Algen cellulose urin

Hallo, ich würde gerne wissen, wovon algen sich eigentlich genau ernähren. Ich suche vorallem Antwort auf die Frage ob man in einem Süß- oder Salzwasserbecken Algen lediglich mit der Düngung von Urin und Umgebungsluft ernähren kann.
Am besten wäre es wenn diese Alge eine hohen Gehalt an Cellulose besitzen würde.

Hallo,

ich würde gerne wissen, wovon algen sich eigentlich
genau ernähren.

Im Freiland von Sonne, CO2, Wasser und im Wasser gelösten Spurenelementen und Stickstoffverbindungen.

Ich suche vorallem Antwort auf die Frage ob
man in einem Süß- oder Salzwasserbecken Algen lediglich mit
der Düngung von Urin und Umgebungsluft ernähren kann.

Du meinst „Düngung mit Urin“? Grundsätzlich sage ich vorsichtig: ja. Aber wie groß ist das Becken? Wie viel Biomasse soll wachsen? Wieviel Urin pro Liter soll in welchen Abständen ins Becken geleitet werden? Wie soll deine Anlage überhaupt aussehen, was ist der Hintergrund der Frage?

Am besten wäre es wenn diese Alge eine hohen Gehalt an
Cellulose besitzen würde.

Algen besitzen, wenn überhaupt, wesentlich weniger Cellulose als landlebende Pflanzen. Cellulose wird als Stützskelett genbraucht, im Wasser brauchen es auch höhere Pflanzen dank Auftrieb nur in (im Vergleich) geringen Mengen zur Formgebung. Geht es dir also vor allem um die Cellulose, arbeite besser mit Landpflanzen.

Am besten, du erzählst mal mehr, damit man hier Antworten geben kann.

LG Barbara

Nun es geht hierbei um theoretische Überlegungen zur Planung einer kleinen Siedlung mit ökologisch/autarkem Anspruch. Dort soll der Unrat (Urin/Kot) getrennt voneinander als Nutzstoff verwertet werden und nicht mit dem Trinkwasser in Berührung kommen (TTC - Trockenklos- einfach mal bitte die Infos auf dieser Linkseite lesen: http://www.bueroholzapfel.de/index.php?page=97 )

Normalerweise lässt sich der Urin als Düngemittel benutzen, allerdings wird er dafür mit Wasser gestreckt. Ich dachte mir, es wäre vielleicht einfacher gleich den Urin in ein Wasserbecken zu entleeren und so die Algen oder eine bestimmte Algenkombination zu „füttern“ - was allerdings eine sinnvolle Verwendung der Algen vorraussetzt.

Ich weiß nicht ob es am sinnvollsten/notwenig wäre, den Urin als Dünger in eine Tröpfchenbewässerungsanlage zu stecken, oder ob es sich mehr lohnt, die Algen zu verwenden und dann die jeweiligen Produkte zu benutzen, da als Landwirtschaftsform eine Permakultur/Fooodwoodlandwirtschaft angestrebt wird und diese generell so ausgelegt sind, möglichst ohne zusätzliche Arbeit zu funktionieren. Wenn ich den Urin in ein Algenbecken gebe, aus der gewonnen Biomasse toilettenpapier herstelle und dieses dann mit dem kot wieder zu komposterde wird, kämen die nährstoffe ja auch auf dem feld an, allerdings ohne den aufwand einer bewässerungsanlage und deren Wartung.Ich weiß nicht, ob ersichtlich wird, warum ich das mache, aber es geht um eine erweiterung der Permafeld logik, in den häuslichen bereich. anstatt also ins trinkwasser seine fäzes zu entleeren, entleert man ins ttc und von dort indirekt wieder ins ausgangsfeld.

Hi xy,

sowohl die Kreisläufe der Natur als auch die der menschlichen Zivilisation sind äußerst komplex - und eben keine einfachen Kreisläufe, sondern vielfältig verzweigte Systeme.

Da Zweige zu erwischen, wo du Technik und Natur 1:1 zur Deckung bringen kannst, ist praktisch ausgeschlossen.

… Wenn ich den Urin in ein Algenbecken gebe, aus der gewonnen Biomasse toilettenpapier herstelle …

Da geht’s schon los. Urin enthält hauptsächlich Stickstoff, Zellulose dagegen ist stickstofffrei.

Daher meine Empfehlung: Kauf dein (Recycling-)Toilettenpapier im Supermarkt und suche anderswo eine nutzbringende Verwendung für den Stickstoff. Und bedenke, dass zur Verwertung deines Stickstoffs eine Fläche nötig ist, die der entspricht, die zu deiner Ernährung dient. Sonst geht er als Nitrat ins Grundwasser.

Gruß, Zoelomat

Hallo,

aber warum Algen? Das Prinzip, Mikroorganismen zum Abbau organischer Hinterlassenschaften einzusetzen, findest du in jeder Kläranlage. Diese Mikroorganismen sind wesentlich effektiver im Umsatz als jede Alge. Bedenke, Algen brauchen jede Menge Licht. Eine Kot/Urin-Suppe ist aber ziemlich trübe, was Algen in ihrer Produktivität stark einschränkt.

Der entstehende Klärschlamm kann zwar nicht zu z.B. Klopapier verarbeitet werden (dafür eignen sich aber auch Algen nicht, nicht umsonst werden Wälder für diese Dinge abgeholzt), dafür aber in hochwertigen Dünger für den Acker. In einer autarken Gemeinschaft, wie du sie andenkst, würden in diese Kläranlage ja wirklich nur menschliche (und vielleicht auch tierische) Hinterlassenschaften eingebracht, so dass der Klärschlamm einigermassen schadstofffrei sein müsste. Ich würde an deiner Stelle mehr in diese Richtung spinnen (= kein Schimpfwort!).

LG Barbara

Hallo,

Am besten wäre es wenn diese Alge eine hohen Gehalt an
Cellulose besitzen würde.

Ich empfehle dir das Buch: Christiaan van den Hoek, „Algen“, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage (1993).

Dort sind - für die großen Klassen der Algen - die Zusammensetzungen der Zellwand angegeben.
Z.B. steht bei den Grünalgen (Chlorophyta) auf
S. 262: " Zusammensetzung der Zellwand.
Genau wie bei Rotalgen und Braunalgen ( S. 42 und 136) kann man bei vielen Chlorphyceae eine feste, strukturierte, fibrilläre Fraktion der Zellwand und eine amorphe Fraktion (Matrix) unterscheiden. … Bei drei Klassen (Cladophorophyceae, Zygnematophyceae, Charophyceae), … bestehen die Mikrofibrillen aus kristalliner Cellulose."

Mit diesen drei Klassen weiter zu forschen würde sich eventuell lohnen. Vielleicht gibt es schon Bemühungen in Richtung Zelluloseproduktion.
Die einzelnen Algenarten stellen zum Teil ganz besondere Anforderungen an ihren Lebensraum.
Die robustesten Algen dürften die Blaualgen (Cyanophyta) sein, deren Zellwand besteht zum großen Teil aus Murein, einem Peptidoglycan
das zur Papierherstellung vielleicht nicht so geeignet ist.

Lasse dich nicht abschrecken, sicher findest du einen Weg!

Gruß

watergolf

Moin,
ich hab zwar keine Ahnung, ob Algen in Urin gedeihen, aber da du sagst es geht um eine kleinen Siedlung mit ökologisch/autarkem Anspruch sind vielleicht auch andere Ideen interessant.
Wie wäre es mit der Pilzzucht auf Strohballen oder Holz? Diese können mit Urin gedüngt werden. Im Prinzip kann man direkt drauf pinkeln. Zumindest am Anfang, wenn die Fruchtkörper noch nicht gewachsen sind. Sind die Pilze abgeerntet und der Ballen erschöpft eignet sich das Stroh noch hervorragend zum mulchen.

(http://kulturpilz.de/viewtopic.php?t=1010)

Erfolg…lux

siehst du und genau um solche aussagen wie dem stickstoffgehalt, und dem celluose ging es mir, dann weiß ich, dass es in diese richtung keinen sinn macht, stattdessen wird dann wohl der urin in form von tröpfchenbewässerung in einem massstab von 1:10 auf den acker gebracht. das bringt mich aber zu einer weiteren frage, geben wasserpflanzen nachts reinen CO² ab? und wenn ja weiß einer wieviel das ist?

der kot wird getrennt und kommt auf den kompost, wird zur erde und wird verwendet.
der urin sollte ausschließlich in ein wasserbecken, dass extra für die algen angelegt worden wäre, vorrausgesetzt der urin würde sich als nahrung eignen. es geht hier gar nicht darum, den urin als schadstoff anzusehen sondern als nahrung und die algen sollten einen nutzwert haben, aus den mikroorganismen lässt sich ja nix gewinnen xD. im normalfall wird der urin dann als dünger verwendet, ich wußte eben nur nicht von was sich algen ernähren und ob und wieviel cellulose sie produzieren, deswegen wußte ich nicht, ob sich daraus nicht was machen lässt.

das mit dem nitrat war mir klar, deswegen ja die frage nach der urinnutzung, weil ich in meiner planung von einer permakulturanlage ausgehe und die genug mit leguminosen angereichert sind. im idealfall muss man solch ein feld nicht düngen,
und deswegen muss ich entweder die anzahl der legumniosen reduzieren, damit ich dann wieder den urin als dünger verwenden kann, was aber unsinnig ist, weil ich dann wieder zusätzliche arbeit habe, oder ich muss zumindest einen teil des urins anders verwerten, und da kam mir aufgrund meines unwissens eben zu erst die algen in den sinn, weil die im wasserbecken züchtbar sind, und für die cellulosegewinnung nicht mehr zerkleinert werden müssten. gibt es den andere wasserpflanzen, die man mit urin füttern könnte?

Hallo,

das verbreitete Tausendblatt dürfte effizienter sein, was die Zellulose anlangt. Es ist starkwüchsig und würde Mähen zur Gewinnung erfordern.http://de.wikipedia.org/wiki/Tausendblatt
Zum Urin als Dünger: nicht übersehen - Phosphoranteil! (Das Element Phosphor wurde erstmalig aus Urin gewonnen!)http://de.wikipedia.org/wiki/Phosphor#Biologische_Be…
Übrigens wäre auch die Idee Biokläranlage prüfenswert, dort fällt Schilf etc. als Rohstoff an.

Es grüßt

Der Daimio

Hallo,

der kot wird getrennt und kommt auf den kompost, wird zur erde
und wird verwendet.

OK, das hatte ich verpasst.

der urin sollte ausschließlich in ein wasserbecken, dass extra
für die algen angelegt worden wäre, vorrausgesetzt der urin
würde sich als nahrung eignen. es geht hier gar nicht darum,
den urin als schadstoff anzusehen…

Ich bin bei meinem Gedankenspiel von einer üblichen komunalen Kläranlage ausgegangen, in die ja nicht nur Haushaltsabwässer eingeleitet werden, sondern auch z.B. Regenwasser von den Straßen. Und auch bei Haushaltsabwässern kommt gewiss nicht nur Kot und Urin an, so dass eine gewisse Hintergrundbelastung mit allen möglichen Schadstoffen gegeben ist. Anders natürlich, wenn in deiner autarken Gemeinde wirklich nur Toilettenabwasser eingeleitet wird. Urin sehe ich auch nicht per se als Schadstoff an.

…sondern als nahrung und die algen sollten einen nutzwert haben, aus den mikroorganismen lässt sich ja nix gewinnen xD.

Oh doch! Kläschlamm, und den kippst du auf deine Felder.

im normalfall wird der urin
dann als dünger verwendet, ich wußte eben nur nicht von was
sich algen ernähren und ob und wieviel cellulose sie
produzieren, deswegen wußte ich nicht, ob sich daraus nicht
was machen lässt.

Algen, nur mal ein paar Stichworte: Brauchen Licht. Auch eine Algenbrühe ohne den zunächst angenommenen Kot wird trübe. Du musst also für ausreichend Beleuchtung sorgen. Sonnenlicht gibt es in unseren Breitengraden nur wenige Wochen im Sommer ausreichend, was machst du im Winter und bei Nacht. Außerdem solltest du deinen Algen helfen und sie rühren oder mit Luft durchsprudeln, damit alle mal ans Licht kommen. Sonst fallen deine Algen nach unten und werden zu Gärschlamm, da die Eigenbewegung nicht ausreichen wird, dass in einem Tank oder Becken alle regelmäßig nach oben ans Licht kommen. DAs Problem hat man schon im Labor mit wenigen Milliliter ALgen in Kultur, in größeren Dimensionen wird das Problem nicht kleiner. Alternative wäre sehr flache Becken mit geringer Wassertiefe (brauchen aber Platz). Die Celluloseausbeute bei ein- und wenigzelligen Algen wird gering sein, meine ich. Bleibt beim Stand meiner Überlegungen auch hier Klärschlamm als Ausbeute. Oder du schaffst es, ein System zu etablieren, bei dem am Ende geeignete Algen zur Herstellung von z.B. Nahrungsmittelergänzungspräparaten oder anderen interessanten Produkten eingesetzt und gewonnen werden.

Mir fällt grad nichts mehr ein.

LG Barbara