Nochmals guten Tag.
Der Name „Deutschland“ ist meines Wissens eigentlich nicht sehr alt. Ich glaube, als offizieller Teil von einem Staatennamen kam es erst 1948 vor, mit dem west-deutschen Bundesrepublik Deutschland. Früher hatte man das Deutsche Reich, den Deutschen Bund und noch früher das Heilige Römische Reich deutscher Nation, das aber nicht alle deutschsprechenden Menschen umfasste und ausserdem auch viele anderssprachigen. Und, was heisst auch deutsche Sprache in früherer Zeit? Hoch-, Mittel-, Nieder-, Plattdeutsch? Ich glaube, kann mich aber irren, das Wilhelm I 1870 den Titel „Kaiser von Deutschland“ ablehnte und lieber „Deutscher Kaiser“ heissen wollte. Früher gab es ja eine Unmenge Klein- und Kleinststaaten in dem Teil von Europa das ich (und nur ich) den „Deutschraum“ nenne. Und, wie man weiss oder wenigstens wissen sollte, war es eine heikle, verwickelte und bisweilen gewalttätige Geschichte bis aus diesem geografischen Wirrwarr das neuzeitige Deutschland entstand.
Was den Bezeichnungen für Deutschland betrifft, gibt es zwei Gruppen. Einige Bezeichnungen sind ursprünglich Namen von Volksstämmen mit denen Nachbarvölkern in Verbindung traten. Die Germanen waren ein Stamm bei dem Rhein zu römischer Zeit, die Alemannen waren ein oder mehrere Stämme ungefähr in Baden-Württemberg. (Der Name heisst, lese ich, ursprünglich Alle Mannen, „alle Männer“.) Die Römer, Franzosen usw. haben dann einfach die Bezeichnung für ihre Nachbarn auf die dahinterwohnenden Völkern übertragen; vielleicht ungefähr so, wie man in Bayern alle nördlicheren Deutsche abschätzlich Preissen nennt. Die Wikinger sagten Saxland, weil sie die (Nord-)Sachsen am besten kannten.
In der anderen Gruppe sind Namen wie Deutschland und Tyskland. Das letztere hiess ursprünglich so etwas wie Tydskland, ds geht aber nicht gut auf skandinavischer Zunge. Die kommen von einem altgermanischen Wort ungefähr theudo, das einfach Volk oder gemeines Volk heisst. Die unterschiedlichen Varianten erklären sich durch die Sprachgeschichte. (Eine sehr spannende Sache für diejenigen, denen es interessiert, eine urlangweilige Sache für andere.) Ich lese, dass man im Mittelalter mit „deutsch“ (in irgendeiner alten Form) die Sprache des gemeinen Volkes meinte. Die Gelehrten verwendeten ja Latein, und deut-eten wenn notwendig auf deut-scher Sprache, damit die Be-deut-ung den ungelehrten deut-schen Menschen deut-lich wurde.
Die alten Germanen zu römischer Zeit sprachen unterschiedliche Mundarten, die sich aber alle ähnelten. Die Kelten sprachen eine ganz andere Sprache und waren so ein ganz anderes Volk. Die Goten sprachen eine germanische Sprache/Mundart, und im Mittalter nannte man auch oft alle Völker nördlich der Alpen Goten (gotischer Stil!) Warum nicht heute noch? Ja, das wäre ein langes Studium für einen, der das Interesse und die Zeit hätte.
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