Aktive Sterbehilfe

Hallo,

http://de.news.yahoo.com/051012/12/4q0wx.html
„Das Tabu ist gebrochen
Frankfurt/Main (AP) Das Tabu ist gebrochen: Als erster führender Unionspolitiker hat sich der Hamburger Justizsenator Roger Kusch für aktive Sterbehilfe ausgesprochen - und hat damit umgehend eine Protestwelle ausgelöst.“
usw. …

http://de.news.yahoo.com/051014/12/4q53g.html
„Diskussion um aktive Sterbehilfe ebbt nicht ab
Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) mahnte anlässlich des Deutschen Hospiztages am Freitag mehr Mittel für eine bessere Versorgung alter und kranker Menschen an.“
usw. …

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman (unmenschlich) weiterleben müssen.

http://de.news.yahoo.com/051012/12/4q0wx.html
"In der Schweiz, wo diese rechtliche Regelung genauso ist wie in Deutschland, haben sich Sterbehilfeorganisationen gebildet, die den Sterbewilligen per Rezept ein bei entsprechender Dosierung tödlich wirkendes Medikament beschaffen.

In Deutschland gibt es laut Putz das Problem, dass die ärztlichen Standesorganisationen bei einer derartigen Sterbehilfe im Unterschied zur Schweiz versuchen werden herauszufinden, welcher Arzt das Rezept für das tödliche Medikament ausstellte. Denn die Mitwirkung eines Arztes bei einer Selbsttötung widerspricht laut Bundesärztekammer dem ärztlichen Ethos."

Gruß
karin

(ist eher eine frage für das brett „ethik“ finde ich).

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig
gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman
(unmenschlich) weiterleben müssen.

interessantes konzept und spannende argumentation. sobald der wohlfahrtsstaat nicht mehr finanzierbar ist, könnten alle eigentlich selbstmord begehen. dann gibts keine problemne mehr mit krankenkassenpleiten.

gruß
dataf0x

Hallo,

„Diskussion um aktive Sterbehilfe ebbt nicht ab
Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) mahnte
anlässlich des Deutschen Hospiztages am Freitag mehr Mittel
für eine bessere Versorgung alter und kranker Menschen an.“
usw. …

und da stimme ich zu 100% zu!

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig
gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman
(unmenschlich) weiterleben müssen.

Das hat nichts miteienander zu tun!
Ich „durfte“ vor drei Wochen erleben, wie meine Mutter in unserem örtlichen Hospiz an den Folgen einer schweren Krebserkrankung verstorben ist.
Die Brustkrebsdiagnose hatte sie Weihnachten 2003 erhalten, danach ist sie durch die Hölle mit Bestrahlung und Chemotherapie gegangen.
Mit einem Rückfall mussten wir immer rechnen.
Niemand wird gezwungen weiterzuleben.
Als wir Anfang Juli im Aachener Klinikum von der weitestgehenden Metastasierung meiner Mutter erfuhren (war keine schöne Nacht, glaub’s mir!),war ihr sofort klar, daß Sie im Erkelenzer Hospiz das Ende erwarten würde. Erwarten - nicht selber mitmischen!
Dorthin wurde sie an meinem Geburtstag verlegt.
Die Pflege, die sie im Hospiz hat erfahren dürfen, überzeugte mich von
der Professionalität der Pfleger vor Ort: Ich glaube, daß ein Sterbehospiz einer der Arbeitsplätze ist, an dem nur noch die richtigen, geeigneten Leute übrigbleiben. Wer’s nicht kann, der bleibt nicht!
Du hast jederzeit die Möglichkeit, dir (mit deinem Hausarzt) eine Patientenverfügung auszufüllen, die jegliche Widerbelebung versagt.
Ich war in der Verfügung meiner Mutter als Durchsetzungsberechtigter eingesetzt, falls Atmung oder aktive Nahrungsaufnahme ausgefallen wären. Dazu ist es zum Glück nicht gekommen, sie ist am Ende eingeschlafen.

Im Übrigen stimme ich datafox zu: Die Vermischung der leeren Kasse mit dem Thema Sterbehilfe ist sehr verräterisch, denn wem soll geholfen werden? Dem Patienten? Dem Finanz- oder Gesundheitsminister? der Kasse?

Ich glaube, daß eine Umkehrung der Erklärungspflichten für Organspende und Wiederbelebung jeden dazu zwingen würde, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: wer sich nicht anders (schriftlich) äussert, ist Spender.

Hast Du eine Patientenverfügung?
Oder bist du zwar für Sterbehilfe, hast aber für Dich selbst nicht vorgesorgt…?

Viele Grüsse!
Denis

Ich glaube, daß eine Umkehrung der Erklärungspflichten für
Organspende und Wiederbelebung jeden dazu zwingen würde, sich
mit dem Thema auseinanderzusetzen: wer sich nicht anders
(schriftlich) äussert, ist Spender.

die argumente hier treiben immer gruseligere blüten. weil es finanzielle engpässe gibt bzw. die gesellschaft die verantwortung, die sie von jedem einzelnen aufgebürdet bekommt, nicht mehr übernehmen kann oder will, soll jetzt jeder zum sterben und zum ausgeweidet werden *verpflichtet* werden? einen anderen ausweg kann man sich anscheinend nichtmal vorstellen (wie zb. private vorsorge oder altersversorgung und betreuung auf privater basis wie in andern ländern gang und gäbe.)

letzteres, die organ"spende" by default(= leichenfledderei bzw. mord per gesetz - je nachdem welche todesdefinition du vorziehst) ist *in österreich* übrigens realität (was eine menschenrechtsverletzung darstellt). müssen wir jetzt schon bald *zwei* handgeschriebene testamente im geldbörsel tragen?? wer sich nicht wehrt bzw. davon überhaupt WEISS, wird im notfall sterbengelassen, aber nicht ganz, damit die organe noch frisch sind… mir wird schlecht!!

gruß
dataf0x

Hallo Karin!

ich selbst, bin für aktive :Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel…

Beim Thema Sterbehilfe geht es nur und ausschließlich um Menschen, die ihr Leben in eigener Entscheidung beenden möchten, weil sie aussichtslos erkrankt kein quälerisches Siechtum wünschen.

Eines der härtesten Gegenargumente ist die Gefahr, daß dem Betroffenen der Tod aus irgendwelchen Gründen nahegelegt wird. Die lieben Nachkommen wollen endlich ans Erbe und andere Zeitgenossen rechnen vor, daß sich weiterer Aufwand nicht lohnt. Soetwas ist nicht nur in jedem Einzelfall widerwärtig, es wäre einer der schlimmsten Dammbrüche, den sich unsere Kultur und unsere Zivilisation leisten könnte.

Ob ein Mensch leben will oder nicht, muß ausschließlich die Entscheidung des Betroffenen sein. Aber gerade weil sofort die Haushälter und Centzähler aus den Löchern kriechen, weil alle möglichen unappetitlichen Interessen geweckt werden und aus den Erfahrungen unserer Geschichte, gibt es das heftige Sträuben gegen jede Art aktiver Sterbehilfe.

Selbstbestimmung auch über den eigenen Tod halte ich für ein hohes Freiheitsrecht. Aktive Sterbehilfe in der Form, daß einem Menschen Zugang zu einem Mittel für den eigenen sanften Tod verschafft wird, hielt ich deshalb für überlegenswert. Dein Beitrag führt aber vor Augen, wie nah der Mißbrauch liegt, wie gleitend die Übergänge zum Mord aus Habgier oder Geiz sind. Wenn wir diese Tür nur ein kleines Stückchen öffnen, bekommen wir sie nie wieder zu. Dann wird plötzlich „auf eigenen Wunsch“ allen möglichen Kranken, Verletzten, Unliebsamen … setze die Liste fort, Hilfe beim Gifteinflößen gewährt.
Deshalb: Deckel drauf! Das dürfen wir nicht tun! Es würde augenblicklich mißbraucht.

Wir müssen andere Wege finden. Und ganz deutlich: Wenn uns Pflege, Schmerztherapie und das Begleiten von Menschen bis zum Tod zu teuer erscheinen, ist diese ganze Gesellschaft nur noch ein verkommener Haufen Dreck.

Gruß
Wolfgang

Hallo Karin!

Ich kann zum Thema wenig sagen, aber ich kann mich halbwegs an diesen sehr interessanten Science-Fiction erinnern, in dessen Zukunftsbild die Sterbehilfe und schlimmeres schon institutionalisiert sind:
http://de.wikipedia.org/wiki/Soylent_Green
Wie weit findet sich wohl unsere Zukunft darin wieder?

Gruß,
Peter

Hallo, Wolfgang

Wir müssen andere Wege finden. Und ganz deutlich: Wenn uns
Pflege, Schmerztherapie und das Begleiten von Menschen bis zum
Tod zu teuer erscheinen, ist diese ganze Gesellschaft nur noch
ein verkommener Haufen Dreck.

ich habe selbst schon erlebt, wie in einem privaten Pflegeheim, Bewohner stundenlang in ihren Exkrementen lagen, weil zuwenig Pflegepersonal vorhanden war.

Sie ihre Nahrung hingestellt bekamen und das Pflegepersonal keine Zeit dafür aufbringen konnte, um ihnen diese Nahrung anzureichen, bzw. das fast volle Tablett nach einiger Zeit wieder abgeräumt wurde.

Misshandlungen, weil sich Bewohner gegen das Stopfen (= einem Menschen das Essen im Sekundentakt in den Mund stopfen, ohne ihm Zeit zum Kauen und Schlucken zu lassen) gewehrt haben, indem sie den Löffel wegschlugen und dafür geohrfeigt wurden.

Der Personalschlüssel in diesem Heim war sehr gering bemessen.
Fachpersonal ist teuer, deshalb wurden ausländische Hilfskräfte beschäftigt, die den Bruchteil des Gehaltes einer deutschen Fachpflegekraft bekamen.
Wer Verwandte hatte, die sich kümmerten, bzw. eine Kontrollfunktion erfüllten, wurde besser behandelt.

Ganz ehrlich, ich möchte lieber human sterben dürfen, als so leben zu müssen.

In den dunklen Ecken unserer Gesellschaft, findet man viel Dreck!
Nur, wer möchte so genau hinschauen?

Gruß
karin

Hallo Karin,

es trifft zu, dass ein Tabu gebrochen ist. Aber es ist der Bruch des Tabus der Scheinheiligkeit.

In unserem Land zeigt sich Widerstand ggen die aktive Sterbehilfe. Ich frage mich, weshalb eigentlich? Was unterscheidet diese Gesellschaft eigentlich noch von der passiven Sterbehilfe von der aktiven Sterbehilfe?

Da steht eine Jugend in einigen Bereichen, die zusammen mit Ärzten fordern Menschen bei Krankheit ab bestimmten Alter nicht zu helfen. In unserem Land bilden sich Kreise, die sich von der Solidarität mit den Alten, Kranken und Behinderten abgemeldet haben und denen es völlig egal ist, wie diese Gruppen dahinsiechen.

Da gibt es eine Generation, die mit Kindern nichts, zwischenzeitlich oftmals auch mit Tieren nichts mehr anfangen kann. Die einfach Leben - ausser dem eigenen - verachtet und missachtet. Eine Gesellschaft, die Krankheit und Alterskrankheiten in Heimen mit skandalösen Vorgängen akzeptiert, um wie es datafox an anderer Stelle andeutet, wegen der Finanzmasse andere Wege beschreiten könnte.

Nein, datafox hat Unrecht. Diese Gesellschaft würde nicht mit der aktiven Sterbehilfe nur ein Mittel verwenden, weil das Geld fehlt. Diese Gesellschaft missachtet längst das Leben bestimmter Minderheiten. Diese Gesellschaft betreibt bereits Sterbehilfe, sie nennt es Lebensverlängerung im Siechtum.

Dieser Staat und diese Gesellschaft haben aus meiner Sicht ihren Anspruch verwirkt, sich gegen aktive Sterbehilfe auszusprechen. Wer jemand nicht in Würde sterben lässt, hat keinen Anspruch auf Moral.

Ich bin für die aktive Sterbehilfe. Ich möchte nicht hilflos in einem Pflegeheim an der Nahrungssonde hängen, zwar möglicherweise nichts mehr merken, meine Haut wäre stellenweise abgefaut und das blanke Fleisch wäre mangels Pflege sichtbar, vollgepumpt mit Opiaten, nur um im Pflegebett das Einkommen des Heimes zu sichern.

Grüsse Günter

http://de.newsyahoo.com/051012/12/4q0wx.html
„Das Tabu ist gebrochen
Frankfurt/Main (AP) Das Tabu ist gebrochen: Als erster
führender Unionspolitiker hat sich der Hamburger Justizsenator
Roger Kusch für aktive Sterbehilfe ausgesprochen - und hat
damit umgehend eine Protestwelle ausgelöst.“
usw. …

http://de.news.yahoo.com/051014/12/4q53g.html
„Diskussion um aktive Sterbehilfe ebbt nicht ab
Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) mahnte
anlässlich des Deutschen Hospiztages am Freitag mehr Mittel
für eine bessere Versorgung alter und kranker Menschen an.“
usw. …

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig
gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman
(unmenschlich) weiterleben müssen.

http://de.news.yahoo.com/051012/12/4q0wx.html
"In der Schweiz, wo diese rechtliche Regelung genauso ist wie
in Deutschland, haben sich Sterbehilfeorganisationen gebildet,
die den Sterbewilligen per Rezept ein bei entsprechender
Dosierung tödlich wirkendes Medikament beschaffen.

In Deutschland gibt es laut Putz das Problem, dass die
ärztlichen Standesorganisationen bei einer derartigen
Sterbehilfe im Unterschied zur Schweiz versuchen werden
herauszufinden, welcher Arzt das Rezept für das tödliche
Medikament ausstellte. Denn die Mitwirkung eines Arztes bei
einer Selbsttötung widerspricht laut Bundesärztekammer dem
ärztlichen Ethos."

Gruß
karin

Hallo Karin!

ich habe selbst schon erlebt, :wie in einem privaten
Pflegeheim…

Die vielerorts herrschenden Mißstände sind mir bekannt. Wir müssen diese Mißstände beseitigen, statt nach Tötungsmethoden zu suchen, um die Mißstände nicht antasten zu müssen.

Eine Frage des Geldes ist das alles nicht. Ein Heimplatz mit höchster Pflegestufe ist derart teuer, daß man sich dafür ohne weiteres in einem guten Hotel rund um die Uhr eigenes Personal halten könnte. Offenkundig versickern in diesem Bereich gewaltige Beträge in Verwaltungen oder wo auch immer. Das alles darf aber kein Anlaß sein, den unter den Zuständen leidenden Pflegebedürftigen einen Becher hinzustellen, damit sie sich endlich umbringen.

Wir schaffen uns durch unsere Lebensweise Probleme, die es in vielen Gesellschaften, denen es materiell nicht ansatzweise so gut wie uns geht, nicht gibt. Familiärer Zusammenhalt, der viele Notlagen Einzelner auffangen kann, fehlt zusehends. Wenn wir das nicht verändern können oder wollen, müssen wir Möglichkeiten für hilfsbedürftige Menschen schaffen, in denen menschenwürdiges Leben möglich ist. Menschen zu vernachlässigen, damit sie sich sehnlich den Tod wünschen, ist ein Verbrechen. Stumm zusehendes Personal, stumme Angehörige, Verwaltungsmenschen, die solche Zustände erzeugen oder dulden, sind Verbrecher.

Man kann über aktive Sterbehilfe nachdenken, aber das darf nicht im Zusammenhang mit finanziellen Erwägungen geschehen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Günter!

Ich bin für die aktive Sterbehilfe. Ich möchte nicht hilflos
in einem Pflegeheim an der Nahrungssonde hängen, zwar
möglicherweise nichts mehr merken…

An dieser Stelle geht es mit Begriffen gefährlich durcheinander. Einen hilflosen Menschen, der zu keiner Willensäußerung fähig ist, vom Leben zum Tode zu befördern, ist nach dem Strafgesetzbuch Totschlag oder Mord. Ich hoffe inständig, daß wir uns nicht übers Totspritzen oder Einflößen von Gift unterhalten. Ich hoffe nicht, daß wir über die Legalisierung von Totschlag und Mord diskutieren.

Es geht darum, einem Menschen, hoffnungslos krank, in qualvollem Zustand, klar bei Verstand und zu Willensäußerungen fähig und mit dem klaren Willen, zu sterben, eine Möglichkeit zu geben, sich ohne Quälerei selbst zu töten.

Ich würde solche Möglichkeit für mich als letzte, beruhigende Freiheit begreifen. Aber leider bekommen viele Menschen die Abgrenzung nicht auf die Reihe, diskutieren über Pflegemißstände und Kassenlage. In solchem ethisch verkommenen Umfeld aus Dummköpfen brauchts klare Grenzen. Jedes Aufweichen würde sofort massenhaft mißbraucht.

Es geht nicht darum, vor gesellschaftlichen Fehlentwicklungen, vor Dekadenz oder wirtschaftlichem Kalkül zu kapitulieren und deshalb zu meinen, jetzt kommst auf Mord und Totschlag auch nicht mehr an.

Gruß
Wolfgang

Sterbebegleitung
Der Umgang mit Tod und Sterben ist leider so extrem tabuisiert, dass nur wenige Menschen die Gelegenheit, oder den Mut haben, zu erleben, wie bereichernd und schön eine Sterbebegleitung sein kann.

Bewusst vom Leben mit all seinen Facetten Abschied nehmen, noch mal riechen, schmecken, sehen, hören und fühlen, was einen im Leben erfreut, berührt, bewegt hat, Menschen um sich zu haben, die einem wichtig sind, das alles mit möglichst wachen Sinnen, aber ohne unnötige Schmerzen…so wünsche ich mir mein Sterben inzwischen. Aber auch nur, weil ich es so gesehen und begleitet habe.

Ein schneller Tod, womöglich noch im Schlaf erscheint mir schon fast eine Verschwendung, schließlich habe ich nur den einen!

Sterbebegleitung funktioniert aber nicht ohne die Angehörigen und Freunde, die oft nicht da sind, weil sie meinen, „das Elend“ nicht ertragen zu können und den Sterbenden in „frischer“ Erinnerung behalten wollen. Ziemlich pervers, finde ich.

So liegen die Leute dann allein im Sterbezimmer und verrecken, das Pflegepersonal hat da wenig Möglichkeiten. Die Zustände in den Pflegeheimen resultieren auch aus der Einstellung jedes Einzelnen zum Tod.

Ich bin überzeugt, dass niemand freiwillig vorzeitig abtreten würde, wenn er sich eines einigermaßen schmerzfreien und liebevoll begleiteten Sterbens sicher wäre.
Warum auch?

LG
Anna

Hallo Wolfgnag,

Ich bin für die aktive Sterbehilfe. Ich möchte nicht hilflos
in einem Pflegeheim an der Nahrungssonde hängen, zwar
möglicherweise nichts mehr merken…

An dieser Stelle geht es mit Begriffen gefährlich
durcheinander. Einen hilflosen Menschen, der zu keiner
Willensäußerung fähig ist, vom Leben zum Tode zu befördern,
ist nach dem Strafgesetzbuch Totschlag oder Mord.

wir haben hier keine unterschiedliche Auffassung.

Ich hoffe

inständig, daß wir uns nicht übers Totspritzen oder Einflößen
von Gift unterhalten. Ich hoffe nicht, daß wir über die
Legalisierung von Totschlag und Mord diskutieren.

Sicherlich nicht. Aber ich möchte die Möglichkeit haben, wenn diese Situation sich anbahnt, dass ich selbst entscheide, ob ich leben will oder nicht. Das Problem dessen, dass ich durch plötzliche Krankheit nicht entscheiden kann, kann ich zwar derzeit mit einer Erklärung regeln. Allerdings muss sich niemand daran halten. Solange ich also selbst frei entscheiden kann, würde ich es tun.

Aber vielleicht habe ich es auch etwas einfacher. Wer - wie ich - nach einem Infarkt erfährt, er habe noch 4-5 Monate zu leben, sich auf den Tag vorbereitet, denn ob ein Herz zur Verfügung steht ist ja nicht sicher, sieht das Thema von anderer Seite. Ich weiss nicht, ob Du Dir vorstellen kannst, was eine Körperleistung von 20 Watt bedeutet. Du kannst nicht einmal einen halben Liter Wasser heben, wenn Du Dir die Socken anziehst musst Du die Zeit auf 30-40 Minuten verteilen, weil sonst der Puls ausrastet usw… Gut, ich habe ein Herz bekommen.

Wäre dem nicht so gewesen, man hätte mich verrecken lassen obwohl es angeblich eine Pflegekasse gibt. Da ich nicht mehr arbeiten konnte, war die Krankenkasse der Auffassung, dass es wohl keine Rolle spielt wie lange ich brauche, um mich anzuziehen, wenn ich zum Arzt muss, müsste ich eben zwei Stunden vorher beginnen mich zu richten. Ich lebte zu dem Zeitpunkt alleine. Einkauf. Es war mir zumutbar, auch wenn ich für eine Strecke, zu der ich normal 5 Minuten benötige nun 25 Minuten benötige, wenn ich einkaufen will, mehrfach den Weg zu gehen, ich müsste eben kleine Einheiten kaufen und mehrfach laufen. Erklärung des Arztes, der meine vorübergehende Pflegebedürftigkeit zu prüfen hatte. Eine Einzelaufgabe wäre kürzer wie 45 Minuten. Der Vollidiot rechnete mir vor, wieviel Zeit ich brauchen würde um mich anzuziehen und wie weit ich meinen Puls belasten könne, bevor ich umfalle. Dabei war mit untersagt, meinen Puls durch Belastung höher als 100 zu belasten.

Wenn ich heute darüber mit jemand rede, dann so „ich war zu schwach zu leben, aber hatte immer noch soviel Kraft, dass ich nicht sterben konnte“ Ich hätte mein Lebensende - wäre es nicht zur Transplantation gekommen nicht in Würde beenden dürfen. Nach unzähligen Versicherungsjahren und sehr hohen Einzahlungen liegst Du daheim, benötigst wirklich einmal Hilfe und bekommst sie nicht. Wenn es nur nach deiner Krankenkasse ginge, man liesse dich krepieren. Ich hätte, hätte es die Möglichkeit der aktiven Sterbehilfe gegeben sie in dem Falle bis Ende 2000 angenommen, wenn sich meine Gesundheit noch weiter verringert hätte.

Es geht darum, einem Menschen, hoffnungslos krank, in
qualvollem Zustand, klar bei Verstand und zu Willensäußerungen
fähig und mit dem klaren Willen, zu sterben, eine Möglichkeit
zu geben, sich ohne Quälerei selbst zu töten.

richtig,

Ich würde solche Möglichkeit für mich als letzte, beruhigende
Freiheit begreifen. Aber leider bekommen viele Menschen die
Abgrenzung nicht auf die Reihe, diskutieren über
Pflegemißstände und Kassenlage. In solchem ethisch verkommenen
Umfeld aus Dummköpfen brauchts klare Grenzen. Jedes Aufweichen
würde sofort massenhaft mißbraucht.

nein, leider spielen eben diese Faktoren eine Rolle. Behandlung erfolgt oft nur nach Kassenlage. Und es gibt in der Zwischenzeit genug Menschen, die nicht wegen der Kassenlage und der Pflegenotstände ihr Leben am Ende von Anderen bestimmen und vor allem von Anderen am Ende des Lebens als „nutzlos“ behandeln lassen.

Glaubt wirklich jemand, ich war früher nie krank, konnte meiner früheren Familie und mir nicht nur fast sondern wirklich alles leisten, war mit meinem bisherigen Leben im Klaren, hatte nichts verpasst, musste nichts nachholen, wenn du so da liegst wie ich oben geschrieben habe, dass du dir nicht die Frage stellst, welchen Sinn dieses Leben hatte, wenn man am Ende so gehen soll? Dass hier viele nun sagen, nicht mit mir, dann beende ich die Situation selbst, solange ich Einfluss nehmen kann, ist aus meiner Sicht verständlich.

Wobei ich vom Abschalten von Geräten meine Probleme habe. In meinem weiteren Bekanntenkreis lebt eine junge Frau, heute bereits erwachsene Kinder, mehrfache Oma, sie ist kurz nach der Hochzeit schwer verunfallt und lag sechs Jahre im Koma. Der Ehemann gab seine Zustimmung zum Abschalten der Geräte nicht. Sass wann immer möglich am Bett und eines Tages ist die junge Frau aufgewacht. Ohne jeden Spätfolgeschaden. Ein Fall von wenigen, die so enden. Da kommen dann schon Zweifel auf, ob dann, wenn man eine Verfügung bei sich hat, der Angehörige oder ein Arzt eben auch diese Situation einkalkuliert. Man wird zumindest bei jungen Menschen hier etwas vorsichtiger sein.

Daher wird eine Entscheidung zur aktiven Sterbehilfe grundsätzlich nur die betroffene Person selbst fällen können und dürfen. Möglich sollte sie sein.

Grüsse Günter und ein schönes WR

Re^2: aktive Sterbehilfe spoiler :wink:

http://de.wikipedia.org/wiki/Soylent_Green

wer den film nicht gesehen hat, dem hast du ihn jetzt aber gründlich versaut… !! LOL

ist ein toller film ja, aber man sollte nicht vorher SAGEN daß es um sterbehilfe geht… :wink:

gruß
dataf0x

Fachpersonal ist teuer, deshalb wurden ausländische
Hilfskräfte beschäftigt, die den Bruchteil des Gehaltes einer
deutschen Fachpflegekraft bekamen.

ist so.

die ultamative alternative wird dir auch nicht gefallen: man holt sich einen gastarbeiter, der im haus der zu pflegenden person wohnt bis sie stirbt. natürlich macht der (bzw. die - sind fast nur frauen) das zu einem hungerlohn mit null freizeit. nach ein paar jahren geht die person wieder nachhause und ist dort um einiges reicher geworden. (im güngstigen fall – im anderen heiratet die person den alten rechtzeitig oder krallt sich einen jüngeren verwandten… LOL).

Ganz ehrlich, ich möchte lieber human sterben dürfen, als so
leben zu müssen.

24/7 persönliche betreuung zuhause durch eine person, die dankbar für arbeit und unterkunft in einem reichen land ist, ist jedenfalls besser als in einem verdreckten heim dahinzusiechen und von frustrierten unterbezahlten angestellten gepiesackt zu werden (oder gar umgebracht - das kam schon vor).

was ist dir das leben wert? nimmt man anderes leid dafür in kauf? das ist die ultamative frage.

gruß
dataf0x

Hallo Karin,

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig
gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman
(unmenschlich) weiterleben müssen.

Das finde ich ein mehr als schlechtes Argument. In den Pflegeheimen wird gute Arbeit geleistet, obwohl die Kassen leer sind.
Nicht alle Bewohner sind sterbenskrank. Im Gegenteil, es gibt viele Senioren, die viele Jahre in einem Pflegeheim leben und dort auch gut untergebracht sind. Wie kommst Du darauf, dass man deshalb unmenschlich weiterleben würde? Ich habe gerade im Bekanntenkreis von einer alten Dame mitbekommen. Alleine zu Hause kann sie nicht mehr leben. Sie wollte absolut in kein Heim, war aber dennoch für einige Wochen dort untergebracht und dann übers Wochenende zu Hause. Und was war passiert. Sie wollte gar nicht mehr alleine zu Hause bleiben, sondern wieder ins Heim, wo sie gut versorgt wird und auch Unterhaltung hat.Das ist ja wohl kein unmenschliches weiterleben, oder?

Genau „finanzielle Mittel fehlen“… das ist ein Argument, das gegen die aktive Sterbehilfe spricht.
Wo ziehst Du dann die Grenze? Das wäre doch ein weiterer Schritt, in die zwei-Klassen-Gesellschaft. Wer sich das Pflegeheim leisten kann, der darf sich das gerne leisten, und wer nicht… der wird eben eingeschläfert. Sorry, aber so hört sich Deine Argumentation an.

Der nächste Schritt wäre dann wohl, das entschieden werden muss, welches Leben ist lebenswert, und welches nicht.
Behinderte… sind doch auch nur ein Kostenfaktor, also, weg damit. Sie leisten nichts für die Gesellschaft und kosten nur Geld, schließlich sind die Kassen leer.

Gerade das ist eine gefährliche Gradwanderung.
Ich persönlich bin (und war) auch schon immer für aktive Sterbehilfe. Allerdings nur in einem kleinen, ganz eng gesteckten Rahmen. Natürlich muss der Betroffene es auch wollen (also keine Entscheidung von außen, …wer viel Geld kostet…) und auch nur in den Fällen, wo eine Erkrankung vorliegt, die sowieso in kürzester Zeit (halt im Endsadium ist) zum Tode führt, also es nur um die Abkürzung des Leides geht. In diesen Fällen wäre ich dafür.

Aber alles andere darf keine Rolle spielen. Eine Gesellschaft, die ihre Armen, Kranken, Behinderten und Schwachen nicht mehr versorgt ist unmenschlich und das darf auf keinen Fall passieren.

Es gibt viele Erkrankungen die schweineteuer in der Behandlung sind, und mit denen man auch ganz schön lange Leben kann. (denke grad mal an Aids) was ist mit denen? würdest Du dich auch einer aktiven Sterbehilfe unterwerfen wollen?

Das ist der falsche Ansatz, denn genau dann kommen wir an einen Punkt, wer nicht mehr leistungsfähig ist und seinen Beitrag zur Gesellschaft leistet muss weg. Und nie vergessen… JEDER kann mal zu dieser Kostenintensiven Gruppe gehören.

Grüße
Sarah

Hallo Wolfgang,

halten könnte. Offenkundig versickern in diesem Bereich
gewaltige Beträge in Verwaltungen oder wo auch immer. Das
alles darf aber kein Anlaß sein, den unter den Zuständen
leidenden Pflegebedürftigen einen Becher hinzustellen, damit
sie sich endlich umbringen.

Deine Rechnung geht nicht so ganz auf. Die Heime weisen ihre Pflegsätze in 3 Beträgen aus, so dass du erkennen kannst, was für Unterbringung und was für anderes gerechnet ist.
Außerdem werden die Heime von der Heimaufsicht kontroliiert, sodass ich Deine Annahme, dass das Geld versickert, für eine sehr gewagte Theorie halt.
Ohne Verwaltung geht es nun mal nicht. Irgendjemand muss halt die Rechnungen an die Kostenträger stellen, die Buchhaltung machen, die Lohnabrechnungen machen, die Barbeträge verwalten, etc. Wenn Du das für überflüssig hälts, dann frage ich mich, wie lange das Personal bleibt, wenn es keinen Lohn erhält? Außerdem ist ein Heim zur Buchführung nach der Pflegebuchführungsverordnung verpflichtet.

Die angesprochenen Missstände gibt es sicherlich. Aber, meines Wissens nach, eher in diesen kleinen, privaten Heimen, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Schließlich wollen die ja einen Gewinn haben, was bei den, meist kirchlichen, Heimen nicht zum tragen kommt.

Was Du im Hotel auch nicht hättest, die ganzen teuren Einrichtungen, vom Rollstuhl über spezielle Pflegebetten, aktivierende Pflege, wo spezielles Fachpersonal die Senioren betreut und fördert.
Und, das teuerste sind nun mal die Personalkosten, wie halt meistens im Dienstleistungsbereich. Die Aufzählung ist jetzt nicht vollständig, aber ich kann gerne noch ergänzen.

Grüße

Sarah

Re^3: aktive Sterbehilfe spoiler :wink:

http://de.wikipedia.org/wiki/Soylent_Green

wer den film nicht gesehen hat, dem hast du ihn jetzt aber
gründlich versaut… !! LOL

ist ein toller film ja, aber man sollte nicht vorher SAGEN daß
es um sterbehilfe geht… :wink:

ups … werd’s mir hinter die Ohren schreiben: gaaaaanz dickes ‚SPOILER‘ davorzusetzen, in Zukunft :wink:

… aber lohnen tut sich die Geschichte allemal!

Gruß,
Peter

Hallo Sarah!

Hallo Sarah!

Je nach Pflegeklasse liegen die durchschnittlich in Rechnung gestellten Heimkosten bei den landläufigen Trägerschaften zwischen 1.800 und 2600 € monatlich. Darin enthalten sind Unterbringung, Verpflegung, Körperpflege und soweit es der Zustand der Bewohner zuläßt, auch Gemeinschaftsveranstaltungen mit Beschäftigung, Spiel und Bastelei. Die Pflegeversicherung übernimmt je nach Pflegestufe 1, 2 oder 3 bis zu ca. 1.400 € monatlich.

Was in Pflegeheimen vor sich geht, wird von keiner Behörde kontrolliert. Jedenfalls sind in der Branche Kontrollen, die den Namen verdienen, unbekannt. Oder wie würde man Maßnahmen bezeichnen, die einem Frittenbudenbetreiber wochenlang vorher ankündigen, man würde nachsehen, ob er das Frittierfett gewechselt hat? Beim Imbißbudenbetreiber gibt’s solche Ansage nicht, bei Pflegeheimen ist sie Normalität. Der Kontrollapparat macht sich mit Methode selbst wirkungslos. Auf diese Weise haben alle Beteiligten ihre Ruhe.

Die betriebswirtschaftliche Seite eines Pflegeheims hängt am Verantwortungsbewußtsein des Betreibers und an der Zahl der Pflegeplätze. Die Landesbauordnungen schreiben Barrierefreiheit vor und pro Pflegeplatz ist ein Stahlrahmenbett erforderlich. Dazu ein paar einfache Rollstühle, eine Küche, sanitäre Einrichtungen, Personalräume - das hält sich alles im Rahmen, die Gesamtinvestition pro Pflegeplatz einschließlich Bauwerk liegt gerade mal bei 20 T€, eher weniger. Geht es um die Pflege nur eines einzigen hilfsbedürftigen Menschen, ist dies mit den o. g. 1.800 bis 2.600 € durchaus organisierbar. Das Jahr hat 8.760 Stunden und auch in Pflegestufe 3 braucht niemand 8.760 Stunden in jeder Sekunde einen Menschen neben seinem Bett. Ab 2 Pflegebedürftigen kommt man schon in den problemlosen Bereich der personellen und finanziellen Gestaltung. Das ist noch kein Feld für gewinnorientiertes Handeln, sondern der Bereich privater und dennoch qualifizierter Maßnahmen. In einem Pflegeheim geht es um andere Größenordnungen. Ein Pflegeheim ist unabhängig vom Träger selbstverständlich ein Wirtschaftsunternehmen und muß entsprechend geführt werden. Daran darf sich auch nichts ändern, wenn Gewinnerzielung nicht im Sinne des Trägers liegt. Es geht in jedem Fall darum, im Rahmen eines Budgets einen Qualitätsanspruch zu erfüllen. Herrscht dabei Personal- und/oder Qualifikationsmangel, lassen sich solche Mängel nicht auf Geldmangel schieben. Die verlangten Entgelte sind reichlich hoch genug, um in Einrichtungen mit 50 oder mehr zu pflegenden Personen einen Qualitätsanspruch zu erfüllen. Dabei wird mit dünnem Personalschlüssel gearbeitet, je nach Pflegestufe zwischen 4 und 12 Pflegebedürftige pro Pflegekraft. Unter Berücksichtigung von 3-Schicht-Betrieb, Urlaubs- und Krankheitszeiten kommen auf eine tatsächlich anwesende Fachkraft 15 bis 40 Pflegebedürftige. Das entschärft sich durch die Mischung der Pflegestufen, schließlich gibt es Menschen mit Pflegeklasse 0 oder 1, die weitgehend selbständig sind und nur wenig Hilfe benötigen, ja sogar ihrerseits eine Hilfe sein können, indem sie z. B. jemanden im Rollstuhl durch den Garten schieben.

Ich war mehrmals in der Situation, unterschiedliche Pflegekonstellationen, angefangen von der privaten 1-Personen-Lösung bis zur Alten- und Pflegeeinrichtung mit 50 Einzelzimmerplätzen in allen Details durchrechnen und zu planen. Bei mir lagen nur die erforderlichen architektonischen Voraussetzungen, aber die lassen sich qualifiziert nur planen, wenn man alle Abläufe, die Personalstärke (die brauchen auch Klos und eigene Räume), die Mitarbeiter in der Verwaltung bis zu den Betriebskosten berücksichtigt. Andernfalls plant man Murks, der den Alltagsanforderungen nicht gerecht wird, wo Betten nur hochkant um die Ecken passen, Wege zu lang sind und sich die ganze Einrichtung nicht sinnvoll betreiben läßt. Aufgrund dieser Rechnerei kann ich sagen, daß eine Einrichtung mit möglichst nicht viel mehr als etwa 50 Pflegebedürftigen mit unterschiedlicher Pflegebedürftigkeit unter gar keinen Umständen unter Geldmangel leiden muß, selbst dann nicht, wenn statt des üblichen Personalschlüssels deutlich mehr qualifiziertes Pflegepersonal beschäftigt wird.

Es klang an, daß die Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft die Guten sind und die Privaten die Bösen, Geldgierigen sind. Das trifft in dieser allgemeinen Form nicht zu. In der Alten- und Behindertenpflege gibt es kleine, vorbildlich geführte Einrichtungen in ausschließlich privater Trägerschaft, die kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert arbeiten, sondern von Mäzenatentum initiiert wurden. Das gibt es insbesondere in der Pflege geistig Behinderter. Es gibt sehr gute Einrichtungen mit engagierter Leitung in kirchlicher oder gemeindlicher Trägerschaft. Aber es gibt eben auch unter jeglicher Trägerschaft Schreckensstätten mit ungeeigneter Leitung und ungeeignetem Personal, wo viel Geld einfach verschwindet, jedenfalls nicht für die Pflege und geeignetes Pflegepersonal aufgewendet wird. Begünstigt werden die Mißstände durch das Fehlen geeigneter Kontrolle. Eine Kontrolle ist nur zweckdienlich, wenn sie in nicht zu großen Zeitabständen und insbesondere ohne Voranmeldung stattfindet und wenn dabei entdeckte Mißstände umgehend zu Konsequenzen führen. Nicht nur bei der Pflege alter, gebrechlicher Menschen, sondern auch bei Pflegschaften jüngerer Menschen, die aufgrund geistiger, psychischer oder körperlicher Defizite in den Bereich irgend eines Heimträgers gelangten, gibt es quer durchs Land massive Mißstände. Ursache ist regelmäßig Gleichgültigkeit für ein möglichst bequemes Leben aller Beteiligter. Eine einweisende Behörde zahlt regelmäßig aus Steuermitteln, die Mitarbeiter sind einen Problemfall los und haben ihre Ruhe und ein Träger sein Auskommen. In jedem Bundesland fließen auf diese Weise alljährlich viele zig Millionen in dubiose Kanäle. Bei knappen Kassen versuchen einige Bundesländer, diese über Jahrzehnte entstandenen Strukturen aufzudröseln und jeden Einzelfall zu überprüfen, ob und in welchem Umfang überhaupt noch Pflegebedarf besteht. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen, bei dem es ausschließlich um regelmäßig fließendes Geld, aber nicht um Pflege von Menschen geht.

Wirksame Kontrollen von Pflegeeinrichtungen könnten viele Mißstände in diesem wirklich nicht unter Geldmangel leidenden Bereich verhindern. Ursächlich ist das alles aber nicht. Notwendigkeit und Existenz von so vielen Pflegeplätzen, wie wir sie brauchen, ist vielmehr Folge fehlenden familiären Zusammenhalts und fehlender Bereitschaft zur Privatinitiative. Wir haben uns daran gewöhnt, daß in allen Lebensbereichen immer irgendeine Stelle zuständig ist, aber kaum jemals der Einzelne selbst. Wir leisten uns verbreitet Kinderlosigkeit. Gepaart mit Angestellten-, Mieter- und Versorgungsmentalität wird als selbstverständlich angesehen, daß sich schon jemand finden wird, der einmal die Pflege übernimmt. Man muß mir jetzt keine individuellen Berufs- und Lebensumstände vorhalten, das ist mir alles bekannt. Das ändert nichts daran, daß Lebensweise, urbane Wohnklosituation, Prioritätensetzungen und fehlender Familienzusammenhalt ursächlich für den Problemkreis Alten- und Behindertenpflege sind. Es gibt Gesellschaftsformen, die nicht über unseren Wohlstand verfügen und dennoch ihre alten Menschen bis zu deren Tod nicht allein lassen.

Nimmt man unsere Situation als gegeben hin, komme ich zur Feststellung, daß es in der Altenpflege keinen Geldmangel gibt. Die Zahlungen der Pflegeversicherung zuzüglich des Eigenanteils des Betroffenen führen zu den oben genannten monatlichen Beträgen. Eine Einrichtung mit einigen zig Pflegeplätzen, die dabei irgend einen Mangel, vorzugsweise Personalmangel, auf zu engen Finanzrahmen schiebt, kann nicht mit Geld umgehen.

Gruß
Wolfgang

Hallo, datafüx

die ultamative alternative wird dir auch nicht gefallen: man
holt sich einen gastarbeiter, der im haus der zu pflegenden
person wohnt bis sie stirbt. natürlich macht der (bzw. die -
sind fast nur frauen) das zu einem hungerlohn mit null
freizeit. nach ein paar jahren geht die person wieder
nachhause und ist dort um einiges reicher geworden. (im
güngstigen fall – im anderen heiratet die person den alten
rechtzeitig oder krallt sich einen jüngeren verwandten…
LOL).

deine ultimative Alternative ist keine.

Es gibt es hierzulande keine Gastarbeiter, die „Rund um die Uhr“ für’n Appel und 'n Ei, bis zum Todesende pflegen.
Da muss man schon etwas Vermögen haben.
Hat das Jeder?

Bist du dir sicher, dass du liebevoll und fachgerecht gepflegt wirst, wenn du einen minder bezahlten Menschen für deine Pflege einstellst?

Ich hatte schon das „Vergnügen“, in der häuslichen Pflege mit einer Pflegerin aus Polen zusammenzuarbeiten, die der deutschen Sprache nicht mächtig war.
Die Frau war total überfordert.
Nicht nur, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie eine bettlägerige Person lagern sollte, sie weigerte sich auch, die kranke Person von Stuhlgang zu befreien.
Das durfte ich dann machen.

Oder eine ältere Bulgarin, die von einer vermögenden Familie als preiswerte Pflegerin eingestellt wurde.
Dieser Frau mutete man zu, eine bettlägerige 120Kilo-Patientin allein zu lagern (ohne Hilfsmittel), obwohl sich im Haushalt Angehörige befanden, der ihr hätten helfen können.
Die Patientin hatte mehrere offene Decubiti (Wunden durch Druckstellen), die sich natürlich nicht dadurch verbesserten, dass sie 'rumgezerrt wurde und sich die Verbände dabei lössten.
Ganz zu Schweigen, von den Schmerzen, die ihr bei dieser rabiaten Methode zugefügt wurden.
Ich habe gegenüber den Angehörigen Kritik geübt und „durfte“ daraufhin bei der Pflege der Patientin nicht mehr mitwirken.

Ganz ehrlich, ich möchte lieber human sterben dürfen, als so
leben zu müssen.

24/7 persönliche betreuung zuhause durch eine person, die
dankbar für arbeit und unterkunft in einem reichen land ist,
ist jedenfalls besser als in einem verdreckten heim
dahinzusiechen und von frustrierten unterbezahlten
angestellten gepiesackt zu werden (oder gar umgebracht - das
kam schon vor).

Von frustrierten, unterbezahlten Angestellten gepiesackt werden, das kann dir auch in deinen eigenen vier Wänden passieren.
Wenn du dich dann nicht äussern kannst, oder Niemand da ist, der für dich eintritt …

was ist dir das leben wert? nimmt man anderes leid dafür in
kauf? das ist die ultamative frage.

Das verstehe ich jetzt nicht.
Vielleicht kannst du deine Aussage präzisieren.

Gruß
karin

Hallo, Sarah

ich selbst, bin für aktive Sterbehilfe.
Warum?
Die finanziellen Mittel für humane Pflege werden ständig
gekürzt - die Kassen sind leer.
Lieber human (menschlich) sterben dürfen, statt inhuman
(unmenschlich) weiterleben müssen.

Das finde ich ein mehr als schlechtes Argument. In den
Pflegeheimen wird gute Arbeit geleistet, obwohl die Kassen
leer sind.

wohl hauptsächlich deshalb, weil viele Pfleger/innen sich persönlich, bis zur Selbstaufgabe engagieren.

Nicht alle Bewohner sind sterbenskrank. Im Gegenteil, es gibt
viele Senioren, die viele Jahre in einem Pflegeheim leben und
dort auch gut untergebracht sind.

Die Zahl der kranken alten Menschen, die auf mehr Pflege angewiesen sind (Pflegestufe 3), steigt.
Dazu kommt die steigende Zahl der Demenzkranken, die mehr Zeitaufwand benötigen.
http://www.verhungern-im-heim.de/Deutsch/Parallelber…
http://www.alzheimerforum.de/3/1/6/1/lebensqualitaet…

Gruß
karin