Alles schon gesehen

hallo!

so richtig, weiss ich nicht, warum ich schreibe. ist aber ne sache, die mich des öfteren beschäftigt. und zwar erging es mir in den letzten monaten in allen möglichen situationen so, dass ich der (gesprächs-)materie müde war. eine unterhaltung mit jemandem ist für mich langweilig geworden. bevor jetzt die ersten rufe laut werden: nein ich bin nicht in mich selbst verliebt, mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht der hellste bin! der ein oder andere von euch wird wohl
Hermann Hesse - Der Steppenwolf
gelesen haben?! er schreibt da "Du hattest ein Bild vom Leben in dir, einen Glauben, eine Forderung, du warst zu Taten, Leiden und Opfern bereit - und dann merktest du allmählich, dass die Welt gar keine Taten und Opfer und der gleichen von dir verlangt, dass das Leben keine heroische Dichtung ist, mit Heldenrollen und dergleichen, sondern eine bürgerliche gute Stube, wo man mit Essen und Trinken, Kaffee und Strickstrumpf, Tarockspiel und Radiomusik vollkommen zufrieden ist. Und wer das andere nicht will und in sich hat, das Heldenhafte und Schöne, die Verehrung der großen Dichter oder die Verehrung der Heiligen, der ist ein Narr und ein Ritter Don Quichotte. Gut.

Gallo Marcel,

irgendwie kommt mir das doch sehr bekannt vor. Ich glaube beinahe (hier brauchte ich einen Psychologen, der mir das bestätigt), dass dies doch eine Phase ist, die jeder einmal durchmacht.
Den einzigen Weg, den ich gefunden habe, ist etwas zu tun, dass nicht schon durchgekaut ist, etwas zu bearbeiten, was die Postmoderne in Grund und Boden stampft *fg*, will heissen, etwas, das vielleicht die Chance hat nicht ein Zitat von vergangenen Zeiten zu sein.
Was nun den Kontakt zu den Menschen angeht: nun, man muss sich einfach abfinden, dass sich die Masse selbst genügt. Und selbst Du wirst einen Weg finden müssen genauso zu sein. Ich meine in gewissen Belangen. Oder schon mal einen Skeptiker gesehen, der sein Auto nicht wäscht, weil es für ihn gar nicht da ist? Mit dieser Frage will ich eigentlich nur ausdrücken, dass egal wie selbstgerecht die Denker auch in ihrem Bereich sein mögen („Hach, sind wir gut, wir durchschauen sie Manipulationen der Masse“) muss man doch auch Konzessionen machen um nicht komplett den Bezug zur Welt zu verlieren. Ich sage zur Welt und nicht zu den Menschen, denn die Menschen sind von Natur aus grausam. Auch Du, wenn Du meinst, dass Du alles schon gesehen und gehört hast. Es stellt sich für Dich vielleicht einfach einmal die Frage: ich will ja auch, dass man mir zuhört, also nehme ich mir die Kraft auch den Anderen zuzuhören. Vielleicht wirst Du erstaunt und hörst Dinge, die Du nicht erwartest, wer weiss. Vielleicht auch nicht. Dann kannst Du Dich ja immernoch in Deinen hesseschen Elfenbeinturm zurückziehen und Dich über Deine Überlegenheit freuen und die Allgemeinheit ihrer Dummheit überlassen…

Ambivalente Grüsse eines Perlenspielers

Y.-

NB: Nichts was ich sagen könnte, wäre ernst genug für Dich, darum vergiss lieber grad wieder was ich gesagt habe :wink:))

aha

aha

nehmen wir den lustigen spaß einmal bei seite. ha ha :smile:
mit dem großen denken habe ich aufgegeben, ich beginne langsam wieder zu verdummen. schläfrig ist mein verstand geworden… hab keine lust drüber zu schreiben, ich geh gleich auf ne feier - unrecht hast du nicht*: allerdings blieb es bei meinen eltern immer beim wollen („man will, dass einem zugehört wird“)… von „werden“ war da nie die rede. will heissen: ich bin ein kleiner kafka… nur hab ich nicht so abstehende ohren *g*
auch hab ich eine mich tierisch langweilende tendenz in meinem freundeskreis beobachtet. nämlich dieses PERMANENTE analysieren: warum hat er das gesagt - wie schlecht war der einwurf - welche mimik zeigt er des öfteren …es ist so zum töten langweilig: die leute freuen sich dann richtig, man könnte ihr gesicht 10 minuten bewegt so zeigen und es würde einem normal vorkommen.

  1. preis für das 100ste erzählen einer alten verletzungskamelle …wer ihn gewinnt, darf all das tun, was ich von ihm erwarte.
    wie gesagt * die überraschung steckt im kleinen. den hang zum umarmen hatte ich allerdings schon immer :stuck_out_tongue:

Eben, q.e.d.
ohne Worte…

Masslos?
Hallo, Marcel,
könnte man Dein Problem vielleicht auch so beschreiben?

Ein Mensch, der manches liebe Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Und keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihm jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich gar die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und der rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt -
Doch seitdem ist der Mensch verrückt.
(Eugen Roth)

Gruß (auch wenn es Dir unterhalb des Lendenwirbels vorbeigeht :smile:
Eckard

Eugen Roth ist nen ganz feiner !!! und auch sehr pasend… aber…

isn bischn idealtypisch was mein sog. problem angeht… die genüsse des lebens bleiben mir immer noch offen. ich kann mich zum glück zur schnelllebigen truppe zählen… oder… hä?

wahrscheinlich verrückt :wink:

> >
( Georg Christoph Lichtenberg )

Hallo zusammen, Hallo Marcel!

Ich denke nicht, daß man zwangsläufig schädlich selbstverliebt ist, wenn einem die Materie „nichts mehr gibt“. Getreu der These, daß Denken einsam macht, wählen ( wohl recht viele ) Menschen bewußt oder unbewußt entweder den Nihilismus oder den Hedonismus als Grundlage ihres Empfindens. Soll heißen, man kommt entweder zu dem Schluß, daß alles wertlos ist oder man erhebt das Wertlose zum Erstrebenswerten. Beide Denkweisen vertragen sich nur untereinander, nie miteinander. Und das auch nur im Grundsatz, selten im Detail. Wer dies bemerkt, dem gibt das meiste tatsächlich nichts mehr und es langweilt.
Will man Befriedigung abseits des Zynismus aus dem Leben ziehen, so muß man sich die Lücke bzw. einen Weg dazwischen suchen. Man kommt dabei zwangsläufig zur Erkenntnis ( wie meine Vorrednerin richtig bemerkte ), daß die Masse sich meist selbst genügt.
Ich versuche dabei aber immer wieder zweierlei gern: 1) der Masse ihre Eigenheiten zu entlocken; nur wer forscht, kommt den wundersamen Kleinigkeiten, die das Leben ausmachen, auf die Spur. Allerdings ist das Trefferverhältnis nie besonders gut, davon lasse man sich nicht beeindrucken. Und 2) der Masse meine eigenen kleinen „Wunder“ zu geben. Auch hier muß man immer damit rechnen, daß nicht zuviel dabei herauskommt. Wenn doch, dann allerdings umso nachhaltiger.
Der Umgang mit der Außenwelt erinnert mich immer wieder ein wenig an den Bildhauer Glaucus aus „Harold and Maude“, der wunderbare, aber leider höchst vergängliche Skuplturen aus Eis erschafft. Ihm ist gleichgültig, daß nur wenige seine absichtlich vergänglichen Werke rechtzeitig bewundern können und wollen, aber er ist nie gleichgültig genug, es nicht immer wieder neu anzufangen. Natürlich ist das eine reine Donquichotterie, aber, wie Anthony Cronin es mal gesagt hat, verleiht diese dem Leben auch eine gewisse Würde :wink:

In diesem Sinne

Gruß

Fitzcarraldo

Hallo Marcel,

du hörst zuviel zu.
Rede selbst.
Wenn du redest gewinnst du neue Erkenntnisse.
Nicht zuletzt die Erkenntnis welchen Unsinn du dabei verzapfst. :wink:

gruss D.K.

schliesse mich an
hallo marcel,

deine schilderung könnte auch auf mich zutreffen.

tipp: betrachte das leben als spiel; handle abstrakt und freu dich
auf den kuriosen widerhall - dann wird die tristesse ein wenig interessanter.

gruss

desperado

p.s.: luftschlangen sind manchmal aus metall!

(beispiel)

Kann es sein, dass das auch ein Problem Deines Umfeldes ist? (Keine angst, ich meine nicht, dass Du Deinen ganzen Freundeskreis wechseln solltest)
Aber manchmal ist das Problem doch, dass man von Gesprächen oder Diskussionen mit anderen gelangweilt ist, weil man
a) die anderen schon so gut kennt, dass man die Antworten voraussagen kann oder
b) dass man mit Menschen zusammensitzt, die sich mit diesen Themen noch nie auseinandergesetzt haben, weil sie entweder nicht wollten oder eben kein so ausgeprägtes intellektuelles Interesse haben ( :wink: nicht böse gemeint, ehrlich!!)
Ich erinnere mich beispielsweise an eine angeregte Diskussion mit einer Freundin über die Bedeutung der Photografie und das Übertreten intimer Grenzen des anderen, wenn man diesen fotografiert obwohl er das nicht möchte (das Gefühl kennt wohl jeder…).
Zufällig ging ich am gleichen Abend mit einem Freund ins Kino und wir sahen Robbin Williams in „One Hour Photo“. Ich war schwer beeindruckt, da er einige der vormittags diskutierten Thesen stützte, aber auch völlig neue Aspekte in den Raum stellte.
Mein Freund aber meinte nur „Das ist doch völlig bescheuert! Ein Photoapparat! Und natürlich! DIe anderen haben schrecklich angst! Das ich nicht lache!“

  • Du siehst, mir hat dieses gEspräch natürlich auch nichts gebracht!!
    Liebe Grüße,
    Norah

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on the nothing new.

1813 schreibt Johann Wolfgang von Goethe in das Stammbuch eines verdrossenen jungen Mannes http://www.phil.upenn.edu/~cubowman/fichte/gallery_i…

Willst du dich deines Wertes freuen,
So mußt der Welt du Wert verleihen.

Beeindruckt haben diese Worte den jungen Dr. Phil nicht.

„Ja oder nein?“ sagte Murphy. Die ewige Tautologie.
„Ja“, sagte Celia. „Nun haßt Du mich.“
"Nein, sagte Murphy. „Schau mal nach, ob ein sauberes Hemd da ist.“

~ ~ ~

So lange wir jung sind, man mag uns sagen, was man will, halten wir das Leben für endlos und gehn danach mit der Zeit um. Je älter wir werden, desto mehr ökonomisieren wir unsere Zeit. Denn im spätern Alter erregt jeder verlebte Tag eine Empfindung, welche der verwandt ist, die bei jedem Schritt ein zum Hochgericht geführter Deliquent hat. Arthur Schopenhauer