Hallo,
ich glaube euer Kaninchen ist eine sehr, sehr traurige „Königin“.
Aus der Frage lese ich folgendes:
- das Kaninchen lebt alleine
- es lebt wohl überwiegend in dem Käfig
Das sind schon die zwei wichtigsten Dinge, mit denen sich ihr Verhalten sehr logisch und nachvollziehbar erklären lässt.
Ich versuche es mal sehr deutlich und bitte darum, das nicht als Angriff zu sehen!
Kaninchen sind Rudeltiere! In der Natur findet man keine allein lebenden Kaninchen, sie sind sehr sehr soziale Tiere mit einer festen Rangordnung.
Kaninchen ist es nicht möglich, artfremde Tiere (also auch Menschen) als ihr Rudel zu akzeptieren, denn sie könne ihre Art der Kommunikation nicht erlernen. Da haben es Hunde leichter, denn sie können zumindest teilweise mit den Menschen kommunizieren.
Kaninchen kommunizieren über Bewegungen, über gegenseitiges Putzen, Trommeln bei Gefahr, Kuschen mit dem Partner, Berammeln zur Klärung der Rangordnung usw.
All das bleibt einem allein lebenden Kaninchen verwehrt. Es verkümmert geradezu.
Vergleichbar ist das mit der Vorstellung, dass man selber, ganz alleine (ohne Telefon, Internet, Fernsehen und andere Sozialkontakte) in einen kleinen Raum (vielleicht vergleichbar mit Gästetoilettengröße) gesperrt ist ohne die Möglichkeit, jemals Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen.
Bei Menschen wäre das die schlimmste Folter, die man sich vorstellen kann. Menschen, die so isoliert werden, werden verrückt. Sie werden depressiv, agressiv und sterben tatsächlich sogar nach einiger Zeit durch Stress.
Kaninchen sind da (leider) belastbarer. Sie halten das aus. Allerdings nicht ohne Schäden davon zu tragen. Kaninchen werden auch aggressiv. Sie versuchen ihre kleine Welt für sich beherrschbar zu machen, indem sie sie verteidigen. Gegen alles und jeden, der dort eindringt.
In dem Sinne wie ihr es möchtet, kann man Kaninchen tatsächlich nicht erziehen. Man kann sie nicht dazu erziehen, ihre Natur noch mehr zu verleugnen, als sie es sowieso bereits tut. Man kann sie auch nicht dazu erziehen, Menschen als Rudelmitglieder zu sehen, solange diese sich nicht wie Kaninchen verhalten und ohne Einschränkungen als Rudel mit ihr leben.
In der Natur legen Kaninchen im Laufe eines Tages mehrere Kilometer zurück. Zumeist auf der Suche nach Futter, aber auch beim Herumtoben. Euer Kaninchen ist nun nicht nur alleine sondern es wird ihm auch noch ein zweites Grundbedürfnis verwehrt, die freie Bewegung.
Stellt euch eine Katze vor, würdet ihr die in einen Käfig sperren und nur für ein oder zwei Stunden am tag herauslassen? Würdet ihr euch wundern, wenn die Katze faucht und kratzt, wenn ihr in ihren Käfig fasst, wenn sie eingesperrt ist?
Kaninchen sind stiller und werden deshalb meistens als pflegeleicht und relativ bedürfnislos eingestuft. Aber das ist nicht so, sie sind nur leider nicht in der Lage ihre Bedürfnisse besonders deutlich zu zeigen. Das was sie zeigen wird als „unerzogen“ interpretiert, so wie ihr es auch gerade tut.
Ihr werdet, egal was ihr an Erziehungsmaßnahmen versucht, das Verhalten eures Kaninchens nicht verändern können. Wenn ihr ein glückliches und ausgeglichenes Kaninchen haben möchtet, dann gebt ihm artgerechte Gesellschaft und Platz. es gibt ganz einfache Zimmergehege, die man bei Bedarf auch mit einem Handgriff zusammenklappen kann, wenn sie mal stören. So ein Gehege kann man um den Käfig aufbauen, um den Kaninchen auch dann Auslauf zu geben, wenn man nicht da ist. Dann braucht man nicht zu fürchten, dass es irgendetwas in der WOhnung kaputt macht. Und wenn ihr Zuhause seid, klappt ihr das Gehege zusammen und die (dann beiden) Kaninchen können zu euch Kontakt aufnehmen und werden das dann sicher auch freudig tun. Denn sie sind dann ausgeglichen!
Das ist mein „Erziehungstipp“ für Menschen 
Viele Grüße,
Anke