Allemagne, Germany, Deutschland

Guten Tag, wie kommt es, dass es für D in verschiedenen Sprachen so unterschiedliche Begriffe gibt

  • Germany
  • Allemagne, Almanya, Alemania
  • Tyskland, Deutschland

(Fortführung erwünscht…)

Worauf beziehen sich die Begriffe - auf Volksstämme, Kulturen? Warum auf unterschiedliche? Germanen? Alemannen? „Deutsche“? Warum nicht „Kelten“? Oder „Goten“?

Zugegeben, Geschichte ist nicht meine Leidenschaft, Goscinni / Uderzo las ich mehr als Tacitus, aber ich würde mch freuen,wenn jemand Licht in dieses begriffliche Wirrwarr bringt.

danke, dalga

Guten Tag, wie kommt es, dass es für D in verschiedenen
Sprachen so unterschiedliche Begriffe gibt

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  • Tyskland, Deutschland

(Fortführung erwünscht…)

Worauf beziehen sich die Begriffe - auf Volksstämme, Kulturen?

Ja. Die meisten Völker bezeichnen uns Deutsche mit dem Namen des Volksstammes, mit dem sie Kontakt hatten, als diese Bezeichnungen entstanden.

So nennen uns die Franzosen u.a. nach den Alemannen, die Engländer nach den Germanen im Allgemeinen (wobei das wohl auf die lateinische Tradition der Römer in Britannien zurückgeht, die schließlich von ‚Germania‘ sprachen), die Finnen nennen uns Saksalainen und unser Land Saksa.

Das Dänische hingegen verwendet wie wir die Begriffe deutsch und Deutschland, nur eben in ihrer Sprache.

Immerhin sprechen wir ja auch von Finnen statt Suomi, von Lappen statt Saami, …

Das kommt halt darauf an, wann eine Bezeichnung sich festsetzt.

Christiane

Hallo,

ziemlich „verrückt“ finde ich in dem Zusammenhang das Italienische:
Deutschland ist Germania, aber das Adjektiv ist „tedesco“.

Saluti

Pit

In Italia: Alemagna, Almagna, Lamagna

Guten Tag

Deutschland ist Germania, aber das Adjektiv ist „tedesco“.

Im 19. Jahrhundert wurde für ‚Deutschland‘ noch die Bezeichnung ‚Alemagna‘
benützt. Leporello der ungebildete Diener, singt in ‚Don Giovanni‘:

„In Italia seicento e quaranta;
In Lamagna (oder auch: Almagna) duecento e trentuna;
Cento in Francia, in Turchia novantuna;
Ma in Ispagna son già mille e tre,
mille e tre, mille e tre.“

Heute wird mit ‚Alemagna‘ das Ausbreitungsgebiet der Alemannen bezeichnet.

Gruss

Rolf

Hallo,

zusätzlich zum schon Gesagten gibt es noch FAQ:845

Gruß,

Myriam

Nochmals guten Tag.

Der Name „Deutschland“ ist meines Wissens eigentlich nicht sehr alt. Ich glaube, als offizieller Teil von einem Staatennamen kam es erst 1948 vor, mit dem west-deutschen Bundesrepublik Deutschland. Früher hatte man das Deutsche Reich, den Deutschen Bund und noch früher das Heilige Römische Reich deutscher Nation, das aber nicht alle deutschsprechenden Menschen umfasste und ausserdem auch viele anderssprachigen. Und, was heisst auch deutsche Sprache in früherer Zeit? Hoch-, Mittel-, Nieder-, Plattdeutsch? Ich glaube, kann mich aber irren, das Wilhelm I 1870 den Titel „Kaiser von Deutschland“ ablehnte und lieber „Deutscher Kaiser“ heissen wollte. Früher gab es ja eine Unmenge Klein- und Kleinststaaten in dem Teil von Europa das ich (und nur ich) den „Deutschraum“ nenne. Und, wie man weiss oder wenigstens wissen sollte, war es eine heikle, verwickelte und bisweilen gewalttätige Geschichte bis aus diesem geografischen Wirrwarr das neuzeitige Deutschland entstand.

Was den Bezeichnungen für Deutschland betrifft, gibt es zwei Gruppen. Einige Bezeichnungen sind ursprünglich Namen von Volksstämmen mit denen Nachbarvölkern in Verbindung traten. Die Germanen waren ein Stamm bei dem Rhein zu römischer Zeit, die Alemannen waren ein oder mehrere Stämme ungefähr in Baden-Württemberg. (Der Name heisst, lese ich, ursprünglich Alle Mannen, „alle Männer“.) Die Römer, Franzosen usw. haben dann einfach die Bezeichnung für ihre Nachbarn auf die dahinterwohnenden Völkern übertragen; vielleicht ungefähr so, wie man in Bayern alle nördlicheren Deutsche abschätzlich Preissen nennt. Die Wikinger sagten Saxland, weil sie die (Nord-)Sachsen am besten kannten.

In der anderen Gruppe sind Namen wie Deutschland und Tyskland. Das letztere hiess ursprünglich so etwas wie Tydskland, ds geht aber nicht gut auf skandinavischer Zunge. Die kommen von einem altgermanischen Wort ungefähr theudo, das einfach Volk oder gemeines Volk heisst. Die unterschiedlichen Varianten erklären sich durch die Sprachgeschichte. (Eine sehr spannende Sache für diejenigen, denen es interessiert, eine urlangweilige Sache für andere.) Ich lese, dass man im Mittelalter mit „deutsch“ (in irgendeiner alten Form) die Sprache des gemeinen Volkes meinte. Die Gelehrten verwendeten ja Latein, und deut-eten wenn notwendig auf deut-scher Sprache, damit die Be-deut-ung den ungelehrten deut-schen Menschen deut-lich wurde.

Die alten Germanen zu römischer Zeit sprachen unterschiedliche Mundarten, die sich aber alle ähnelten. Die Kelten sprachen eine ganz andere Sprache und waren so ein ganz anderes Volk. Die Goten sprachen eine germanische Sprache/Mundart, und im Mittalter nannte man auch oft alle Völker nördlich der Alpen Goten (gotischer Stil!) Warum nicht heute noch? Ja, das wäre ein langes Studium für einen, der das Interesse und die Zeit hätte.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo

[…]

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leider habe ich keine Antworten, nur noch eine „Kuriosität“
in Russland heißt unser Land „Germania“, aber „deutsch“ nemjetzki (oder so ähnlich, bzw. wie auch immer an das Objekt angepasst)

Sabine F.

Guten Tag, wie kommt es, dass es für D in verschiedenen
Sprachen so unterschiedliche Begriffe gibt

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Auf Englisch ist „Dutch“ das Wort für „Niederländisch“, obwohl es unzweifelhaft mit „Deutsch“ verwandt ist.

Auf Italienisch wird „deutsch“ mit „tedeschi“ übersetzt (Ähnlichkeit mit „deutsch“ ist zu bemerken).

Die Alemannen sind wohl die Schweizer und die Vorarlberger, sprachlich gesehen - die haben irgendwelche Lautverschiebungen im Mittelalter nicht mitgemacht.

Es sind so viele Völker durch den jetzigen deutschen Raum gezogen, und es haben viele umliegende Völker ihre Ableitungen zu verschiedener Zeit und von verschiedenen Volksgruppen abgeleitet, daher wohl die verschiedenen Namen.

Die Inuit (auf Inuktitut „Mensch“) wurden von den Europäern „Eskimo“ genannt („Fischesser“).

„nemjezkij“ heißt auf russisch „deutsch“ (wie schon erwähnt), aber auch „ausländisch“. Auf Rumänisch gibt es für „deutsch“ zwei Begriffe: „german“ und „nemtsesc“ (Rumänisch ist grundsätzlich eine romanische Sprache, hat aber durch Lage und Historie eine Menge slawische Wörter).

Gruß, Artefakt

Ich danke Euch! owT

Auf Englisch ist „Dutch“ das Wort für „Niederländisch“, obwohl
es unzweifelhaft mit „Deutsch“ verwandt ist.

Auf Italienisch wird „deutsch“ mit „tedeschi“ übersetzt
(Ähnlichkeit mit „deutsch“ ist zu bemerken).

Die Ähnlichkeit kommt daher, das alles auf ahd. thiodisc zurückgeht, ein Adjektiv zu thiot, theot, diot, u.ä. ‚Volk‘, d.h. wörtl. ‚völkisch‘

„nemjezkij“ heißt auf russisch „deutsch“ (wie schon erwähnt),
aber auch „ausländisch“. Auf Rumänisch gibt es für „deutsch“
zwei Begriffe: „german“ und „nemtsesc“ (Rumänisch ist
grundsätzlich eine romanische Sprache, hat aber durch Lage und
Historie eine Menge slawische Wörter).

Die Ungarn nennen uns auch nemet und unser Land nemetorszag .
Wörter für ‚fremd‘ etc. als Volksbezeichnung zu verwenden ist nicht unüblich. Immerhin kennen wir das Wendland, wobie Wenden wörtlich die Fremden aus dem Osten sind, im Gegensatz dazu geht welsh, Wales, etc. auf ‚die Fremden aus dem Westen‘ zurück, soweit ich weiß.

LG
Christiane

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Hallo Christiane,

Die Ähnlichkeit kommt daher, das alles auf ahd. thiodisc
zurückgeht, ein Adjektiv zu thiot, theot, diot, u.ä.
‚Volk‘, d.h. wörtl. ‚völkisch‘

Was du schreibst ist sehr interessant,

„nemjezkij“ heißt auf russisch „deutsch“, aber auch „ausländisch“

Wörter für ‚fremd‘ etc. als Volksbezeichnung zu verwenden ist
nicht unüblich. Immerhin kennen wir das Wendland, wobie
Wenden wörtlich die Fremden aus dem Osten sind, im
Gegensatz dazu geht welsh, Wales, etc. auf ‚die
Fremden aus dem Westen‘ zurück, soweit ich weiß.

aber dann müßten doch z.B. die Russen nicht nur uns Deutsche nemjezkij nennen. Ist das so?

Gruß Steffi

Hallo,

das ist ja interessant, dass die Bezeichnung für ein Land geändert wird. Weiß jemand, wie es dazu kam?

Pit

aber dann müßten doch z.B. die Russen nicht nur uns Deutsche
nemjezkij nennen. Ist das so?

Gruß Steffi

Keine Ahnung, aber wir nennen ja auch nur die Waliser so bzw. die Wenden, obwohl es weit mehr ‚Fremde‘ im Westen und im Osten gibt…

LG
Christiane

Ach ja, in diesem Zusammenhang ist auch das slawische ‚Niemec‘ für ‚deutsch‘ sehr interessant… das zeigt nämlich, dass es nicht immer die Selbstbezeichnung der Nachbarschaft ist, die einem Volk den Namen gibt, sondern manchmal auch deren Eigenschaften.

So leitet sich ‚Niemec‘ von dem Adjektiv ‚niemy‘ ab - und dieses bedeutet ‚stumm‘. Für die Slawen waren die Germanen nämlich diejenigen, die nicht mit ihnen reden konnten.

Viele Grüße,
Martin

Das slawische Wort „njemecki“ (und Konsorten) heißt eigentlich nicht „fremd“, sondern „stumm“, weil die Slawen unsere Sprache damals nicht verstanden.

Gruß,

  • André

‚Alemagna‘ von ‚Allemagne‘ zur Zeit der Franzosen

Hallo, Gargas

Der Begriff ‚Alemagna‘ wurde offenbar in Norditalien zur Zeit der Besetzung durch
französische Truppen verwendet (frz. ‚Allemagne‘).

Gruss

Rolf