Aktive Sterbehilfe

Hallo Karin,

wohl hauptsächlich deshalb, weil viele Pfleger/innen sich
persönlich, bis zur Selbstaufgabe engagieren.

Das ist das Bild, das allgemein gerne in der Öffentlichkeit präsentiert wird. Also ich habe die Pflegeschwestern immer als lebenslustig und weltoffen kennengelernt, weitab sich bis zur Aufopferung einzubringen. Abgenzung gehört in jedem Beruf, besonders in den Dienstleistungsberufen, dazu.

Die Zahl der kranken alten Menschen, die auf mehr Pflege
angewiesen sind (Pflegestufe 3), steigt.

Und deshalb sollten alle eingeschläfert werden?
Es ist halt nun mal heute so, und ist mit Sicherheit ein Nebeneffekt unseres heutigen Standards, der besseren Hygiene und des medizinischen Fortschrittes. Trotzdem haben wir kein Recht über irgendjemanden zu urteilen, Du bist wert, davon gebrauch zu machen bzw. du bist nicht wert. Wir sind verpflichtet uns um die Armen, Kranken und Schwachen zu kümmern.
Und… überflüssige Operationen, werden an Todkranken nicht durchgeführt. Soweit ist man heute schon. Aber die Grenze ist einfach sehr schmal

gruß

Sarah

Hallo, Sarah

wohl hauptsächlich deshalb, weil viele Pfleger/innen sich
persönlich, bis zur Selbstaufgabe engagieren.

Das ist das Bild, das allgemein gerne in der Öffentlichkeit
präsentiert wird. Also ich habe die Pflegeschwestern immer als
lebenslustig und weltoffen kennengelernt, weitab sich bis zur
Aufopferung einzubringen. Abgenzung gehört in jedem Beruf,
besonders in den Dienstleistungsberufen, dazu.

ich habe Selbstaufopferung in Pflegeberufen selber erlebt.
Da bleibt man länger, kommt an seinen freien Tagen, leistet Hilfe, die nirgendwo abgerechnet wird, bezahlt dringend benötigte Hilfsmittel aus eigener Tasche … usw…

Die Zahl der kranken alten Menschen, die auf mehr Pflege
angewiesen sind (Pflegestufe 3), steigt.

Und deshalb sollten alle eingeschläfert werden?

Habe ich irgendwo geschrieben, dass alte kranke Menschen „eingeschläfert“ werden sollten?

Es ist halt nun mal heute so, und ist mit Sicherheit ein
Nebeneffekt unseres heutigen Standards, der besseren Hygiene
und des medizinischen Fortschrittes. Trotzdem haben wir kein
Recht über irgendjemanden zu urteilen, Du bist wert, davon
gebrauch zu machen bzw. du bist nicht wert. Wir sind
verpflichtet uns um die Armen, Kranken und Schwachen zu
kümmern.

Wir leisten uns ethische Massstäbe, die sich verdammt gut anhören und die sich auf dem Papier sehr schön anschauen lassen - aber Wir wollen kein Geld dafür flüssig machen …

Wer sich in unserer Gesellschaft nicht laut genug bemerkbar machen kann, auf dessen Rücken wird der Wirtschaftshaushalt saniert.

Gruß
karin

Hallo, Peter

Ich kann zum Thema wenig sagen, aber ich kann mich halbwegs an
diesen sehr interessanten Science-Fiction erinnern, in dessen
Zukunftsbild die Sterbehilfe und schlimmeres schon
institutionalisiert sind:
http://de.wikipedia.org/wiki/Soylent_Green
Wie weit findet sich wohl unsere Zukunft darin wieder?

ich habe den Film als junge Frau auch gesehen und fand ihn sehr beeindruckend.

Dunkel kann ich mich noch an eine Szene erinnern, in der ein potentieller Sterbehilfekandidat in einem Bett lag, im Hintergrund lief ein Video mit Waldlandschaft und Vogelgeträller (?) - die Szene erschien mir sehr friedlich.

Friedlicher jedenfalls, als die Realität in einem Altenheim, in dem ich zu der Zeit jobbte.

Eine alte Frau lag mit einem faustgrossen Dekubitus am Steiss, der bis auf die Knochen ging, im Bett und starrte die weisse Decke an, als eine alte Ordensschwester versuchte, die Wunde zu reinigen - ohne vorhergehende Schmerzmittelgabe, versteht sich.
Ich sollte damals die alte Frau festhalten, bin aber neben dem Bett zusammengeklappt.

Die Realität ist manchmal schlimmer als jede Fiktion.

Gruß
karin

Hallo, Günter

es trifft zu, dass ein Tabu gebrochen ist. Aber es ist der
Bruch des Tabus der Scheinheiligkeit.

genau so sehe ich das auch!

Gruß
karin

Hi Karin

Die Zahl der kranken alten Menschen, die auf mehr Pflege
angewiesen sind (Pflegestufe 3), steigt.

Und deshalb sollten alle eingeschläfert werden?

Habe ich irgendwo geschrieben, dass alte kranke Menschen
„eingeschläfert“ werden sollten?

Ja, hast Du, zumindestens in gewisser Weise, und zwar gleich in Deinem Ausgangsposting:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman (unmenschlich) weiterleben müssen.

Die Aussage wirkt irgendwie so als ob Du deshalb für aktive Sterbehilfe bist, weil es billiger kommt.
Statt aus diesem Grund aktive Sterbehilfe zu befürworten, wäre es vielleicht besser, sich für eine verbesserte Pflege einzusetzen. Pflegebedürftig sein heißt ja nicht unbedingt todkrank zu sein.

Gruß
Edith

Hallo, Edith

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig
gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman
(unmenschlich) weiterleben müssen.

Die Aussage wirkt irgendwie so als ob Du deshalb für aktive
Sterbehilfe bist, weil es billiger kommt.

Jetzt, wo ich es nochmals lese, hätte man vielleicht auf so eine Einstellung von mir schliessen können.

Vielleicht hätte ich besser geschrieben:
Ich wünsche mir, für mich, die Möglichkeit mein Leben selbstbestimmt, schmerzlos beenden zu dürfen, bevor ich körperlich nicht mehr zu einer Selbsttötung in der Lage bin.
Bei meinem Wunsch berücksichtige ich auch Umstände gesellschaftlicher Natur (zu wenig finanzielle Resourcen im Pflegebereich), die mir ein Weiterleben als hilflose Person, nicht mehr lebenswert erscheinen lassen.

Besser?

Statt aus diesem Grund aktive Sterbehilfe zu befürworten, wäre
es vielleicht besser, sich für eine verbesserte Pflege
einzusetzen.

Dieses Argument wird dann immer genannt.
Was tut sich in dieser Richtung?
Eine verschärfte Dokumentationspflicht in der Pflege wurde eingeführt - hat sich dadurch die Lage von schwerkranken Menschen, die Pflege in Anspruch nehmen müssen, geändert?
Wie Wolfgang schon schrieb - es finden keine unangekündigten Kontrollen statt.
Dokumentationen können geschönt werden, Dienstpläne können frisiert werden - auf dem Papier sieht das dann sehr schön aus.
Und das ist es doch, was wichtig ist - der Anschein einer humanen Gesellschaft - auf dem Papier.

Pflegebedürftig sein heißt ja nicht unbedingt
todkrank zu sein.

Da hast du recht, wer todkrank ist, kann in den Genuss einer Hospiz-Versorgung kommen.
Aber nur, wenn er Jemanden hat, der die Verlegung in ein Hospiz veranlasst, bzw. sich dafür einsetzt.

Glaubst du, dass sich der Betreiber eines privaten Altenheimes, der für einen schwerkranken Menschen die Pflegestufe 3 kassiert, sich für eine Verlegung in ein Hospiz einsetzen würde?

Gruß
karin

Hallo Karin

Besser?

In gewisser Weise schon :wink:

Du darfst nicht vergessen, daß Dich und Deine Einstellung hier die wenigsten Leute persönlich kennen, sodaß es schon mal zu Mißverständnissen kommen kann.

Ich sehe das wie Du. Ich würde auch lieber in Würde sterben dürfen, als unwürdig dahin vegetieren zu müssen. Ich war aber im ersten Moment erschrocken als ich Deine Formulierung las.

Dokumentationen können geschönt werden, Dienstpläne können
frisiert werden - auf dem Papier sieht das dann sehr schön
aus.

Ich weiß, eine Freundin von mir arbeitet in gewisser Weise im Pflegebereich. Ich sage deshalb in gewisser Weise, weil sie nicht pflegend tätig ist, sondern in der Verwaltung arbeitet.

Glaubst du, dass sich der Betreiber eines privaten
Altenheimes, der für einen schwerkranken Menschen die
Pflegestufe 3 kassiert, sich für eine Verlegung in ein Hospiz
einsetzen würde?

Du rennst bei mir im Prinzip offene Türen ein. Meine Antwort bezog sich hauptsächlich auf die Wirkung, die Dein Ursprungspostings auf mich hatte.

Gruß
Edith

Da muss man schon etwas Vermögen haben.
Hat das Jeder?

das ist hierzulande der normalfall. und nein, das sind keine besonders vermögenden menschen, sondern mittelstand.

was ist dir das leben wert? nimmt man anderes leid dafür in
kauf? das ist die ultamative frage.

Das verstehe ich jetzt nicht.
Vielleicht kannst du deine Aussage präzisieren.

es ist keine schöne sache, menschen aus armen ländern für wenig geld derart schwere arbeit machen zu lassen. das ist definitiv nicht „wünschenswert“. dieses leid habe ich gemeint - würdest du das in kauf nehmen? oder doch lieber sterben?

gruß
dataf0x

Hallo, datafüx

Da muss man schon etwas Vermögen haben.
Hat das Jeder?

das ist hierzulande der normalfall. und nein, das sind keine
besonders vermögenden menschen, sondern mittelstand.

na ja, wenn du „Rund-um-die-Uhr-Pflege“ mit nur 10 Euro pro Std. berechnest, ergibt das 1680 Euro.
Das ist nicht wenig.

was ist dir das leben wert? nimmt man anderes leid dafür in
kauf? das ist die ultamative frage.

Das verstehe ich jetzt nicht.
Vielleicht kannst du deine Aussage präzisieren.

es ist keine schöne sache, menschen aus armen ländern für
wenig geld derart schwere arbeit machen zu lassen. das ist
definitiv nicht „wünschenswert“. dieses leid habe ich gemeint

  • würdest du das in kauf nehmen? oder doch lieber sterben?

Ich könnte keinen Menschen für so eine Arbeit mit einem Dumpinglohn anstellen.

Mal angenommen, ich wäre von einem Menschen, der mich privat pflegen soll, aus körperlichen Gründen abhängig und würde ihm nur einen Hungerlohn zahlen, dann könnte ich doch keine liebevolle, behutsame und fachkundige Pflege von ihm einfordern - oder siehst du das anders?

Ja, ich denke, ich persönlich, würde lieber selbstbestimmt sterben wollen, als hilflos und schwerkrank, ohne angemessene Versorgung dahinvegetieren zu müssen.

Gruß
karin