eine Frage an die Mediziner hier:
Bin ich nicht. Aber die Frage betrifft Mediziner, QM / QS und eigentlich zu einem ganz großen Teil auch Juristen.
Zur Diagnostizierung von
Krankheiten gibt es doch bestimmte Leitlinien oder
Vorgehensweisen nach Lehrbuch.
Wichtig in dem Zusammenhang und oft in der Diskussion übersehen: Es gibt auch noch Richtlinien (s.u.)
Wie stark ist das vorgegeben bzw. standardisiert?
Ich habe die ganz aktuelle Zahl nicht im Kopf (kann man ergoogeln) Aber mehr als 80 % der alltäglichen Vorgänge sind bisher NICHT oder in zu geringer Güteklassen in Leitlinien verarbeitet.
Wie stark ist der Arzt daran gebunden? (Was kann ihm
passieren, wenn er davon abweicht?)
Bei Leitlinien? Fast nichts. Leitlinien lassen dem Mediziner (leider) einen sehr großen Handlungsspielraum. Im Gegensatz zu Richtlinien (bspw. zum Strahlenschutz), die verbindlich sind.
http://de.wikipedia.org/wiki/Medizinische_Leitlinie
http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7
Wie detailliert ist das heute,
http://www.awmf.org
Dort kann man auch gut abfiltern, wie schlecht der Umsetzungsstand leider immer noch ist. Nur etwa 25 % befinden sich in der höchsten Güteklasse.
und wie detailliert ist das
grundsätzlich denkbar?
Denkbar ist grundsätzlich alles bzw. denkbar ist, jeden kleinsten Schritt vorzugeben. Die Frage ist nur, ob das sinnvoll ist. Solch hohe Detailgrade haben sich schon im Bereich der Behandlung nicht als sinnvoll erwiesen, weil nicht praktikabel.
Das kann man eigentlich recht gut mal selbst ausprobieren, in dem man eine eigene Arbeitsaufgabe mittlerer Komplexität mal versucht, mit einem so hohen Detailgrad in eine Flussdiagramm zu packen - und dann versucht, dass Person B mal nahe zu bringen. So produziert man Ordnerleichen (im QM), die kein Mensch liest (was auch besser so ist) - und falls ein System danach arbeitet, produziert es Mitarbeiter, die den gesunden Menschenverstand ausschalten.
Wäre es denkbar, dass ein vorgegebenes Schema (Flussdiagramm
oder Computerprogramm) den Diagnose-Prozess vorgibt? Also dass
jeder Schritt abhängig von Symptomen und Befunden (Zahlen)
vorgegeben (WENN-DANN) bzw. ausgerechnet wird?
Das ist nicht nur denkbar, so etwas gibt es bereits - als Unterstützung.
Oft kann es aber sinnvoll sein, dass der Arzt diesen Algorithmus durchbricht, abkürzt, andere Wege einschlägt. Erfahrung und Intuition spielen dabei eine durchaus wichtige Rolle.
Wäre ein Duell Mensch-Maschine denkbar, bei dem nach einigen
Jahren (wie beim Schach) der Computer gewinnt, einfach
aufgrund statistischer Daten und Rechenpower?
Kennt jemand Bestrebungen in diese Richtung?
Wie geschrieben, die Bestrebungen gibt es schon länger und sind mir erstmals in den 90ern begegnet.
Einfach mal mit den einschlägigen Begriffen die Suchmaschine bemühen.
Aber soweit mir bekannt ist, gibt es bisher außer in eng abgegrenzten Bereichen, kein System, was den Mensch wirklich ersetzt. Das Ganze ist eine wohl oft sehr sinnvolle (Zeitersparnis, Qualitätssteigerung), aber nur Ergänzung zum Faktor Arzt.