht besser.
… weil sie wollten, dass Russland dort sein „Vietnam“ erlebt.
Welchen Zusammenhang hat das?
Vergiß einfach den Versuch, mit Vernunft das Treiben kriegführender Mächte zu erklären. Vermutlich ging es noch nie in erster Linie um Afghanistan, sondern zu Zeiten des britischen Empires um Einfluß auf dem indischen Subkontinent und später um eine strategisch günstige Stellung zum ölreichen Iran. Aber das sind nur Vermutungen. Ich werde hoffentlich nie so tief sinken, um mich in der Gedankenwelt eines Herrn Bush zurechtzufinden.
Ab 2014 werden die heutigen Besatzungsmächte, darunter auch D, von einem erfolgreichen Einsatz zur Friedenssicherung erzählen (so wie früher Berlin in Saigon verteidigt wurde. Kein Scherz, das wurde vor 50 Jahren zum Besten gegeben und an Schulen gelehrt). Vorher wird man noch mit den Taliban verhandeln - eine Veranstaltung, in der Herrn Karsai reichlich Geld in den Allerwertesten geblasen und den Taliban das Versprechen abgenommen wird, ihn noch nicht sofort umzubringen. Hinterher bleibt alles wie gehabt: In Kabul hockt eine Zentralregierung, die nichts zu sagen hat und vom Geld westlicher Staaten lebt und der weit überwiegende Rest des Landes geht in Stammesgemeinschaften seiner Selbstversorgung nach. Außerdem sind im nächsten halben Jahrhundert ein paar Organisationen damit beschäftigt, Minen und Blindgänger aufzuspüren, soweit sich das Problem nicht durch Verstümmeln spielender Kinder von selbst erledigt.
Anmerkung: Im September ist Bundestagswahl. Wir sollten die für das Mitmachen in Afghanistan Verantwortlichen, soweit sie noch im Bundestag sitzen, allesamt per Stimmzettel zum Teufel schicken. Sie haben Unfähigkeit und dümmlich-blinde Gefolgschaft zur Genüge unter Beweis gestellt. Für den veranstalteten Unfug sind Menschen gestorben, für nichts und wieder nichts. Vom versenkten Geld gar nicht zu reden.
Gruß
Wolfgang