Alle wird anders in der alternden Gesellschaft!?

Hallo Ihr 50plusler,
in der WAZ fiel mir folgender Artikel auf, den ich hiermit zur Diskussion stellen möchte. Wie geht ihr damit um? Was haltet ihr davon im positiven oder negativen Sinne?

Alles wird anders in der alternden Gesellschaft
Meinhard Miegel entwirft Zukunftsszenario
Von Michael Friese
WAZ Essen. In einer Gesellschaft mit zunehmend älteren Menschen ändert sich alles. 50- bis 60-Jährige geben den Ton an, der wirtschaftliche Wandel verlangsamt sich, Städte verändern Erscheinung und Lebenstakt. Das ist das Szenario, wie es Meinhard Miegel, Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn, nahen sieht.

„Über die Hälfte der in den 60er Jahren Geborenen stirbt ohne Enkel. Für sie stellt sich die Frage neu, warum sie Erbschaften aufbauen oder Unternehmen gründen sollten." Zugleich bekomme Vermögensbildung eine größere Bedeutung, weil sie die Versorgungsleistung der fehlenden Kinder ersetzen müsse, sagte Miegel vor über 1000 Gästen des Politischen Forums Ruhr.
Die Vorboten seien nicht mehr zu übersehen: Die Immobilien- und Baulandpreise sinken. „In 20 bis 30 Jahren werden ungünstig gelegene Orte aufgegeben", glaubt Miegel. In den Großstädten herrsche dann eine Betriebsamkeit wie heute zu Ferienzeiten.
Die Nachfrage nach Konsumgütern gehe zurück, Umsätze und Gewinne auch. Einfache Dienstleistungen werden wieder stärker gefragt, vergleichbar mit der Hauswirtschaft vergangener Epochen. Grundsätzlich fehle es nicht an Arbeit: „Früher gab es Tankwarte oder Bedienstete in Schwimmbädern. Unsere ärmeren Eltern leisteten sich Handwerker. Nur muss man sich dafür von Hochlohn-Niveaus verabschieden." Wenn heute der Eindruck vorherrsche, es reiche nicht, „dann deshalb, weil wir in einer Vergeudungsgesellschaft leben".
In unverantwortlicher Weise habe sich der Staat verschuldet, auf jedem Erwerbstätigen lasteten heute 175 000 Euro. Ebenso gedankenlos sei es gewesen, „Millionen Zuwanderer nicht vollständig integriert zu haben". Durch die Gewöhnung an staatliche Zwangsverteilungen wachse die Verunsicherung in der Bevölkerung, so dass sie sich lieber unter einen „starken Staat" stellen will.
Miegels Empfehlungen: Bildung mit veränderten Inhalten für alle Altersgruppen nimmt eine Schlüsselstellung ein. Die Jugend wird bestmöglich erzogen und qualifiziert, die Staatsverschuldung radikal zurückgeführt. Die Teilnahme an der Erwerbstätigkeit ist auch im Alter unbeschränkt.
Quelle: WAZ 29.4.2004 Bericht und Hintergrund

Darf ich auf eine rege Diskussion hoffen? Ich bin gespannt.
Ich wünsche noch einen verdienten Tag der Arbeit.
Bernd

Hallo Bernd,

an Miegels Einschätzungen kommt man kaum vorbei; ich teile sie zumindest weitgehend. Auch ich sehe als vordringliche Aufgabe bestmögliche Bildung und Ausbildung jedes einzelnen jungen Menschen. Wir können uns nicht leisten, auch nur einen Jugendlichen vergammeln zu lassen. Wenn man etwa durch Ganztagsbetreuung, Aufwertung des Lehrerberufs und der Betreuer in Kindergärten dazu kommt, Bildungszugang von der sozialen Herkunft weitgehend abzukoppeln, wäre damit die Entscheidung erleichtert, ein Kind in die Welt zu setzen.

Kinder sind heute für viele Menschen ein Armutsrisiko. Viele Eltern sind mit ihren Kindern und deren Förderung überfordert. Deshalb brauchen wir das Angebot qualifizierter Ganztagsbetreuung, die unabhängig von der Zuzahlung der Eltern stattzufinden hat.
Wenn wir auf diese Weise die Entkopplung von Bildungszugang und sozialer Herkunft schaffen, denke ich, daß langfristig eine einigermaßen gleichmäßige Altersstruktur der Bevölkerung entsteht.

Das alles funktioniert aber nicht mit den bisher üblichen zaghaften Trippelschritten Berliner Politik, die niemandem weh tun will. Der Haushalt muß in Ordnung gebracht werden und dabei reicht es nicht, EU-Stabilitätskriterien zu erfüllen. Das heißt kein Cent neue Schulden, sondern Schuldenabbau. Gleichzeitig müssen Beträge in die Bildung, die wir bisher nur für die Herstellung von Zerstörungskraft auszugeben bereit waren.

Damit es soweit kommt, müssen Einsichten wachsen. Der bisherige Leidensdruck reicht nicht. Heilsamen Druck erwarte ich von den „EU-Tigerstaaten“, die bissiger und hungriger agieren. Das könnte unserer Entschlußfreudigkeit auf die Sprünge helfen. Wenn wir schaffen, die Chancen zu nutzen, die in bestmöglicher Bildung und Ausbildung liegen, haben alle Altersgruppen in diesem Land eine gute Zukunft.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

ganz meine Meinung.
Der Berliner Politik fällt aus lauter Angst vor den „EU-Tigerstaaten“ nur ein, dass diese ihre Steuern hochsetzen sollen. Welch ein Armutszeugnis! Welch eine verfahrene Situation.

Viele Grüsse
Bernd

Hi, ich sehe es auch als eine sehr verfahrene Situation an.

letztlich werden trotz aller Kritiken noch vorwiegend optimistische Szenarien entworfen. Man könnte aber auch prognostizieren:

  • aufgrund der bald fälligen Hyperinflation verliert ein Großteil der Älteren jede Altersabsicherung und lebt am oder unter dem Existenzminimum.
  • Als Alterssicherheit aufgebaute Immobilien, Aktien etc. müssen zu Billigstpreisen verschleudert werden, da der Markt zusammengebrochen ist.
    -die jüngeren können und wollen die Doppellast der Renten für die Alten und die Absicherung für das eigene Alter nicht mehr tragen. Das Verhältnis wird zunehmend von offener Konfrontation der Interessen geprägt.
  • aufgrund der immer schlechter werdenden Arbeitsplatzsituation ist ein großer Anteil der Jungen zur Auswanderung in die Nachbarstaaten gezwungen. Es ist folglich kaum einer da, der noch die Renten erwirtschaften kann.
    Daher muss das Rentenniveau stark abgesenkt werden, viele Rentner werden gezwungen sein, länger zu arbeiten und sich mit Nebenjobs über Wasser zu halten.
    etc. etc.

A.

Na große Freude!
wohl dem, der Kinder hat, die ihn notfalls ernähren können (wollen). Wie soll denn das mit den Jobs für die älteren Leute aussehen? Wärst Du mit Klofrau einverstanden? Viel mehr gibt es im Moment für gebildete „Alte“ nicht zu tun…
Gruß
Ricarda

wo wischst du ? owt.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

So, so …
Hallo,

  1. aufgrund der bald fälligen Hyperinflation verliert ein
    Großteil der Älteren jede Altersabsicherung und lebt am oder
    unter dem Existenzminimum.

Wer hat das denn ausgerechnet?

  1. Als Alterssicherheit aufgebaute Immobilien, Aktien etc.
    müssen zu Billigstpreisen verschleudert werden, …

Widerspruch zu 1. Was gibt’s nun: Hyperinflation oder Billigstpreise?
In „als Alterssicherheit aufgebaute Immobilien“ kann man immerhin noch wohnen.

  1. die jüngeren können und wollen die Doppellast der Renten für
    die Alten und die Absicherung für das eigene Alter nicht mehr
    tragen. Das Verhältnis wird zunehmend von offener
    Konfrontation der Interessen geprägt.

Da gibt es heute schon „jugendliche Verbände“, die kräftig darin herum rühren:
Eine so genannte „Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen“, SRZG. Ihr Vorsitzender Jörg Tremmel durfte vor einiger Zeit im Fernsehen behaupten, dass „es noch nie eine Generation mit so schlechten Zukunftsaussichten gab“. Ich bin beinahe vom Stuhl gefallen, Wenn das mein Sohn wäre, würde ich ihn enterben!
Er behauptete auch, dass die zurück gehende Geburtenzahl daran liegt, dass die heutige 50+ Generation so wenig Kinder hat. Toll!

  1. aufgrund der immer schlechter werdenden
    Arbeitsplatzsituation ist ein großer Anteil der Jungen zur
    Auswanderung in die Nachbarstaaten gezwungen.

Das hat nichts, aber auch gar nichts mit der zurück gehenden Bevölkerungszahl zu tun. Das ist bestenfalls ein Argument, keine Kinder mehr in die Welt zu setzen - sie finden ja doch keinen Arbeitsplatz hier.

Es ist folglich
kaum einer da, der noch die Renten erwirtschaften kann.
Daher muss das Rentenniveau stark abgesenkt werden, viele
Rentner werden gezwungen sein, länger zu arbeiten und sich mit
Nebenjobs über Wasser zu halten.

Wo? Es gibt keine!

Du hast noch einige Punkte vergessen:

  • „Wir sind nicht mehr verteidigungsfähig“, so vor 10 oder so Jahren ein Politiker. Er hat wohl Angst, dass wir wieder von irgendwelchen zahlenmäßig starken Horden überfallen werden.
  • „Deutschland ist keineswegs so dicht besiedelt, das nicht noch einige ins Boot passen“, so eine Grünenpolitikerin. Na ja, Umweltverbrauch und -verschmutzung durch dichte Besiedlung haben wir ja im Griff.

Das Thema macht mich echt an!

Gruß, Stucki
Ein Rentner, der auf Kosten der heute Jüngeren lebt.

Arbeit, da oder nicht?
Hi Andreas

  • aufgrund der immer schlechter werdenden Arbeitsplatzsituation ist ein großer Anteil der Jungen zur Auswanderung in die Nachbarstaaten gezwungen.

Keine Arbeit vorhanden.

Es ist folglich kaum einer da, der noch die Renten erwirtschaften kann. Daher muss das Rentenniveau stark abgesenkt werden, viele Rentner werden gezwungen sein, länger zu arbeiten und sich mit Nebenjobs über Wasser zu halten.

Wenn keine Arbeit da ist, ist das schlecht möglich.

Gruß
Monika

Buch zum Thema
Hallo!

… von Frank Schirrmacher, „Das Methusalemkomplott“

ist sehr interessant

Liebe Grüße, Anna

… von Frank Schirrmacher, „Das Methusalemkomplott“

Hallo, Anna,
besternten Dank für den Tipp.
hier ist eine Rezension: http://buch-politik-biografien-geschichte.kaufen-und…
Danke
Eckard

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Unsere ärmeren

Eltern leisteten sich Handwerker.

Hä? Hallo Bernd,
was heißt „leisteten sich Handwerker“ ? - Ich könnte garnicht OHNE Handwerker. Und die muss ich natürlich bezahlen, umsonst arbeiten die nicht. Das fängt beim Klempner an, geht über den Tischler zum Maurer und hört beim Gärtner noch nicht auf. Was soll ich machen, ich kann das nichtz selber. Schon garnicht die technischen Sachen: Elektriker, Computer-Fachmann, Kfz-Werkstatt usw usf.
Ein großer Teil meines Einkommens geht für Handwerker drauf. Von wegen „unsere Eltern“ - wenn man icht selber Handwerker ist, was soll amn denn machen?
Gruss, Branden

Alle wandern aus in der alternden Gesellschaft
…hiedße eine Alternative.

Fragt sich bloß, wohin.