Aktien zu Hause aufbewahren?

Liebe Finanzspezialisten,

Ich kann mich an aufwendig gedruckte Aktienpapiere erinnern die von den Leuten zu Hause aufbewahrt wurden.
Ist denn das heute überhaupt noch möglich?
Damit ich mir Aktien kaufen kann muss ich mir bei einer Bank ein Depot zulegen - warum und seit wann gibts denn die Papieraktien nicht mehr ?

Andrea

Hi,

Ist denn das heute überhaupt noch möglich?

im Prinzip ja.

Damit ich mir Aktien kaufen kann muss ich mir bei einer Bank
ein Depot zulegen - warum und seit wann gibts denn die
Papieraktien nicht mehr ?

Grundsätzlich kannst Du Aktien auch ohne Depot kaufen, wenn Du sie direkt „ausliefern“ läßt. Die Auslieferung ist genau der Vorgang, um den es Dir geht, d.h. letztlich der Besitz der schön bedruckten Papierbögen.

Grundsätzlich ist es so, daß die börsennotierten Aktien (vielleicht gibt es noch Ausnahmen, von denen weiß ich jetzt aber nichts) in der sogenannten Girosammelverwahrung verwahrt werden. D.h. die Papiere wandern nicht physisch von Käufer zu Verkäufer, sondern lediglich das Recht an den Papieren bzw. der Anteil am Gesamtbestand einer Aktie geht vom Verkäufer auf den Käufer übrig. Verwaltet wird das ganze bei Clearstream http://www.clearstream.com (hervorgegangen aus der Deutsche Börse Clearing und Cedel, dem luxemburgischen Pendant).

Nun ist es so, daß in der Girosammelverwahrung nicht mehr x Millionen einzelner Aktien gelagert sind, sondern sog. Sammelurkunden. In solchen Urkunden ist dann eine größere Anzahl oder sind gar alle Aktien eines Unternehmens verbrieft.

Daraus ergibt sich, daß man sich nicht 50 Aktien der Deutschen Telekom ausliefern lassen kann, weil es entsprechend kleine Sammelurkunden nicht gibt. Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, Sammelurkunden über alle Aktien herzustellen, so daß eine Auslieferung gar nicht mehr möglich ist.

Das hat ganz einfach Kostengründe als Ursache. Neben den reinen Druckkosten für die Urkunden verlangt Clearsteram m.W. für die verwaltung auch höhere Gebühren, wenn mehrere Sammelurkunden ausgestellt wurden bzw. gar alle Aktien in einzelnen Urkunden verbrieft sind.

Allerdings gibt es immer noch etliche Unternehmen, bei denen einzelne Aktien verfügbar sind, die dann natürlich auch ausgeliefert werden können. Das kostet aber ein Schweinegeld, so daß das eigentlich keiner macht, der nicht ein spezielles Interesse daran hat, z.B. aus nostalgischen Gründen.

Eine Ausnahme zum oben gesagten ist die Beate Uhse AG, die beim Börsengang eine begrenzte Anzahl Einzelurkunden verkauft hat. Allerdings waren die auch um einiges teurer, als die „normalen“ Aktien.

Wie die Aktien gestückelt sind und gelagert werden, findet sich in der Satzung des jeweiligen Unternehmens, die entweder im Internet auf der jeweiligen HP einzusehen ist oder Aktionären der Gesellschaft auf Wunsch zugeschickt wird.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und alle Fragen geklärt. Wenn nicht: Nochmal melden.

Gruß
Christian

Hallo Andrea,

folgendes kann ich dazu sagen.

  1. die Möglichkeit sich diese Papiere ausliefern zu lassen gibt es noch
  2. es kostet ein „Schweine“-Geld (m.W. normalerweise über 100 Euro)
  3. muss die Aktie eventuell erst noch gedruckt werden, da sie eben keine Sammelurkunde sondern ein Einzelstück ist.
  4. Sind sie schwer verkäuflich, und wenn fallen wieder hohe Kostne für die Belieferung der Lagerstelle an, die dir in Rechnung gestellt werden.
  5. Du verpasst den Dividendentermin und musst jedesmal mit der Schere ran um den Kupon abzutrennen - und die Bank verlangt für die Einreichung der selben nochmals Geld

=> Daher ist die Girosammelverwahrung im Depot
a) günstiger
b) besser fürs Handling

Solltest du was zum verschenken suchen, dann ist es meißt günstiger sich was bei den entsprechenden „Geschäften“ wie z.B. http://www.bullbaer.de/ zu kaufen als sich etwas ausliefern zu lassen.

Dem Beschenkten tut man auch nicht unbedingt einen Gefallen wenn Ihm Kosten für eine Einlieferung anfallen, falls er das Ding irgendwann mal los haben will.

Gruß Ivo

Hi Ivo,

ich muß doch einmal ein bisschen Glugsch… spielen :smile:

  1. die Möglichkeit sich diese Papiere ausliefern zu lassen
    gibt es noch

Für GS-Verwahrte Titel mit Globalurkunden nicht. Ich selbst habe z. B. einen riesigen Haufen effektiver Stücke vernichtet, als ein Papier auf GS umgestllt wurde.

  1. es kostet ein „Schweine“-Geld (m.W. normalerweise über 100
    Euro)

Falls es effektive Stücke gibt, wird es nicht ganz so teuer. Aber das hängt auch davon ab, wo sie vorher verwahrt wurden. Ein versichertes Wertpaket aus den USA ist ain bisschen teurer als eines innerhalb Deutschlands.

  1. muss die Aktie eventuell erst noch gedruckt werden, da sie
    eben keine Sammelurkunde sondern ein Einzelstück ist.

GS-verwahrte Papiere werden per Definition nicht nachgedruckt. Da müsste ja extra Spezialpaier besorgt werden, eine fälschungssichere Druckvorlage erstellt werden, die Maschine für 1-2 Stück angewrfen werden und zwei Vorstandmitglieder der AG persönlich unterschreiben.

  1. Du verpasst den Dividendentermin und musst jedesmal mit der
    Schere ran um den Kupon abzutrennen - und die Bank verlangt
    für die Einreichung der selben nochmals Geld

Da hat man aber bei den effektiven ein paar Jahre Zeit. Manchmal ist die Gebühr der Banken niedriger als die Kapitalertragssteuern :wink:

Ciao,

Uwe

*dersichgeradenichtzurückhaltenkonnte*

Hallo Uwe,

  1. die Möglichkeit sich diese Papiere ausliefern zu lassen
    gibt es noch

Für GS-Verwahrte Titel mit Globalurkunden nicht. Ich selbst
habe z. B. einen riesigen Haufen effektiver Stücke vernichtet,
als ein Papier auf GS umgestllt wurde.

Ok, stimmt, nicht alle Papier sind effektiv lieferbar. Bei unseren eigenen IHS haben wir es auch ausgeschlossen.
Aber man bekommt doch recht viele Titel die GS verwahrt sind auch effektiv. Hab erst neulich auf Wunsch eine Auslieferung von BASF veranlasst.

  1. es kostet ein „Schweine“-Geld (m.W. normalerweise über 100
    Euro)

Falls es effektive Stücke gibt, wird es nicht ganz so teuer.
Aber das hängt auch davon ab, wo sie vorher verwahrt wurden.
Ein versichertes Wertpaket aus den USA ist ain bisschen teurer
als eines innerhalb Deutschlands.

Ich meine damit die Gebühren die die Banken für diesen Vorgang verlangen. Ich hab da ein Preisverzeichnis einer großen Depotverwahrbank in meinem Schreibtisch liegen, wo etwas von Euro 125,00 + MwSt. drin steht

  1. muss die Aktie eventuell erst noch gedruckt werden, da sie
    eben keine Sammelurkunde sondern ein Einzelstück ist.

GS-verwahrte Papiere werden per Definition nicht nachgedruckt.
Da müsste ja extra Spezialpaier besorgt werden, eine
fälschungssichere Druckvorlage erstellt werden, die Maschine
für 1-2 Stück angewrfen werden und zwei Vorstandmitglieder der
AG persönlich unterschreiben.

Aber wenn ich eine bereits gedruckte „verhunze“, kann ich einen Neudruck veranlassen. Kostet aber auch ein paar Euro.
Druckvorlagen gibt es für viele Werte. Aber nicht für alle, da geb ich dir recht.

  1. Du verpasst den Dividendentermin und musst jedesmal mit der
    Schere ran um den Kupon abzutrennen - und die Bank verlangt
    für die Einreichung der selben nochmals Geld

Da hat man aber bei den effektiven ein paar Jahre Zeit.
Manchmal ist die Gebühr der Banken niedriger als die
Kapitalertragssteuern :wink:

??? Fallen doch beide an.

Gruß Ivo

Hi Ivo,

Da hat man aber bei den effektiven ein paar Jahre Zeit.
Manchmal ist die Gebühr der Banken niedriger als die
Kapitalertragssteuern :wink:

??? Fallen doch beide an.

Ja, da hast Du recht. Aber ich habe schon von Fällen gehört, wo Leute nach der Auszahlung in Luxemburg vergessen haben die Zinsen bei der nächsten Steuererklärung anzugeben.

Ciao,

Uwe

Hi andrea,

es gibt auch einen Namen für diese Transaktionen:

Tafelgeschäft.

Bei diesem werden die Papiere über den Tisch (Tafel) gereicht beim Besitzerwechsel.

gruss
winkel

Vielen Dank an die Finanzexperten
Eure Artikel haben meine Frage mehr als beantwortet - das hat mich wirklich sehr gefreut.
Vielen Dank an Euch!

Und viele Grüße,
Andrea

Hallo Winkel,

das sind zwei paar Stiefel.

Bei einem Tafelgeschäft kaufe ich Zug-um-Zug etwas, bei der anderen Geschichte ist es eine Auslieferung aus meinem Depot.

Nebenbei: Kaum noch eine Bank macht Tafelgeschäfte, zumal diese nun nicht mehr annonym sind.

Gruß Ivo

Hi Ivo,

Nebenbei: Kaum noch eine Bank macht Tafelgeschäfte, zumal
diese nun nicht mehr annonym sind.

Gilt nur für Deutschland. Einer meiner Kunden (Luxemburger Bank) macht damit ein gutes Geschäft und Kundendaten werdend dabei auch nicht erfaßt.

Ein paar Jahre wird das wohl noch so laufen.

Ciao,

Uwe

Gilt nur für Deutschland. Einer meiner Kunden (Luxemburger
Bank) macht damit ein gutes Geschäft und Kundendaten werdend
dabei auch nicht erfaßt.

Ein paar Jahre wird das wohl noch so laufen.

Yepp, nicht jedes Land ist so bescheuert wie unseres, wo du als Unternehmer nun sogar deine Steuernummer auf die Rechnung knallen musst.

Deutschland und seine Regelungen habe ich zwar begriffen, werde sie aber nie verstehen.

Gruß Ivo