Akkordaufschlüsselung per Frequenzanalyse?

Hallo,

Versuche einer Jazzakkord-Aufschlüsselung per Gehör lassen in mir Gedanken sprießen, wie z. B. folgenden: Es müßte doch eigentlich möglich sein, anhand einer Frequenzanalyse des Abschnittes einer Wave-Datei, in welchem nur ein einziger Akkord vorkommt, die einzelnen Töne selbigen Akkordes zu bestimmen.

Ich arbeite mit WaveLab, ein Bekannter von mir mit Adobe Audition. Ich habe in beiden Programmen nach entsprechenden Funktionen gesucht, wurde dabei aber leider nicht fündig. In WaveLab kann man sich zwar sehr schön mehrfarbig und dreidimensional die Frequenzbereiche des ausgewählten Bereiches der Wave-Datei angucken, aber die genaue Angabe der Frequenzen der Peaks fehlt leider. Adobe Audition hat eine ähnliche Frequenzanalyse, hier werden auch die Frequenzen auf Mausklick hin angezeigt, aber die Analyse ist aufgrund fehlender, wirklich klarer Peaks für die Frequenzen der verschiedenen Töne/Instrumente (die von WaveLab dargestellt werden) leider unbrauchbar.

Eigentlich sollte es mich wundern, daß weder WaveLab noch Audition derartige Funktionen bereithalten. Gerade für jemanden wie mich, der in Sachen Akkordaufschlüsselung noch nicht sonderlich viel Praxis hat, wären sie optimale Werkzeuge. Welche Audio-Software bietet eine derartige Akkordaufschlüsselung per Frequenzanalyse?

Gruß, Uwe

Teilantwort
Hi,

Versuche einer Jazzakkord-Aufschlüsselung per Gehör lassen in
mir Gedanken sprießen, wie z. B. folgenden: Es müßte doch
eigentlich möglich sein, anhand einer Frequenzanalyse des
Abschnittes einer Wave-Datei, in welchem nur ein einziger
Akkord vorkommt, die einzelnen Töne selbigen Akkordes zu
bestimmen.

Prinzipiell ja.

(…) aber die genaue Angabe der
Frequenzen der Peaks fehlt leider.
(…)aber die Analyse ist aufgrund
fehlender, wirklich klarer Peaks für die Frequenzen der
verschiedenen Töne/Instrumente (…) leider unbrauchbar.

Wenn du dich auf die von dir kürzlich gepostete Sequenz aus 6 Akkorden beziehst, dann gibt es dafür eine einfache, rein physikalische Erklärung:
Die Frequenz eines (konstanten) Tones ist umso undefinierter, je kürzer der Ton dauert. Es gilt die „klassische makroskopische“ Unschärferelation: delta f * delta t ~1.
Wenn also ein konstanter Ton der Frequenz 300 Hz 1/10 Sekunde lang dauert, dann kann der Ton „in Wahrheit“ zwischen 295 und 305 Hz liegen.
Diese Unschärfe ist naturgegeben.
Bei „musikalischen“ Tönen kommen nun noch das Einschwingverhalten (Attack) hinzu. Der Attack ist instrumententypisch, er verkürzt die eigentliche Tondauer und sellt dabei selbst ein breitbandiges Frequenzgemisch dar. (Beispielsweise rauscht es im Mundstück, bevor der eigentlich gewollte Ton erklingt. Beim Klavier macht es vor jedem Ton „Klack“, usw.)
All dies verbreitert die Frequenzunschärfe.
Wenn jetzt noch zusätzlich die einzelnen Töne frequenzmässig dicht beieinanderliegen, dann kann das Frequenzspektrum sogar zu einem Kontinuum verwischen.

Deine 6ersequenz besteht aus kurzen Tönen, die zudem noch stark perkussiv (Attack) sind.
–> Grosse Frequenzunschärfe.

Fazit: Gerade in denjenigen Fällen, wo man die Frequenzanalyse am dringendsten bräuchte, kann man sie am ehesten vergessen.

Gruss,

Hi Helge, danke für die Antwort. Alles superklar einleuchtend! :wink:
Habe inzwischen ein VST-Plugin gefunden, mit dem das, was ich will, einigermaßen klappt. Allerdings wären auch hier längere Töne natürlich besser zu analysieren.

Gruß, Uwe

längere töne
probiers mal mit verlangsamen, dafür müßte es auch plugins geben.
es würde mich aber wundern, wenn es wirklich gut funktioniert - bitte um erfahrungsbericht!

Hallo Uwe,

ich bin absolut kein Spezialist in Fragen wie diesen, dennoch ist mir beim Lesen der Artikel ein Gedanke gekommen:
Wie wäre es denn, wenn man versucht die gesuchten Töne in einer Art Ausschluss-Verfahren zu extrahieren. Ich denke da an einen generierten „Filter-Ton“, der jeweils alle Töne außer dem Gesuchten enthält. Wenn man diesen mit einer Art NOT-Funktion (ähnlich dem Rauschfilter mittels Frequenzanalyse - das alte Cool-Edit hatte sowas) über das Original legt, müsste entweder der gesuchte Ton übrig bleiben oder man könnte zumindest feststellen, dass er nicht dabei ist. Wie gesagt - war nur so’n Gedanke :smile:

Gruß Uli

Hallo,

Laut Helges Unschärferelation: delta f * delta t ~1 dürfte ein verlangsamen nichts bringen, da ja auch die Frequenz halbiert wird.

Gruß,

Uwe P.

probiers mal mit verlangsamen, dafür müßte es auch plugins
geben.
es würde mich aber wundern, wenn es wirklich gut funktioniert

  • bitte um erfahrungsbericht!

Hallo Uwe,

Es müßte doch
eigentlich möglich sein, anhand einer Frequenzanalyse des
Abschnittes einer Wave-Datei, in welchem nur ein einziger
Akkord vorkommt, die einzelnen Töne selbigen Akkordes zu
bestimmen.

hier gibt das Programm Transcribe, welches genau dies macht:

http://www.seventhstring.com/xscribe/overview.html

Man wählt grafisch in der Wave-Datei den Abschnitt mit dem
gesuchten Akkord aus und bekommt auf einer Klaviertastatur
und einer Kurve darüber die Lautstärke der einzelnen Töne
angezeigt.

Die kostenlose Demo-Version läuft 30 Tage.

Auf der Suche nach einer Konvertierungssoftware von WAV zu MIDI
bin ich auf dieses Programm gestoßen, es war aber für meine Zwecke
ungeeignet.

Gruß,
Michael

Laut Helges Unschärferelation: delta f * delta t ~1 dürfte ein
verlangsamen nichts bringen, da ja auch die Frequenz halbiert
wird.

nee, das geht mit den entsprechenden Werkzeugen (z. B. Wave Lab, Adobe Audition etc.) auch ohne „Vertiefern“ der Töne.

Gruß, Uwe