Hey Larry, selten habe ich mit derart nebulösen Ansätzen in so kurzer Zeit so viel erreicht. Ich hab Aufg. 1) geknackt - vollständig. Vergiss es; du hattest nie eine Chance. Warum geben sie euch son sinnloses Zeugs auf?
Ich könnte dir jetzt einfach runter leiern, wie es geht. Ich will statt dessen etwas anderes tun; dir erzählen, woher ich diese Ideen habe, ohne die du die Aufg. 1 nicht packst.
Ich sagte es schon; du solltest zu Lycos wechseln. Da ist mir was ganz Komisches begegnet. Schüler stellen da ihre Hausaufgaben, damit die Lehrer nicht merken, dass sie im Internet ab schreiben. Und indem ich sie löse, mache ich Entdeckungen - die findest du in keinem Buch. Ich hab ungelogen in drei Wochen Lycos mehr Mathe gelernt als in 12 Semestern Unität.
Fangen wir mal an; eine elementare Schulaufgabe. Ein Rechteck habe Umfang u und Fläche F. Wie lang sind seine Seiten? ( Z.B u = 20 , F = 16 , wenn du was Konkretes brauchst. )
x y = F ( 3.1a )
x + y = u/2 =: v ( 3.1b )
Alle Lehrer argumentieren seit nunmehr vier Jahrhunderten, das seien 2 Unbekannte. Auflösen von ( 3.1b )
y = v - x ( 3.1c )
und ein setzen in ( 3.1a )
x ² - v x + F = 0 ( 3.1d )
Streng genommen sind das gar keine 2 Unbekannten; denn ( 3.1d ) liefert uns immer 2 Wurzeln - nämlich beide Rechteckseiten.
Jetzt tritt mal einen Schritt zurück; wie kommen diese Koeffizienten v und F in ( 3.1d ) ? Das sind doch original die Zahlen aus der Aufgabenstellung.
Ich lade dich jetzt ein, Algebra im Rückwärtsgang zu betreiben; das ganze Problem von Vorne nach Hinten zu denken. Als Ansatz wählen wir diejenige quadr. Gl. deren Lösungen die beiden gesuchten Rechteckseiten x1 und x2 sind:
x ² - p x + q = 0 ( 3.2a )
Ja und was sollen p und q jetzt sein? Niemand scheint den Satz von Vieta wirklich für Voll zu nehmen:
p = x1 + x2 ( = v ) ( 3.2b )
q = x1 x2 ( = F ) ( 3.2c )
Die gebratenen Tauben fliegen uns in den Mund; du musst nichts weiter tun als ( 3.2bc ) ab schreiben. Wir VERSTEHEN plötzlich, warum die Koeffizienten von ( 3.1d ) genau so heißen müssen und nicht anders.
Auch auf Vieta trifft Einsteins bitter böses Verdikt zu
" Man muss die Dinge nicht nur REGISTRIEREN, sodern auch INTERPRETIEREN. "
Genau diesen Schwindel erregenden Stil wollen wir uns zu Nutze machen; was bedeutet dein x1 ° x2 ? Ich deute x1;2 als die beiden Nullstellen von ( 3.2a ) ; Vieta ( 3.2bc ) gibt dir dann zurück
x1 ° x2 := p ( x1 , x2 ) + q ( x1 , x2 ) ( 3.3 )
Zum ersten Mal in deinem Mathematikerleben stellst du bei ( 3.3 ) die Sinnfrage, die man Land läufig in der Mathematik eher weniger suchen würde. Ist ( 3.3 ) nur ein l ’ art pour l ’ art ; oder ist es uns geglückt, das große Geheimnis hinter x ° y zu enträtseln?
Ich bin ja ein alter Hase und kenne deine Kümmernise. Der Beweis der Gruppenaxiome scheitert regelmäßig am Assoziativgesetz ( AG ) Natürlich kannst du die Gruppenverknüpfung nach rechnen; und ’ wenn du darauf vertraust, dass du dich nicht verrechnet hast, dann verschwören sich die Umformungen hinter der Bühne, um genau das zu liefern, was wir beweisen wollen ’ ( John Archibald Wheeler ) ( Arthur Schopenhauer nennt es den Mausefallenbeweis. Die Falle schnappt zu; und z.B. das AG ist bewiesen. Aber nur, weil du deinem Prof nicht das Recht streitig machen kannst auf nur einen seiner - ansonsten Sinn losen - Rechenschritte. )
Kennst du ganz typisch die Situatuin bei den komplexen Zahlen |C ? Die werden ein geführt als reelle Zahlenpaare ( a , b ) ; und die Gruppenverknüpfung ist erklärt als
( a , b ) * ( c , d ) := ( a c – b d , a d + b c ) ( 3.4 )
( Das stimmt überein mit der Regel, wie mit dem Symbol i gerechnet wird. ) Ich würde dir trotzdem nicht raten, das AG von Hand nach zu rechnen. Man greift viel mehr zu einer Veranschaulichung; eine Untergruppe von GL ( 2 , |R ) ( genauer: Drehmatrizen ) erweist sich als isomorph zu |C. Und dass Matrizen assoziativ sind, wissen wir schon.
Nun ist deine Kringelverknüpfung ( 3.3 ) leider nicht auf Matrizen zurück geführt ( Obwohl den fiesen Mathematikern würd ich auch das zu trauen. ) Vielleicht vermutest du schon, dass wenn ( 3.3 ) durch eine quadr. Gl. erklärt ist, dass dann das Tripelprodukt x3 ° ( x1 ° x2 ) – von dem wir ja noch nicht wissen, ob es assoziativ ist – dass dieses Tripelprodukt mit den drei Nullstellen x1;2;3 ener kubistischen Gl. zu tun hat. Eine solche Gl. würde ganz typisch lauten
f ( x ) := ( x – x1 ) ( x – x2 ) ( x – x3 ) ( 3.5a )
=: x ³ + a2 x ² + a1 x + a0 = 0 ( 3.5b )
Auch ( 3.5ab ) hat einen Vieta:
a2 = - ( x1 + x2 + x3 ) ( 3.5c )
a0 = - x1 x2 x3 ( 3.5d )
Ich begeb mich wieder mal ganz bewusst auf Schulniveau; wie würde man kubische Gl. lösen? Doch; ich glaub schon, dass du noch was zu lernst.
x ³ - 15 x ² + 71 x – 105 = 0 ( 3.6 )
Schüler sprechen oft geringschätzig davon, dass du erst mal eine Wurzel raten musst. Es besteht ja nun folgende Alternative. Entweder ( 3.6 ) ist prim ( ======> Eisensteintest; ich selbst fand es in Wiki ) ( 3.6 ) jedenfalls testet Eisenstein negativ.
Oder es spaltet ein rationaler Linearfaktor ab:
x0 := p0 / q0 ( 3.7a )
Mein genialer Lycosfreund mit Pseudonym ‚Ribek‘ nun hat aus ( 3.7a ) folgendes ( notwendiges, aber nicht hinreichendes ) Teilbarkeitskriterium her geleitet.
p0 | b0 = ( - 105 ) ( 3.7b )
q0 | b3 = 1 ( 3.7c )
Aus ( 3.7c ) folgt sofort das
KOROLLAR ( Ribek )
Ein normiertes Polynom wie ( 3.6 ) kann wenn ÜBERHAUPT rationale, so nur GANZZAHLIGE Wurzeln haben.
Die Raterei mit den Teilern von a0 ist so unvernünftig nun auch wieder nicht. Hausaufgabe; beweise mittels obigem Korollar, dass Wurzel 2 irrational ist ( Merkst du eigentlich immer noch net, wie du in Schule und Studium laufend veraascht wirst? )
Im Falle ( 3.6 ) raten wir
x3 = 3 ( 3.8a )
Auch du würdest jetzt weiter machen mit der schwerfälligen Polynomdivision ( PD ) Ich biete dir eine Alternative, die geht leichter als 2 Unbekannte. Und es geht wieder mit Vieta; und du musst wieder rückwärts denken lernen. Wer hindert uns eigentlich daran, ( 3.2bc ) in ( 3.5cd ) ein zu setzen? ( Schreck lass nach; rückwärts blättern – was will der da !? )
a2 = - ( p + x3 ) = ( - 15 ) ======> p = 12 ( 3.8b )
a0 = - q x3 = ( - 105 ) ======> q = 35 ( 3.8c )
Da ich, wie schon erwähnt, in Lycos unter ‘Alfonsdreizehn‘ firmiere, bin ich mit mir überein gekommen, ( 3.8bc ) die ‚Alfonsinischen pq-Formeln‘ zu nennen. Junge im Ernst; glaubst du immer noch, dass du bei dieser Aufgabe auch nur irgendeine Chance hast? Hier sind Talente gefordert, die neue Formeln und Theoreme ersinnen. Und dieses ganze Zeugs hab ich ja schließlich nicht für deine Aufg 1 geschnitzt …
Wie überflüssig diese ganze PD ist, magst du daraus ersehen, dass p nur von a2 und q nur von a0 ab hängt; a1 kommt gar nicht vor. Trotzdem; hin und wieder erweisen sich der Vieta ( und die entsprechende Alfonsformel ) für a1 als unumgänglich; und gerade hier trifft es sich.
a1 = ( x1 + x2 ) x3 + x1 x2 ( 3.8d )
= p x3 + q ( 3.8e )
So. Nachdem du das alles verstanden hast und unabhängig von dieser schlauen Aufgabe deinen Nutzen daraus ziehst. Im Fernsehkrimi pflegte mein Dad immer zu sagen, wenn so die ersten fünf Leichen locker rum lagen, und jetzt fängts überhaupt erst an. Also der Beweis des AG.
Bei Berechnung, was x3 ° ( x1 ° x2 ) gibt, müssen wir eine quadr. Gl. zu Grunde legen, die die beiden Wurzeln hat
X1 = x3 ; X2 = p + q ( 3.9a )
g ( x ) := ( x – X1 ) ( x – X2 ) ( 3.9b )
=: x ² - P x + Q ( 3.9c )
Dabei habe ich zur Unterscheidung absichtlich großes X gewählt. P musst du aus drücken über Vieta durch X1 und X2.
P = x3 + p + q ( 3.10a )
= q – a2 ( 3.10b )
Dabei wurde in ( 3.10b ) der Alfons ( 3.8b ) verwendet. Und entsprechend für Q
Q = p x3 + q x3 ( 3.10c )
= p x3 – a0 ( 3.10d )
Und jetzt brauchen wir zu guter Letzt noch Alfons ( 3.8e )
x3 ° ( x1 ° x2 ) = P + Q ( 3.11a )
= a1 – ( a0 + a2 ) ( 3.11b )
Peng; fertig. Aber wieso? Die rechte Seite von ( 3.11b ) ist eine ======> symmetrische Funktion von ( 3.5ab ) Was das ist, kriegst du noch früh genug, wenn du in die ======> Galoistheorie gehst. Es bedeutet, dass dieser algebraische Ausdruck invariant bleibt unter der Permutationsgruppe der drei Wurzeln ( 3.5a ) Um nämlich das AG zu verifizieren, müsstest du doch her gehen und zum Vergleich rechnen x2 ° ( x3 ° x1 ) Aber da tust du doch nur die Nummern der drei Nullstellen ( 3.5a ) ( zyklisch ) vertauschen.
Ich glaub übrigens net, dass Evariste Galois im Duell gefallen ist. Den haben sie entführt; der musste für die Armee Geheimcodes entwickeln …
Das Ende ist schnell erzählt; das Neutrale ist die Null. Die Minus Eins übernimmt in dieser Verknüpfung die rolle der Null.
Für das Inverse musst du die Gleichung lösen
x ^ -1 ( x + 1 ) + x = 0 ( 3.12 )
Plotte ruhig mal diese Hyperbel raus, damit du mal siehst, was für komische Fantasien sich hinter dieser Aufgabe verbergen.
Bliebe zu guter Letzt noch Abgeschl. Von A Zu zeigen; das ist aber das Selbe wie Nullteiler Freiheit von ( |R , ° ) ( warum? ) Genau deshalb hab ich mir nämlich weiser Voraussicht diese Inversen ( 3.12 ) geschnitzt. Eine Verknüpfung bzw. Algebra, wo jedes sein Inverses hat, kann keine Nullteiler haben; Hausaufgabe: das allgemein her zu leiten.