Hallo stickyams
zunächst könnte es sich um eine Spiegelung von Gefühlen Deiner Mutter Dir gegenüber handeln. Sie hat Dir vielleicht ganz nebenbei mit irgend einer Handbewegung, Abwehrgeste, Angstbewegung oder -äusserung zu erkennen gegeben, dass die Sache nicht verarbeitet ist und dass sie nicht zufrieden ist, wenn Du nicht glauben kannst.
Es ist daher meines Erachtens leicht möglich, dass nicht Du und Dein Gewissen letztlich gläubig sind, sondern die Gläubigkeit von ihr sich in Dir und Deinem eigenen Verhalten widerspiegelt.
Wir dürfen die Macht unserer Mütter über uns nicht unterschätzen. Viele (soziale Mütter meine ich vor allem, aber vielleicht auch biologische) haben sogar mit Dingen Macht über uns, die sie selber kaum wahrnehmen, bspw. kommt es vor, dass sie Wünsche hegen, die ihre Kinder sich erfüllen sollen, weil sie selbst es nicht konnten, und das geht dann nach ein paar Jahren plötzlich wie eine Saat auf und erstaunt die ganze Umgebung einschliesslich das Kind selber.
Dann aber kann natürlich die Sache auch eine andere Facette haben. Gott gibt einem genauso einen Wink durch eine Blume, von der man weiss, wie viele Blütenblätter sie hat, wie durch eine, von der die Anzahl Blütenblätter nicht bekannt ist. Er kann einem auch einen Wink geben durch eine Blume, deren Geschichte, Abstammung oder biologische Eigenschaften, selbst mit Molekülen, chemischen Substanzen und Genen schon bestens bekannt und wissenschaftlich entzaubert sind.
So ist es auch mit Deinem Traum: Obwohl Du ihn möglicherweise leicht als Regung aus der Gefühlswelt Deiner Mutter verstehen lernst, die sie auf Dich übertragen hat, oder als Regung Deines Gewissens begreifst, die Dir noch irgend etwas aus Deiner Vergangenheit sagen will, oder als Erlebnis erfährst, das Dir aus Deinem Inneren heraus zeigt, dass nicht alles beherrschbar ist - so oder so kann es dennoch auch eine Nachricht von einer noch höheren Macht sein. Das ist aber hier noch nicht wichtig, solange Dein Gewissen nicht erforscht ist.
Ich versuche mich zur Erörterung des Falles in Bezug auf Dein Gewissen klarer auszudrücken mit einer Gegenfrage:
Ist es nicht die häufigere, normalere (??) Reaktion, die viel weiter verbreitet ist als Deine, dass man der Mutter sagt: Ja ja, bete Du ruhig für mich oder lass für mich beten, schaden wird es ja doch wohl nicht…?
Warum hast Du Dich gewehrt, wenn Dir doch die Sache so „gleichgültig“ ist? Vielleicht könnte Gottes Gerechtigkeit oder wenn nicht er selber, so doch ein übergeordnetes sittliches Bewusstsein (wahrscheinlich ein Bewusstsein Deiner selbst bzw. Deines Gewissens) z. B. bei Dir etwas zu rügen haben.
Findest Du es so schade um das Geld Deiner Mutter, dass Du ihr nicht einmal gönnst, etwas zu tun, was für sie mit ihrer Spiritualität richtig zu sein scheint und ihr zur Verarbeitung der ihrerseitigen Probleme dient? Etwa des Problems, dass sie sich anderweitig nicht genug um Dich hat kümmern können? Ja gewiss, es wäre an sich verständlich, dass Du ihr mit Skepsis begegnen könntest, wenn sie denn mit diesem Gebets-Auftrag Dich gewissermassen abspiese, will sagen vor sich selbst behauptete, sie habe jetzt genug und das Richtige für ihren Sohn getan; dabei ist es nicht gar so leicht, das Richtige für seine Kinder zu tun; man kann doch nicht alle Probleme der Welt einfach von sich abwälzen…
Hier ist wohl nun ein kleiner Einblick in meine eigene Herkunft angebracht: Ich bin römisch-katholisch. Ich bin Christ (=man ist es aber nicht, man w i r d es); ich gehöre also auch zu jenen, die durchaus einverstanden sind, wenn jemand seine Verantwortung in gewisser Weise auf Gott schiebt.
Ja Du hast es richtig gelesen: Ich meine, man kann seine Anliegen tatsächlich auf Gott werfen. Man soll oder darf ihm anvertrauen, was einen drückt. Er wird einem nämlich einen Hinweis im eigenen Gewissen hinterlassen, der einem dann doch wieder sagt, man müsse seine Verantwortung von neuem übernehmen und sein Kreuz tragen. Man trägt bei diesem neuerlichen Aufnehmen der Verantwortung, die man scheinbar von sich gewiesen hat, leichter als ohne das, man gewinnt etwas zurück von irgendwo her - ich meine von Gott her, könnte aber auch verstehen, wenn jemand sagte: vom Unbewussten oder von Mitmenschen her -, leichter als wenn man nie zu Bett gegangen wäre mit einem solchen Spruch wie: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und schenke mir eine ruhige Nacht und ein gutes Ende.
An Dich und andere Gott nicht Suchende oder nicht Erkennende möchte ich einfach zu bedenken geben: Rituale tun uns not. Selbst wenn Du nicht oder in keinster Weise zum Glauben oder Reden von Gott oder Gebet finden kannst und willst, entwickle Deine Rituale.
Wenn Deine Mutter in Deinem Herz einen Platz hat, den sie ab und zu einnehmen kann mit ihren Problemen und ihrer eigenen Haltung, wenn Du bspw. zu einer bestimmten Tages- oder Wochenzeit an sie denkst, oder wenn Du ihrer Art zu leben in Deinem Leben einen eigenen Platz zuweisen kannst, dann kannst Du sie auch aus Distanz sehen, und dann kommt Dir der Glaube vielleicht mittel- oder langfristig auch nicht mehr so sehr wie ein Aberglaube oder sonst etwas Schreckliches vor.
Dennoch kann in einem anderen, bestimmten Sinn eben doch ein jenseitiges Wesen hinter dem Ganzen stehen, nur muss gesagt sein, dass Du keinen aber auch gar keinen Grund zur Furcht vor ihm hast, sei es Gott, Teufel oder sonstwas. Insofern es Gott ist, so wird er sich Dir schon deutlicher bemerkbar machen. Wenn es ein Teufel oder Dämon ist (was ich nicht glaube), so wirst Du ihm mit Gottes Hilfe leicht begegnen können, und Gott wird sich Dir wiederum Seinerseits zeigen. Wenn es ein sonstiges Zeichen aus Dingen ist, die es zwischen Himmel und Erde nun einmal gibt, so wird wiederum Gott in Christus zu gegebener Zeit und am gegebenen Ort zu Dir sprechen.
Nach allem empfehle ich Dir Umgang mit Leuten wie jenen Jesuiten, damit Du lernst: Die beissen nicht. Auch ihre Lehre beisst nicht, auch nicht mit Teufel, Geisterdrohungen oder irgend welchen schweren Urgewalten, die wohl am ehesten in Dir und Deinem Gewissen sind.
Aber herausfordern - das soll die Lehre des Glaubens schon. Das aber ist ein anderer Gesprächsgegenstand.
Gruss
& frohe Ostern
Mike.