Hi Junktor,
jetzt habe ich mich glücklicherweise daran erinnert, dass da noch eine Frage bzw. deren Beantwortung für mich offen ist und gehe nun auf einige Deiner Sätze ein…
Ja und der der Absicht, mit der ein Werk geschaffen wird. Will
der Künstler eine Aussage machen oder nur dem Selbstzweck
dienen, was natürlich i.O. ist, nur darf er das dann
veröffentlichen?
Nunja, auch der Käufer bedient sich durchaus (s)eines Selbstzwecks. Zum einen, wenn er Kunst nur als Dekoration für seine Wohnräume betrachtet (farblich möglichst passend zum Sofa), als Spekulationsobjekt oder aber auch, um sein Image zu polieren…
Es sind oft gerade die „Kunstdekorationsmaler“, die von ihrer Arbeit leben können, weil sich „Gefälliges“ immer noch am besten verkauft.
Mit Immendorffs „Deutschland“-Bild (der genaue Titel kommt mir gerade nicht in den Sinn) oder den „Not-Skulpturen“ einer Käthe Kollwitz will sich kaum einer tagtäglich in seinem Wohnzimmer auseinandersetzen.
Aus Narzissmus, Respektlosigkeit gegenüber dem Betrachter,
komerziellem Interesse…? Das Werk wird dann ent"art"et
jedenfalls in der reinen und unschuldigen Form der Strukturen.
Oder weil er die Betrachter an seinem Innenleben teilhaben
lassen will? Wäre das dann nicht ein klein wenig
exhibitionistisch?
Nun, autobiographische Aspekte finden sich in jeder Sparte der Künste. Das macht ja ihre Individualität und damit ihren Reiz aus. Deshalb gleich mit Exhibitionismus zu spekulieren, halte ich für gewagt.
Allerdings:
Sind Künstler Exhibitionisten?
Da möchte ich George Sand (aus „Consuelo“) zitieren, für mich ist sie die Inkarnation der Exhibitionisten in der Kunst:
„Sollte ich zur Ergebenheit geboren sein, so verbanne Gott aus meinem Kopf die Liebe zur Kunst, die Poesie und den Instinkt der Freiheit, der meine Ergebenheit in Qual und Agonie verwandelt;
sollte ich für die Kunst und für die Freiheit geboren sein, so verbanne er aus meinem Herzen das Mitleid, die Freundschaft, die Fürsorge und die Furcht, Leid zuzufügen, denn sie werden meine Triumphe stets vergiften und meine Laufbahn behindern.“
Ich kenne derartige Künstler zur Genüge, Eitelkeit in hoher Potenz, konkurrent und missgünstig, unfähig, Qualität bei Arbeiten von Kollegen zu würdigen - und ich finde sie zum Kotzen.
Wahrscheinlich gibt es aber eine Intimzone, die tabu bleibt.
Die Frage nach einem notwendigen Maß an Intimität (nicht nur in der Kunst) würde wahrscheinlich einen langen neuen Thread lostreten…
Ich glaube, dass jeder sein eigenes Maß an Intimität schützt und den Respekt davor fordert. Ich persönlich besitze ein relativ geringes Maß an Intimität, d.h. ich trage mein Herz auf der Zunge und sage dann durchaus manchmal Dinge, die ich lieber für mich behalten sollte. Das hat den Preis hoher Verletzbarkeit. Wer schweigt schützt sich, macht sich unangreifbar (alles weitere gehört dann wohl ins Psych.-Brett).
Ich habe da hohe Ansprüche.
Zu Recht.
Das war meine Meinung wie siehst
du das denn? Sehe ich das falsch? Mit welcher Prämisse gehst
du an eine Sache?
Ich betrachte mich ja eher als „Geschichtenerzählerin“ mit meinen Plastiken. Ich erlebe etwas, sehe etwas oder es geschieht einfach so… Das setze ich dann um. Meine Arbeiten trennen sich in zwei Sparten: die eine ist eher ironisch, die andere ist eher melancholisch-grüblerisch. Letztere ist sicher die aus der eigenen Intimität stärker gespeiste. Zwei Beispiele kann ich Dir mailen, meine Homepage ist noch in Arbeit… Die ironischen verkaufen sich besser 
Ich verweigere zumeist eine eigene Interpretation meiner Arbeiten anderen gegenüber, um dem Betrachter die Freiheit zu lassen, seinen Sinn darin zu sehen. (Überhaupt bin ich ein Zweifler, wenn nicht sogar Gegner der Kunstinterpretationen, wenn sie über Hintergrundinformationen über Zeitgeschichte und Lebenssituation des betreffenden Künstlers hinausgehen…)
Ein Resignieren wie
Botho Strauss es schildert kann man sich eigentlich nicht
leisten! Und ich denke auch nicht, das er das so meint!
Auch ich gehe davon aus, dass Strauss Diskussionen provozieren will und nicht als verletzter schmollender Literat an seinem Küchentisch über die ach so böse Welt sinniert…
Nach dem 11. September hat Bruce Springstreen sein Lied
Uprising geschrieben. Aufstehen. Er sagte es ist die Aufgabe
der Künstler dieses Attentat zu verarbeiten und den Menschen
eine Perspektive zu geben. Jeder der das Lied hört erlangt
eine motivierendes Gefühl und eben keines der Resignation.
Ein hoher Anspruch. Vielleicht gelingt das bei sentimentalen Amerikanern. Rapper haben schon früher mit ihren Texten gesellschaftliche Missstände angeprangert - und nichts bewirkt… Der kollektive Schock lässt die Menschen zusammenrücken - für eine Weile. Aber dann wenden sich die meisten doch wieder in ihrem Selbsterhaltungstrieb ihrem Ego-Trip zu…
Ja ich halte die Kunst für ein wichtiges und wertvolles Medium!
Ich auch
) Immer noch und immer wieder und sie wird mich mein Leben lang nicht mehr loslassen…
Herzlichen Gruß,
Anja