Alkoholsucht mit zwei Fragen erkennen?

Forschern ist das, laut einer Studie, gelungen.
Wie realistisch ist das?

Das ist nicht mehr und weniger Bullshit als all die anderen Blödsinns-Klick-Baiting-Beiträge mittelprächtig seriöser Medien und Werbetreibender (siehe Seitenende bei w-w-w). Warum noch eine Berufsausbildung machen, Studieren, Berufserfahrung sammeln: Es gibt doch nichts mehr, von dem nicht irgend so eine Flachpfeife behauptet, dass man sie „mit zwei Fragen“ o.ä. idiotensicher ganz einfach auch als vollkommen unbedarfter Laie perfekt mit einem ja oder nein beantworten könnte.

Komplexe Sachverhalte und differenziertere Beurteilungen sind offenbar von der Welt verschwunden/werden nicht mehr benötigt.

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Da bin ich tatsächlich grundsätzlich anderer Meinung,

Hast du den Artikel gelesen? Die beiden Fragen um die es da konkret geht, sind schon ziemlich eindeutig und die Aussage, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man alkoholkrank ist, wenn man beide Fragen mit ja beantwortet, hoch ist, ist statistisch belegt. Eine andere Aussage trifft der Artikel nicht.

Das ist ein reiner Positiv-Test. Er trifft keine Aussage darĂĽber ob jemand nicht alkoholkrank ist und niemand behauptet, dass man damit sicher jeden Alkoholkranken identifizieren kann.

Die sind sogar sehr eindeutig. Aber das ist doch gerade so ein klassisches Klick-Baiting Thema. Du gehst einfach vollkommen platt auf einem Niveau an ein Thema dran, bei dem es dann ohnehin vollkommen klar ist, dass sich jemand weit jenseits eines normalen Verhaltens bewegt, und tust dann so, als ob das jetzt eine große Erkenntnis wäre. Wenn ich jemand wiederholt eingepi…, lallend in seiner eigenen K… drei Meilen gegen den Wind nach billigem Fusel stinkend aufgefunden habe, dann kann ich das auch in zwei „wahnsinnig erkenntnisbringende“ Fragen verpacken und zu einer identisch recht sicheren Einschätzung kommen. Ich kann auch fragen, ob jemand für den privaten Verzehr wöchentlich im Durchschnitt mehr als fünf Kästen Bier, Wein und sonstige alkoholhaltige Getränke kauft. Da komme ich schon mit einer einzigen Frage und deren Antwort darauf zu einer recht sicheren Einstufung! Da könnte ich aber natürlich auch gleich fragen, ob bei jemand schon mal eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert worden ist.

Siehst Du tatsächlich einen Erkenntnisgewinn in der Tatsache, dass Leute, die schon vor dem Kaffee mit Sprit gurgeln, höchstwahrscheinlich ein Alkoholproblem haben? Braucht es da für dein Gefühl überhaupt noch die weitere Frage bzgl. sechs alkoholische Getränke bei einer einzigen Gelegenheit? Hat Dich diese Zahl als Kriterium jetzt sonderlich überrascht?

Mir fallen - als Nichtmediziner - auf Anhieb x Fragen ein, die ebenso auf ein Verhalten in einem recht sicheren Bereich eines Alkoholmissbrauchs abzielen. Also wo ist der Erkenntnisgewinn aus diesem Beitrag, der ĂĽber Klickbaiting fĂĽr Dich hinausgeht?

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Fair point. Ich habe offenbar nur die StoĂźrichtung deiner Kritik nicht richtig zur Kenntnis genommen.

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Servus,

zunächst mal eine einfache Rechenaufgabe:

Alkoholabhängigkeit nach ICD-10 ist dadurch definiert, dass mindestens drei von sechs Kriterien erfüllt sind. Lässt sich das durch zwei Fragen ermitteln, selbst wenn man davon ausgeht, dass beide Fragen immer der Wahrheit entsprechend beantwortet werden?

Bei sechs Kriterien wären allermindestens drei Fragen nötig, die bei drei Mal „Ja“ keine weiteren Fragen nötig machten. Das ist allerdings eine sehr grobe, rechnerische Vereinfachung und soll nicht heißen, dass sich die Exploration eines Suchtpatienten nach Schema „Ganz einfach - Du musst nur“ mal eben so erledigen lässt.

Einzelheiten u.a. hier:

Schöne Grüße

MM

Mir ist im Nachhinein jetzt auch aufgefallen, dass ein verbindender Satz zwischen den beiden Teilen meiner Antwort fehlt, den ich eigentlich geschrieben haben wollte. So konnte man tatsächlich meinen, dass ich es grundsätzlich in Frage stellen wollte, dass man mit zwei Fragen zu einem recht sicheren Ergebnis kommen könnte.

Seit ich den Stress mit dem Tastaturumschalter für das dienstliche Notebook im Homeoffice habe, der dafür sorgt, dass die Tastatur kurzfristig ausfällt, dann gelegentlich doch noch Zeichen aus dem Puffer nachschiebt und das Aufräumen des dabei entstehenden Mists (soweit bemerkt) dann erst mal ablenkt, passiert es mir recht häufig, dass der ursprüngliche Gedankengang dann erst einmal weg ist. Lei (gerade schon wieder) der habe ich noch keine bessere Alternative zu dem Mistteil gefunden.

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Die erste Frage lautet:

Wie oft trinken sie sechs oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit?

Ich behaupte mal, ein Kölsch-Trinker trinkt schnell mal sechs Stangen a 0,2l, also 1,2l. Während der seine sechs Getränke schon voll hat, hat der Bayer grade erst an der zweiten Maß genippt…

In der Frage geht es aber meiner Meinung nach um sechs verschiedene alkoholische Getränke, also Whisky, Wodka, Bier, Wein, Cognac, Gin und so weiter

Das finde ich nicht, denn dann wĂĽrde das in der Frage auch stehen.

Es könnte auch um ein und dasselbe alkoholische Getränk in üblichen Ausschankmengen gehen, also z.B. 6 * 0,5 L Exportbier im Süden, das 6 * 0,3 oder 0,33 L Pilsbier im Norden entspricht, 6 * 0,2 L Wein, die 6 * 0,25 L Wein im Neckarraum entsprechen, vielleicht auch 6 * 2 cl Schnaps oder vielleicht auch 6 * 3 cl Whisky usw. usw.

Das ganze Dings ist fĂĽr den Eimer. Von Anfang bis Ende.

Das Schlimmste daran ist, dass bei so einem Tinnef dann das Getröte von irgendwelchen Grünschnäbeln herauskommt:

"Habe mal kurz im Web reschashirrt oda wie die Schaise hais un herausgefunden, dass … … … "

Alkoholabhängigkeit ist in D eine Volkskrankheit, die Zahl der Gefährdeten wird auf über 7 Mio geschätzt. Es gibt viele Wege, wie man daran elend krepieren kann. Nichts, worüber man so ein Zeugs dahertippseln sollte, wie da im Focus steht. Dieses Teil hat sich zwar schon früher als Printmedium gänzlich disqualifiziert, aber es geht offenbar immer noch eine Schublade tiefer.

Schöne Grüße

MM

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Wobei ich jetzt sogar mal glattweg und ohne sie gesehen zu haben behaupte, dass die zitierte Forschung mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich besser, detaillierter und erkenntnisbringender sein dürfte als das, was irgendein unterbezahlter Fließband-Content-Produzent daraus zielgruppengerecht für Leute gemacht hat, die für alles auf der Welt eine ganz, ganz einfache Lösung brauchen.

Und insbesondere ist es ein Thema mit einem sehr breiten Graubereich, durchaus möglichen unterschiedlichen Sichtweisen und Beurteilungen, … bei dem es insoweit überhaupt nichts nützt, dass man die ganz einfach erkennbaren sicheren Fälle nun angeblich mit genau den beiden zitierten Fragen identifizieren kann.

Die zunehmende Pathologisierung jeglichen Verhaltens in den letzten Jahrzehnten macht uns alle zu Schwerstkranken, was ganz sicher auch nicht gesund ist, da die ständige Erkenntnis, dass man nun ja auch noch hier und da dran „leidet“, nicht gut fürs Gemüt ist. Wer weiß, wieviel Depressionen darauf zurückgehen mögen, dass Menschen nicht ausreichend darüber stehen können, wenn sie ständig lesen, dass man sie gerade mal wieder auf die Anklagebank gesetzt oder ihnen die nächste Krankheit angedichtet hat?

Dabei stecken dahinter insbesondere ganz massive wirtschaftliche Interessen. Schließlich wollen Coaches, Trainer, Psychologen, Mediziner und nicht zuletzt auch die Pharmaindustrie verdienen. Natürlich ist Alkohol ungesund, wie so viele andere Dinge auch. Natürlich hat Alkohol wie auch viele andere Dinge dann auch ggf. körperliche Folgen, aber der 120-jährige der dann quietschfidel in die Kiste hoppst, nachdem er ein Leben in vollkommener Askese gelebt hat, muss nun mal nicht unbedingt das Zielbild von uns allen sein.

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Hehe, das ist gegen die Regeln von wer-weiss-was! Bevor hier jemand dem Diskussionspartner auch nur in kleinster Weise Recht gibt wird erst 20 Mal wiedersprochen, 30 Mal das Thema gewechselt und persönlich angegriffen!

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Servus,

wenn es gelingt, die nicht gut ausweichliche „Rutschbahn nach unten“ flach genug zu gestalten, ist das natürlich klasse! Goethe hat es z.B. geschafft, einen schon dramatischen Weinkonsum in einem Leben unterzubringen, das wohl als erfülltes gelten kann, und damit weder sich noch anderen allzusehr geschadet.

Kommt schon ein bisselchen drauf an, wie man die Trinkerkarriere ausgestaltet…

Schöne Grüße

MM

Der Witz ist halt, dass es massenhaft Menschen mit einem ggf. sogar ganz erheblichen regelmäßigen aber recht konstanten Alkoholkonsum gibt, die gar keine „Rutschbahn nach unten“ haben/hatten und dann ggf. in hohem Alter - vielleicht auch am Rande mit beeinflusst durch eine durch Alkohol geschädigte Leber und Co.; wer will das bei der Leber von jemand mit > 80 Jahren auf dem Buckel mit Gewissheit sagen - recht friedlich einschlafen/eingeschlafen sind. Und die bzw. deren Lebensstil werden halt pathologisiert obwohl sie nie bis höchst, höchst selten mal tatsächlich mehr trinken, als ihnen gut tut und sie nie aufgrund des Alkohols mal irgendwelche Probleme im privaten oder beruflichen Umfeld, … hatten. Wie schon geschrieben: Das ist natürlich alles nicht gesund, aber es will halt nicht jeder in Askese leben!

Mit dem Begriff „Trinkerkarriere“ wäre ich insoweit zurückhaltend. Ich will ganz sicher nicht bagatellisieren, dass es jede Menge „Trinkerkarrieren“ gibt, und dass regelmäßiger Konsum gerade größerer Mengen durchaus ein relevantes Risiko für eine „Trinkerkarriere“ bedeutet. Aber es gibt auf der anderen Seite auch einen ganz erheblichen Bevölkerungsanteil, bei dem sich dieses Risiko nie verwirklicht, weil er sich nicht an Grenzen herantrinkt, versucht Grenzen „auszubauen“ oder dem es eben vollkommen als Warnung ausreicht, wenn er gelegentlich mal mit keinen schwereren Folgen als einem schwereren Kopf aufwacht, um dies für die nächste Zeit zu vermeiden.

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Lief mir just gerade bei LinkedIn ĂĽber den Weg. Wie passend!

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Bin ich aber froh, dass mein Kasten Bier am Abend nicht bedeutet, dass ich Alki bin. :slight_smile:

„Wie oft trinken Sie sechs oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit?“
           nie - nur eins: Bier
„Haben Sie jemals morgens zuerst Alkohol getrunken, um sich nervlich zu stabilisieren?“ 
           nö
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International ist das Kölsch aber nirgendwo auf der Liste alkoholischer Getränke. Bier (wenn ich Kölsch ausnahmsweise als Bier bezeichnen darf) wird als Getränk erst bei einem Volumen von >= 0.33 l anerkannt.
Udo Becker

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Eine wichtige Methode ist auch der Bluttest auf Kohlenhydrat armes Transferrin (Carbohydrate deficient Transferrin). Personen die steif und fest behaupten, dass sie die letzten 6 Monate völlig trocken waren können anhand dieses Parameters leicht überführt werden. Und bei dieser Konstellation sich selbst und andere zu belügen, ist die Frage einer Abhängigkeit sehr wahrscheinlich zu bejahen.
Udo Becker

Deine Person natĂĽrlich ausgenommen, oder? :innocent: