Ahnenforschung per DNA-Analyse, ist das seriös?

Hallo und Guten Tag,

ich bin im Web auf diese Seite gestoßen:

http://www.igenea.com/

Siehe auch Unterseiten:

http://www.igenea.com/genealogie-dna-herkunft-urmutt…

http://www.igenea.com/genealogie-dna-beispiele-ahnen…

Diese Seite bewirbt einen Gentest, den man für 120,- € machen lassen kann, dessen Ergebnis einen angeblich wissen lässt, ob man z.B. von Wikingern, Juden, Schotten, Phöniziern oder Ostfriesen abstammt.

Nun meine Frage: Was ist davon zu halten? Ist so ein Test seriös? Hat irgendwer schon einmal so einen Test mit seiner DNA machen lassen oder kennt jemanden, der das hat?

Vielen Dank im Voraus für Antworten.

Jasper

Ich denke, dass ist genauso seriös wie eine Botox Spritze. Denn ich denke, dass das jeweilige Institut wohl kaum DNA Banken hat, die den eindeutigen Nachweis zulassen, dass man von Wikingern abstammt.
Meiner Ansicht nach ist das Humbug
S.

Hallo,

im Prinzip ist sowas möglich. Es gibt genetische Marker, anhand deren auch die frühmenschlichen Völkerwanderungen nachvollzogen werden konnten.

Ob eine _gute_ Analyse aber für doch so recht wenig Geld machbar (und wirtschaftlich) ist, zweifele ich aber an. Die nötigen Geräte kosten richtig Geld, auch braucht man gut ausgebildetes Fachpersonal. Sicher geht sowas im Ansatz auch quick&dirty und mit Hilfskräften, aber dann gleichen die Ergebnisse eher der Ziehung der Lottozahlen.

Die Anmerkung, mann könne mit den Ergebnissen Verwandte finden, ist sehr, sehr überzogen. Sicher haben die keine Datenbank, in der man ähnliche Markermuster (die auf Verwandschaft schließen lassen) suchen könnte. Außerdem wird das Ergebnis zu allgemein sein, als dass ein kleinerer Personenkreis identifiziert werden könnte (such mal die Verwandten, wenn du gesagt bekommst, dass du „Polynesische Marker“ besitzt…). Schließlich noch setzen die DNA-Marker an einer Zeitskala an, an der sich i.d.R. schon die Wurzeln der tiefsten Stammbäume verlieren.

Es ist IMHO ein „Gag“. Man kann sowas machen, wenn’s und weil’s Spass macht. Einen wichtigen (und belastbaren) Wissensgewinn wird man damit nicht bekommen. Wem der Spaß trotzdem gute 200 Teuronen wert ist, der solls halt machen und sich freuen.

LG
Jochen

Hallo Jochen,

Was heisst das denn konkret?

Heisst das, dass solche Berichte komplett erstunken und erlogen sind?

_Bisher unbekannte, entfernte Verwandte gefunden

10 Jahre lang forschte ich intensiv nach der Familiengeschichte meiner Urahnen. Die Dokumentenrecherche brachte mich aber nach 5 Generationen nicht mehr weiter. Nachdem mir ein Bekannter von DNA-Genealogie erzählte, habe ich einen Y-Chromosom-Test für 120 Euro gemacht und über die Datenbank von iGENEA mir bisher unbekannte schottische Verwandte gefunden.

Innerhalb eines Monats habe ich erfahren, dass mein ursprünglicher schottischer Name Morison war, ein Derivat des Clannamens Morrison. Die Ahnenlinie des Morison-Clans lässt sich bis zur Wikingerzeit zurückverfolgen. Zusätzlich habe ich viele Matches mit dem Nachbarclan Mac Leod, so dass ich Mitglied des Highlandclans MacLeods (Isle of Lewis und Isle of Skye) geworden bin. Unser Clanchief heisst Hugh Mac Leod of MacLeod und er ist der 30. Chief dieses Clans seit dem 12. Jahrhundert.

Mein Vorfahre kam im 30jährigen Krieg als Soldat nach Deutschland und heiratete hier. Sein Name wurde nicht verstanden und in Moritz umgewandelt.

Ralf Moritz, Niedersachsen, Deutschland

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Abstammung vom Seefahrervolk der Phönizier
Mit grossem Interesse versuchte ich herauszufinden wer die Vorfahren meines Vaters waren und auch woher mein Familienname stammte.

Da jedoch das Gemeindehaus meines Heimatortes vor vielen Jahren einem Brand zum Opfer gefallen ist, war es unmöglich mehr über die Herkunft väterlicherseits zu erfahren. Zu meiner grossen Überraschung erfuhr ich durch den DNA-Test, dass wir vom Seefahrervolk der Phönizier abstammen. Des weiteren erführen wir, dass unsere Urahnen dann vom heutigen Libanon/Syrien aus mit Ihren Stadtstaaten wie Tyros und Karthago nach Italien gesegelt waren und von da aus in die Schweiz gezogen sein mussten. Es ist schon faszinierend was die Genen einem so erzählen können. Auch faszinierend scheint mir, dass mich das Mittelmeer seit meiner Kindheit immer sehr angezogen hat. Vielleicht vererbt sich in unseren Genen doch mehr als wir denken.

Benjamin Tschupp, Schweiz_

( http://www.igenea.com/genealogie-dna-beispiele-ahnen… )

Es gibt keine ‚jüdische‘ Ethnie
Hallo, Jasper

Bereits die Einleitung von
http://www.igenea.com/
zeigt, dass das Angebot nicht serös ist:

„… Haben Sie vielleicht keltische, germanische oder jüdische Wurzeln? …“

Weshalb? Weil die Genforschung bereits, bewiesen hat, dass keine ‚jüdische‘ Ethnie isoliert werden kann
und es eine solche nie gegeben hat.

Im Bereich Israel - Jordanien - Libanon - Palästina und für Menschen jüdischen Glaubens ausserhalb gibt
es nur genetische Übereinstimmungen, die auf dasselbe ‚semitische‘ Ethniengemisch hinweisen.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die seriöse Genforschung den Rassismus beenden kann.

Gruss
Adam

Hallo,

Was heisst das denn konkret?

Heisst das, dass solche Berichte komplett erstunken und
erlogen sind?

Wie soll ich das denn bitte wissen?

Klar wird allerdings, dass die DNA-Analyse jeweils nur einen (vagen) Anhaltspunkt gegeben hat, wo weiter zu suchen wäre. Der Nachweis der Zugehörigkeit zu einem Stammbaum geht aus anderen Informationsquellen hervor. Die zu finden, brauch eine gute Portion Glück und i.d.R. einigen Aufwand.

Grundsätzlich sind solche Darstellungen Teil der WERBUNG. Als INFORMATION zur Beurteilung sind sie nicht brauchbar, weil sie gezielt ausgewählt wurden. Wie oft zB.führte der Tipp der DNA-Analyse nicht weiter? Wer weiß. Im Extremfall ist das vergleichbar mit den Leuten, die Tippsysteme für Lotto vertickern und damit werben, wer alles mit diesem System schon gewonnen hat. Erst, wenn man weiß, wieviele trotz des Tippsystems nicht gewonnen haben, kann man beurteilen, ob das Tippsystem besser ist als der „Zufallstipp“.

LG
Jochen

Hallo!

Mal angenommen, die Sache würde funktionieren, und man könnte tatsächlich die so genannte Haplogruppe mütterlicherseits und väterlicherseits feststellen. Was wüsste man dann?

Mein Y-Chromosom habe ich von meinem Vater. Der hat es von seinem Vater. Mein Opa hat es von seinem Uropa, usw. Mit der mtDNA funktioniert es genau gleich, nur halt mütterlicherseits. In jeder Generation kenne ich also die genetische Identität von genau zwei Menschen. Dieser gewisse Herr Moritz/Morison hat seine schottischen Vorfahren im Dreißigjährigen Krieg entdeckt. Das war - grob geschätzt - vor 15 Generationen. Wenn wir mal Inzest ausschließen, stammt er von 215 = 32768 Menschen zu dieser Zeit ab. Einer davon war angeblich ein Schotte. Es bleiben noch 32767 Vorfahren, über die wir nicht das Geringste erfahren!

Die zweite Sache, die ich verdächtig finde: Selbst wenn man die schottischen Vorfahren nachweisen kann: Wie findet man dann diesen einen Soldaten, der aus Schottland stammte und in Deutschland im 30jährigen Krieg kämpfte? Entweder man kennt seine Identität (dann braucht man die Genanalyse nicht) oder man kennt sie nicht - aber dann hilft einem auch der Gentest nicht weiter.

Mein dritter Kritikpunkt: Wenn wir bis zu den Kelten und Phöniziern zurück gehen, bin ich mir sicher, dass jeder Europäer von allen abstammt. (Ein paar Sonderfälle wie z. B. Island nehme ich mal aus). Was soll also die Information bringen, dass ein Vorfahr Kelte war, wenn die Wahrscheinlichkeit vorher ohnehin annähernd 100% war, dass einer meiner Vorfahren Kelte war.

Fazit: Selbst wenn der Gentest technisch möglich sein sollte (was ich bezweifle, und zwar vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit, was schon Jo anmerkte) ist die Information, die der Test liefert, völlig für die Katz. Daher habe ich den Verdacht, dass auch der Test selber nicht seriös ist.

Michael

Hallo Michael,

diese deine Antwort überzeugt mich. Vielen Dank dafür. Selbstverständlich Sternchen.

Gruß Jasper.

Hallo,

ich denke dieser Test bezieht sich auf die Theorie der Töchter von Eva.
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_sieben_T%C3%B6chter…
bzw. http://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondriale_Eva

Welche individuelle Information sich daraus gewinnen lässt? … tja

greetings s.

Tach!

Mein dritter Kritikpunkt: Wenn wir bis zu den Kelten und
Phöniziern zurück gehen, bin ich mir sicher, dass jeder
Europäer von allen abstammt. (Ein paar Sonderfälle wie z. B.
Island nehme ich mal aus). Was soll also die Information
bringen, dass ein Vorfahr Kelte war, wenn die
Wahrscheinlichkeit vorher ohnehin annähernd 100% war, dass
einer meiner Vorfahren Kelte war.

  1. Hat nicht irgendeine Uni/Firma ziemlich viel Geld in die Erforschung der genetischen Daten der Isländer gesteckt, um die auszumessen und zu verwerten, weil sie dachten, das wäre ein kleiner Inselgenpool, und dann festgestellt, das Island aus irgendwelchen Gründen einen extrem diversen Genpool hat?
    Ich erinnere mich aber nur ganz waage.

  2. Wenn ich eine Uni oder Firma wäre, die genetische Daten für ihre Forschung braucht, würde ich das genau so machen (d.h. den Leuten 120€ für eine Genanalyse abnehmen), um erstmal eine Datensammlung aufzubauen … einfach geht ja wohl nicht, oder?
    Hat sich jemand die AGBs von denen mal genauer angesehen?
    Das Internet ist voll von dieser Masche, Kaffeefahrten funktionieren genau so.

Viele Grüße!
Ph.